GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan

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war das erste Mal, dass Rheas Teampartner Nakoa sich zu Wort meldete.

      Richtig, rief sich Tariq ins Gedächtnis. Die Guardians hatten nicht nur Rayan, sondern auch den anderen gar nicht zu Gesicht bekommen. Als sie in der Halle auftauchten, waren beide schon verschwunden. Also hatten nur er selbst und Yonas ausreichend Zeit gehabt, ihn zu sehen.

      "Ja, es war noch einer dort."

      "Kannte Ahmad ihn?", fragte Sadik.

      "Hundertprozentig." Tariq war sich sicher. Als er selbst in die Halle getreten war, hatte der schwarze Guardian sein Gegenüber angestarrt wie das Kaninchen die Schlange. Kein Wunder, dachte er bitter, nach so langer Zeit ist das wahrhaft kein Wunder ...

      "Es war sein Bruder."

      Yonas' leiser Einwurf schlug ein wie eine Bombe.

      "Sein Bruder?"

      "Er hat einen Bruder?"

      "Was sagst du da?"

      "Woher weißt du das?"

      Alle redeten plötzlich durcheinander und bestürmten ihn mit Fragen.

      Der Junge runzelte einen Moment grübelnd die Stirn. Es war alles so schnell gegangen.

      "Er heißt La... La'ith. Ahmad und er scheinen sich etliche Jahre nicht gesehen zu haben, denn er sagte zu Ahmad: 'Es ist lange her, Bruder, sehr lange'. Dann hat er Ahmad angegriffen, aber er hat ihn nicht verletzt, sondern nur das Messer aus der Hand geschlagen. Ich habe dann nicht mehr alles so genau mitgekriegt. Keine Ahnung, was mit mir los war. Ich wollte nur, dass alle aufhören zu kämpfen, dass nicht noch mehr verletzt werden, keiner von euch. Und da brach etwas aus mir heraus und es breitete sich aus, so ... eine Art Sturm … und ich konnte es nicht unterdrücken."

      Einen Moment atmete er tief durch, als er an das unerklärli­che Ereignis zurückdachte. "Ich war vollkommen fix und fertig. Und dann seid ihr ja alle hereingekommen."

      Neue Fragen sprudelten hervor.

      Yonas versuchte zu erklären was er gemeint hatte mit seiner Äußerung, dass etwas aus ihm herausgebrochen sei. Er war selbst verblüfft über das Phänomen, das er da hervorge­bracht hatte.

      Tariq gewährte den Guardians noch eine kurze Weile, dann sah er auf die Uhr. Es war schon nach acht.

      "Wir beenden das jetzt erst einmal an der Stelle. Ihr müsst zur Schule, Imara und Tamira warten sicher schon mit den Autos. Vorsichtshalber wird euer Ausbilder euch heute begleiten", hier nickte er Sadik zu, "obwohl ich denke, dass Rayan nach der gestrigen Aktion erstmal gründlich darüber nachdenken dürfte, ob er einen neuen Versuch startet, sich mit mir anzulegen. Denkt daran, heute Abend nach dem Essen Auswertung. Also dann." Er stand auf, nickte ihnen zu und verließ den Raum.

      Wieder in seinem Arbeitszimmer angekommen, lehnte er sich kurz mit dem Rücken an die gerade zugeklappte Tür und schloss die Augen.

      Es war sein Bruder, hatte Yonas gesagt.

      La'ith.

      Der Bruder, den Ahmad damals zurückgelassen hatte.

      Mittwoch, 11:00 Uhr

      Schmerzen ...

      Sie waren vertraut und gehörten zu seinem Dasein, solange er zurückdachte. Er konnte sonst mit ihnen umgehen, wusste sie zu nehmen und sich ihnen anzupassen.

      Doch diesmal wurde er von ihnen überrollt, noch bevor sich sein Verstand ganz ins Wachsein gekämpft hatte. Sie nahmen ihm buchstäblich die Luft. Wie ein glühendes Messer stachen sie bei jedem einzelnen Atemzug in seine linke Brustseite. Er versuchte flacher zu atmen, konnte es aber nicht lange durchhalten. Seine Lunge schrie schon nach wenigen Sekunden nach mehr Sauerstoff. Ihm war heiß, unerträglich heiß, und gleichzeitig fror er, dass er zitterte. Kalter Schweiß rann über seine Schläfen und er hatte Kopfschmerzen, die im Rhythmus seines Herzschlages in der linken Schläfe hämmerten.

      Verzweifelt bemühte er sich seine Augen zu öffnen, doch die Lider waren schwer wie Blei. Aber nicht nur sie, sein ganzer Körper gehorchte ihm nicht. Die Arme lagen wie festgeschmiedet, der rechte auf seinem Bauch, der linke an seiner Seite. Schon der Gedanke, sie zu bewegen, verursachte Pein. Seine rechte Schulter schien in glühendes Eisen gehüllt.

      Eine große Hand legte sich behutsam auf seine linke Hand. "Ruhig, ganz ruhig", hörte er eine tiefe Stimme leise mahnen.

      Er bemühte sich den Worten zu folgen. Je ruhiger er wurde, desto besser konnte er sich konzentrieren, um den Nebel, der sein Denken umhüllte, zu durchdringen. Jetzt begann er auch seine Umwelt wahrzunehmen und seine tastenden Finger erspürten, dass er auf einer weichen Unterlage lag.

      Wieso fiel es ihm so schwer, sich zu orientieren?

      Etwas Kühles wurde auf seine Stirn gelegt und wieder war da diese Stimme, eine tiefe Stimme, die zu ihm sprach.

      "Nicht bewegen, Ahmad. Bleib ganz ruhig liegen. Es ist alles gut, du bist in Sicherheit."

      Tanyel.

      Ja, es war Tanyel, der mit ihm sprach. Die unverwechselbar große, warme Hand, die sich erneut behutsam auf seine Linke legte, gehörte ihm.

      Es erleichterte und beruhigte ihn ungemein, den Steward in der Nähe zu wissen.

      Noch immer zu kraftlos, um die Augen zu öffnen, beschränkte er sich auf das Hören. Regelmäßiges Piepsen drang an seine Ohren und seine eigenen flachen, stoßweisen Atemzüge. Etwas weiter entfernt das Schließgeräusch einer Schublade, das Klappen einer Schranktür. Glas klirrte und für einen Moment rauschte Wasser. Tanyel ist noch in der Nähe, schloss er aus den Geräuschen.

      Mit Mühe versuchte er, sich zu orientieren. Was war bloß los mit ihm? Seine Gedanken waren zäh wie Kleister. Erinnerungsfetzen tauchten in seinem Geist auf, doch es war anstrengend, sich zu konzentrieren. Lichtblitze, Einschläge, Kampfszenen ... Das Schloss, richtig. Sie waren dort gewesen, um Yonas zurückzuholen.

      Den Jungen hatten sie befreien können, nur für ihn selbst war irgendetwas mächtig schiefgegangen. Yonas' Vater hatte also recht gehabt mit seiner Vermutung, dass ein Kontakt mit dem Jungen seinem Körper schaden würde. Diese kurze Berührung hatte etwas in ihm verändert, ihn geschwächt.

      Mit ungeheurer Anstrengung gelang es ihm, die Augen zu öffnen. Heller Tag, registrierte er. Als er das Schloss verließ, hatte gerade erst die Nacht begonnen. Stunden waren seitdem vergangen. Trotzdem fühlte er sich noch immer genauso zerschlagen wie am Abend. Schmerzen, Schwäche … Es hätte ihm längst bessergehen müssen.

      Verzweifelt versuchte er, die zurückliegenden Ereignisse zu rekapitulieren. Schon beim Lesen des Zettels auf dem blauen Schulrucksack war ihm klargeworden, auf wessen Konto diese Entführung ging. Die Symbole, die anstelle einer Unterschrift unter den wenigen Worten prangten, kannte er zu gut. Elyssa. Unfassbar, dass es Elyssa gelungen war, ihren Plan in die Tat umzusetzen, obwohl er von ihr gewarnt worden war.

      Dann diese Begegnung in der Halle mit dem Mann, der seine, nein, der ihre Kindheit zerstört hatte ... Sein Entsetzen bei dem Wiedersehen, das ihn völlig lähmte, obwohl er damit gerechnet hatte, dass dieser Mensch auftauchen würde.

      Einen Augenblick lang war ihm seine Ruhe abhandengekommen. Er wusste

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