GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan

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WAR MEIN EIGENER, FREIER WILLE.

      Orell Banks

      Darach Manor, 23. Juni 2015

      ~~~ TAG 1 ~~~

      Dienstag, 20:00 Uhr

      Er musste das Bewusstsein verloren haben, denn als er verwirrt die Augen aufschlug, fand er sich auf dem Boden liegend. Auf kaltem, nacktem Steinboden.

      Während seine Fingerspitzen tastend über die Steine glitten und eine Fuge nachfuhren, fiel ihm alles wieder ein. Er war in dem alten, verlassenen Schloss. Finsternis umgab ihn, nur am Ende des Korridors schimmerte Tageslicht. Es herrschte völlige Stille.

      Die rechte Schulter schmerzte höllisch, und als er hin fasste, sog er zischend die Luft ein. Er versuchte, sich aufzurichten, schaffte es in eine halb sitzende Position und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Mit geschlossenen Augen und zurückgelegtem Kopf analysierte er seine Lage.

      Mato Rayan, der Feigling, den er in diesen lichtlosen Gang verfolgt hatte, war wohl inzwischen auf und davon. Uneinholbar für ihn.

      Es war ein Risiko gewesen, ihm blindlings hinterher zu stolpern, ohne zu wissen, was ihn in dem schwarzen Korridor erwartete. Da er seine Rechte nicht benutzen konnte, waren ihm nur zwei Möglichkeiten geblieben. Die eine war, sich entweder mit der Pistole in der Hand in der Dunkelheit weiterzutasten, die andere, unbewaffnet und mit Handy-Taschenlampe ausgerüstet zu riskieren, dem Gegner in die Arme zu laufen. Schließlich hätte Rayan ihm auflauern oder zurückkommen können, um zu vollenden, was er vorhin begonnen hatte. Die zweite Variante war ihm deshalb sicherer erschienen und er hatte seine Waffe ins Halfter zurückgeschoben und das Telefon hervorgeholt.

      Schon nach wenigen Schritten musste er wegen Schwäche und Schwindel die Verfolgung abbrechen. Seine Knie gaben nach und knickten ein. Das Handy war den kraftlosen Fingern entglitten und sein Bewusstsein von alles verschlingender Schwärze ausgelöscht worden.

      In Gedanken stieß er einen Fluch aus und hieb hilflos mit der Faust auf den Boden. Er hatte Rayan fast gehabt! So nahe dran und doch war ihm der Dreckskerl entwischt.

      Er seufzte. Yonas hatte den Mann unbewusst und ungewollt in die Flucht geschlagen. Aber die Hauptsache war, dass es dem Jungen gut ging. Sie hatten ihn unverletzt befreien können.

      Das war das Wichtigste für ihn. Um Rayan musste er sich später kümmern, denn es gab eine offene Rechnung zwischen ihnen.

      Argwöhnisch sah er sich um. Es war totenstill. Hastig griff er nach dem Handy. Die Lampe leuchtete noch, allerdings war der Akku schwach. Er wusste nicht, wie lange er hier gelegen hatte. Einen Augenblick lang musterte er die Pistole im Waffenholster an seiner Seite. Sie war nutzlos, denn mit links war er ein lausiger Schütze. Und sein furchteinflößen­des schwarzes Kampfmesser lag irgendwo in der großen Halle, dort, wo es ihm von La'ith aus der Hand geschlagen worden war.

      La'ith. Er hatte ihn wiedergesehen, nach so vielen Jahren. Endlich. Doch es war, als hätte er einem Fremden gegenübergestanden. Ein Blick in seine Augen hatte genügt, um zu erkennen, auf wessen Seite sein Bruder heute stand.

      Er rief sich zur Ordnung. In diesem Moment konnte er nichts daran ändern. Er musste hier raus. Aber noch immer fühlte er sich unsagbar kraftlos. Die Wunde an der Schulter blutete unvermindert weiter. Das war besorgniserregend. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Sein Körper versagte ihm den Dienst. Und das erschreckte ihn, denn das war nicht das, was Yonas' Vater ihm damals angekündigt hatte für den Fall, dass er den Jungen einmal berühren musste.

      Vorhin hatte er es tun müssen. Und etwas in ihm war dadurch verändert worden. Hätte er den Kontakt mit seinem Schützling nur ein wenig länger aufrechterhalten, wäre er jetzt vielleicht tot. Es war knapp gewesen, das hatte er deutlich gemerkt. Diese lähmende Schwäche, das seltsame Kribbeln - beides konnte er immer noch in Armen und Beinen wahrnehmen.

      Entschlossen stemmte er sich hoch und kam auf die Füße. Unter den Fingern der linken Hand, mit der er sich beim Gehen an der Wand abstützte, fühlte er losen Putz, der bei seiner Berührung zu Boden rieselte. Langsam ging er auf das Viereck aus Tageslicht zu, bis er wieder in die große Halle trat, aus der er gekommen war.

      Die tiefstehende Abendsonne warf goldenes Licht durch die hohen, mit Spinnweben verhangenen Fenster. Einen Augenblick blieb er stehen und lauschte. Es war niemand mehr da. Trotzdem bemühte er sich, keinen Laut zu verursachen, während er quer durch den riesigen Saal auf die gegenüberliegende Doppeltür zulief. Nur noch durch den Gang und er war am oberen Ende der breiten Steintreppe angekommen, die hinab ins Foyer führte. Das zunehmende Schwindelgefühl ließ die Stufen vor seinen Augen tanzen, als er langsam hinabschritt.

      Vor Anstrengung und Schmerz mit den Zähnen knirschend öffnete er einen der mächtigen Türflügel des Eingangspor­tals und musste blinzeln. Die Strahlen der untergehenden Sonne blendeten ihn.

      Ein paar dürre Blätter vom letzten Herbst wehten in die Vorhalle. Vor ihm lag das verwilderte Grundstück mit dem Springbrunnen und der halb zugewachsenen Auffahrt, die sich bis zum Tor hinunterschlängelte.

      Sein Auto stand draußen vor dem Tor, bis dahin musste er noch laufen. Und dabei war er nicht einmal sicher, ob er mit der verletzten Schulter fahren konnte. Jede Bewegung mit dem rechten Arm ließ ihn nach Luft schnappen. Die Schmerzen raubten ihm die Kraft und machten es ihm unmöglich, klar zu denken.

      Er hatte das steinerne Geländer der Freitreppe gerade erreicht, da begannen seine Knie erneut zu zittern. Die Umgebung fing wieder an zu schwanken und sein Blickfeld engte sich ein. Vor den Augen wogten schwarze Schlieren, die ihm die Sicht trübten. In den Ohren rauschte es zunehmend, die Treppenstufen rasten auf ihn zu … und …

      Ein einzelner, leiser Piepton holte ihn zurück in die Realität. Als er ihn gleich darauf ein zweites Mal hörte, schlug er die Augen auf.

      Es war dunkel geworden. Dichte Wolken trieben über den Himmel und ließen den Mond nur ab und zu hindurch­scheinen.

      Der Ton wiederholte sich nicht noch einmal und langsam drang die Erkenntnis in sein benebeltes Hirn, dass er das Handy gehört hatte. Nachdem die matt leuchtende Taschen­lampe es vorhin schon ankündigte, war der Akku nun wohl komplett leer.

      Erst nach zwei erfolglosen Versuchen schaffte er es, sich aufzusetzen. Ein Blick zurück ließ ihn erkennen, dass er die ganze lange Treppe heruntergerollt war. Dabei musste er heftig mit dem Kopf angeschlagen sein, denn sein Schädel dröhnte fürchterlich. Das Atmen verursachte starkes Stechen im Brustkorb. Er hustete kraftlos, während er mit Mühe auf die Füße kam und sich auf dem Mauersims niederließ, der die breite Freitreppe einfasste.

      Selber zu fahren schaffte er jetzt nicht mehr und das Handy war leer. Aber er brauchte Hilfe.

      Die letzten Chancen, welche herbeizurufen, waren seine telepathische Gabe und Trajan. Der Siebzehnjährige konnte ihn als Einziger von den Guardians hören und den Chef informieren. Und der würde jemanden herschicken. Hoffentlich, denn die Wunde an der Schulter blutete seltsamerweise immer noch stark. Das Shirt klebte klamm auf der Haut an Brust und Rücken.

      Eine Weile wartete er ungeduldig, doch Trajan antwortete nicht. Erneut rief er den Kameraden, aber es kam keine Antwort.

      Also blieb jetzt bloß noch der Weg zum Auto. Wenn er das Handy an die Zündung anschloss, konnte er auch mit leerem Akku telefonieren. Doch als seine Linke in die Brusttasche des Mantels griff, stellte er bestürzt fest, dass es nicht da war. Wahrscheinlich hatte er es bei

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