GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan

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hob eine Augenbraue. "Stimmt, er war vorhin mal wach. Aber er hat nichts gesagt."

      "Muss er bei mir auch nicht." Trajan war weitergegangen und trat jetzt ans Bett. Kurz berührte er die heiße Hand, die auf der Bettdecke lag. Er hat Fieber, stellte er fest.

      "Ahmad? Ich bin jetzt da", sagte er leise. "Hat ein bisschen länger gedauert, ich war in der Schule."

      Doch es kam keine Antwort. Anscheinend war er schon wieder weggedämmert, obwohl Imara es mit dem Tempolimit nicht so genau genommen hatte.

      Was er wohl von ihm wollte? Es musste etwas Wichtiges gewesen sein ...

      Tanyel war hinter ihn getreten.

      "Ich bin offenbar zu langsam gewesen", mutmaßte Trajan und zuckte mit den Schultern.

      Der Steward schüttelte den Kopf. "Du wärest in jedem Fall zu spät gekommen. Er war nicht lange wach."

      Der blaue Guardian nickte abwesend und ließ sich wieder in den Stuhl fallen, in dem er schon gestern Abend gesessen hatte.

      "Wenn du jetzt hier bist, würde ich mal in die Küche verschwinden und mich um das Mittagessen kümmern. Wäre das okay?"

      "Geh nur, ich bleibe."

      "Es dauert nicht lang. Ach so: Issam hat Besuch verboten, also niemand außer dir, verstanden?"

      Die Tür klappte hinter Tanyel.

      Trajan beobachtete den Schlafenden und wartete, dass er wieder wach wurde. Doch die Zeit verging, ohne dass sich etwas änderte, und er holte sein Physikbuch aus dem Rucksack, um sich die Wartezeit zu vertreiben.

      Als er irgendwann Schritte hinter sich hörte, glaubte er, Tanyel sei zurückgekommen und wandte sich um. Doch es war Yonas, der hinter ihm stand.

      "Besuchsverbot", meinte er und deutete vielsagend zur Schlafnische hinüber. "Issam kann jeden Moment wachwerden."

      "Und wenn schon." Der Eindringling grinste nur und zuckte mit den Schultern. "Ich dachte mir, dass du hier bist. Hennak meinte, du hast den Unterricht eher verlassen, weil Ahmad was von dir wollte. Er platzt fast vor Neugier, traut sich aber nicht rein." Leise holte er den zweiten Stuhl ans Bett und setzte sich. Dann streckte er die Beine aus und stützte die Hände auf die Knie, während er sich verstohlen im Raum umsah. Die medizinischen Geräte und ungewohnten Geräusche verursachten bei ihm ein beklemmendes Gefühl. Es war genau wie damals, als er hier gestanden hatte, um Trajan zu besuchen. Doch schließlich konnte er seine Neu­gier nicht länger bezähmen. "Und?", fragte er leise. "War er wach? Habt ihr reden können?"

      "Nein. Ich kam zu spät." Trajan schüttelte den Kopf. "Wieder mal. Ich glaube, ich bin auch schuld, dass es ihm so schlecht geht", fügte er dann leise hinzu. "Ich hab ihn gestern wahrscheinlich viel zu spät gehört. Wir waren so laut im Speisezimmer ..." Er seufzte. "Vielleicht wäre alles nicht so schlimm, wenn ich eher ..."

      "Quatsch." Yonas schaute ihn fast entrüstet an und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. "Selbst wenn es so war: hättest du ihn nicht gehört, wäre er dort, wo ihr ihn gefunden habt, gestorben. Wen hätte er denn sonst rufen können?" Er legte den Kopf ein wenig schief, während er den Freund musterte.

      Der entgegnete nichts darauf. Die Antwort half ihm nicht wirklich.

      "Was wohl mit ihm passiert ist?", meinte Yonas nun und sein Blick wanderte zu Ahmad zurück. "Ob ich mal …" Er streckte die Hand aus und hielt sie über dessen Linke, die reglos auf der Bettdecke lag, während er einen fragenden Blick auf seinen Sitznachbarn warf.

      Der zögerte. Dann schüttelte er energisch den Kopf. "Ich denke, das wäre ihm nicht recht. Er hat es dir nie erlaubt, ihn anzufassen."

      Yonas zog die Hand zurück, als wäre er ein beim Bonbondiebstahl ertapptes Kind. "Seit ich sieben war. Da habe ich mal was aus seiner Erinnerung gesehen. Danach hat er immer peinlich drauf geachtet, dass ich ihm nicht zu nahe kam. Er selbst hat mich aber noch nie berührt. Als ob ich die Pest hätte." Es klang bitter, wie er das sagte.

      "Das ist doch Blödsinn." Trajan schüttelte erneut den Kopf. "Er weiß, dass du Erinnerungen nacherleben kannst, und will wohl nur verhindern, dass du in seiner Vergangenheit herumkramst."

      "Ja, vielleicht", räumte der Jüngere ein, "aber gestern Abend hat er mich berührt."

      "Echt? Wann denn?"

      "Na dort im Schloss. Als ich ... austickte. Da legte er mir die Hand auf die Schulter. Obwohl ...", er lachte freudlos, "da bestand ja auch keine Gefahr, dass ich das ausnutze und in seinen Erinnerungen herumgrabe. In dem Moment hatte ich wirklich andere Sorgen." Sein Blick wanderte erneut zu Ahmad hinüber. Plötzlich gab er einen überraschten Laut von sich. "Hast du diese Narben gesehen?", raunte er, beugte sich vor und starrte erschrocken auf das Muster auf Ahmads Brust.

      "Ja." Trajan nickte.

      "Was kann das gewesen sein?"

      "Keine Ahnung." Trajan hatte die dünnen weißen Linien schon in der Nacht kritisch gemustert und sich die gleiche Frage gestellt.

      "Das sieht irgendwie aus wie … absichtlich verletzt", mutmaßte der Jüngere. "Es ist so symmetrisch."

      Trajan nickte abwesend. Seine Gedanken waren längst ganz woanders. "Was ist eigentlich genau passiert in dieser Halle im Schloss?", fragte er übergangslos. "Ich meine, bevor wir alle dazu gekommen sind? Tariq hat ja nicht wirklich viel erzählt, aber du warst doch von Anfang an dabei."

      "Da ist nicht viel zu erzählen." Yonas lehnte sich zurück und zog eine Grimasse. "Ging alles ziemlich schnell. Aufwachen in einem riesigen leeren Saal, eingesperrt in diesem ..." hier suchte er einen Moment nach dem passenden Wort "diesem Käfig aus Energie. Schon ihn zu berühren, brannte wie Feuer auf der Haut." Frust schwang in seiner Stimme mit, während er stirnrunzelnd die geröteten Fingerkuppen seiner rechten Hand betrachtete. Ein schmerzhaftes Andenken an seinen Versuch, sich zu befreien.

      "Hast du sehen können, wer dich entführt hat?"

      Verlegen senkte der Jüngere den Kopf. "Keine Chance. Das Letzte, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich an der Säule vom Schultor lehnte und auf Ahmad wartete. Mann, ich hatte einen ganz schönen Brummschädel, als ich aufwachte."

      Es klang beschämt. Er hatte sich so leicht überwältigen lassen wie ein kleines Kind.

      Trajans Finger umklammerten das Physikbuch. Sollte er Yonas von seiner Vermutung erzählen? Von Ahmads Begegnung mit dem Mädchen und ihrer Drohung? Den Jungen holen ...

      Unschlüssig presste er einen Augenblick die Lippen zusammen. "Was, wenn Ahmad das eigentliche Ziel von Rayan war und du nur der Köder, um ihn dorthin zu locken?", meinte er dann leise.

      Yonas sah Trajan mit gefurchter Stirn an. "Ich weiß zwar nicht, wieso du das denkst, aber - ja, möglich", meinte er schulterzuckend. "Rayan kennt Ahmad. Das heißt, er kannte ihn schon vorher."

      "Er kannte ihn? Woher weißt du das?"

      Yonas nickte entschieden. "Weil er auf ihn gewartet hat. Als Ahmad nämlich in den Saal kam, sagte er zur Begrüßung: 'Ah, unser Ehrengast ist endlich da.'" Er überlegte kurz. "Ich frage mich nur, was Ahmads Bruder bei dem Kerl zu schaffen hat. Durch ihn habe ich übrigens erst erfahren, wer eigentlich mein Gastgeber war, denn er hat ihn mit Namen angesprochen.

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