GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan

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hier. In der Mitte war eine große viereckige Milchglasscheibe im Boden, umgeben mit dem gleichen kunstvoll geschnitzten Holzgeländer wie dem an der Treppe. Durch sie konnte das Licht auch in die darunterliegende Etage fallen.

      Er wandte sich nach rechts. Bis zu dem engen, hinteren Treppenhaus, das früher der Dienstbotenaufgang gewesen war, begegnete ihm niemand. Alles war ruhig. Wieder lauschte er und stieg schließlich langsam die Stufen hinab in den ersten Stock. Wie alle anderen, die hier oben wohnten, wusste er genau, welche Stellen der ausgetretenen Holzstufen verräterisch knarren konnten und mied sie sorgfältig.

      Zur gleichen Zeit wischte sich der Arzt mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und streckte den gebeugten Rücken.

      Er war fertig. Mehr konnte er momentan nicht tun.

      Vorsichtig rollten Tanyel und er den Behandlungstisch in das größere der beiden angrenzenden Krankenzimmer. Beide waren ausgestattet wie eine Intensivstation. Der Einfachheit halber unterschied man sie nach der Wandfarbe, denn es gab einen gelben und einen braunen Raum. Damals, beim Ein­richten der drei Klinikräume, hatte der Hausherr an nichts gespart und jeden von Issams Wünschen kommentarlos erfüllt.

      Der Arzt nahm sich vor, seinem Freund morgen noch einmal dafür zu danken. Zum Glück wurde all dies bisher kaum gebraucht. Aber heute war es nötig, alle Register dieser Hightech-Ausstattung zu ziehen und er hoffte inständig, dass es reichen würde. Sein Patient war an die komplette medizinische Überwachung angeschlossen, er hatte Schmerzmittel und Sauerstoff, Infusionen und ein Antibio­tikum bekommen. Um Blutkonserven würde Tariq sich kümmern.

      Alles Weitere musste Ahmad selbst schaffen.

      "Ich brauche dich nicht mehr, Tanyel, vielen Dank." Issam streckte sich und gähnte verhalten.

      "Soll ich nicht noch aufräumen?", fragte der Steward und ließ den Blick skeptisch über die herrschende Unordnung im Behandlungsraum schweifen, während er den sperrigen Roll­tisch wieder zurück an seinen Platz bugsierte.

      Der Arzt sah sich ebenfalls kurz um und schüttelte dann den Kopf.

      "Nein, lass nur. Ich mach eine kurze Pause, dann räum ich selber auf. Die Nacht wird lang, da bin ich dankbar für etwas Beschäftigung. Geh zu Bett, gute Nacht. Und", jetzt richtete er den Blick auf ihn, "vielen Dank, Tanyel. Ich bin froh, dass du hier warst."

      Der Steward winkte ab und ging zur Tür, doch er blieb noch einmal stehen und drehte sich um.

      "Möchtest du noch einen Kaffee, Doc?"

      Issam schüttelte erneut den Kopf.

      "Nein, danke. Geh zu Bett. Du musst morgen fit sein, wenn ich schlafen muss."

      Tanyel nickte ihm noch einmal zu, dann schloss er die Tür hinter sich. Draußen im Foyer sah er die Blutstropfen auf den weißen Bodenfliesen und holte einen Lappen, um sie aufzuwischen, bevor er nach oben in seine kleine Wohnung unterm Dach ging.

      Mittwoch, 01:10 Uhr

      Jemand kam die Treppe hoch.

      Trajan hörte die Schritte, noch bevor er denjenigen sah. Zögernd blieb er stehen und wartete.

      Auf dem ersten Treppenabsatz ging die Person an der kleinen Lampe der Nachtbeleuchtung vorbei und er konnte am Schatten erkennen, dass es Tanyel war.

      Schnell huschte er die drei Stufen wieder hinauf und wich im ersten Stock in den dunklen kleinen Korridor vor den Mäd­chenzimmern zurück. Als der Steward mit langsamen Schritten die Treppe weiter heraufkam, presste sich der blaue Guardian noch enger in die Nische.

      "Deine Farbe ist ein ziemlich kräftiges Braun. Du machst dir Sorgen. Und du hast Angst."

      Tanyel war stehengeblieben, als er das sagte.

      Trajan brauchte einen Moment, bis er begriff, dass der Steward ja mittels seiner Gabe sehen konnte, dass da jemand im Dunkel stand. Verärgert, dass er nicht daran gedacht hatte, stieß er den unwillkürlich angehaltenen Atem aus.

      "Ja", antwortete er leise und trat aus dem Schatten. "Ich kann nicht schlafen."

      Tanyel nickte verstehend.

      Der Guardian versuchte das Gesicht des Stewards zu erken­nen und musste dazu den Kopf anheben. Er war nicht klein, aber Tanyel überragte jeden hier, selbst Shujaa. Bei den nied­rigen Türen im Keller musste er sich bücken und wer ihm das erste Mal begegnete, war beeindruckt von seiner Erschei­nung. Dabei besaß der blonde Riese ein so sanftes Wesen, dass er keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Tariq war der scharfe Verstand von Darach Manor, Tanyel aber die Seele des Hauses.

      "Es hat ihn ganz schön übel erwischt", meinte er jetzt leise. "Er zeigt mir momentan nur ein dunkles Grau, ein sehr dunkles. Ich kann keine anderen Farben bei ihm sehen, also nehme ich an, er ist weit weg."

      Trajan verstand die Bedeutung dieser seltsamen Worte. Der Steward konnte das Befinden eines Menschen erkennen, das geistige wie auch das seelische. Für Tanyel offenbarte sich das in Farben, die die Gestalt des Betreffenden umhüllten, wenn er die Augen schloss. Oder wenn es - so wie eben, als er Trajan entdeckt hatte - völlig dunkel war. Jede Stimmung hatte ihre Farbe und je weniger Farbe zu sehen war, desto schlechter ging es dem Betreffenden.

      Ahmads Farbe war jetzt gerade ein dunkles Grau.

      Trajans Herz begann erneut schneller zu schlagen.

      "Hast du ... schon einmal bei jemandem Schwarz gesehen?"

      Der Steward schaute den blauen Guardian einen Augenblick an und ließ ihn so für einen winzigen Moment sein Gesicht erkennen. Schnell wandte er den Blick wieder ab, jedoch nicht schnell genug.

      Trajan hatte den Schmerz in den graublauen Augen noch sehen können.

      "Ja, einmal. Als wir Orell und dich damals fanden. Ich sah das Schwarz nur einen Augenblick lang, kurz bevor Orell starb. Und ich will es nie wieder sehen müssen."

      Schon wieder Orell ...

      Trajan hatte plötzlich einen Kloß in der Kehle. Erst vorhin hatte er an den getöteten Kameraden denken müssen. Der Mord an ihm war ein heftiger Schlag für alle gewesen. Senads ehemaliger Teampartner hatte ein liebenswertes Wesen besessen, jeder hatte ihn einfach mögen müssen. Er war mit Shujaa und Senad in einer Klasse gewesen. Seine Fähigkeit, bei der Zielperson mittels Hypnose Aggressionen abzubauen und eine Sphäre der Sympathie zu schaffen, war einzigartig und hatte bei Einsätzen nicht selten die Wende herbeige­führt.

      Trajan schluckte mühsam, doch der Kloß im Hals blieb. Orell war damals als Einziger der Guardians an seiner Seite gewesen, als Rayans Handlanger von der Hafenmafia sie überrascht und sofort angegriffen hatten.

      Er selbst wurde bei diesem Kampf schwer verletzt. Erst viel später, als es ihm langsam besser ging, hatte man ihm gesagt, dass Senads Teampartner nicht überlebt hatte. Er war wie gelähmt gewesen. Hatte sich schuldig gefühlt, weil er Orell nicht hatte helfen können und weil er selbst noch am Leben war.

      "Willst du zu ihm?"

      Tanyels Stimme riss ihn aus der Vergangenheit zurück ins Hier und Jetzt. Trajan spürte den Blick des Stewards for­schend auf sich ruhen. Mit etwas Mühe schüttelte er die Erinnerung an diesen furchtbaren Tag damals ab.

      "Geh

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