GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу GUARDIANS - Das Vermächtnis - Caledonia Fan страница 31

Автор:
Серия:
Издательство:
GUARDIANS - Das Vermächtnis - Caledonia Fan

Скачать книгу

in einem der beiden Sessel am Kamin Platz und fuhr sich mit den Händen durch die fast nacken­langen braunen Haare. Dann stützte er die Ellenbogen auf die Armlehnen und legte die Fingerspitzen aneinander. Das war seine Denkerpose.

      "Ich habe lange über den Verlauf des gestrigen Abends nach­gedacht. Und ich denke, dass wir nichts hätten anders oder besser machen können. Das gleich am Anfang. Trotzdem", jetzt beugte er sich ein wenig nach vorn, weil er das verstoh­lene Aufatmen einiger Guardians bemerkt hatte, "ist es nur einigen glücklichen Umständen zu danken, dass das Ganze nicht noch schlimmer ausgegangen ist. Doch ich will über den Ablauf jetzt kein Wort weiter verlieren." Er ignorierte die verwunderten Blicke, die seine Zuhörer einander zuwarfen und lehnte sich wieder zurück. "Viel wichtiger ist, dass wir Mato Rayan dort vorgefunden haben und damit unserem Ziel, ihn endlich hinter Schloss und Riegel zu bringen, vielleicht einen großen Schritt nähergekommen sind."

      Er sah, wie sich Aufregung in die Mienen der jungen Leute vor ihm schlich. Rayan war das Stichwort, das jeden aufmerken ließ.

      "Deshalb soll es heute Abend nicht um das gehen, was ihr getan, sondern was ihr beobachtet habt", fuhr er fort. "Und ich meine diesmal nicht nur das, was Ahmad betrifft. Jedes Detail, was ihr dort bemerkt habt, könnte wichtig sein. Da während des gesamten Ablaufes jeder seine eigenen Beobachtungen gemacht hat, halte ich es für das Beste, wenn wir noch einmal kurz alles zusammentragen. Senad ist nicht hier, also schreibt Tiana."

      Er machte eine Pause und wartete geduldig, bis Trajans Schwester den Laptop gestartet hatte, der auf dem Tisch stand. Erst als sie Tariq erwartungsvoll ansah, sprach er weiter.

      "Zuerst zu dem Schloss im Wald. Ich habe nicht viel darüber herausfinden können. Es hat seit fast dreißig Jahren ein und denselben Eigentümer. Der Name, der im städtischen Grundbuchamt eingetragen ist, sagt mir jedoch nichts. Ich vermute, dass es eine Scheinidentität ist. Dieser Eigner hat außer dem Aufstellen der Betreten-Verboten-Schilder dort noch keinen Finger gerührt. Mit Sicherheit wohnt er auch nicht da. Seine Spur verliert sich im Nichts, doch ich habe den Verdacht, dass es Rayan ist. Warum, darauf komme ich noch zurück."

      Aufmerksam verfolgte er Tianas über die Tastatur huschen­de Finger.

      "Über das Gebäude selbst ist nicht viel bekannt. Verlassen seit achtzig Jahren, baufällig, einsturzgefährdet und teilweise bereits eingestürzt. Ihr habt die Trümmer selbst gesehen. Es wird von kaum jemandem betreten, obwohl es für jeden, der die Verbotsschilder ignoriert, frei zugänglich ist. Ein El Dorado für Liebhaber verfallener Gebäude. Gerüchte kursieren, dass es dort spukt, dass man Geräusche hört in den Gängen, Schritte, knarrende Dielen. Ich gebe nichts auf diese Dinge. Mich interessiert nur, Rayan hat Yonas dorthin entführen lassen." Hier sah er das zweitjüngste Mitglied der Hausgemeinschaft direkt an, allerdings ohne irgendeine Emotion dabei erkennen zu lassen. "Aber noch konnten wir nicht rausbekommen, warum er das tat."

      Während er sich ein Glas Wasser einschenkte, wartete er wieder, bis Tiana fertig war mit Schreiben.

      "Nun zu Rayan selbst. Der Mann ist gefährlich. Er kann Energiegeschosse und einen Schild erschaffen, ist also nicht nur Energienutzer, sondern ein starker Wandler."

      "Also genau wie du", warf Yonas an der Stelle ein. "Nur dass du nicht gefährlich bist."

      Das aufkommende Gelächter war verhalten, denn außer Trajan, der ja von Yonas erfahren hatte, zu was Tariq fähig war, wusste keiner, was der Blondschopf gemeint hatte.

      Tariq warf einen raschen Blick in die Runde und sah in fragende Gesichter. Einen Augenblick zögerte er, dann stellte er sein Wasserglas ab und streckte die Hand aus.

      Atemlose Stille stellte sich ein, als zwischen seinen Finger­spitzen knisternde, silbrige Funken und Blitze auftauchten. Sie sammelten sich in seiner Handfläche und wuchsen dort zu einem tennisballgroßen Energiegeschoss heran.

      Er konnte förmlich spüren, dass sie ihn plötzlich mit anderen Augen betrachteten. Bisher hatte nur Ahmad so etwas zustande gebracht. Und gestern Abend waren ihnen die roten und grünen Energiegeschosse ihrer Gegner um die Ohren geflogen. Aber dass er auch so etwas konnte, das hatte wohl keiner von ihnen vermutet.

      Doch er hatte nicht vor, jetzt näher darauf einzugehen. Mit einem leisen Puff löste sich der silbrige Ball auf und verschwand, als er jetzt die Hand schloss.

      "Außerdem vermag er Personen in einem Energiekäfig einzuschließen", fuhr er fort, als hätte er ihnen nicht gerade eben eine unerhörte Neuigkeit offenbart. "Das hat er mit Yonas getan, der ihn jedoch irgendwie auflösen konnte. Aber dazu kommen wir später noch. Er hat absolut loyale Unter­gebene, Energienutzer wie er selbst, die mit ihrer Energie Geschosse bilden. Ob sie ebenfalls Wandler sind und diese auch noch für andere Fähigkeiten nutzen, wissen wir nicht."

      Tariq runzelte nachdenklich die Stirn. Energienutzern begegnete man nicht an jeder Ecke. Diese Fähigkeit war selten und dass Rayans Leute sie so offen vor ihnen demonstriert hatten, zeigte, dass sie sich überlegen fühlten. Und Wandler, also Nutzer, die ihre Energie in mehrerlei Formen anwenden konnten, wurden nicht geboren, sondern geschaffen. Ihre Energieform musste von jemandem modifiziert werden, um sie dazu zu befähigen.

      "Aber wahrscheinlich nicht alle", wandte Hennak jetzt ein, "denn unsere Gegner haben keine Energie genutzt. Doch sie sind sehr gut ausgebildet", fuhr er fort und nach einem kurzen Moment des Zögerns fügte er hinzu: "Und sie sind besser als wir."

      Trajan sah überrascht auf. Er glaubte fast sich verhört zu haben. Dass Hennak so etwas zugab, war wirklich ungewöhnlich. Der Freund hielt sich doch stets für einen großartigen Kämpfer und glaubte sich jedem Gegner eben­bürtig. Ein unauffälliger Blick in die Runde zeigte ihm, dass er nicht der Einzige war, den dieser letzte Satz erstaunt hatte. Selbst Tariq zog eine Augenbraue hoch, als er den roten Guardian musterte.

      "Da bist du dir sicher?", hakte er nach.

      Hennak ballte die Fäuste. Zorn ließ seine Ohren rot werden, während er verlegen auf den Teppich starrte. "Bin ich", stieß er widerwillig hervor. "Diese beiden Zwerge hatten uns echt in die Enge getrieben. Shujaa war schon verletzt und ich weiß nicht, was noch passiert wäre, wenn sie nicht plötzlich davongerannt wären. Keine Ahnung, wie es euch erging, aber ich vermute mal, es war ähnlich, weil keiner von euch mit einem Sieg über den Gegner geprahlt hat."

      Tiana wechselte einen schnellen Blick mit ihrem Bruder. Zumindest bei ihnen war es genauso gewesen, Hennak hatte recht. Sie hatten es zu zweit nicht geschafft, ihre Gegnerin zu besiegen, und erleichtert aufgeatmet, als sie plötzlich davonstürmte.

      Die Tür öffnete sich, Sadik, Senad und Shujaa kamen herein.

      Der Chef wartete, bis die Nachzügler einen Platz gefunden hatten und der Nahkampftrainer sich in seiner gewohnten Art rücklings auf einen Stuhl gesetzt hatte. Dann schaute er ihn auffordernd an.

      "Du hattest richtig vermutet, Tariq." Auf dem Gesicht des Trainers erschien ein verbissener Ausdruck, während er am Ständer des Kaminbestecks neben sich die mitgebrachte Bierflasche öffnete, was der Schürhaken mit einem vorwurfsvollen Klappern kommentierte. Nach ein paar durstigen Schlucken wischte er sich mit dem Handrücken über die Lippen und begann seinen Bericht.

      Er lehnte am Kotflügel seines SUV und wartete auf die beiden "S", die das Triple-S vervollständigen würden. Tariq wollte, dass sie das Schloss erkundeten. Einfach nur herausfanden, ob sich Rayan ständig dort aufhielt und ob in dem baufälligen Gebäude noch etwas anderes zu finden war. Wonach konkret sie suchen sollten, darüber hatte der Chef nichts gesagt.

      Es war heller Nachmittag. Falls sich jemand dort aufhielt, würde er sie mit Sicherheit bemerken,

Скачать книгу