GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan

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Ja, Ahmads wahres Alter kannte keiner von ihnen, aber er war mit Sicherheit nicht älter als fünfundzwanzig. Wie konnte er seit so langer Zeit bei Yonas sein? Damals war er ja selbst noch ein Kind!

      Trajan beschloss, ihn bei nächster Gelegenheit zu fragen und seufzte. Ahmad hatte die Augen wieder geschlossen. Außer seinen flachen Atemzügen war nur das leise Zischen der Sauerstoffversorgung zu hören. Der Monitor summte ganz dezent und eine der Zahlen blinkte rot.

      Leise stand Trajan auf, beugte sich vor und zog die Maske vorsichtig wieder über Ahmads Gesicht. Seine Gedanken kreisten um das, was er eben erfahren hatte.

      Rayan schien auf jeden Fall etwas über diese seltsame Energie, die in Yonas schlummerte, zu wissen. Er hatte die Flucht ergriffen, als dieser sie - ja, was eigentlich? Aktivierte?

      Ein neuer Gedanke tauchte auf und Trajan setzte sich vor Schreck kerzengerade hin. Hatte Rayan Yonas vielleicht nur deswegen entführt und die Vermutung, dass er Ahmad damit ködern wollte, war völlig verkehrt?

      Wer um alles in der Welt konnte diesen Knoten entwirren?

      Mittwoch, 17:00 Uhr

      Yonas hatte sich auf die Bank neben der Gartenmauer fallen lassen. Fröstelnd zog er die Schultern hoch. Es war nicht wirklich kalt, aber man merkte doch, dass es erst Frühling war. Hier schien die Sonne nur von morgens bis mittags, dann verschwand sie hinter dem wuchtigen Bau des Haupt­hauses und überließ die Wiese dessen schnell wachsendem Schatten.

      Fassungslos grübelte er noch immer, wie es sein konnte, dass ihm all die Jahre entgangen war, warum Ahmad wirklich bei ihnen gewohnt hatte.

      Als er ein Kind war, hatte er es als selbstverständlich hinge­nommen. Ahmad war ein Familienmitglied für ihn gewesen, etwa so wie ein großer Bruder. 'Er ist mein Assistent, mein Mitarbeiter', hatte sein Vater ihm geantwortet, als er später einmal fragte, ob Ahmad sein Onkel sei. Und mit der Antwort hatte er sich zufriedengegeben.

      Jetzt, wo er darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass dieser Mitarbeiter eigentlich immer nur bei ihm anstatt bei seinem Vater gewesen war. Ungewöhnlich für einen Assistenten. Aber er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht.

      Umso unvorbereiteter traf es ihn jetzt, dass sein Vater Ahmad extra für ihn als Bodyguard angestellt hatte. Wie oft war er wohl in seiner Nähe gewesen, ohne dass er ihn bemerkt hatte …

      An das Haus, das er in dessen Erinnerung gesehen hatte, konnte er sich nicht erinnern. In den sechzehn Jahren seines Lebens waren sie dreimal umgezogen und zweimal hatte er die Schule wechseln müssen. Da gab es nicht viele Gelegen­heiten, Freunde zu finden und die wenigen kostbaren Freundschaften zu erhalten. So war er meist für sich geblie­ben. Ahmad hatte ihm Geschwister und Freunde ersetzt. Sein Vater war ein verschlossener Mensch gewesen, seine Mutter tot und andere Familienmitglieder gab es nicht.

      Seine Mutter ...

      Er war neun gewesen, als sie starb. Ein kleiner Junge, dessen Welt plötzlich aus den Fugen geriet. Dessen Vater sich von einem Tag auf den anderen in einen Fremden verwandelte. Wenn er sich im Spiegel ansah und sein Äußeres und die blonden Haare betrachtete, dann schob sich ihr Bild davor. Keineswegs glich er seinem Erzeuger, dessen dunkle Haare und Augen sich bei ihm nicht wiederfinden ließen.

      Sein Vater hatte alle Bilder von ihr verschwinden lassen. Wahrscheinlich sogar weggeworfen, denn als nach seiner Ermordung die Wohnung ausgeräumt wurde, hatte Yonas keins finden können.

      Plötzlich überkam ihn eine unbändige Sehnsucht danach, sie noch einmal zu sehen. Und ihm wurde schlagartig klar, dass er nur warten musste, bis Ahmad schlief. Dann konnte er versuchen sie in seinen Erinnerungen zu finden. Und noch so vieles mehr, was er gern wieder einmal sehen würde.

      Ich würde manches besser verstehen, rechtfertigte er diesen übermächtigen Wunsch trotzig vor sich selbst. Ich könnte erfahren, warum wir immer wieder umgezogen sind. Vielleicht sogar, warum Vater umgebracht wurde. Ahmad hat nie etwas darüber gesagt.

      Ohnmächtig ballte er die Hände zu Fäusten. Er wusste, es würde bei dem Wunsch bleiben. Noch nie hatte er von Kameraden Erinnerungen 'gestohlen'. Und nichts anderes würde es sein. Außerdem war es ihm so gut wie unmöglich, bestimmte Sachen zu finden. Das, was er bei Ahmad gesehen hatte, war ihm von diesem gezeigt worden.

      Er seufzte tief und öffnete die Fäuste wieder. Sei nicht kindisch, schalt er sich, lass das Vergangene ruhen.

      Doch ein kleiner Stachel blieb. Ahmad hatte recht. Er wusste nicht nur nicht viel über seinen Vater. Sein ganzes bisheriges Leben war irgendwie ein einziges Mysterium.

      Kurz schaute er auf die Uhr. Er musste Trajan erklären, warum er ihn so plötzlich allein sitzengelassen hatte. Und ihm danken, dass er nicht hinterhergekommen war.

      Mit einem dicken Päckchen Brote in der Hand und einer Flasche Saft unter dem Arm öffnete er zehn Minuten später vorsichtig die Tür zur Klinik und spähte hinein. Als er sah, dass Issam nicht da war, huschte er quer durch den Behand­lungsraum ins gelbe Zimmer. Wortlos reichte er Trajan seine mitgebrachten Gaben und setzte sich wieder auf seinen Stuhl am Bett. Dabei grinste er verlegen, weil er das Besuchsverbot erneut ignoriert hatte. Aber auch weil er sich schämte. Jetzt kam ihm seine Reaktion vorhin reichlich kindisch vor.

      "Schläft er wieder?", flüsterte er und deutete mit dem Kinn auf Ahmad.

      Trajan nickte. Er war erleichtert, denn er merkte, dass Yonas sich beruhigt hatte. Neugierig musterte er das Verpflegungs­päckchen, dann schaute er hinein und inspizierte den Inhalt. Zuerst nahm er jedoch einen großen Schluck Saft aus der Flasche und seufzte genießerisch, als er sie absetzte. "Das Beste, was er machen kann", antwortete er dann leise.

      Die Tür öffnete sich erneut und diesmal schob sich Tanyel herein, der einen umwickelten Gegenstand bei sich trug. Beim Anblick von Yonas hob er lediglich eine Augenbraue.

      Der Guardian stellte die Saftflasche ab und legte das eben angebissene Brot wieder zurück.

      "Du hast seine Waffen gefunden?", fragte er gespannt, aber leise, und erhob sich erwartungsvoll.

      Der Steward schüttelte den Kopf und begann das Päckchen langsam auszuwickeln. "Nur die hier. Sie lag noch auf der Wiese, genau dort, wo wir ihn gefunden haben."

      Yonas war ebenfalls aufgestanden und trat neugierig näher.

      "Seine Pistole", meinte Trajan, als er sah, was zum Vorschein kam. Es klang enttäuscht.

      "Das Messer war nicht auf der Lichtung", gab Tanyel bedauernd zurück.

      "Sag ich doch", meinte Yonas achselzuckend. "Das liegt noch im Schloss, dort, wo es ihm von dem La'ith-Bruder aus der Hand geschlagen wurde."

      "Ahmad ohne sein Messer? Unvorstellbar ...", murmelte Trajan. Er nahm die matt glänzende Waffe an sich und öffnete das Magazin. Sie war geladen und es fehlte keine einzige Patrone. Aufmerksam betrachtete er sie und bemerkte dabei eine Inschrift. "For my treasure's guardian" war auf dem Griff eingraviert und als er es las, wusste er sofort, wer die Waffe für Ahmad hatte anfertigen lassen.

      "Wir könnten es zurückholen", schlug Yonas vor und seine Stimme bekam einen entschlossenen Unterton.

      Trajan und Tanyel sahen ihn an, als hätte er vorgeschlagen den Mond zu stehlen.

      "Bist du noch bei Trost?!" Nur ein kurzer Blick auf Ahmad bewahrte den blauen

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