GUARDIANS - Das Vermächtnis. Caledonia Fan

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da ist."

      Rhea erhob sich ebenfalls und warf einen Blick in den Wandspiegel mit dem kitschig verschnörkelten Rahmen neben der Tür. Das ebenmäßige Gesicht mit dem goldfarbenen Teint, den weichen Lippen und den großen schwarzen Augen verriet ihre Herkunft aus südlicheren Gefilden.

      "Und selbst wenn nicht", gab sie zurück und machte Tiana Platz, die sie beiseiteschob, um sich kämmen zu können. "Dann waren wir wenigstens nochmal an der frischen Luft. Nach dem guten Essen brauche ich sowieso noch dringend einen kleinen Verdauungsspaziergang, bevor ich zu Bett gehe." Lächelnd klopfte sie auf ihren makellos flachen Bauch und legte den Kopf schief.

      "Ja, ja, ich weiß. Gleich sagst du wieder, du wirst fett." Tiana winkte ab. "Ich hole meine Jacke, Moment."

      Sie wussten, dass Tanyel, der Steward, bereits zu Bett gegangen war. Deshalb hatten sie keine andere Möglichkeit, nach draußen zu kommen, als durch eines der großen und fast bodentiefen Fenster im Besprechungsraum zu steigen. Um zweiundzwanzig Uhr wurde das schwere, eichene Portal am Haupteingang von Darach Manor immer verschlossen, ebenso wie der Gartenausgang hinten. Wer dann noch rauswollte, musste sich bei Tanyel einen Hausschlüssel holen - oder eben durchs Fenster klettern.

      Nebeneinander gingen sie an der Südseite des Hauses entlang in Richtung des Wirtschaftstraktes. Hinter dem gepflegten Rasen zu ihrer Rechten ragte der zum Grundstück gehörende Wald wie eine schwarze drohende Mauer auf.

      Die Fenster von Bibliothek und Speisezimmer im Erdgeschoss waren dunkel und auch die in den beiden Stockwerken darüber. Aber als sie um die Ecke des Hauptgebäudes kamen, stoppten sie kurz. In der Wohnung von Issam, der im Anbau des verwinkelten Gebäudes wohnte, brannte Licht. Der Arzt war also noch wach.

      Geduckt huschten die Mädchen unter den Fenstern vorbei, ließen die Mauer von dem kleinen Hof mit dem Gartenausgang hinter sich und verschwanden unter den hohen Eschen, die zwischen dem Landsitz und den Wirtschaftsgebäuden im Osten des Grundstücks standen.

      Hier hielten sich die Schüler des Internats so gut wie nie auf. Den ehemaligen Wirtschaftstrakt bildete ein Karree aus vier Gebäuden, die einen kleinen Hof umgaben. Direkt vor ihnen lag der L-förmige Klotz des leerstehenden, langsam verfal­lenden Gesindehauses. Neben diesem und den Garagen gab es noch das ehemalige Kutscherhaus, in dem ihre beiden Ausbilder wohnten, und ein altes Taubenhaus, das heute ein Geräteschuppen war.

      Die Mädchen liefen an der Rückseite des Gesindehauses ent­lang, an die sich die umgebauten früheren Ställe anschlossen. In ihnen waren heute die fünf Autos untergebracht, die zum Landsitz gehörten.

      Zwei Minuten später spähte Tiana auf Zehenspitzen stehend mit vorgehaltenen Händen durch das Fenster der Garage, in der sonst Ahmads schwarzes Auto neben dem SUV ihres Ausbilders parkte. Doch es war nicht da.

      Schulterzuckend drehte sie sich zu Rhea um. "Lass uns wieder reingehen", meinte sie und es klang ein bisschen verzagt. "Vielleicht hat er ihn ja wieder vorn am Nordtor stehengelassen und ist längst im Bett." Fröstelnd rieb sie ihre Oberarme, hakte sich dann bei der Freundin ein und schmiegte sich an sie. Mit raschen Schritten gingen sie unter den Bäumen hindurch und dann quer über die Wiese zurück zum Haus. Gleich darauf waren sie wieder an dem Fenster angekommen, durch das sie herausgeklettert waren.

      Tiana spähte um die Hausecke. "In Tariqs Arbeitszimmer brennt Licht. Wahrscheinlich wartet er immer noch auf Ahmads Anruf", vermutete sie.

      Rhea nickte. "Los, rein mit dir", meinte sie energisch und hauchte in ihre klammen Hände. "Mir ist kalt." Sie öffnete den vorhin nur angelehnten Fensterflügel weit und bildete eine Räuberleiter, damit die kleinere Tiana zuerst hineinstei­gen konnte. Dann kletterte sie selbst hinterher und schloss das Fenster sorgfältig.

      Dienstag, 22:50 Uhr

      Tariq war sicher, dass er die Grundstücksgrenze noch nicht überquert hatte, denn bisher war nichts zu spüren gewesen von der kaum wahrnehmbaren elektrisierenden Spannung in der Luft. Und genau die hätte er beim Passieren von Ahmads unsichtbarer Schutz-Barriere sofort registrieren müssen. Sie konnte aber nicht mehr weit entfernt sein, weil dort vorn schon die Hütte war. Und von der wusste er genau, dass sie außerhalb des Grundstücks lag.

      Wider Erwarten hatte er sie gleich gefunden, obwohl er vor Ewigkeiten das letzte Mal hier gewesen sein musste. Das Mondlicht fiel auf die kleine Lichtung davor und noch bevor er es genau erkennen konnte, wusste er, was das dunkle Bündel im Gras war.

      "Ahmad!"

      Er fiel neben ihm auf die Knie und wollte ihn an der Schulter fassen. Erschrocken hörte er den rasselnden Atem, das Ringen nach Luft, sah das unkontrollierte Zittern, was das Bündel beben ließ. Seine ausgestreckten Hände verharrten reglos in der Luft. "Ahmad, kannst du mich hören?", fragte er drängend.

      Keine Reaktion.

      Ungeduldig schaute er sich um, doch von Trajan und Tanyel war noch nichts zu sehen. Dann huschte sein Blick über den dunklen Wald, der die Wiese umgab. Doch er entdeckte und hörte nichts Verdächtiges. Shujaa hatte beteuert, dass Ahmad allein war, aber wer hatte ihn dann so zugerichtet? War derjenige vielleicht doch noch hier und konnte sich mental genauso abschirmen, wie Ahmad selbst es konnte? Oder waren Rayan und dessen Leute ihm gefolgt, hatten ihn bis hierher gejagt und lauerten nun irgendwo, sich die Hände reibend, dass er, Tariq, ihnen endlich in die Falle gegangen war?

      Sofort öffnete er seine Linke und ließ mit hellem Knistern ein silbernes Licht in der Handfläche entstehen. Nur zur Beruhigung, denn auch mit seinen Energiegeschossen würde er allein gegen mehrere Angreifer gleichzeitig nichts ausrichten können. Jetzt ärgerte er sich, dass er nur Tanyel und Trajan mitgenommen hatte. Wie leichtsinnig von mir, dachte er, während er besorgt seinen Blick wieder auf den vor ihm Liegenden richtete. Er konnte sich nicht erklären, was sich seinen Augen hier bot. Der schwarze Guardian war eine perfekte Kampfmaschine. Und wurde er wirklich einmal verwundet, dann waren es mehr oder weniger Kratzer, die mit unglaublicher Geschwindigkeit verheilten. Es war eine seiner vielen außergewöhnlichen Fähigkeiten. Doch der Kampf lag jetzt schon Stunden zurück. Also was war hier los?

      Vorsichtig fasste er ihn mit der freien Hand an der Schulter, um ihn auf den Rücken zu drehen, doch sofort zog er sie erschrocken zurück und sah im Mondlicht das Blut daran. Ahmad hustete erstickt und das rasselnde Atemgeräusch verstärkte sich.

      Der Chef der Guardians presste kurz die Lippen zusammen. "Halt durch, Hilfe ist unterwegs. Das wird schon wieder, keine Sorge. Issam bringt dich wieder auf die Beine." Ihm war klar, dass der Verletzte ihn nicht hören konnte, aber die Worte dienten ja auch in erster Linie dazu, ihn selbst zu beruhigen.

      Er ließ das Energiegeschoss in seiner Handfläche erlöschen und zog das Handy hervor. Senad meldete sich nach dem ersten Rufzeichen.

      "Geh zu Shujaa!", wies er den grünen Guardian knapp an. "Er soll mich im Wald aufspüren und dann kommt ihr beide mit der Trage direkt zu mir! Beeilt euch!"

      "Alles klar." Senad fragte nicht, was passiert war. Der Neun­zehnjährige war Profi. Die Anweisung war klar und deutlich gewesen und er würde den Grund erfahren, wann Tariq es für richtig hielt.

      Der wählte inzwischen Issams Nummer. Sein langjähriger Freund, der ebenfalls auf Darach Manor lebte, war der Schularzt und damit auch Arzt der Guardians. Er regierte uneingeschränkt über eine kleine, aber hochmodern ausge­stattete Klinik im ruhigen Ostflügel des Landsitzes.

      Hastig erklärte er dem Doc mit wenigen Worten die Situa­tion. Kaum hatte er Zeit, noch anzufügen, dass sie den Verletzten über den Garteneingang ins Haus bringen würden, da legte Issam

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