GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan
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Читать онлайн книгу GUARDIANS - Das Vermächtnis - Caledonia Fan страница 11
Vorsichtig schob Tariq den Kopf aus der Deckung und spähte zu dem Jungen hinüber, der noch immer auf der linken Seite des Saales nahe der Wand stand.
Jetzt erst bemerkte er das Flimmern um ihn herum. Was war das? Das Bild erschien merkwürdig verzerrt, wie bei einem ... Kraftfeld? War der Junge etwa darin eingesperrt?
"Nein! Hört auf!", schrie dieser nun erneut und ballte die Fäuste, "Hört auf damit! Alle!"
Ein sanftes gelbes Licht begann um ihn aufzuglimmen. Es schien aus dem Teenager selbst heraus zu drängen und hüllte ihn ein wie ein Kokon. Dann wurde es kräftiger und begann zu rotieren, erst träge, doch es drehte immer schneller. Dazu erklang ein Summen, das sich mehr und mehr verstärkte. Es wurde zu einem Brausen und schließlich zu einem ohrenbetäubenden Tosen, als der Wirbel sich zu einem Sturm entwickelte, der wie ein Tornado um Yonas kreiste. Der Junge befand sich genau im Zentrum und über seinem Kopf entluden sich zuckende Blitze. Seine blonden Haare hatten sich elektrisiert aufgerichtet, während sich das gelbe Licht langsam im Raum auszubreiten begann. Verwundert bemerkte Tariq, dass das Flimmern um Yonas verschwunden war.
"Raus hier!", brüllte in dem Moment Mato Rayan von der Galerie herab. "Verschwinde!"
Der Kopf von Ahmads Gegner fuhr herum und jetzt sah Tariq den Unterschied. Das schwarze Haar des anderen war länger als das von Ahmad. Einen winzigen Augenblick schien er zu überlegen, dann stürzte er in den Korridor hinein, aus dem Tariq gekommen war. Am anderen Ende angelangt schrie er dieselben Worte zu den Gegnern der Guardians hinab ins Foyer. Dann kam er zurück in den Saal. Sein Blick streifte Tariq flüchtig, während er quer durch den Raum zu der Treppe rannte, an deren oberen Ende sein Boss schon ungeduldig auf ihn wartete. Sekunden später waren beide verschwunden.
Noch immer tobte der Energiewirbel um Yonas und das Tosen dröhnte in den Ohren.
"Hör auf!", brüllte Tariq gegen den Lärm an, "Yonas, beruhige dich!" Er wollte hingehen zu dem Jungen, der wie erstarrt dastand und nichts um sich herum wahrzunehmen schien, doch in dem Moment fasste ihn eine Hand am Arm.
"Nicht!" Ahmad war neben ihn getreten. Er blutete am Kopf. Noch immer schwer atmend schob er sich vor Tariq und hielt diesen mit der Hand zurück. "Ich mach das."
Er ging langsam auf Yonas zu, der in dem Augenblick zusammenzuckte und aus seiner merkwürdigen Starre zu erwachen schien. Sein Blick irrte kurz umher, dann richtete er sich flackernd auf Ahmad, der näherkam. Entsetzt riss der blonde Junge die Augen auf und streckte ihm abwehrend die Hände entgegen. "Bleib stehen!", keuchte er. "Komm nicht näher! Ich weiß nicht, was das ist und ich kann es nicht kontrollieren." Inzwischen war fast der ganze Saal von dem strahlend gelben Licht erfüllt und Tariq, der sich sicherheitshalber ein paar Schritte zurückzog, sah, wie Yonas jetzt auf die Knie fiel und sich mit den Händen abstützte.
Ahmad ignorierte die warnenden Worte. Als er direkt vor dem brüllenden Wirbel stand, atmete er einmal tief durch und trat dann hinein. Sofort riss die Gewalt des Luftwirbels an ihm und ließ seine Haare und den schwarzen Mantel wild flattern. Mit Mühe schaffte er es, auf den Beinen zu bleiben und den geringen Abstand zu dem Jungen zu überwinden. Als er ihn erreicht hatte, kniete er sich neben ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter.
Atemlos merkte Tariq, dass das Tosen nach und nach leiser wurde und der Sturm abflaute. Die Blitze hörten auf und das gelbe Leuchten wurde schwächer, bis es schließlich ganz verschwand. Es kroch förmlich wieder in Yonas hinein, so, wie es aus ihm herausgekommen war.
Ahmad wartete noch ein paar Sekunden. Dann kam er auf die Füße. Ein kurzes Nicken zu Tariq signalisierte, dass alles wieder in Ordnung war.
Das Geräusch hastiger Schritte erklang im Korridor und gleich darauf schob sich Senad vorsichtig und nach allen Seiten sichernd herein. Ihm folgten Koll und dann die anderen Guardians, nachdem er ihnen ein Zeichen gegeben hatte, dass keine Gefahr bestand. Die Überraschung stand jedem ins Gesicht geschrieben. Ihre Gegner waren nach dem Warnruf ihres Gefährten sofort aus dem Schloss geflohen. So hatte noch kein Kampf geendet, dass der Feind geschlossen Fersengeld gab.
"Tja, das war es", beendete Tariq seinen Bericht. "Wir machten eine kurze Bestandsaufnahme. Yonas war völlig fertig. Du hast ihn ja vorhin selbst gesehen. Koll hatte einen Streifschuss am Oberschenkel abbekommen, Shujaa blutete am Arm. Und Ahmad ... Da erst merkte ich, dass er weg war. Wiedermal einfach verschwunden, ohne ein Wort zu sagen. Keiner hatte gesehen, wohin er gegangen war. Wir warteten ein paar Minuten auf ihn, aber er kam nicht zurück. Ich rief ihn an, aber er ging nicht ran. Kolls und Shujaas Verletzungen mussten versorgt werden, also haben wir das Schloss verlassen in der Annahme, dass er sich später wie immer telefonisch bei mir melden würde. Ich habe wirklich nur gesehen, dass er am Kopf blutete. Und wenn er nicht irgendwann später auf dem Heimweg von jemandem angegriffen und so zugerichtet wurde, dann hast du recht ...", er seufzte zerknirscht, "wir haben ihn so zurückgelassen." Eine Weile schwieg er und starrte auf seine schmutzigen Schuhe. "Was meinst du", fragte er Issam jetzt leise, während er aufstand, "bekommst du ihn wieder hin?"
Der saß noch immer am Computer und hatte während Tariqs Bericht mit gerunzelter Stirn die stark vergrößerte Röntgenaufnahme der verletzten Schulter betrachtet. Nun drehte er sich langsam mitsamt dem Hocker herum und sah zu ihm hinauf. Seine Augen hatte er zu Schlitzen verengt.
"Wieder hinbekommen? Das ist kein kaputtes Auto. Wenn du meinst, ob ich ihn retten kann - ja, ich denke schon, wenn keine Komplikationen eintreten. Aber es wird eine ganze Weile dauern, bis er wieder auf den Beinen ist. Er hat viel Blut verloren und bräuchte wirklich dringend Blutkonserven. Doch ich habe keine Ahnung, ob er mit Fremdblut überhaupt klarkommt."
Er hieb sich mit der Faust auf den Oberschenkel. Man konnte sehen, dass ihm die Situation zu schaffen machte. "Ich weiß nicht, durch was diese Veränderung bei ihm ausgelöst wurde und warum seine Wunden diesmal nicht so schnell wie sonst heilen. Und ich weiß auch nicht, was bei ihm anders ist als bei normalen Menschen, nur dass etwas anders ist", fuhr er fort und bemühte sich, den aufkommenden Zorn im Zaum zu halten. "Ich weiß nichts über seinen Organismus, nicht einmal ob Medikamente bei ihm genauso wirken wie bei jedem beliebigen Menschen! Ich weiß eigentlich überhaupt nichts über ihn!! Verd… !!!"
Der Arzt war aufgesprungen und würgte den Rest des letzten Wortes hinunter. Er sah aus, als wolle er gleich auf irgendetwas einschlagen. Heftig atmend schloss er die Augen und versuchte seine Ruhe wiederzufinden, während er hilflos die Fäuste ballte.
"Kann ich etwas tun?", fragte Tariq ruhig.
Sein Freund ließ die Schultern sinken, sank förmlich in sich zusammen.
"Es wäre gut, wenn du Blutkonserven organisieren könntest. Wenn es geht, heute Nacht noch", meinte er leise und setzte sich wieder. "Dürfte doch bei deinen Verbindungen nicht schwierig sein, oder?"
Tariq nickte. "Kein Problem", versicherte er. "Ich rufe jemanden an, der auch nachts ins Institut rein kann, und ich gebe ihm deine Nummer. Sag ihm einfach, was du brauchst."
"Gut, ich warte auf seinen Anruf und teste inzwischen Ahmads Blut." Issams Stimme ließ zwar Erleichterung erkennen, aber trotzdem war er noch sehr besorgt. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als darauf zu hoffen, dass Ahmad diese Verletzungen auch ohne seine Heilfähigkeit selbst in den Griff bekommen würde, wenn auch später als sonst.
Einen kurzen Augenblick erwog er, den schwarzen Guardian in ein Krankenhaus bringen zu lassen. Doch alles, was dort getan werden würde, konnte er hier ebenso gut erledigen. Und das Risiko, dass man in der Klinik auf die Besonderheiten in Ahmads Organismus aufmerksam wurde, war groß. Keiner konnte sagen, was sich daraus entwickeln würde. Deshalb entschied er,