GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan
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Читать онлайн книгу GUARDIANS - Das Vermächtnis - Caledonia Fan страница 27
"Er ist in Gefahr und er ist selbst eine Gefahr", hörte er Ahmads Stimme nun erneut, leiser und matter als vorhin, "und er weiß nichts davon."
"Wieso?", entgegnete Trajan verblüfft. "Erklär es mir."
Keine Antwort.
"Ahmad?"
Es blieb still in seinem Kopf. Ein wenig unbehaglich schaute Trajan seinen Sitznachbarn erneut an. Yonas sollte gefährlich sein? Niemand wirkte so unschuldig wie dieser sechzehnjährige Junge.
Doch Ahmad würde ihm nicht ohne Grund auftragen ihn nicht aus den Augen zu lassen. Dummerweise war er nicht mehr dazu gekommen, es zu erklären. Und deshalb wusste Trajan immer noch nicht, warum ihm das so wichtig war.
Eine Stunde später saß er wieder an Ahmads Bett und musterte den schlafenden Kameraden. Dunkle Schatten lagen unter den geschlossenen Augen, die das Gesicht noch blasser wirken ließen, und auf seiner Stirn waren winzige Schweißperlen.
Erschrocken fuhr Trajan zusammen, als sich Yonas wieder neben ihm auf den zweiten Stuhl schob. Ein verhaltenes Grinsen huschte über sein Gesicht. Er hätte es wissen müssen, dass der Jüngere zurückkommen würde. Alle anderen hatten das Besuchsverbot widerspruchslos hingenommen.
Doch der erwiderte das Grinsen nicht. "Ist er wach?", formten seine Lippen stattdessen die lautlose Frage, während er mit dem Finger auf Ahmad deutete.
Trajan schüttelte den Kopf.
Für eine Weile hing jeder von ihnen seinen eigenen Gedanken nach. Trajan fragte sich, wann er nun erfahren würde, warum er Yonas beobachten sollte.
"Hast du gewusst, dass der Chef genau wie Ahmad Energiegeschosse bilden kann?", flüsterte der jetzt leise, um das bedrückende Schweigen zu beenden.
Trajan starrte ihn entgeistert an. "Was, Tariq?!", entfuhr es ihm verblüfft.
Yonas nickte bestätigend. "Und dass Ahmad und er einen Schild entstehen lassen können, um Energiegeschosse abzuwehren?"
"Echt?" Jetzt schüttelte Trajan ungläubig den Kopf. "Hast du es gesehen?"
Der Jüngere nickte. "Beide machten mit dem linken Arm einfach nur eine fließende Bewegung und paff - war er da. Etwa so." Yonas schwang den ausgestreckten Arm in einer lässigen Kreisbewegung vor sich, während er sich mit einem Seitenblick vergewisserte, dass Trajan zusah. "Und dann die Energiegeschosse!", fuhr er fort. "Erst blaue von Ahmad und schwarze von dem ... von Rayan, dann silberne von Tariq. Beim Aufprallen an der Wand hinterlassen die solche großen Löcher und spritzende Steinsplitter."
Er hielt Trajan die geballte Faust vor die Nase, um die Größe zu verdeutlichen. "Ich möchte wirklich nicht wissen, was sie anrichten, wenn sie auf einen menschlichen Körper treffen." Schaudernd zog er die Schultern hoch. "Der Lärm war unbeschreiblich und die Luft war mit Energie so aufgeladen, dass mir buchstäblich die Haare zu Berge standen."
Er griff mit beiden Händen in seinen dichten, blonden Schopf, als wäre der Effekt jetzt noch spürbar.
"Warum hat Ahmad Rayan nicht einfach erschossen?", fragte Trajan grübelnd.
"Keine Ahnung. Zu große Entfernung?" Yonas hob unsicher die Schultern. "Du hast ja selbst mal gesagt, dass er eher ein Nahkämpfer ist. "
Trajan nickte. "Ja, wäre möglich. Oder vielleicht kann Rayan ja auch so einen Schild bilden? Obwohl - ob der Kugeln aufhalten könnte? Er besteht ja eigentlich nur aus Energie ..." Dann fiel ihm etwas ein. "Warte mal kurz." Er zog sein Handy hervor. "Tanyel", meinte er leise, nachdem sich der Steward gemeldet hatte, "weiß irgendjemand, wo Ahmads Waffen abgeblieben sind?" Er lauschte einen Moment, verneinte eine Frage und nickte schließlich. "Ja, das wäre toll, danke. Bringst du sie hierher in die Klinik, wenn du sie hast?" Wieder lauschte er und steckte dann nach einem letzten, kurzen "Alles klar" das Handy zurück in die Hosentasche.
"Ich kann mich nicht erinnern, ob Ahmad Kampfmesser und Pistole bei sich hatte, als wir ihn fanden", erklärte er auf Yonas' fragenden Blick hin, "aber Tanyel will noch einmal zu der Hütte gehen, um dort nachzuschauen."
"Das Messer ist mit Sicherheit nicht dort. Sein Bruder hat es ihm doch aus der Hand geschlagen, kurz nachdem er ihn im Schloss angegriffen hat. Ich glaube nicht, dass Ahmad es später wieder aufgehoben hat. Also wenn es nicht einer von euch gefunden und mitgenommen hat, liegt es wohl noch dort."
"Er würde seine Waffen nie freiwillig zurücklassen", belehrte ihn der blaue Guardian und es klang fast, als habe er Mitleid mit seinem unwissenden Sitznachbarn. "'Wenn du ein Guardian bist, ist deine Waffe dein zweites Ich', sagt Gaz immer."
Yonas, der wusste, dass dieses Zitat jetzt folgen würde, hatte den letzten Teil lautlos mitgesprochen und grinste nun.
Trajan konnte seine Dozentenmiene nicht länger aufrechterhalten und boxte ihn leicht gegen die Schulter.
"Bei diesem La'ith bin ich mir hundertprozentig sicher, dass er Ahmad hasst wie die Pest und dass die Ruhe, die er zeigte, nur gespielt war." Yonas schüttelte ein wenig den Kopf, als könne er es immer noch nicht glauben, was er da gesehen hatte. "Er wirkte eiskalt. Dabei hat es wahrscheinlich richtig gebrodelt in ihm. Ich hätte ihn zu gern einmal berühren wollen, um es herauszufinden. Aber ich kam ja nicht aus diesem Energiefeld raus." Er sah Trajan nicht an, als er das sagte, und biss danach frustriert die Zähne zusammen.
Der blaue Guardian verstand ihn. Er hatte schon vor längerer Zeit erkannt, dass Yonas unter seiner Hilflosigkeit und Unerfahrenheit litt. Diese Stunden im Schloss in Rayans Gewalt hatten dem Jüngeren erneut schonungslos vor Augen geführt, dass er den Guardians nicht das Wasser reichen konnte.
"Und dann dieses ... dieses ...", fuhr dieser nun fort und ihm fehlte das Wort für das, was er beschreiben wollte. "Bei mir brannte anscheinend eine Sicherung durch. Ich merkte, dass mit mir irgendetwas passierte, doch ich konnte nichts dagegen tun. Und gleich darauf war ich genau in der Mitte von einem Tornado! Es rauschte und dröhnte so laut, dass ich glaubte, taub zu werden. Als ob du neben einem startenden Düsenjet stehen würdest ... Da zuckten echte Blitze und alles war plötzlich in seltsames gelbes Licht getaucht, fast wie Nebel ..."
Er stand auf. Sich an diese Szene zu erinnern machte es ihm unmöglich, länger ruhig auf dem Stuhl zu sitzen. Einmal tief durchatmend schob er die Hände in die Taschen seiner Jeans, ging zum Fenster hinüber und sah durch das spärliche Frühlingsgrün der Bäume hinüber zum alten Gesindehaus.
"Ich fühlte mich, als ob ich zerquetscht würde von dieser ungeheuren Kraft, obwohl sie von mir selbst ausging. Es wurde immer schlimmer. Ich ... ich wollte schreien, aber nach ein paar Augenblicken konnte ich nicht einmal mehr atmen. Dann knickten mir die Beine ein. Das … echt, ich dachte wirklich, ich sterbe." Er schluckte bei der Erinnerung daran. Das Ereignis hatte ihm panische Angst gemacht, weil er nicht verstand, was da passiert war mit ihm.
Trajan musste sofort wieder an Ahmads Worte denken. Er ist gefährlich, hatte der Freund gesagt. "Du musst nicht weitererzählen, wenn es dich zu sehr aufregt", meinte er leise, denn es war ihm lieber, wenn Yonas sich beruhigte.
Doch der schüttelte energisch den Kopf und setzte sich wieder hin. Seufzend rieb er sich mit der Handfläche über die gefurchte Stirn.
"Ich will aber darüber reden. Es ist das erste Mal, dass ich wirklich darüber nachdenke, was