Frauenmorde. Remo Kroll

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zuständige Staatsanwalt vernahm Hilmar Switalla am 20. Mai 1969 abschließend im Haftkrankenhaus Waldheim. Ihm wurden dabei die Beweismittel vorgelegt. In Absprache mit dem Gutachter wurde ihm das Ergebnis der psychiatrischen Begutachtung nicht bekanntgegeben, weil man befürchtete, dass er sich dann aggressiv verhalten würde.

      Am 23. Mai 1969 übergab die MUK die Akten mit einem Schlussbericht an die Staatsanwaltschaft zur Anklageerhebung. In der Voruntersuchung war Hilmar Switalla, das soll angemerkt werden, stets bemüht gewesen, zur Wahrheitsfindung beizutragen. Er hatte in keinem Fall versucht, zu lügen beziehungsweise Tat­sachen zu bestreiten. Seine Angaben deckten sich völlig mit den objektiven Feststellungen. Während des Ermittlungsverfahrens äußerte er mehrfach Suizidabsichten.

      Wer war Hilmar Switalla? Wie konnte aus ihm ein grausamer, gefühlsloser Dreifachmörder werden? Seine Biografie gibt auf diese Fragen einige Antworten.

      Hilmar Switalla wurde 1938 im damaligen Ostpreußen als einziges Kind seiner Eltern geboren. Dort besuchte er im Alter von sechs Jahren die Grundschule. Ein Jahr später siedelte die Familie kriegsbedingt nach Berlin um.

      Switalla zeigte wenig Interesse am Lernen und an allen schulischen Belangen und beendete die achte Klasse mit befriedigenden Ergebnissen. Von 1952 bis 1953 absolvierte er im Pflichtschuljahr die neunte Klasse. Anschließend begann er eine Lehre als Maschinenbauschlosser, die er aber alsbald aufgrund von Streitigkeiten mit seinem Lehrmeister abbrach. Eine weitere Berufsausbildung zu beginnen, lehnte er strikt ab. Sein Wunsch war es, zur See zu fahren, was jedoch aufgrund einer Sehschwäche abgelehnt wurde.

      Sein Vater, der immer kategorisch und wenig väterlich aufgetreten war, war wenig zu Hause, und so lag die Erziehung von Hilmar Switalla in den Händen der Mutter. Die durchaus pflichtbewusste und ruhig wirkende Frau behandelte den Sohn stets mit Nachsicht. Die Beziehung zur Mutter war zwiespältig. Zuerst hing er sehr an ihr, später störte ihn ihre dauernde Bevormundung, und er widersprach ihr immer heftiger.

      Die Ehe der Eltern wurde 1949 aufgrund außerehe­licher Beziehungen des Vaters geschieden. Bis 1954 lebte der Vater aber noch in der häuslichen Gemeinschaft, wobei es zwischen den Eltern immer wieder zu tätlichen Auseinandersetzungen kam, die von beiden Seiten aggressiv geführt wurden.

      In der Schule bezog Hilmar Switalla von älteren Schülern gelegentlich Prügel und wurde oft gehänselt. Bis zum Eintritt in die Lehre hatte er stets Angst vor solchen Auseinandersetzungen, weinte oft und war verstimmt. Im Alter von fünfzehn Jahren verprügelte Switalla erstmals einen älteren Jugendlichen, der ihn in der Vergangenheit traktiert hatte. Er merkte damals plötzlich, dass er kräftiger als seine Altersgenossen war und seine Fäuste zu gebrauchen verstand. Seitdem hörten die Hänseleien auf, und er hatte weniger Furcht vor anderen Jugendlichen. Er hatte sich offenbar durchgesetzt.

      Als Kind galt Hilmar Switalla als sehr tierlieb. Er besaß weiße Mäuse sowie Meerschweinchen, die er selbst versorgte. Bei einem Schulausflug fand er eine Katze, die er mit nach Hause nehmen wollte. Doch als der Lehrer ihm dies verbot, erschlug er die Katze.

      Als Jugendlicher hatte er viel gelesen, vor allem technische Literatur und Abenteuerromane. Weiterhin bastelte er, spielte Schach und zeichnete. Von seinem sechzehnten Lebensjahr an betätigte er sich im Boxsport.

      In frühester Jugend entdeckte Switalla seine Vorliebe für Messer. Schon als Kind spielte er gern mit dem Tranchiermesser, später legte er sich eine Messersammlung zu.

      Im Jahr 1954 gab es einen dramatischen Einschnitt im Leben der Familie Switalla. Die Eltern wurden wegen Spionageverdachts in Haft genommen, alsbald aber wieder entlassen. Der Vater verließ im selben Jahr die DDR.

      Nachdem Hilmar Switalla seine Lehre abgebrochen hatte, genoss er das ungebundene und freie Leben. Meistens blieb er nur kurz in seinen Anstellungen. Bis 1959 hatte er bereits über zwanzig Arbeitsstellen durchlaufen. Richtige Freunde besaß er nicht. Er traf sich mit Jugendlichen gleichen Alters auf der Straße und in Kneipen. Ab dem achtzehnten Lebensjahr trank Hilmar Switalla regelmäßig und viel Alkohol.

      Im Jahr 1956 verließ er im Zusammenhang mit einem Paketdiebstahl illegal die DDR und lebte bei seinem Vater in der Bundesrepublik. Er kehrte jedoch nach einem Jahr zurück, da er zu seinem Vater keinen richtigen Kontakt fand.

      Seit 1959 arbeitete Switalla bei der Akademie für Arbeitshygiene als Laborgehilfe. Zu seinen Aufgaben gehörten Tiersektionen, Beatmungsversuche an lebenden Objekten und Farbstoffversuche. Er war mit dieser Tätigkeit sehr zufrieden, da er sich bereits als Schüler für Biologie interessierte und Mäuse, Meerschweinchen und Fische seziert hatte. Im Jahr 1960 wechselte sein Chef an das Pathologische Institut der Charité. Nach dessen Weggang verlor Hilmar Switalla das Interesse an seiner Arbeit.

      Zwischenzeitlich hatte er ein Mädchen kennengelernt und sich verlobt. Sein Vorhaben, das Abitur in der Abendschule nachzuholen und ein Studium aufzunehmen, verwarf er nach einer Auseinandersetzung mit seiner Verlobten. Im Zuge dieser Kontroverse verließ er das zweite Mal die DDR. Auf Initiative seiner Verlobten kehrte er aber kurze Zeit später wieder zurück.

      Bald darauf nahm er zu seinem ehemaligen Chef Verbindung auf und bekam eine Anstellung im Physiologischen Institut der Charité. Hier arbeitete er bis zu seiner fünfmonatigen Inhaftierung wegen gemeinschaftlich begangenen schweren Diebstahls im Jahr 1961. Sein ehemaliger Chef kümmerte sich auch während der Haftzeit um ihn, und so nahm Switalla nach seiner Haftentlassung eine Tätigkeit am Pathologischen Institut der Charité auf. Dort arbeitete er am Vormittag als Sektionsgehilfe in der Pathologie und am Nachmittag in seiner eigentlichen Stellung als Mechaniker.

      Während einer tätlichen Auseinandersetzung mit seiner ersten Ehefrau im Frühjahr 1962 bedrohte er diese mit einem Messer und warf es nach ihr. Hilmar Switalla war stark alkoholisiert und schlug auf herbeigerufene VP-Angehörige massiv ein. Er wurde wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt zu vier Monaten auf Bewährung verurteilt. Im Dezember des gleichen Jahres schlug er nach einem Gaststättenbesuch mit seinem damaligen Schwager einen Studenten zusammen und fügte diesem eine Gehirnerschütterung sowie eine Unterkieferfraktur zu. Des Weiteren schlug er auf ein Ehepaar ein und widersetzte sich auch hier der einschreitenden Volkspolizei. Er wurde daraufhin zu sechzehn Monaten Freiheitsentzug und vier Monaten Bewährung aus seiner Vorstrafe vom Frühjahr verurteilt, die er voll verbüßte.

      Schon in diesem Verfahren wurde ein gerichtspsy­chiatrisches Gutachten eingeholt, das ihm eine Psychopathie ohne Krankheitswert bescheinigte, ihm jedoch verminderte Einsichtsfähigkeit aufgrund einer akuten Alkoholvergiftung zugestand.

      Nach der Verbüßung seiner Haftstrafe 1964 zog er erneut in die Wohnung seiner Mutter und nahm seine Tätigkeit als Sektionsgehilfe wieder auf. Er war zu dieser Zeit sehr wissbegierig, bildete sich autodidaktisch weiter und wollte seinen staatlichen Abschluss als Sektionsgehilfe ablegen. Für einige Monate übernahm er sogar die Position des stellvertretenden Obersektionsgehilfen. Dabei war es ihm egal, ob er im Labor arbeitete oder direkt am Leichnam. Es war ihm lediglich wichtig, in der Medizin tätig zu sein.

      Doch die kriminelle Karriere ging unvermittelt weiter. Im Dezember 1965 wurde er wegen verbrecherischer Trunkenheit erneut für achtzehn Monate inhaftiert. Er hatte auf dem Hallenser Hauptbahnhof eine Verkäuferin ohne ersichtlichen Grund geschlagen und sich der Festnahme durch die Transportpolizei widersetzt. Nach seiner Haftentlassung 1967 wollte er wieder als Sektionsgehilfe arbeiten, was aber aufgrund einer Netzhautablösung nicht mehr möglich war.

      Hilmar Switalla weigerte sich strikt, eine andere Tätigkeit aufzunehmen, arbeitete dann aber schließlich im Rahmen eines Wiedereingliederungsprogramms für Haftentlassene beim Volkseigenen Betrieb (VEB) Steremat »Hermann Schlimme« – einem Produktionsbetrieb für Elektroanlagen –, wo er bis zu seiner Festnahme am 14. Februar 1969 tätig war.

      Im Rahmen

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