Rabenauge. Sabine D. Jacob

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Rabenauge - Sabine D. Jacob

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30. Kapitel

       Jeremy

       31. Kapitel

       Nolan

       32. Kapitel

       Helen

       33. Kapitel

       Jeremy

       34. Kapitel

       35. Kapitel

       36. Kapitel

       37. Kapitel

       Trinale

       Epilog

       Autorenvorstellung

       Danksagung

Image Teil I

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      Die Geschichte beginnt vielleicht schon hier mit Zelma, die die Raben malt. In sich gekehrt sitzt sie mit durchgedrücktem Rücken auf dem hölzernen Hocker mit den zerkratzten Beinen vor der Staffelei. Aus ihrem hochgesteckten Haar lugt eine schwarze Strähne hervor, die ihr ab und zu ins Auge weht.

      Mit gekrauster Stirn rückt ihr Kopf näher an das Bild heran. Sie fixiert eine bestimmte Stelle, greift nach dem kleineren Pinsel und streicht ein helles Grau in die sich auftürmenden Wolken.

      Verbissen versucht sie durch das Malen des Himmels den Kopf freizubekommen und nicht an das Grauen zu denken, das sich hinter den Mauern des alten Herrenhauses verbirgt.

      Ihre Pinselstriche werden hastiger und kürzer. Immer mehr Schwarz mischt sie in das Weiß auf ihrer Palette. Sie atmet flach, aber heftig.

      Zorn erfüllt plötzlich ihr Gesicht. Dann greift sie den Pinsel wie ein Messer und sticht ihn in die Leinwand. Kraftvoll reißt sie ihn nach unten. Ratsch!

      Kurze Zeit später stopft sie die Fetzen der Leinwand in sich hinein, bemüht ihre Schreie zu unterdrücken.

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      London

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      Jeremy ließ sich in den tiefen Velourssessel fallen. Eine Haarsträhne klebte auf seiner schweißnassen Stirn. Er nestelte an den Manschettenknöpfen mit den Strasssteinen. Vor Kurzem waren es noch Brillanten gewesen. Mit einem inbrünstigen »Scheiße!« löste er sie und schmiss sie in die Zimmerecke. Sein weißes Oberhemd hing halb aus der Hose, und er zerrte so hastig an seiner Krawatte, dass die oberen Knöpfe des Seidenhemdes abplatzten. Heftig hieb er mit der Faust auf die Lehne. Dann langte er nach dem benutzten Glas auf dem Tisch neben sich und schenkte es sich randvoll mit Whisky. In einem Satz spülte er die in der Kehle brennende Flüssigkeit hinunter.

      »Alles weg!«, fluchte er, stellte das Glas hin und griff sich an die Schläfen. Seine Penthouse-Wohnung, seine Autos … Nichts gehörte mehr ihm. Nur ein unüberschaubarer Berg von Schulden und eine stetige Bedrohung für Leib und Leben waren ihm geblieben.

      Heute hatte er das Gefühl gehabt, einen Lauf zu haben, eine Glückssträhne. Er wusste, dass es seine letzte Chance gewesen war, noch etwas von den Verlusten der vergangenen Jahre wettzumachen. Für die Spielbank reichte es ja schon lange nicht mehr. Bliebe nur das Internet. Dort vermisste Jeremy jedoch das anrüchige Flair.

      Vor einem Jahr war er an die illegale Spielgemeinschaft geraten, die sich stets in einem abgedunkelten Hinterzimmer eines Londoner Pubs traf. Das spärliche Mobiliar wurde beherrscht von einem mit grünem Filz bespannten Kartentisch. Dahinter stand ein weiterer Tisch für das Würfelspiel.

      Zigarettenrauch zog durch den Raum. Sie trübten den Blick auf den laufenden Fernseher. Pferde stampften dort lautlos ihre Hufe in den Sand der Rennbahn. An den Wänden hingen Glücksspielautomaten. Ihre Lichter flackerten im Rhythmus einer Dreiklangmelodie aus enervierendem Gedudel, das nur unterbrochen wurde, wenn man sie mit Münzen fütterte. Jeremy vermutete, dass dies die Spielsüchtigen, zu denen er sich nicht zählte, antrieb, immer mehr Geld hineinzustopfen.

      Hier, in dieser Gesellschaft von Kleinkriminellen und Spielern, fühlte er sich wohl. Alle hatten eine wenig erfolgreiche Spielerkarriere aufzuweisen und sie suchten das Gleiche wie er: das schnelle Geld. Hier zu spielen hatte einen hohen Reiz, da alles von Uhren bis hin zu Autos gesetzt werden konnte. Niemand fragte nach der Herkunft der Ware.

      Jeremy war zu Ohren gekommen, dass Cogan – berühmt-berüchtigt aufgrund zwielichtiger Geschäfte – in diesem Laden neben dem heiß geliebten Collie seines Sohnes sogar die Unschuld seiner Tochter eingesetzt und verloren hatte. Als er die vernichtende Blackjack-Karte erhielt, lachte er und brüllte: »Da hab ich sie zum zweiten Mal verloren, meine Jungfräulichkeit! Bin wahrscheinlich der Erste, dem das geglückt ist!« Dabei wedelte er mit seinem Zigarrenstumpen durch die Luft und lud alle Anwesenden zu einer Lokalrunde ein, die er auf die nächste Karte setzte. Skrupel waren hier nicht an der Tagesordnung.

      Solche Einsätze gingen natürlich weit über das hinaus, was Jeremy bieten wollte. Was ihn reizte, war das Umfeld. Zur Spannung, die das Glücksspiel mit sich brachte, kam der Kick, dass ihn jemand aufs Kreuz legen oder die Polizei auftauchen und sie allesamt hochnehmen könnte.

      Jeremy gefiel diese Gangstersprache. Sie war anders als die, die ihm auf den Eliteinternaten beigebracht worden war. Heute redete kein Mensch mehr so. Die Zeit der Gentlemen aus den Filmen der Fünfzigerjahre war lange vorbei. Hier in der illegalen Spielhölle konnte er diese Vorliebe dennoch ausleben, denn hier ging es äußerst diskret zu.

      Bis zu einem gewissen Punkt. Das hatte er heute Abend zu spüren bekommen.

      Jeremy deckte gerade seine letzte Karte beim Blackjack auf, als Halfpound Wood eintrat. Mit aufgerollten Hemdsärmeln und einer erloschenen Selbstgedrehten im Mundwinkel trat er dicht an Jeremy heran.

      »Jeylo, alter Freund! Läuft’s gut?« Er legte ihm die Hand auf die Schulter.

      Jeremy versuchte, sich zu erheben.

      Halfpound Wood verstärkte seinen Griff. »Bleib nur sitzen.« Mit der freien Hand stützte er sich auf dem Tisch ab und beugte sich zu Jeremy hinunter. »Jeylo, du hältst mich schon

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