GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan

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hämmerte er mit der Faust an die Wohnungstür des Stewards. Ungeduldig wartete er, bis Schritte dahinter hörbar wurden.

      Tanyel, die rechte Hand des Chefs und Mädchen für alles im Landsitz, schaute den späten Störenfried verwundert an, nachdem er geöffnet hatte. Doch er reagierte sofort, nachdem Trajan atemlos erklärt hatte, worum es ging. In wenigen Augenblicken hatte er seine Jacke, eine Taschenlampe und den Schlüsselbund ergriffen und folgte Trajan die Treppe hinunter.

      Ihre schnellen Schritte knirschten auf dem Kies vom Vorplatz. Es war eine windstille Nacht und am inzwischen fast wolkenlosen Himmel breitete sich ein Meer von Sternen aus. Sie liefen am westlichen Giebel des Hauses vorbei und hetzten dann über die Wiese auf den Wald zu. Der Mond schien so hell, dass er den gepflegten englischen Rasen hinter dem Landsitz beleuchtete.

      Doch Tanyel hatte kein Auge für die Schönheit der Nacht. "Konntest du Ahmad nochmal hören?", keuchte er, während er vor Trajan herrannte.

      "Nein, alles still jetzt. Und ich kann ihn nicht erreichen. Ich mach mir wirklich Sorgen. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm."

      Tanyel zog das Tempo noch ein wenig an. Darach Manor war ein riesiges Anwesen und selbst er hatte noch nicht jeden Winkel betreten, obwohl er jetzt schon so viele Jahre hier lebte. Im westlichen Areal lagen ein fast unberührter Forst und der See, unzugängliches Gelände, zu dem kein Weg führte. Doch an die kleine Hütte am Ufer dieses Sees konnte er sich erinnern. Seines Wissens nach war sie leer und ungenutzt. Was um alles in der Welt machte Ahmad dort?

      Der Wald nahm sie auf und schluckte fast das gesamte Mondlicht. "Ich hätte mir auch eine Taschenlampe mitnehmen sollen!", schnaufte Trajan, nachdem ihn das dritte Mal ein Zweig ins Gesicht gepeitscht hatte, während er hinter Tanyel durch die Nacht stolperte. "Hoffentlich finden wir ihn schnell. Eine Hütte im Wald westlich des Hauses ist eine ziemliche vage Ortsangabe."

      "Keine Sorge, ich weiß, wo sie ist", versicherte Tanyel.

      Dienstag, 22:50 Uhr

      Rhea, die achtzehnjährige weibliche Hälfte von Team Gelb, klopfte an die Tür von Tianas Zimmer, das direkt neben ihrem im ersten Stock des alten Gebäudes lag.

      "Mach schon auf", bat sie zum wiederholten Male. "Ich bin's doch bloß."

      Sie hatte den erbosten Abgang ihrer Freundin nach der bescheuerten Bemerkung von Hennak beobachtet und wollte eigentlich nur mal schauen, ob mit ihr alles in Ordnung war. Da sie die einzigen Mädchen unter den Guardians waren, hatte Tiana sie vor einiger Zeit schon in ihr Geheimnis eingeweiht. Niemand sonst wusste davon und Rhea konnte sich vorstellen, dass die Freundin mit sich selbst haderte, weil sie sich vorhin im Speisezimmer fast verraten hatte.

      Die Tür öffnete sich einen Spalt.

      "Komm rein", ließ sich eine resignierte Stimme von drinnen vernehmen.

      Rhea trat ein und schloss die Tür hinter sich.

      "Ich denke, du solltest vorsichtiger sein", mahnte sie. "Noch so eine Reaktion und jeder weiß es."

      "Das brauchst du mir nicht zu sagen", knurrte Tiana, die sich bäuchlings aufs Bett geworfen und den Kopf unter das Kissen geschoben hatte.

      "Du machst dir Sorgen, hm?" Rhea setzte sich neben sie und stützte einen Arm auf die Matratze. Die langen schwarzen Haare, die ihr dabei wie ein dunkler Vorhang über die Schulter nach vorn glitten, strich sie mit der freien Hand wieder zurück. Ihre ebenso dunklen Augen musterten ihre Freundin besorgt und mitfühlend.

      Unter dem Kissen drang ein unwilliger Seufzer hervor, dann wurde es weggeschoben und Tiana setzte sich auf.

      "Ich weiß, es ist albern. Man muss sich um ihn nicht sorgen. Sicher ist alles in Ordnung und ich mache mich hier verrückt."

      Rhea streifte die Schuhe ab, zog die Beine hoch und setzte sich im Schneidersitz aufs Bett. Das Lächeln, das diese Worte hervorriefen, machte ihr hübsches Gesicht noch weicher, als es so schon wirkte.

      "Das sagst du jedes Mal, wenn er zu einem Einsatz unterwegs ist."

      "Ja, hast recht. Wie eine Glucke." Tianas grüne Augen trafen sich mit den fast schwarzen ihrer Freundin und dann prusteten die beiden los. Doch sie wurden schnell wieder ernst. Eine Weile schwiegen sie und hingen ihren Gedanken nach.

      "Wann willst du es Ahmad endlich sagen?", wollte Rhea jetzt wissen und sah ihre Freundin gespannt an.

      Tiana senkte den Kopf und lachte kurz. Es klang bitter.

      "Wahrscheinlich wenn ich eine alte Frau bin. Oder nie. Ja, ich denke, ich werde wohl eher nie den Mut dazu finden."

      Ihre Freundin presste mitfühlend die Lippen zusammen. "Und von seiner Seite ist gar nichts zu merken?"

      Der Blick, den ihr Tiana jetzt zuwarf, zeigte nichts als Resignation. "Eher friert die Sahara zu. Ich weiß nicht mal, ob er sowas wie Liebe überhaupt kennt. Wahrscheinlich hat er da, wo andere ein Herz haben, nur einen Stein in der Brust. Er sieht mich gar nicht." Die Achtzehnjährige seufzte und ihre Lippen zuckten verräterisch. "Aber das ist mir egal", fügte sie flüsternd hinzu. Sie griff nach einem der Kissen, schlang die Arme darum und presste es an die Brust, um ihr Gesicht darin zu vergraben.

      Rhea war so klug nichts darauf zu sagen. Sie hatten das Thema schon oft genug gehabt. Tiana kam keinen Schritt weiter bei Ahmad. Und sie hatte recht: er war blind für das, was sie so bewegte. Es schien hoffnungslos zu sein für ihre Freundin.

      Was diese allerdings nicht wusste - sie selbst verbarg auch etwas, sorgfältig und tief in sich drin. Noch hatte sie nicht den Mut gefunden, mit Tiana darüber zu sprechen. Doch sie konnte die Freundin so gut verstehen, viel besser als diese ahnte ...

      "Wir könnten zusammen mal zu den Garagen gehen und schauen, ob sein Auto da ist", meinte sie hastig, weil sie spürte, wie sich ihre Wangen röteten. "Aber selbst wenn nicht, muss das nichts heißen. Es steht ja nicht jede Nacht in der Garage. Wenn keiner Zeit hat, ihn einzuparken, oder Ahmad mitten in der Nacht eintrudelt, dann bleibt er draußen vor dem Nordtor stehen."

      Tiana nickte erst und schüttelte dann missbilligend den Kopf.

      "Ich wünschte, diese blöde und umständliche Sache mit der Barriere ließe sich irgendwie ändern. Jedes Mal braucht er einen, der sein Auto reinbringt. Am Tor ist Schluss für ihn. Und keiner hat bislang rausbekommen, wo er wohnt. Nicht mal Shujaa, weil er ihn nicht aufspüren kann. Ich vermute ja, dass er ein Zimmer hat in einem der Häuser in der neuen Siedlung vorn am Waldrand. Das wäre zu Fuß problemlos zu schaffen."

      "Jetzt fang du nicht auch noch an. Es reicht schon, dass die Jungs fast vor Neugier vergehen. Außer Senad. Und der weigert sich hartnäckig, sein Handy zu orten. Weißt du eigentlich, dass Hennak Ahmad einmal verfolgt hat, um rauszubekommen, wo er lebt?"

      "Nein", entfuhr es Tiana verblüfft. "Echt? Das hat mir niemand erzählt. Und hat er es rausbekommen?"

      Rhea verdrehte die Augen und lachte.

      "Die Antwort kannst du dir selbst geben. Versuche mal Ahmad unbemerkt zu folgen." Sie wurde wieder ernst. "Er hat schon irgendwas, dieser dunkle Krieger. Riesengeheimnis um seine Herkunft, seine Familie, sein ganzes Vorleben."

      Tiana zuckte die Schultern. "Wenn er meint, dass wir etwas darüber wissen sollen, wird er es uns schon sagen." Sie schob die Beine vom Bett und angelte nach ihren Schuhen, während sie halbherzig

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