GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan

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gleichmäßige, aber hastig aufeinanderfolgende Pieptöne erklangen, nickte er grimmig. "Mach eine Infusion fertig, Tanyel! Tariq, da unten im Schrank sind die Flaschen, die mit der blauen Schrift. Und nimm gleich zwei. Obwohl, bei der Menge Blut, die er verloren hat …"

      Tariq fand die Flaschen und reichte sie Tanyel.

      Issam hatte bereits einen Zugang gelegt und schloss eine Infusion an. Dann zog er ein Medikament in einer Spritze auf. Es sollte seinen Patienten in Tiefschlaf versetzen und schmerzfrei machen. "Komm schon, Ahmad, was ist los mit dir? Wo sind deine sagenhaften Heilfähigkeiten abgeblie­ben?", raunte er besorgt, während er es langsam injizierte.

      Die Wunde an der Schulter, die er dabei flüchtig musterte, entlockte ihm einen unterdrückten Fluch. Er griff sich eine Schere und schnitt den Ärmel des schwarzen Mantels kurzerhand auf. Sekunden später flog das Kleidungsstück beiseite, gefolgt von dem gleichfarbigen Shirt, dem es nicht anders erging.

      Als Ahmads Oberkörper endlich frei lag, trat schlagartig Stille ein.

      Tanyel hörte, wie der Doc scharf die Luft einzog. Auch er selbst starrte entsetzt auf das Flechtwerk dünner weißer Narben, das sich über Ahmads Brust zog wie ein feines Spitzengewebe.

      Issam besann sich. Er holte ein Stethoskop und hörte konzentriert den Brustkorb ab, während er beobachtete, wie Tariq einen Schritt näher kam und mit gefurchter Stirn die unzähligen wirren Linien musterte. Obwohl er kein Wort sagte, wusste Tanyel, dass der Chef genau wie der Arzt und er selbst dieses Bild kannte. Keiner von ihnen dreien sah das filigrane Narbengeflecht zum ersten Male.

      "Okay, die Lunge ist verletzt", verkündete Issam, "wahr­scheinlich gebrochene Rippen. Er blutet innerlich." Sein Finger deutete auf eine ebenfalls violett verfärbte Stelle auf Ahmads linker Brust. Mit raschen Handgriffen brachte er das Röntgengerät, das direkt über dem Behandlungstisch hing, in Position.

      Als er dann kurz darauf - auf seinen Schreibtisch gestützt - die fertige Aufnahme am Computerbildschirm betrachtete, verfinsterte sich sein Gesicht.

      "Was ist?", fragte Tariq.

      Sein Freund nahm sich Zeit mit der Antwort. Eine Weile starrte er noch auf das schwarzweiße Bild und kratzte sich mit der Rechten an seinem gepflegten Dreitagebart, dann richtete er sich auf. "Tariq, drück eine große Kompresse auf die Wunde an der Schulter", kommandierte er, "und Tanyel, du musst mir mal assistieren."

      "Was hast du vor?" Der Steward schaute ihn skeptisch an. Er hatte keinerlei medizinische Ausbildung und war dem Arzt bisher nur ein paar Mal bei Kleinigkeiten zur Hand gegangen.

      "Ich werde hier einen Eingriff vornehmen." Issams Zeige­finger tippte auf eine Stelle auf dem Bildschirm. "Und zwar sofort." Mit wenigen Worten erklärte er, was nötig war.

      Tariq runzelte die Stirn und schluckte. Auch Tanyel schien sich nicht sicher, ob er sich für das, was er laut Issams Erklärung zu tun hatte, eignete.

      Doch der ließ keine Diskussion zu. Und er gab ihm auch keine Gelegenheit, sich Gedanken zu machen. Die Zeit drängte.

      Nach zehn Minuten schon waren sie fertig. Erleichtert zog sich der Arzt den Mundschutz unters Kinn und streifte die Handschuhe ab. Sie hatten es geschafft. Die Verletzung an der Lunge war versorgt und Ahmad atmete ruhiger. Noch einmal lauschte er mit dem Stethoskop lange und konzentriert an verschiedenen Stellen von Ahmads Brust, bis er schließlich zufrieden nickte.

      "Das hört sich viel besser an. Hoffentlich bleibt es so. Leg ihm das Wärmevlies über, er ist völlig unterkühlt", wies er seinen Helfer an und wartete, bis Tanyel behutsam und sorg­fältig die dünne, beheizbare Decke über Ahmad gebreitet und an den Seiten festgestopft hatte.

      Dann nahm er Tariq die Kompresse ab und reinigte vorsichtig die rechte Schulter. Unterhalb des Schlüsselbeins kam eine tiefe, fast zehn Zentimeter lange Wunde zum Vorschein, aus der noch immer Blut quoll. Ihre Umgebung war blauviolett verfärbt.

      "Was war das denn?", knurrte der Steward.

      Der Arzt kniff die Augen zusammen. "Für einen Streifschuss sind die Kanten zu glatt." Er beugte sich vor und untersuchte die Verletzung, musste immer wieder neu hervordringendes Blut wegwischen.

      "Du riskierst viel, wenn du die Barriere aufhebst, Tariq", meinte er zwischendurch und begann die Wunden an der Schulter und am Kopf zu nähen.

      Der schüttelte den Kopf. "Ich habe sie nicht aufgehoben. Sie war schon vorher verschwunden."

      Verwundert zog der Doc eine Braue hoch, während er routiniert einen neuen Stich setzte. "Ach so? Hat er sie selbst …? Wo habt ihr ihn eigentlich gefunden?"

      "Im Wald an der westlichen Grundstücksgrenze. Er war auf dem Rückweg von dem Einsatz heute Abend, zu Fuß. Vermutlich hat er in seiner Verfassung gar nicht bemerkt, dass er sie durchschritten hat."

      Jetzt hob Issam den Kopf und warf Tariq einen schnellen Blick zu. "Und er war sicher wieder allein, wie ich vermute." Mit zusammengekniffenen Augen musterte er seinen Freund, nachdem er die erste Naht beendet und sein kleines Tischchen mit den Instrumenten mit einer fast wütenden Bewegung beiseitegeschoben hatte, so dass es scheppernd gegen die Wand stieß.

      Das Schweigen nach seiner Frage war ihm Antwort genug. "Ich verstehe", meinte er vorwurfsvoll. "Erfahr ich, was ihm dort im Schloss passiert ist? Habt ihr ihn da so zurückge­lassen?" Mit einer anklagenden Geste deutete er auf seinen Patienten. "Das ist vielleicht sogar für einen mit seinen Fähigkeiten zu viel! Er hätte dort verbluten können! Denkt ihr, er ist unsterblich!?" Er war zornig und er machte keinen Hehl daraus. Aus seinen blauen Augen unter den dunklen buschigen Brauen schossen förmlich Blitze.

      Tariq hob hilflos die Hände. Er wusste, dass sein Freund zu recht aufgebracht war.

      "Sonst sind Verletzungen doch kein Problem für ihn", verteidigte er sich und sein Handeln, doch man konnte hören, dass seine Worte nicht mal für ihn selbst als Entschul­digung reichten. "Niemand konnte ahnen, dass ausgerechnet heute irgendetwas anders ist."

      Er setzte sich auf den anderen Hocker und betrachtete seine Hände. Trotzdem er sie vorhin gewaschen hatte, konnte er noch immer Blut daran entdecken.

      "Du weißt, dass wir Yonas aus dem Schloss zurückholen wollten", begann er und verschränkte die Finger ineinander. "Und vorhin, während du Shujaa und Koll verarztet hast, habe ich dir erzählt, dass wir dort auf Mato Rayan trafen."

      Unsicher sah er zu Issam, als müsse er sich vergewissern, dass sein Freund ihm folgen konnte, dann sprach er weiter.

      Er war nur zehn Minuten nach den Guardians aufgebrochen und hatte das Gaspedal bis zum Bodenblech durchgetreten. Während der Fahrt rasten seine Gedanken genauso wie der Wagen. Drei Teams hatte er Ahmad schicken können. Das gelbe war mit seinem Observierer und Ausbilder Sadik in der Stadt unterwegs. Sieben Guardians, um den Jungen zurückzuholen.

      Fast den gesamten Wald musste er in einem weiten Bogen umfahren. Die Straße war eine Katastrophe und zähneknirschend drosselte er das Tempo ein wenig, obwohl es ihm so schon viel zu langsam ging. Nach zehn Minuten mit diesem waghalsigen Fahrstil tauchte der Umriss des alten Schlosses zwischen den Bäumen auf. Das ungute Gefühl in der Magengrube hatte sich inzwischen noch verstärkt.

      Während er ausstieg und die Autotür zuknallte, rief er der am Klein­bus wartenden Imara zu, dass er mit reingehen würde. Die Reaktion der verdatterten Fahrerin wartete er nicht ab und rannte los. Was würde er vorfinden?

      Als

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