GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan
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Sie nickte. "Ein großer rothaariger Energienutzer mit Schusswaffe, eine Energienutzerin mit einer Peitsche. Ahmads Bruder und zwei Mann mit ungewöhnlichen Waffen."
"Also gehen wir von fünf Leuten aus, mit denen Rayan sich umgibt. Was haben wir noch?"
"Eigentlich nichts", meinte Sadik und es klang unzufrieden. "Wir waren nur im Keller und dort haben wir keine benutzten Räume finden können. Ein bisschen Müll in den Ecken von irgendwelchen Besuchern, ja, aber außer diesem schwarzen Areal nichts, was darauf hindeutet, dass sich Menschen dauerhaft dort aufhalten. Alles wirkt komplett verlassen."
"Das ist nicht wirklich berauschend", seufzte Tariq. "Ich hatte mir mehr erhofft. Irgendetwas geht da unten vor sich und wenn es so gut versteckt und gesichert ist, scheint es nichts Gutes zu sein. Deshalb werde ich einen Plan erarbeiten. Keine Ahnung, wie lange ich dazu brauche, aber wir werden da reingehen. Ich will wissen, was in dem Keller verborgen ist. Durchaus möglich, dass es eine Nummer zu groß für uns wird. Momentan jedenfalls, doch das kann man ändern."
Eine Weile schwiegen alle. Das Schloss mit seinem selbst für Shujaa nicht einsehbaren Keller beschäftigte die Gedanken der Guardians und ihre Fantasie trieb teils recht bunte Blüten.
"Wie geht es denn Ahmad?" fragte Tiana jetzt etwas zaghaft in die Stille hinein. Schnell senkte sie den Kopf, als sie merkte, wie sie rot wurde.
"Keine Veränderung", antwortete Tariq kopfschüttelnd. "Und Issam hat noch nicht herausfinden können, woran das liegt."
Einen kleinen Stich versetzte es ihm, dass er den jungen Leuten nicht die Wahrheit sagte. Aber da sogar sein Freund selbst noch nicht aufgegeben hatte, erschien es ihm einfach zu früh, ihnen alle Hoffnung zu nehmen. Vielleicht geschah ja doch ein Wunder ...
Völlig unvermittelt wandte er sich an Yonas. "Hast du dein Handy dabei?", fragte er übergangslos.
Yonas nickte, verwundert über die Frage.
"Gut." Tariq lehnte sich zurück. "Dann geh bitte in die Klinik und löse Tanyel ab. Er soll mit den anderen jetzt kommen, er weiß schon Bescheid. Wenn irgendetwas ist, rufst du einfach an."
Zögernd und mit einem raschen Seitenblick auf Trajan erhob sich Yonas und verschwand.
Der blaue Guardian war enttäuscht. Lieber wäre er an Yonas' Stelle gegangen. Doch Tariq hatte so entschieden und er musste sich fügen, wenn auch widerwillig.
Nachdem Tanyel gekommen war und auch den Doc, Imara und ihre Schwester Tamira mitgebracht hatte, stand der Hausherr auf. Kurz wartete er noch, bis alle einen Platz gefunden hatten, dann gab er Tiana mit einer Geste zu verstehen, dass sie nicht mitzuschreiben brauchte.
"Ich habe euch nicht nur wegen der Besprechung des gestrigen Einsatzes hergebeten, sondern auch, weil es ein paar Dinge gibt, von denen ich denke, dass ihr sie nun erfahren solltet", begann er. Es schien, als suche er nach den richtigen Worten, als fiele es ihm schwer, über das nun Folgende zu reden.
"Ich kenne Mato Rayan seit meiner Jugend."
Er sah erschrockene, fassungslose Mienen vor sich und hörte unterdrücktes Flüstern, halblautes Murmeln, Füßescharren. Dass seine Zuhörer überrascht sein würden, wenn er dies verkündete, war ihm vorher klar gewesen. Ohne Gelegenheit für etwaige Zwischenfragen zu geben, sprach er weiter. "Und wir haben eine gemeinsame Vergangenheit. Eine Zeit, auf die ich nicht stolz bin." An der Stelle tauschte er kurz einen Blick mit Tanyel.
"Wir hatten ein gemeinsames Labor", fuhr er fort, als es wieder ruhig geworden war. "Wir - das waren drei Männer. Mato Rayan, ich und ein Dritter namens Aharon."
Wieder wartete er, bis das neue Flüstern unter seinen Zuhörern verstummte. Nach wenigen Augenblicken kehrte Stille ein und er sprach weiter.
"Damals studierten wir gemeinsam an der medizinischen Fakultät. Kennengelernt hatten wir uns, weil wir nach den Vorlesungen nicht sofort nach Hause, sondern meist direkt vom Hörsaal ins Labor gingen. Wir teilten nicht nur die unstillbare Neugier und den immensen Wissensdurst, sondern auch unsere ehrgeizigen Pläne in Bezug auf unsere Zukunft ähnelten sich. Alle drei absolvierten wir nach dem Medizinstudium noch andere Studiengänge. Bei mir waren es Chemie und Biologie, hier mit dem Schwerpunkt Pharmazie. Aharon richtete sein Interesse auf die Physik mit Schwerpunkt Energie und Mato intensivierte seine Forschungen auf medizinischem Gebiet, besonders bei der Genetik. Wir hatten schließlich viel vor, denn unser Ziel war es, diese besonderen Fähigkeiten zu erforschen, die zu dieser Zeit plötzlich überall auf der Erde auftauchten. Wie es der Zufall wollte, war jeder von uns ein Energienutzer. Wandler gab es damals noch nicht."
Erneut musste er sich unterbrechen, weil Getuschel aufkam. Doch er wirkte nicht verärgert, im Gegenteil, er schien es eingeplant zu haben.
"Du bist Arzt, Tariq?"
Tiana hatte die Frage ausgesprochen, die sich nach dieser unerwarteten Eröffnung wohl alle gestellt hatten.
"Ich habe das Studium abgeschlossen und auch promoviert, aber niemals praktiziert. Den Abschluss brauchte ich für meine Forschungen. Außerdem hatte ich eine interessante Stelle im Familienunternehmen in Aussicht. Darum machte ich meinen Doktor in Naturwissenschaften und begann bei GenMed in der Forschungsabteilung zu arbeiten."
Seine Zuhörer schwiegen beeindruckt. GenMed war die gängige Abkürzung für Genera Medical Developments, den riesigen Pharma-Konzern, den Tariqs Familie aufgebaut hatte und den er inzwischen leitete.
"Da wir alle drei aus sehr wohlhabenden Familien stammten, war es uns möglich, einen alten und leerstehenden unterirdischen Militärkomplex zu erwerben und ein hochmodernes Labor darin einzurichten", fuhr er jetzt fort. "Neben dem eigentlichen Ziel spezialisierte sich jeder von uns auf ein bestimmtes Forschungsgebiet beim menschlichen Körper. Ich wollte herausfinden, wie man den Alterungsprozess bremsen und so das Leben verlängern könnte. Aharon forschte im Gebiet der Reizleitung und Energieströme, um den Verlust von Nervenzellen zu kompensieren, und Mato, der Intelligenteste von uns, konzentrierte seine Arbeit auf die Regenerationsfähigkeit von Zellen.
Ich verließ GenMed bald darauf, obwohl mein Vater damit drohte mich zu enterben. Lange Zeit arbeiteten wir drei einträchtig zusammen. Wir teilten unsere Erkenntnisse und freuten uns über die Erfolge der anderen. Meistens führten wir unsere Versuche aneinander durch, um die Ergebnisse gemeinsam auswerten zu können. Das war zwar verboten, aber unsere Mitarbeiter waren handverlesen und absolut vertrauenswürdig. Außer ihnen und uns selbst erfuhr es keiner. Jeder noch so kleine Fortschritt wurde miteinander besprochen. Es gab keine Geheimnisse unter uns. Wir veröffentlichten in regelmäßigen Abständen Publikationen und hielten Vorträge.
Doch uns fehlten oft die Beweise, die wir ja nur mittels Selbstversuch hätten vorlegen können. Mit den Jahren wurden deshalb die Auftritte in der Öffentlichkeit immer seltener. Keiner von uns hatte bis dahin geheiratet und unser Leben spielte sich fast ausschließlich unter der Erde ab. Wir begruben uns selbst und wir waren zufrieden damit. Mein Vater war nicht glücklich über die Situation. Er wollte die Leitung des Unternehmens an ..." Tariq unterbrach sich und holte tief Luft. "Er wollte sie abgeben. Doch ich war nicht der, der dafür in Frage kam. Mein älterer Bruder war der Erbe und damit der nächste Firmeneigner, da mein Vater nicht plante, sein Lebenswerk aufzuteilen. Mir war das nur recht. So konnte ich mich ganz auf meine Forschungen konzentrieren."
Tariq nahm einen Schluck Wasser aus seinem Glas und musterte dabei verstohlen seine Zuhörer. Sie lauschten alle, teils mit offenem Mund sogar. Keiner hatte gewusst, dass der Hausherr einen älteren Bruder hatte.