GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan

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"Dunkelgrau. Vielleicht noch eine Spur dunkler als gestern Abend."

      Tariq konnte die Botschaft verstehen. Wie alle anderen wusste er um die besondere Fähigkeit seines Stewards. Nach Dunkelgrau kam Schwarz.

      Er erinnerte sich noch gut an diesen furchtbaren Tag und daran, wie verstört Tanyel danach gewesen war. Der Tag, an dem er das erste und bis heute einzige Mal Schwarz bei einem Menschen sehen musste: als er Orell auf seine Arme gehoben und versucht hatte, ihn schnellstmöglich zum Auto zu tragen, um ihn nach Darach Manor zu Issam bringen zu können. Und als er merken musste, dass es zu spät war.

      Plötzlich war er stehengeblieben, als sei er gegen eine Wand gelaufen. Dann hatten seine Beine nachgegeben und nach­dem er mitten auf der Straße auf die Knie gefallen war, hatte er den Achtzehnjährigen ganz behutsam an seine Brust gedrückt, als fürchtete er ihm wehzutun. Tariq und die anderen hatten gesehen, wie sich seine Lippen dabei beweg­ten, aber niemand konnte verstehen, was er dem toten Guardian in seinen Armen zuflüsterte, während er sein Gesicht in dessen Haaren vergrub.

      Trajan hatte nicht weit entfernt von Orell gelegen, reglos, als wäre auch er tot. Ahmad war damals als erster bei ihm gewesen. Mit einem einzigen kräftigen Ruck hatte er Trajan das T-Shirt entzweigerissen und dann auf die stark blutende Wunde am Kopf gepresst. Man hatte sehen können, dass er dabei auf den Bewusstlosen eingeredet hatte. Mit der anderen Hand auf Trajans Schulter war er an dessen Seite geblieben, bis Imara, die Fahrerin, das Auto so nahe wie möglich herangebracht hatte. Dann hatte er ihn mit Shujaa zusammen aufgehoben und vorsichtig auf den Rücksitz gebettet. Imara war freiwillig auf die Rückbank gewechselt, ohne dass er etwas hätte sagen müssen. Ein Blick von ihm war ausreichend gewesen.

      Tariq hatte ihr über diese Fahrt zurück nach Darach Manor kein Wort entlocken können, aber dank Ahmad war Trajan damals rechtzeitig bei Issam angekommen und gerettet worden.

      Ironie des Schicksals? Gestern Abend hatte sich Trajan endlich bei ihm revanchieren können, indem er aufgrund seiner besonderen Fähigkeit der Einzige war, der seinen Ruf hören und für Hilfe sorgen konnte.

      "Das Blut für Ahmad ist gekommen?" Er warf einen Blick zum Bett und sah den roten Beutel an einem Haken daneben hängen.

      "Alles in Ordnung, die Transfusion läuft schon."

      Erleichtert nickte er. "Wo ist Issam?", fragte er jetzt und schaute sich suchend um.

      "Er war den Rest der Nacht hier. Vor einer Stunde habe ich ihn abgelöst. Ich hoffe, er kann ein bisschen schlafen, aber wie ich ihn kenne, ist er spätestens um neun wieder hier. Ahmad hat während der Nacht Fieber bekommen und die Kopfverletzung bereitet dem Doc auch Sorge."

      "Koma?"

      "Issam ist sich nicht sicher. Aber wenn der Junge nicht bald aufwacht, wird es wohl so sein", seufzte er und machte sich wieder an die Reinigung des Tisches.

      Eine Weile herrschte Stille.

      Tariq merkte, dass die Situation Tanyel zu schaffen machte. Orells Tod hatte damals wohl doch eine tiefere Wunde hinterlassen, als er vermutet hatte, und Tanyel befürchtete wohl auch Ahmad zu verlieren. Die Vorstellung, wieder hilflos mit ansehen zu müssen, wie einer der ihm Anvertrauten starb, schien seine Unerschütterlichkeit merk­lich ins Wanken zu bringen. Als Steward von Darach Manor und damit quasi Mädchen für alles hatte er ein enges Verhältnis zu allen Bewohnern des Hauses. Und zu denen zählte er auch den schwarzen Guardian, selbst wenn dieser nie im Haus war. Dessen war Tariq sich sicher, denn er wusste, dass Tanyel Ahmad jeden Morgen am Nordtor traf, wo er ihm sein Lebensmittelpaket für den Tag übergab.

      Auch er spürte jetzt ein Engegefühl in der Brust. Er räusperte sich, weil er seiner Stimme nicht traute. Mit einem Nicken bedankte er sich bei seinem Steward und verließ den Raum. Eigentlich sollte er jetzt beruhigt sein, doch das Gefühl wollte sich nicht einstellen.

      Mittwoch, 07:30 Uhr

      In dem holzvertäfelten, rustikal eingerichteten großen Besprechungsraum im Erdgeschoss von Darach Manor waren alle Guardians vollzählig versammelt. Sie wussten, dass Tariq den vergangenen Einsatz wie immer mit ihnen auswerten würde und waren gespannt auf das, was er ihnen zu sagen hatte. Eigentlich tat er das sonst immer am Abend. Aber nach der Heimkehr war der Chef mit Yonas und den leicht Verletzten Koll und Shujaa in Issams Klinik verschwunden. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Yonas Issams Anweisung befolgt hatte, kam er zu ihnen ins Speisezimmer, verkündete, dass die Auswertung am nächsten Tag stattfinden würde und wünschte ihnen eine gute Nacht.

      Heute aber war außer dem ungewöhnlichen Zeitpunkt noch irgendetwas anders. Spannung schien in der Luft zu liegen wie der Vorbote von etwas Schlechtem, Bedrückendem. Es gab keine Gespräche, alle schwiegen und waren in Gedanken. Senad, Trajan und Shujaa, die an den vergangenen Abend im Wald dachten, warteten besonders ungeduldig auf Tariq. Gemäß seiner Anweisung hatten sie niemandem etwas erzählt.

      Tiana tauschte einen verzagten Blick mit Rhea und seufzte leise. Gestern war der Chef sicher nicht zufrieden mit ihnen gewesen, grübelte sie. Das Ganze hatte sich doch ziemlich chaotisch abgespielt und der Ausgang konnte - wenn man es recht betrachtete - eigentlich nicht anders als pures Glück genannt werden.

      Unauffällig musterte sie Trajan. Ihr Bruder war ungewöhn­lich schweigsam heute Morgen. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen. Auf ihre Frage, was los wäre, hatte er vorhin nur abgewinkt und erklärt, dass seine Nacht miserabel gewesen sei. Er sieht wirklich übernächtigt aus, dachte sie und die gewohnte schwesterliche Sorge stellte sich ein, als sie ihn so schweigsam in einer Ecke des großen Ledersofas hockend vor sich hinstarren sah.

      Als Tariq eintrat, richteten sich automatisch alle Blicke auf ihn. Er blieb einen Augenblick unschlüssig stehen und musterte die jungen Leute vor sich. Tiana konnte sehen, wie sich ein harter Zug um seine Mundwinkel bildete. Sie kannten das. Tariq machte sich um etwas Sorgen.

      Jetzt trat er an eines der großen Westfenster und sah einen Augenblick hinaus in den Garten. "Es gibt schlechte Neuig­keiten", begann er schließlich und drehte sich wieder um. "Ahmad wurde gestern Abend bei dem Kampf im Schloss verwundet und schaffte es nicht, allein zurückkehren. Aus irgendeinem Grund heilen seine Verletzungen nicht so rasant wie sonst."

      Hier machte er eine winzige Pause und fuhr dann fort. "Aber er hat Trajan kontaktiert und dank Shujaas Fähigkeit konnten wir ihn an der westlichen Grundstücksgrenze finden. Senad und Trajan haben ihn ins Haus gebracht. Issam hat ihn unten bei sich in der Klinik behalten." Erneut hielt er kurz inne, dann hob er den Kopf und schaute in die Runde. Atemlose Stille und gespannte Mienen zeigten ihm, dass alle zuhörten. "Er ist schwer verletzt, aber der Doc meint, dass er durchkommen wird", beeilte er sich hinzuzu­fügen.

      "Was … welche …" Tiana war die Erste, die ihre Stimme wiedergefunden hatte nach der Nachricht, doch sie brachte ihren Satz nicht zu Ende.

      Doch Tariq verstand, was sie fragen wollte. "Eine ausge­renkte Schulter, ein doppelt gebrochenes Schlüsselbein, gebrochene Rippen, die die Lunge verletzt haben, eine Wunde an der rechten Schulter und eine Kopfverletzung."

      Der Ausdruck der Erwartung auf den Gesichtern um ihn herum wandelte sich während dieser Aufzählung mehr und mehr in Bestürzung. Keiner sagte ein Wort.

      Trajan spähte unauffällig zu Shujaa hinüber und der hob im selben Moment den Kopf und sah ihn an.

      Der Chef schwieg. Er ließ seine Worte wirken, gab ihnen Zeit, sie zu begreifen.

      "Aber …" Rhea flüsterte fast, als sie das Wörtchen hervor­stieß, "wie kann das sein? Warum kann er das alles nicht wie

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