GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan
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Doch Ahmad wich zwei Schritte zurück und schob mit einer fließenden Bewegung den Kampfdolch in die Scheide am Oberschenkel. "Ist nur ein Kratzer", murmelte er abweisend. "Ich muss los."
Rasch drehte er sich um, eilte davon und ließ sie einfach stehen.
Sie blieben zurück und schauten ihm nach. Besorgt registrierte Trajan, dass Ahmad dieselbe Richtung wie das Mädchen nahm. Offensichtlich um sie zu verfolgen.
"Er kann doch so nicht gehen!", stieß Tiana hervor. "Wir müssen ihm helfen!" Wie ihr Bruder sah sie, dass ihr Teamkamerad sich nach ein paar Schritten an einer Mauer abstützen musste. Er wirkte benommen. Fast schien es, als würde er umfallen, aber gerade als Tiana ihm nachlaufen wollte, ging er weiter.
Trajan hielt seine Schwester am Arm zurück und schüttelte auf ihren fragenden Blick hin den Kopf. Ahmad hatte entschieden, trotz der Wunde die Verfolgung seiner Gegnerin aufzunehmen. Es war seine Sache.
Am nächsten Tag war er nicht aufgetaucht. Ebenso wenig am Tag darauf. Erst eine knappe Woche nach dieser seltsamen Begegnung hatte Ahmad sich wieder blicken lassen.
Wenn Trajan sich richtig erinnerte, dann war dies das einzige Mal gewesen, dass man dem Kameraden eine Reaktion auf eine Verletzung hatte anmerken können. Sonst ignorierte er sie für gewöhnlich, als wären es wirklich bloß kleine Kratzer. Aber damals hatte er Schwäche gezeigt und sich offensichtlich Ruhe gönnen müssen.
"Warst du überrascht, dem Mädchen, mit dem du damals gekämpft hast, gestern Abend im Schloss zu begegnen?", murmelte er jetzt völlig unvermittelt. "Oder hast du gewusst, dass sie dort ist?"
Im ersten Moment fühlte es sich seltsam an, mit jemandem zu reden, der nicht antworten konnte. Aber da er keine Ahnung hatte, wie man mit einem Bewusstlosen umging, beschloss Trajan einfach mit Ahmad zu sprechen, als sei dieser wach. "Tiana und ich haben eure Begegnung von damals nicht vergessen und uns sofort an sie erinnert, als wir sie sahen", fuhr er fort. "Sie hat uns das Leben ganz schön schwergemacht mit ihrer Peitsche. Ich weiß nicht, ob wir sie hätten besiegen können, wenn sie nicht mitten im Kampf plötzlich davongerannt wäre."
Seine Schwester und er waren wirklich überrascht gewesen, als sie im Schloss auf Ahmads Gegnerin von damals gestoßen waren. Zum Angreifen waren weder Tiana noch er selbst gekommen. Der Kampf hatte hauptsächlich darin bestanden, den roten Energiegeschossen und den unberechenbaren Peitschenhieben auszuweichen, da am Ende der Waffe scharfe Metallteile klimperten. Beide hatten die Verletzung nicht vergessen, die Ahmad damals davongetragen hatte.
"Ich wusste, womit sie dir gedroht hat." Trajan sah unsicher zum Bett und biss sich auf die Unterlippe. "Und gestern, da hat sie ihre Ankündigung wahrgemacht, stimmt's? Sie hat Yonas entführt. Er war der Junge, den sie sich holen wollte. Und damit hat sie den besten Köder gewählt, das einzige Mittel, was dich dazu bringen konnte, ihrer Forderung nachzukommen. Wusstest du, von wem die Notiz mit Yonas' Aufenthaltsort war und dass du sie dort wiedersehen würdest?"
Es blieb still.
Trajan stand auf und trat an das verspiegelte Fenster. Er lächelte bitter.
"Du konntest Yonas nicht im Stich lassen. Und du wärst sogar allein da reingegangen, wenn Tariq uns nicht hinterhergeschickt hätte. Wahrscheinlich hättest du sie wohin auch immer begleitet, wenn Yonas dafür unbehelligt freigekommen wäre. Ja", meinte er jetzt mit entschiedenem Nicken, "ich glaube, das hättest du getan."
In der Spiegelung des Fensters konnte er das Bett sehen.
"Ich denke, du wusstest genau, was dich erwartet. Du hast dieses Mädchen gekannt, das wurde mir bereits klar, als ich damals euer Gespräch mithörte. Ich wüsste gern, wohin sie dich zurückholen wollte, oder sollte? Wo warst du, bevor du zu uns kamst? In diesem Schloss? Woher hast du diese furchtbaren Narben?"
Wieder kam keine Antwort.
Aber Trajan hatte auch nicht damit gerechnet. Er starrte hinaus in die pechschwarze Nacht und seufzte. So viele Fragen. Je länger er nachdachte, desto mehr Rätsel taten sich auf und desto mehr Zusammenhänge schien es zu geben. Aber ihm fehlten die Fäden, um alles zu verknüpfen.
Ob Ahmad ihn hörte und nur nicht antworten konnte? Diese Welt zwischen Wachsein und ewigem Schlaf, zwischen Leben und Tod kannte er. Auch er hatte manchmal Stimmen gehört, die ein vertrautes Gefühl in ihm geweckt hatten. Doch er war zu weit weg gewesen. Ob es Ahmad ebenso ging? Vielleicht. Bestimmt sogar. Und deshalb würde er auch nicht damit aufhören, sich zu bemühen den Teamkameraden von dort zurückzurufen.
Die Tür vom Behandlungsraum öffnete sich. Trajan hörte Schritte und kurz darauf stand Issam am Bett. "War etwas?", fragte er.
"Alles ruhig." Trajan kam vom Fenster herüber. Eine Weile standen sie wortlos nebeneinander. Keiner der beiden hatte etwas zu sagen und doch war das Schweigen nicht unangenehm.
"Ich werde wieder zu Bett gehen", murmelte der Guardian schließlich und nickte Issam zu.
"Hm? Ja, natürlich, geh schlafen. Gute Nacht, Trajan, und danke fürs Aufpassen."
Der Arzt sah ihm nach, bis sich die Tür hinter dem jungen Mann geschlossen hatte. Dann kontrollierte er noch einmal die Werte am Monitor. Nicht alle Zahlen waren grün. Doch die wenigen roten zeigten nichts Bedrohliches. Es sah gut aus. Momentan.
Mittwoch, 07:00 Uhr
Als der Hausherr am Morgen erwachte, überfiel ihn sofort die Erinnerung an die Ereignisse der vergangenen Nacht. Er setzte sich auf und schaute auf die Uhr.
Es war sieben. Ihm entfuhr ein ärgerliches Knurren, denn eigentlich wollte er eher aufstehen. Doch trotz des aufregenden Abends hatte er traumlos bis jetzt durchgeschlafen.
Barfuß ging er zum Fenster und sah eine Weile hinaus in den nebligen Aprilmorgen. Dass die Blutkonserven angekommen waren und dass Ahmad die Nacht überstanden hatte bezweifelte er nicht, sonst hätte Issam ihn geweckt.
Ahmad. Verdammt. Sein Herz klopfte schneller bei dem Gedanken, in die Klinik hinunterzugehen, und widerwillig musste er sich eingestehen, dass er sich davor fürchtete.
Seufzend rieb er sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen, während er ins Badezimmer schlurfte. Die Hände auf das Waschbecken gestützt und seine müden Augen im Spiegel musternd versuchte er sich zu erinnern, ob gestern irgendetwas an dem schwarzen Guardian anders gewesen war. Konzentriert schloss er die Augen und rief sich die Szene in Erinnerung. Er sah Ahmad, wie er an der Wand lehnte und sein Ebenbild anstarrte, das ihm gegenüberstand und mit der Waffe in Schach hielt. Und wie er dann neben Yonas in der Mitte dieses seltsamen Energiewirbels kniete. Er war einfach hineingegangen. Und dann? Ahmad hatte keine Energie angewendet, weder Blitze noch blaue Geschosse, nichts. Er hatte einfach gar nichts getan.
Tariq hieb frustriert mit der Faust auf den Waschbeckenrand. Er wusste, dass er etwas übersah, aber er kam nicht darauf, was es war. Er hatte nichts Ungewöhnliches bemerkt.
Mit einem erneuten Seufzen zog er sich an, um hinunter zu gehen.
In der Klinik fand er nur seinen Steward vor. Der Arzt war nicht da.
"Wie geht's ihm?", fragte er mit leiser Stimme.
Tanyel, der gerade den Behandlungstisch reinigte, hielt inne und richtete sich auf.
"Nicht