Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank
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Читать онлайн книгу Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank страница 47
»Wie können Sie es wagen …« Er sprang auf und kam hinter dem Schreibtisch hervor. »Ich glaube nicht, dass ich mir Ihre Unverschämtheiten anhören muss.«
»Genauso wenig wie ich, Hoheit.« Antonia hob das Kinn und sah ihm unerschrocken in die Augen. »Seit Sie die Leitung des Gestüts übernommen haben, drangsalieren Sie uns, wo Sie nur können. Ich für meinen Teil denke jedenfalls nicht daran, mich weiterhin von Ihnen ungerecht behandeln zu lassen, nur weil Sie sich in Selbstmitleid ergehen.«
Leon starrte sie sprachlos an. Nie zuvor hatte es jemand gewagt, so mit ihm zu sprechen. »Raus!«, schrie er und wies zur Tür. »Verschwinden Sie endlich!«
»Was gesagt werden musste, habe ich gesagt«, erklärte Antonia ruhiger, als sie sich fühlte. Sie hatte sich dazu hinreißen lassen, weiterzugehen, als sie es vorgehabt hatte. Trotzdem bereute sie es nicht. Sie öffnete die Tür. »Einen schönen Tag noch, Hoheit.« Fast lautlos schloss sich die Tür hinter ihr.
Drinnen ballte Leon die Hände zu Fäusten. Er hatte große Lust, den gläsernen Briefbeschwerer von seinem Schreibtisch zu nehmen und ihn gegen die geschlossene Tür zu werfen. Es fiel ihm schwer, sich zu beherrschen. In Gedanken zählte er bis zehn. Langsam wurde er ruhiger. Er trat ans Fenster und starrte auf den Hof hinaus. Antonia stand mit einem der Stallburschen neben der Tränke. Sprachen sie über ihn?
Nein, das glaubte er nicht. Immerhin hatte sie eine Vertrauensstellung auf dem Gestüt und würde sich nicht die Blöße geben, mit den Stallburschen über ihn zu klatschen. – Und wenn? Was interessierte es ihn, was die Leute über ihn dachten?
Auch wenn er es sich nicht gern eingestand, so wütend er auch auf die junge Frau war, sie imponierte ihm. Er wusste ja selbst, wie oft er sogar seine eigene Familie vor den Kopf stieß. Jedes Mal, wenn ihn seine Geschwister im Sanatorium besucht hatten, war es zum Streit gekommen. Konnte er nicht verlangen, dass sie seinen Schmerz teilten? Was war von seiner Reiterkarriere übriggeblieben außer der Erinnerung an seine großartigen Erfolge? Und was wusste Antonia von Vallone, wie es in seinem Herzen aussah, wie düster ihm das Leben erschien?
Antonia hatte keine Lust, an diesem Tag das Mittagessen mit ihren Kollegen einzunehmen. Sie beschloss, ein Stückchen spazieren zu gehen, um auf andere Gedanken zu kommen. Vielleicht wäre es besser, die Stelle auf Bernstett aufzugeben, fragte sie sich. Nicht zum ersten Mal überlegte sie, ob sie sich nicht auf einem anderen Gestüt bewerben sollte. – Andererseits gefiel es ihr auf Bernstett und …
»Wurde mal Zeit, dass jemand dem Prinzen die Meinung sagt«, wurde sie von Max Reinhardt aus ihren Gedanken gerissen. Die Hände in die Seiten gestemmt, sah der Gärtner sie grinsend an. »Ja, so etwas spricht sich schnell herum.«
Nur Frau Stihl konnte diese Information weitergegeben haben. Sie musste wirklich ärgerlich auf Prinz Leon sein, wenn sie sich dazu hinreißen ließ, mit anderen über den Prinzen zu klatschen. So etwas passte nicht zu ihr!
»Ich bin dabei, am See ein neues Beet anzulegen.« Max Reinhardt wies mit dem Kopf zu einem ovalen See, der durch eine unterirdische Leitung mit Wasser gespeist wurde. »Dieses Jahr blühen die Seerosen besonders schön. Eine von ihnen habe ich nach ihnen benannt.«
»Soweit ich weiß, haben Sie bereits Namen«, bemerkte Antonia.
»Keiner dieser Namen hat so einen schönen Klang wie Ihrer, Frau von Vallone«, behauptete Max. Blitzschnell versuchte er, sie in die Arme zu ziehen.
»Lassen Sie das!« Sie stieß ihn zur Seite.
Er trat einen Schritt zurück. »Antonia, Antonia«, sagte er düster, »irgendwann kommt eine Zeit, da werden Sie Freunde wie mich vergeblich suchen.« Mit einem letzten Blick drehte er sich um und kehrte zum See zurück.
Antonia ging eilig weiter. Sie ärgerte sich, überhaupt stehen geblieben zu sein. Das schien heute wirklich nicht ihr Tag zu sein. Erst ihre Auseinandersetzung mit Prinz Leon, nun auch noch Max Reinhardt … Vielleicht wäre es wirklich keine so dumme Idee, Bernstett nach Louises Hochzeit zu verlassen. Bisher war ihr der Besitz Fürst Alberts wie ein kleines Paradies erschienen, nun zeigten sich in ihm die ersten Schatten.
*
Louise Prinzessin von Bernstett verließ ihr Zimmer und folgte dem langen mit Ahornholz getäfelten Gang, der zur Treppe führte. Der dicke blaue Läufer verschluckte den Klang ihrer Schritte. Wie gewöhnlich blieb sie vor dem Porträt Prinzessin Eugenias stehen, das zwischen zwei Zimmertüren an der Wand hing. Schon als Kind hatte sie dieses Porträt fasziniert. Eugenia hatte Ende des achtzehnten Jahrhunderts gelebt. Sie war mit vierzehn Jahren an den französischen Hof verheiratet worden und einige Tage nach der Hinrichtung Marie Antoinettes ebenfalls durch die Guillotine umgekommen.
Wenig später trat die junge Frau auf die Galerie hinzu. Hier duftete es herrlich nach den Rosen, die in großen Steinkübeln rechts und links der Treppe standen. Langsam stieg sie die hellen Marmorstufen zur Halle hinunter.
Ihre Familie hatte sich im Esszimmer versammelt. Ihr Vater, Fürst Albert, stand an der Anrichte und schenkte sich einen Cognac ein, wenngleich ihm der Arzt Alkohol verboten hatte. »Ab und zu muss man sündigen«, war seine Devise, womit seine Gattin keineswegs einverstanden war, aber sie hatte es aufgegeben, ihn ständig zu ermahnen.
»Da bist du ja, Louise.« Er griff nach seinem Glas. »Wir haben gerade von deiner Hochzeit gesprochen. Ich werde dich vermissen, wenn du erst einmal in England lebst.«
Prinz Frederik zwinkerte seiner Schwester zu. »Pass nur auf, Louise, dass sich Vater nicht bei dir und Stephanos als Dauergast einnistet.«
»Eine gute Idee, Frederik«, meinte der Fürst amüsiert. »Wie denkst du darüber, Dorothee?« wandte er sich an seine Gattin, die bereits am Tisch Platz genommen hatte. »Sollen wir Louise und Stephanos bitten, für uns ein Gästezimmer zu reservieren? Wir könnten ein halbes Jahr in England
und …«
»Lass dich von deinem Vater nicht irremachen, Louise.« Die Fürstin lächelte ihrer Tochter zu. »Er liebt Bernstett viel zu sehr, als ihm länger als ein paar Wochen fernzubleiben.«
»In der Tat.« Fürst Albert setzte sich seiner Frau gegenüber an den Tisch. »Frederik, Leon, wir wollen essen«, forderte er seine Söhne auf.
Die Fürstin klingelte. Gleich darauf erschien der Butler. Ihm folgte ein älteres Hausmädchen mit dem Servierwagen. Gemeinsam reichten sie die Suppe und zogen sich gleich darauf zurück.
»Ich fahre nachher mit Antonia nach Freiburg«, sagte Louise. »Wir haben einen Termin bei der Schneiderin. Unsere Kleider sind nächste Woche fertig.«
»Hättest du dir nicht eine andere Trauzeugin als Antonia von Vallone aussuchen können?«, fragte Prinz Leon missmutig und tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab.
»Was hast du gegen Antonia, Leon?« Prinz Frederik hob überrascht die Augenbrauen. »Ich mag sie sehr.«
»Bei Antonia handelt es sich um eine sehr nette, wohlerzogene junge Dame. Wir mögen sie sehr«, sagte Fürstin Dorothee. »Außerdem ist sie Louises beste Freundin.«
»Hast du dich etwa mit Antonia gestritten?« Louises Lippen umspielte ein Lächeln. »Hat sie dir etwa die Meinung gesagt? Wann war denn dieser historische Augenblick?«
»Ich habe es nicht nötig, mir von einer Angestellten die Meinung sagen zu lassen«, erklärte ihr Bruder eisig. »Davon abgesehen, ist diese