GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan

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Gegnerin. Gegen wen Koll und Senad gekämpft haben, weiß ich auch nicht, sie sind mit Ahmad weitergelaufen."

      "Ich habe sie auf der Treppe gesehen", erklärte Tariq. "Ihr Gegner war ein riesiger rothaariger Kerl, auch ein Energie­nutzer."

      Einen Augenblick herrschte Stille, während Yonas und Trajan über weitere Fragen nachdachten und der Chef schrieb. Es waren doch etliche neue Informationen für ihn.

      "Aber wenn Rayan eigentlich Ahmad wollte - warum hat er Yonas dann erst in dieses Schloss gebracht? Es war doch total riskant, das Bauwerk stürzt bald zusammen. Wäre doch klüger gewesen, ihn in sein Hauptquartier zu verschleppen und Ahmad dorthin zu bestellen."

      "Wahrscheinlich, weil das Schloss so abgelegen und außerdem neutrales Territorium ist. Oder weil er den Ort seines Hauptquartiers nicht offenbaren wollte." Tariq hob die Schultern. "Das werden wir vielleicht nie erfahren. Gibt es sonst noch irgendwelche Dinge oder Vorkommnisse, von denen ich wissen sollte?" Eine leichte Schärfe lag in seiner Stimme. Er war immer noch verärgert und er wollte, dass besonders Trajan das merkte.

      "Warum haben wir den Eindruck, dass du uns etwas verschweigst?" Yonas formulierte den Vorwurf sehr vorsichtig, aber Tariq hörte ihn sehr wohl. Er nahm sich vor, sich in Zukunft vor seinem jüngsten Internatsbewohner mehr in Acht zu nehmen. Wenn er ihm Gelegenheit gab, mittels seiner Fähigkeit in seine Erinnerungen zu sehen, würden einige unangenehme Dinge offenbar werden, Dinge, die er lieber selbst erklären als rechtfertigen wollte.

      "Ich denke, es wird Zeit, dass ihr ein paar Sachen über mich erfahrt", räumte er leise ein. "Deshalb werde ich die Besprechung heute Abend dafür nutzen. Vorher muss ich mir ein bisschen was zurechtlegen. Es soll keine Geheimnisse mehr geben." Er klappte den Organizer zu, steckte den Stift weg und richtete den Blick auf seine Gäste.

      Sie erkannten, dass die Unterhaltung beendet war. Es hatte keinen Zweck, weitere Fragen zu stellen. Stumm sahen sie sich an und erhoben sich zeitgleich.

      "Tut mir leid, dass ich dich nicht informiert habe, Chef. Es kommt nicht wieder vor, versprochen." Trajan plagte immer noch ein schlechtes Gewissen.

      "Ja, das hoffe ich. Wir sehen uns dann heute Abend." Tariq setzte sich an den Schreibtisch und wandte sich seinem Computer zu.

      Yonas war schon an der Tür und wartete. Er hatte im Gegensatz zu Trajan bemerkt, dass der Chef keine einzige ihrer Fragen wirklich beantwortet hatte und dass er selbst genauso viele Fragen zu haben schien wie sie.

      Kaum hatte sich die Tür hinter den Jungen geschlossen, stützte der Hausherr die Ellenbogen auf die Schreibtisch­platte und legte die Fingerspitzen aneinander. Was für eine verzwickte Situation. Er hatte das Gefühl, dass ihm seine bisher so mühelos aufrechterhaltene Kontrolle über alles, was die Organisation der Guardians betraf, im Augenblick irgendwie entglitt. Mato Rayan war in ihre heile Welt eingedrungen.

      Vorher war es andersherum gewesen. Sie hatten ihn gestört. Seine kriminellen Aktivitäten hatten im Laufe der Jahre sichtlich zugenommen. Doch seit es die Guardians gab, waren sie nicht mehr so reibungslos abgelaufen, wie er es gewohnt war. Während der letzten siebeneinhalb Jahre konnte er von Glück reden, wenn wenigstens einige seiner Pläne unentdeckt blieben und sich ein paar seiner undurchsichtigen Geschäfte durchführen ließen. Die Schutzgelderpressungen waren deutlich weniger geworden und Geldwäsche beinahe unmöglich. Und es war immer um viel Geld gegangen. Mehrfach hatten sie auch schon Entführungen vereitelt und damit Lösegeldforderungen verhindern können.

      Das Telefon klingelte.

      Tariq warf einen Blick auf das Display. Die Nummer kannte er. Nach dem dritten Klingeln hob er ab und meldete sich.

      Gordon Felton, der Polizeichefs des Distrikts und ein guter Freund von ihm, hatte einen Auftrag für die Guardians. Mit einer Hand angelte Tariq nach dem Organizer und machte sich Notizen, während er lauschte, ohne den Sprecher zu unterbrechen. Als dieser fertig war, stellte er ein, zwei kurze Fragen zu dem, was er gehört hatte. Dann versicherte er seinem Freund am anderen Ende der Leitung, dass sie sich um die Angelegenheit kümmern würden und beendete das Gespräch.

      Als er den Hörer zurückgelegt hatte, überlegte er. Es war nicht der erste Anruf dieser Art gewesen. Gordon hatte schon oft diesen Weg gewählt, wenn er am Ende seiner Möglichkeiten war. Die Polizei wusste von den Guardians. Und wenn es für die Ordnungshüter aufgrund von Gesetzen oder reichlich geflossenen Bestechungsgeldern keinen Handlungsspielraum mehr gab und Inhaftierte wieder auf freien Fuß gesetzt werden mussten, dann kam ein Hilferuf von ihrem Chef bei Tariq an. Meist ließ man dessen Leuten bei ihren Missionen dann freie Hand und hielt sich heraus. Selbstverständlich ohne jemals dabei in Verdacht zu geraten, mit dieser Selbstjustiz ausübenden Organisation gemeinsame Sache zu machen. Und wenn die Guardians sich einmal einer Angelegenheit angenommen hatten, dann konnte Gordon sicher sein, dass danach niemand mehr auf freien Fuß gesetzt werden musste.

      All diese Missionen wurden stets akribisch genau vorbereitet. Tariqs Schlüsselfigur dabei war sein Observierer Sadik, der Nahkampftrainer der Guardians. Und genau dessen Nummer wählte er jetzt.

      "Was gibt's?", drang die ruhige Stimme aus dem Hörer. Im Hintergrund waren vorbeifahrende Autos zu hören und kreischende Möwen.

      "Gordon hat was Neues für uns", antwortete sein Chef. "Kannst du vorbeikommen?"

      "Nicht jetzt, ich bin in der Stadt. Eilt es?"

      "Nein."

      "Sobald ich zurück bin, melde ich mich."

      "In Ordnung."

      Sadik befand sich gerade in der Nähe vom Hafen, das hatte das Möwengeschrei im Hintergrund verraten. Der gebürtige Türke war in den weniger angesehen Gesellschaftsschichten der Stadt bestens bekannt und dieses Viertel gehörte praktisch der am wenigsten angesehenen. Die Menschen, die sich dort aufhielten, waren zwielichtige Charaktere und nicht wenige von ihnen schuldeten ihm etwas, auch wenn es nur ein Gefallen war. Man ließ ihm bereitwillig Informationen zukommen, manchmal sogar ohne dass er nachfragen musste. Weil er seine Informanten nie preisgab, galt er als absolut vertrauenswürdig in diesen Kreisen. Und aufgrund der schier unerschöpflichen Geldquelle seines Chefs fanden sich immer einige, die sich für ihre Auskünfte großzügig entlohnen ließen, obwohl die Hafenmafia nicht zimperlich war, wenn ihnen einer dieser Informanten in die Finger geriet.

      Es war eine gut funktionierende Zweckgemeinschaft, welche die Guardians immer öfter in die Lage versetzte, punktgenau und zum perfekten Zeitpunkt zuzuschlagen. Mato Rayan war nicht der Einzige, dem sie dabei mitunter empfindlich auf die Finger klopften.

      Dass er selbst in den Verdacht geraten könnte, mit diesen Guardians irgendwie in Verbindung zu stehen, daran verschwendete er nur selten einen Gedanken. Die Identität von Tariq Genera als Person und Angehöriger des englischen Adels war kein Geheimnis. Sein Name stand für Genera Medical Developments, den weltweit bekannten Pharma-Konzern, den sein Vater gegründet hatte. Darach Manor war bekannt als der Familiensitz der Viscounts of Henley. Seine Mutter war die Henley-Erbin gewesen und dass er hier lebte und eine Schule betrieb, war auch nicht geheim.

      Doch seine zweite Identität als Chef der Guardians kannten außer dem Polizeichef nur die, die hier auf Darach Manor lebten. Sorgfältig wurde darauf geachtet, dass keine Spur zu ihm oder zum Internat führte. Darum hatte sich Ahmad bisher nach jeder Mission immer zuverlässig gekümmert. Keine Fingerabdrücke oder Patronenhülsen, keine heimlichen Verfolger nach einem Einsatz, keine Peilsender, keine Kennzeichen, die den Halter des Mannschaftsbusses verraten konnten.

      Aber manchmal konnte sich Tariq des unguten Gefühls nicht erwehren, dass Rayan doch schon von der Organisation

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