Unwetter. Marijke Schermer

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Unwetter - Marijke Schermer

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denken, dass wir Torschlusspanik hatten.«

      »Angst davor, allein sitzen zu bleiben.«

      »Vielleicht glauben sie nicht, dass ich drei Monate nachdenken musste.«

      »Wer tut das schon?« Er sieht ihr in die Augen. Der Moment dauert ewig. Dann richtet er sich endlich auf und wendet sich ab.

      »Ich mach das morgen fertig.«

      »Tu das«, sagt sie.

      5

      Während ihres Soziologiestudiums hatte Emilia der Idealismus der Statistiker des neunzehnten Jahrhunderts ergriffen. Sie war begeistert von dem Belgier Adolphe Quetelet, der die Statistik in die Geisteswissenschaften einführte. Ihn bekümmerte, was er sah. Und er war überzeugt, dass man mit Hilfe zusammengetragenen Zahlenmaterials das nötige Wissen erlangen könne, um die Welt zu verbessern. Er zeichnete alles Mögliche auf: in welchem Alter Menschen am ehesten geneigt sind, kriminell zu werden, in welchen Monaten überdurchschnittlich viele Menschen sterben, in welcher Relation die Wohnverhältnisse zum Alkoholismus stehen und so weiter. Er prägte den Terminus des homme moyen, des »mittleren« Menschen, und versuchte, für diesen mittleren Menschen die idealen Lebensumstände zu entwerfen – und Emilia ließ sich von seinen Auffassungen anstecken. Sie machte Quetelet zu ihrem Examensthema und vertiefte sich in die Frage, inwiefern die Bezifferung der Wirklichkeit zu den richtigen Maßnahmen führen könnte. Sie interessierte sich auch für die Frage, welche Rolle Zahlen heutzutage für das Verständnis, aber auch für die Verschleierung von Sachverhalten spielten. Wann bezifferte die Statistik wirklich die Realität? Vertreter der herrschenden Politik veranlassten die Zusammenstellung von Daten, die längst getroffene Entscheidungen untermauern sollten. Die eine Untersuchung wurde ignoriert, die andere aufgebauscht. Sogenannte Fakten, die durch neuere Untersuchungen längst widerlegt waren, tauchten dennoch immer wieder überall auf. Unzählige Untersuchungen wurden auf Betreiben wirtschaftlicher Interessensgruppen angestellt. Noch vor Abschluss ihres Studiums zog sie mit drei befreundeten Kommilitonen SOS, kurz für Systematische Offenlegung von Statistiken, auf. Sie gingen den Zahlen hinter Nachrichtenmeldungen nach und veröffentlichten Statistiken und Artikel, die einen anderen Blick auf die Fakten boten. Generell bemühten sie sich darum, die vermeintliche Eindeutigkeit der Zahlen zu relativieren, indem sie sichtbar machten, welche Rolle dabei die Wahl eines bestimmten Modells oder die Definition einer spezifischen Gruppe spielten – also indem sie darlegten, dass die Normalverteilung nicht naturgegeben ist, sondern eine Konstruktion.

      Sie wurden von politischen Entscheidungsträgern, Anwälten, Wissenschaftsredaktionen und Produktentwicklern angeheuert. Sie saßen in einer Kellerwohnung im Zentrum von Amsterdam und lasen und schrieben und rechneten und interpretierten. Martijn war der große Arithmetiker. Eddy der Mann, der das Wort führte und sie nach außen vertrat. Josepha spezialisierte sich auf die Nahrungsmittelbranche. Emilia hatte eine Nase für aktuelle Themen und stieß eigene Veröffentlichungen an.

      Sie hatten ursprünglich beschlossen, lieber selektiv zu bleiben, als sich zu vergrößern, doch das Thema stand regelmäßig wieder auf der Tagesordnung. Sie könnten Leute einstellen, die sich mit Untersuchungen befassten, welche sie jetzt ablehnten, dann könnten sie selbst weiterhin ihren eigenen Interessen nachgehen und würden viel mehr verdienen. In dem Sommer, als sie Bruch kennenlernte, hatten sie hitzige Diskussionen darüber. Josepha und Eddy waren meistens dafür, Martijn und Emilia meistens nicht. Martijn, weil er menschenscheu war und überhaupt nicht an Geld interessiert. Emilia, weil ihr davor grauste, wenn aus einer Runde von Freunden, die Detektiv spielten, etwas Seriöses wurde, etwas mit Rentenversicherungsbeiträgen und Vorstellungsgesprächen. Zudem war sie insgeheim davon überzeugt, dass das Leben, das sie jetzt führte, eigentlich nicht sonderlich geeignet für sie war, und deshalb wollte sie es nicht noch fester verankern. Dabei schwangen ständig Ausbruchsphantasien mit. Sie malte sich ein anonymes Dasein in New York, Berlin oder notfalls Moskau aus. In dem Sommer, als sie mit Bruch durch die Stadt spazierte, sah sie sich nach Forschungsstellen im Ausland um.

      An dem Tag Mitte August, als sie sich zum letzten Mal mit Bruch getroffen hatte, dem Tag vor der Nacht, als sie in ihrem Apartment misshandelt wurde, begann für sie ein kurzer Urlaub, sie hatte zehn Tage frei. Über diese Atempause war sie am Tag danach nur froh. Als die erste schlimme Woche vorüber war, tischte sie ihren Kollegen eine abgeschwächte Version auf, erzählte, sie sei zusammengeschlagen worden, es gehe ihr aber sonst gut. Sie blieb nach ihrem Urlaub noch einige Wochen zu Hause. Eddy brachte ihr Arbeit vorbei, immer begleitet von einer Flasche Wein oder etwas, das sie mit ihrem Kiefer noch unmöglich essen konnte.

      Nach zehn Wochen waren alle ihre sichtbaren Verletzungen verheilt. Sie hatte abgenommen, fand aber, dass ihr das gut stand. Sie zog ein kurzes blaues Kleid an, wand ein Tuch ins Haar und machte sich zu Fuß auf den Weg, einen Weg, den sie mit Bruch gegangen war. Das Tageslicht war sehr hell, aber so herrlich, als reinige es sie, helfe, die harte Schale, die sich um sie herum gebildet hatte, wieder abzulösen. Sie kam an einer Bank vorbei, auf der sie mit ihm gesessen hatte, einer Ampel, an der sie gewartet hatten, einer Wandmalerei, die sie sich zusammen angesehen hatten. Sie verlangsamte ihre Schritte erst, als sie durch den Park lief. Es nieselte ein wenig, doch die Feuchtigkeit brachte die vielen verschiedenen Grüntöne zum Glänzen, und hin und wieder schob sich ein blasser Sonnenstrahl durch die Wolken, der in den Pfützen auf dem gewundenen Spazierweg glitzerte. Es war eine Pracht. Perfekt für ihr Comeback, dachte sie, kurz bevor sie fast von einem Radfahrer gestreift wurde, der sie als Mongo beschimpfte.

      Das Liebfrauen-Krankenhaus erwartete sie wie eh und je gegenüber vom Park. Sie überquerte die Straße, passierte die Raucher, manche mit Infusionsständer neben sich, und ging hinein.

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