Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank

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Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank Fürstenkrone

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als unsereiner, weil Sie mit Prinzessin Louise befreundet sind. Glauben Sie mir, Frau von Vallone, einen Märchenprinzen werden Sie trotzdem nicht einfangen. An Ihrer Stelle würde ich nicht so wählerisch sein.«

      »Warum lassen Sie mich nicht endlich in Ruhe, Herr Reinhardt?« Antonia wandte sich den Stallungen des Gestüts zu. Sie drehte sich nicht um, hörte jedoch, dass ihr Max folgte. Bereits im nächsten Moment umfasste er ihren rechten Oberarm. Mit einer heftigen Bewegung befreite sie sich. »Treiben Sie es nicht zu weit«, drohte sie mit funkelnden Augen.

      »Antonia, wenn ich Sie nicht so lieben würde …«

      Die junge Frau öffnete das Hoftor und schloss es energisch hinter sich, bevor Max Reinhardt ihr in den Hof mit den Stallungen folgen konnte. So gern sie sich über sein Verhalten bei Fürst Bernstett beschwert hätte, sie schreckte davor zurück, weil sie dem Gärtner keine Schwierigkeiten machen wollte. Zudem war sie bisher mit allen Problemen allein fertiggeworden.

      Bernd Fischer, ein Mann Mitte dreißig, kam aus einem der Stallgebäude. Mit einem freundlichen Gruß verschwand er in der Scheune, in der das Heu gelagert wurde.

      Antonia blieb nicht viel Zeit zum Nachdenken. Es gab einiges, was sie noch zu tun hatte. Sie beeilte sich, weil sie sich mit ihrer Freundin verabredet hatte. Louise Prinzessin von Bernstett und sie hatten dasselbe Internat am Luganer See besucht. Sie, Antonia, war nach dem frühen Tod ihrer Eltern bei einem inzwischen verstorbenen Großonkel aufgewachsen, der entfernt mit den Bernstetts verwandt gewesen war. Sie hatten ihm dieses Internat für sein Mündel empfohlen.

      Antonia war ein Jahr jünger als die Prinzessin, die vor wenigen Wochen ihren vierundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte. Seit ihrer Kindheit hatte sie den Wunsch gehabt, Pferdewirtin zu werden. Als ihr die Bernstetts nach ihrer Ausbildung angeboten hatten, auf ihrem Gestüt zu arbeiten, hatte sie sofort zugesagt.

      Kurz nach vier Uhr sattelte sie die Stute der Prinzessin und ihr eigenes Pferd, einen schön gezeichneten Wallach namens Henry, den sie von ihrem verstorbenen Vormund zum achtzehnten Geburtstag bekommen hatte. Sie hatte die Pferde gerade in den Hof geführt, als Prinzessin Louise auch schon kam.

      »Dann können wir ja gleich los, Antonia«, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln und fütterte die beiden Pferde mit Leckerlis, die sie aus ihrer Hosentasche zauberte.

      Bernd Fischer eilte über den Hof. »Lassen Sie mich Ihnen helfen, Hoheit«, bat er, als Louise aufsitzen wollte.

      »Danke, Herr Fischer, das ist nicht nötig.« Louise schwang sich in den Sattel.

      Der Stallarbeiter ließ sich von ihrer Abweisung nicht beirren. Er öffnete das Hoftor. Devot neigte er den Kopf, als die beiden jungen Frauen an ihm vorbeiritten.

      Louise warf einen flüchtigen Blick zurück. »Ich mag diesen Mann nicht«, sagte sie. »Er hat etwas an sich …« Sie hob die Schultern. »Dabei ist er stets freundlich und zuvorkommend.«

      »Ja, das ist er wirklich«, antwortete Antonia. »Wir kommen gut miteinander aus. Er gehört zu den Leuten, auf die absoluter Verlass ist.«

      Louise zwinkerte ihr zu. »Mit deiner Menschenkenntnis ist es nicht besonders weit her«, scherzte sie. »Darüber sind wir uns seit Jahren einig. Mein Gefühl sagt mir, dass Bernd Fischer zu den ersten gehören wird, die mit Leon Schwierigkeiten bekommen.«

      Fürst Albert, Louisas Vater, hatte vor einigen Wochen einen Herzanfall erlitten. Aus diesem Grund hatte er beschlossen, sich aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen. Seinem ältesten Sohn, Prinz Frederik, hatte er die Geschäftsführung der familieneigenen Porzellanfabrik anvertraut. Prinz Leon sollte die Leitung des Gestüts übernehmen.

      Leon hielt sich seit fast einem Jahr in einem Schweizer Sanatorium auf, in das er sich nach einem Autounfall zurückgezogen hatte. An diesem Abend wurde er zurückerwartet.

      Er hatte seine Familie darum gebeten, von seiner Rückkehr nach Bernstett kein Aufhebens zu machen.

      »Ich freue mich darauf, dass Leon die Leitung des Gestüts übernimmt«, erwiderte Antonia. »In den letzten Wochen sind einige wichtige Entscheidungen aufgeschoben worden, weil dein Vater sich nicht mehr um das Gestüt kümmern konnte und Frederik sich nicht zuständig fühlt.«

      »Freu dich nicht zu früh, Antonia«, bemerkte Prinzessin Louise düster, während ihre Pferde nebeneinander hertrabten. »Leon hat sich in den letzten Monaten sehr verändert. Ihr habt euch zuletzt gesehen, als ich achtzehn wurde. Damals sprühte er vor Leben. Er stand erst am Anfang einer großartigen Reiterkarriere. Noch vor seinem Unfall sprach man von ihm als einen der Sterne am deutschen Reiterhimmel. Davon ist nichts mehr geblieben. Leon ist zu einem verbitterten, depressiven Mann geworden.«

      »Wenn dein Bruder erst auf Bernstett ist, wird er nach und nach wieder am Leben teilnehmen«, sagte Antonia. »Ihr solltet nicht die Hoffnung aufgeben. Und er wird auch wieder reiten, da bin ich mir ganz sicher.«

      »Ich wünschte, ich könnte daran glauben, Antonia«, antwortete die Prinzessin. »Nun gut, warten wir es ab.« Sie atmete tief durch. »Unsere Ausritte werde ich vermissen, wenn ich in England bin. So sehr ich mich auf meine Hochzeit mit Stephanos freue, mir wäre es bedeutend lieber, ich könnte ihn überreden, mit mir auf Bernstett zu leben.«

      »Wie ich dich kenne, wirst du sehr oft in Deutschland sein, Louise«, meinte Antonia.

      »Außerdem kannst du mich in London und in Cornwall besuchen. Du bist herzlich eingeladen.«

      »Danke.« Antonia ließ sich nicht anmerken, wie sehr es sie bedrückte, sich in drei Wochen von Louise trennen zu müssen. Obwohl sie Prinz Stephanos, einem Verwandten des griechischen Ex-Königs, nur flüchtig kannte, war sie überzeugt, dass Louise mit ihm sehr glücklich werden würde. Ihre Freundin hatte von ihm geschwärmt, seit sie ihn als junges Mädchen anlässlich der Heirat Prinz Hakons mit Mette-Marit in Norwegen kennen gelernt hatte.

      Gegen sechs kehrten die beiden jungen Frauen auf das Gestüt zurück. Louise wollte ihre Freundin zum Dinner ins Schloss einladen, doch Antonia lehnte ab. So gut sie auch mit Louisas Familie auskam, an diesem Abend hätte sie sich wie ein Eindringling gefühlt.

      »Es ist der erste Abend, den dein Bruder seit einem Jahr zu Hause verbringt, Louise. Ich würde nur stören.«

      »Wenn du meinst«, sagte die Prinzessin und verabschiedete sich von ihr.

      Antonia hatte noch einiges zu erledigen, bevor sie das Gestüt verlassen konnte, um zu dem alten, von Haselnuss-Sträuchern umgebenen Pförtnerhäuschen zu fahren, in dem sie lebte. Es erhob sich rechts des Parktors und hatte bis in die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts den Schlosswachen als Wohnstatt gedient. Kurz bevor Antonia es bezogen hatte, war es umfassend renoviert worden. Mit seinen efeubewucherten Mauern, den grünen Fensterläden und dem roten Dach wirkte es wie ein verwunschenes Hexenhäuschen.

      Die junge Frau bereitete sich zum Abendessen ein Omelett und Salat, legte sich einen Film in den DVD-Player ein und machte es sich vor dem Fernseher gemütlich. Leider hielt der Film nicht, was sein Titel versprochen hatte. Mitten drin schaltete sie ihn aus, zog eine Jacke über und verließ das Haus, um sich noch etwas die Füße zu vertreten. Sie hoffte, bei ihrem Spaziergang nicht Max Reinhardt zu begegnen, der oft am Abend in der Nähe des Pförtnerhäuschens herumlungerte.

      Zu Schloss Bernstett gehörte ein sehr weitläufiger Park, der hinter dem Schloss in dichten Wald überging. In den Ferien hatte sie oft Louise besucht und sich einmal in diesem Wald verlaufen. Es war Prinz Leon gewesen, der sie damals gefunden und ins Schloss zurückgebracht

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