GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan

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Deshalb widersprach er nicht, obwohl er sich sonst diesen Ton nicht hätte bieten lassen.

      "Dann würde ich kurz mal duschen gehen", seufzte er leise. "Kommst du zehn Minuten allein klar?"

      Trajan zögerte. "Ich weiß nicht ... Was, wenn hier irgendein Alarm losgeht?"

      "Das glaube ich nicht. Er ist stabil. Und ich bleib nicht lang."

      "Okay", willigte Trajan ein, "aber behalt dein Handy bei dir."

      Issam blieb noch einen Moment stehen und musterte das Display des Monitors, dann drehte er sich um, nickte Trajan zu und ging.

      Der blaue Guardian zog sich den Stuhl ans Bett, auf dem Issam eben noch gesessen hatte. Während er Ahmad betrachtete, fiel ihm auf, wie wenig er über den Kameraden wusste, weil der Einblicke in sein Privatleben so gut wie nie erlaubte. Aber ein Ereignis gab es, welches ihm im Gedächt­nis geblieben war. Er wusste nicht mehr den genauen Zeit­punkt und ein paar Wochen lag es mit Sicherheit zurück. Ahmad war damals in der Stadt mit einem Mädchen aneinandergeraten. Von dieser Begegnung oder von der beeindruckenden Person selbst hatte der schwarze Guardian niemandem erzählt. Aber Trajan und Tiana waren an diesem Abend zufällig im Kino gewesen und auf dem Weg zum Taxistand unbemerkt dazugekommen, als sich die beiden gegenüberstanden.

      "Wer ist die denn?", flüsterte Tiana neben ihm, wobei sie dem Wört­chen 'die' einen abfälligen Klang verlieh.

      Trajan schüttelte den Kopf. "Keine Ahnung", gab er ebenso leise zurück. "Ich habe sie noch nie gesehen. Aber ich kann mich ja mal etwas in ihrem Kopf umzuschauen."

      Die Gedanken anderer Menschen zu lesen war seine zweite Gabe neben der Telepathie. Es funktionierte nicht bei jedem. Warum das so war, hatten bisher weder er noch seine Lehrerin Tamira herausfinden können. Es gab einfach Personen, zu denen er nicht durchdrang. So hatte er zum Beispiel noch keinen Weg gefunden, um hinter Ahmads mentale Sperre zu kommen, genauso wenig wie es Shujaa gelingen konnte, ihn aufzuspüren. Doch bei den meisten schaffte er es problemlos.

      "Und?" Tiana gab ihm einen ungeduldigen Stoß mit dem Ellenbogen und sah ihn auffordernd an.

      "Sie hat ihn verfolgt und dann hier abgepasst", knurrte er als Antwort und rieb sich die Rippen.

      "Also kennen sie sich?" Tiana starrte das fremde Mädchen mit neuem Interesse an. "Wieso verfolgt?"

      "Sie hatte den Auftrag dazu. Und sie soll ihn 'zurückbringen'. Aber keine Ahnung wohin."

      "Wieso weißt du das nicht?" Tiana schien ihm nicht zu glauben.

      Er verdrehte die Augen. "Weil sie nicht an ihren Auftraggeber oder den betreffenden Ort gedacht hat", versetzte er zischend und bedeutete ihr gleichzeitig leise zu sein.

      Plötzlich sog er scharf die Luft ein und hörte auch von seiner Schwester ein erschrockenes Keuchen. Ahmad hatte mit einer fließenden Bewegung das schwarze Kampfmesser gezogen.

      Das fremde Mädchen bemerkte, was Ahmad tat, lächelte aber nur geringschätzig. Als Antwort auf die offensichtliche Kampfansage entrollte sie mit der Rechten eine lange schwarze Peitsche, die sie am Gürtel getragen hatte und nun mit einem lockeren Schwung des Hand­gelenks laut knallen ließ.

      Tiana sah sich verstohlen um und aus ihrem Blick sprach Sorge. "Die werden doch nicht etwa ernsthaft hier in der Öffentlichkeit ihre Streitig­keiten mit Waffen klären wollen!"

      Und in dem Moment gingen Ahmad und das Mädchen, die sich bis dahin nur feindselig und wortlos angestarrt hatten, aufeinander los.

      Die Geschwister vergaßen zu atmen, als sie den nun folgenden Kampf beobachteten. Noch nie hatten sie Ahmad so erlebt. Mit seinem Kampf­messer war er gegenüber dem Mädchen im Nachteil. Mühelos schaffte es ihre Peitsche, ihn auf Distanz zu halten. Doch weil Ahmad es ebenso geschickt verstand, der unberechenbaren Waffe auszuweichen, konnte keiner den anderen ernsthaft in Bedrängnis bringen.

      Die versteckten Zuschauer erkannten, dass sie diese zwei in eine höhere Liga einordnen mussten. Beide waren in der Lage, Energie zu nutzen, denn sowohl Ahmad als auch das Mädchen hatten fast spielerisch ein Energiegeschoss in der Hand entstehen lassen, wie zur Warnung des Gegners. Wahrscheinlich hatte nur die Gefahr, Aufsehen zu erregen, sie davon abgehalten, diese Waffen in ihrer Fehde anzuwenden. Aber auch so war das Niveau ihrer Technik unglaublich hoch.

      "Das ist ja eine Furie …", krächzte Tiana beklommen und packte ihren Bruder aufgeregt am Arm, um ihn vorsichtshalber zwei Schritte zurückzuziehen.

      Eine Polizeisirene durchschnitt die Stille der Nacht.

      Trajan befreite sich von ihrem Griff und starrte erneut zu den Kämpfenden hinüber. Die beiden legten eine Pause ein und lauschten keuchend, ob das Geräusch näherkam. Sie waren außer Atem von den unermüdlichen Angriffen und Kontern.

      Erneut versuchte er die Gedanken des fremden Mädchens zu lesen. Doch sie sprach sie selbst aus, nein, sie zischte sie Ahmad hasserfüllt zu.

      "Du bist noch genauso gut wie früher", konnte er hören. "Ich hätte wissen müssen, dass ich dich nicht besiegen kann. Trotzdem - du hast verloren, und nicht nur diesen Kampf."

      Trajan runzelte verwirrt die Stirn. Irrte er sich oder war da ein höh­nischer Unterton in den Worten?

      Ahmad jedoch blieb völlig unbeeindruckt. Seine ruhige, gelassene Antwort konnten die beiden versteckten Lauscher nicht verstehen. Stattdessen beobachteten die Geschwister verblüfft, dass die von Tiana als Furie Bezeichnete die Peitsche einrollte und sich zum Gehen wandte. "Gut", meinte sie scheinbar ergeben, "dann sorge ich auf anderem Weg dafür, dass du freiwillig zurückkehrst." Über die Schulter zurück­blickend warf sie Ahmad einen triumphierenden Blick zu. "Ich werde mir einfach den Jungen holen."

      Ahmad starrte sie mit zusammengezogenen Brauen an.

      Das Mädchen lächelte noch einmal boshaft, hob die zusammengerollte Peitsche zum Gruß und ging.

      Verblüfft schüttelte Trajan den Kopf. War sie denn verrückt, dass sie Ahmad den Rücken zuwandte?

      Als die Fremde verschwunden war, verließen die Geschwister ihr Versteck und gingen zu ihm. Ihr Teamkamerad stand noch immer wie erstarrt an demselben Platz.

      "Du blutest ja!", stieß Tiana erschrockenen hervor und deutete auf seine rechte Seite. Durch das zerfetzte T-Shirt konnte man tatsächlich Blut sehen. Es war seiner Gegnerin also doch gelungen, ihn zu verletzen.

      Wie aus einer Trance erwachend, starrte Ahmad Trajan und Tiana überrascht, ja fast erschrocken an.

      "Was macht ihr hier? Was habt ihr gesehen?" Die Fragen klangen barsch und Tiana zog unwillkürlich ein wenig den Kopf ein.

      "Eine fremde Energienutzerin, die dich angegriffen hat." Trajan hatte das Gefühl, dass es nicht klug war, Ahmad zu verraten, dass er den Grund des eben miterlebten Kampfes kannte. "Wer war das?"

      Es kam keine Antwort. Trajan konnte sehen, dass die Botschaft des Mädchens bei Ahmad angekommen war und ihre Wirkung nicht verfehlt hatte. Die Anspannung stand dem Kameraden ins Gesicht geschrieben. Offensichtlich hatte sie ihn schon eine ganze Weile beobach­tet und so herausgefunden, dass Yonas sein besonderer Schützling war.

      Zu erfahren, dass er observiert wurde und es nicht bemerkt hatte, musste Ahmad unsagbar ärgern und zusätzlich in Alarmbereitschaft versetzen.

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