GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan

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die Ansichten von uns dreien auseinanderzugehen. Unser Verhältnis zueinander veränderte sich", fuhr er fort und ein bitterer Unterton schlich sich in seine Stimme. "Ich wollte weiter am lebenden Organismus forschen und verwendete Ratten und andere Kleinsäuger, peinlich darauf bedacht, im legalen Bereich zu bleiben. Mato aber begann sich plötzlich von uns zu separie­ren und seinen Laborkomplex abzuschotten. Er ließ unsere gemeinsamen Mitarbeiter nicht mehr bei sich arbeiten, meinte, sie würden seinen Anforderungen nicht entsprechen. Dafür stellte er eigene Helfer ein. Einige, die ihm wirklich nur bei seiner Arbeit assistierten. Das war nicht ungewöhnlich, wir hatten ja auch unsere Assistenten. Aber er engagierte auch einige, deren Aufgabe es lediglich war, uns und unsere Mitarbeiter am Betreten seines Bereiches zu hindern. Sicher sehr gut bezahlte und deshalb verschwie­gene, loyale Männer. Wir begegneten ihnen nur selten, denn Mato arbeitete vornehmlich nachts. Und sie redeten nicht mit unseren Mitarbeitern. So kamen immer mehr seltsame Dinge zusammen. Aharon und ich versuchten uns einzureden, dass er bestimmt nichts Illegales tun würde. Lange Wochen lebten und arbeiteten wir so nebeneinander, ohne zu wissen, was er tat hinter seinen verschlossenen Türen. Nach seinen Forschungsergebnissen gefragt, hatte er uns immer nur mit nichtssagenden Floskeln abgespeist.

      Schließlich konnte ich mein Misstrauen nicht mehr länger ignorieren und ich begann ihn zu beobachten. Mehrmals hatte ich schon versucht, in seinen Bereich hineinzukom­men, doch die Sicherungsanlagen, die er hatte einbauen lassen, waren einfach nicht zu überwinden, ohne Aufsehen zu erregen. Es gab für mich keinen Zutritt. Mir war unbe­greiflich, wie er das alles unbemerkt von Aharon und mir installieren konnte. Jeder Versuch, vernünftig mit Mato zu sprechen, endete immer mit derselben Antwort: Es gäbe für jeden von uns einen Bereich im Labor. Und in seinem Bereich hätten wir beide ab sofort keinen Zutritt mehr."

      Tariq war wieder ans Fenster getreten und sah hinaus. Die Fingerknöchel seiner Hand, die das Wasserglas hielt, traten weiß hervor, so fest umklammerte er es. Die Umsitzenden lauschten atemlos.

      "Der Zufall kam mir schließlich zu Hilfe. Eines Tages war ich auf dem Weg in einen meiner Lagerräume, als mir plötzlich ein Junge in die Arme stolperte. Er schien nicht älter als dreizehn oder vierzehn Jahre zu sein, hatte Panik im Blick, Klebeband über dem Mund und auf dem Rücken gefesselte Hände. Nachdem ich ihn davon befreit hatte, schlug er sofort auf mich ein und schaute sich dabei immer wieder gehetzt um. Ich packte ihn am Kragen, herrschte ihn an sich zu beruhigen und schob den heftig Widerstrebenden vor mir her. Erst nach ein paar Schritten hörte der Junge auf sich zu wehren und ließ es schluchzend geschehen. Ich bugsierte ihn in einen meiner eigenen Lagerräume und fragte ihn leise, wie er hierherkam.

      Er erzählte stockend und mit vielen Pausen, dass er auf seinem Schulweg in ein Lieferauto gezerrt worden war, in dem sich schon zwei andere, jüngere Kinder befanden. Sie waren gefesselt gewesen und den Mund hatte man ihnen mit Klebeband verschlossen. Er war sich sicher, dass es ihnen genauso ergangen war wie ihm, denn auch er war sofort geknebelt und mit Handfesseln versehen worden. Dann hatte man die Tür des Lieferwagens zugeknallt und der Wagen war losgefahren. Als die Kinder am Ende der Fahrt dann aussteigen sollten, war der Junge herausgesprungen und wahllos in einen der Gänge hineingerannt, die vor ihm lagen. So lange, bis er mir in die Arme lief."

      Tariq starrte in die schwarze Nacht. Seine Gedanken wan­derten zurück zu dem Tag, an dem alles anders geworden war.

      Er hatte dem Jungen aufmerksam zugehört und sein Schrecken war mit jeder Minute gewachsen. Entsetzt realisierte er, was da faktisch vor ihrer Nase passierte, ohne dass sie etwas davon mitbekommen hatten.

      "Hier kannst du nicht bleiben", sagte er nun zu ihm, als dieser fertig war mit seinem Bericht, und mied dabei dessen Blick. In die angstvollen Augen des Kindes zu sehen schnitt ihm ins Herz.

      Er öffnete die Tür des Lagerraumes und sah aus dem Augenwinkel, wie der Junge zurückwich und sich erschrocken an eines der Regale klammerte. Wahrscheinlich erwartete er zu seinen Häschern zurückge­bracht zu werden. Tariq legte deshalb mit einer verschwörerischen Miene den Finger auf die Lippen. Erst als er ein hastiges Nicken als Antwort erhalten hatte, öffnete er die Tür ganz und spähte hinaus in den Korri­dor. Draußen war niemand zu sehen.

      "Du wartest hier auf mich", wies er nun den Jungen ernst an. "Egal was du auf dem Gang hörst, du bleibst hier drin! Verstanden?"

      Erneut nickte der Junge, ohne zu zögern.

      Während er den Korridor entlang zurück zu seinen Laborräumen eilte, überlegte Tariq fieberhaft. Was sollte er tun?

      Aharon fiel ihm zuerst ein. Er musste sich sofort mit ihm besprechen. Und dann vielleicht noch Matthew dazu holen, einen seiner loyalsten Mitarbeiter vom ersten Tag an. Weil der Kerl ein technisches Genie war und sich im gesamten Labor, also auch in Matos Bereich, bestens auskannte.

      Zehn Minuten später saßen sie zu dritt in Tariqs Privaträumen. In wenigen, hastigen Worten hatte er den beiden erklärt, was er gerade erlebt und gehört hatte.

      Man musste kein Hellseher sein, um zu erkennen, was da passierte. Mato entführte Kinder für seine Forschungszwecke. Das erklärte seine Heimlichtuerei, seinen abgeriegelten Bereich, seine Nachtarbeit.

      Überrascht lauschten die Männer, als Matthew nun preisgab, dass es unter Matos alten Mitarbeitern ebenfalls welche gab, die dessen Tun misstrauisch beobachteten. Sie waren von diesem nach und nach aus früher für sie zugänglichen Bereichen entfernt und durch neue Männer ersetzt worden. Männer, die eher in die Kategorie Schlägertrupp als Wissenschaftler eingeordnet werden konnten. Besonders ein Mitarbeiter - ein Freund von Matthew - hatte schon versucht herauszufinden, was in den speziell gesicherten Arealen passierte.

      "Was meinst du, würde er uns helfen, wenn wir versuchen würden, in Rayans Komplex mal einen prüfenden Blick zu werfen?", wollte Tariq nun von Matthew wissen.

      "Da bin ich ganz sicher", kam es ohne Überlegen zurück. "Er hat schon lange ein ungutes Gefühl. Und wenn er erfährt, dass hier Kinder im Spiel sind, dann hundertprozentig. Er ist selbst Vater."

      "Ist er heute da?"

      Matthew nickte. "Ich hole ihn", erklärte er und stand auf.

      Aharon hatte keine Einwände und Tariqs Mitarbeiter verschwand.

      "Ich bringe inzwischen den Jungen her." Tariq war ebenfalls aufgestanden. "Er hat sicher Angst dort so allein. Und im Lager ist es kalt. Ich brauche dich, du musst vor uns gehen und schauen, ob die Luft rein ist."

      Aharon nickte bereitwillig und wenige Augenblicke später standen die beiden vor dem Lager.

      Tariq öffnete die Tür und ging allein hinein, um den Jungen nicht zu erschrecken. Im ersten Moment erschrak aber er selbst. Sein Gast schien verschwunden zu sein. Leise rief er nach ihm und sofort tauchte ein blonder Kopf über einem Stapel Kartons in der rechten Ecke auf. Doch erst, als er Tariq erkannt hatte, schob sich der Junge vorsichtig aus seinem Versteck hervor und folgte ihm aus dem Lager hinaus auf den Gang.

      Sie schafften es ohne Zwischenfälle zurück zu Tariqs Privaträumen. Niemand begegnete ihnen. Gleich darauf saß der kleine Gast in der winzigen Küche und ließ sich Brot und Würstchen schmecken. Auf seine Frage, ob er wieder nach Hause dürfe, musste er jedoch erst einmal vertröstet werden. Was sie vorhatten, erforderte sorgfältige Planung und Zeit. Tariq wuschelte ihm durch das dichte Blondhaar und lächelte. "Bald", meinte er beruhigend. "Erst wartet ein großes Abenteuer auf uns. Wir müssen einen Plan schmieden."

      Interesse glomm im Blick des Jungen auf.

      "Darf ich mitmachen?", fragte er aufgeregt. "Ich bin gut in sowas."

      Jetzt musste Tariq lachen.

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