AVOGADRO CORP.. William Hertling

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AVOGADRO CORP. - William Hertling Singularity

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andere zu beeindrucken stand nicht sehr hoch auf seiner Prioritätenliste.

      Als er sich seinem Büro aus Richtung Kaffeestation näherte, fand er dort ein junges, blondes Mädchen vor, das an seine Tür klopfte. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er und stellte die Suche nach der Notiz vorübergehend ein.

      »Ich suche nach Gene Keyes«, sagte sie mit fröhlicher Stimme. »Ich heiße Maggie Reynolds und ich …«

      »Ich bin Gene«, unterbrach er sie. »Kommen Sie rein.« Gene öffnete die Tür und trat ein. Das Mädchen konnte ihm folgen oder es bleiben lassen.

      »Äh, mein Boss schickt mich, weil er vier …« Sie verstummte verblüfft. Gene stellte seine Tasse ab und nahm Platz. Er sah auf und entdeckte den erstaunten Ausdruck auf dem Gesicht des Mädchens.

      »Wow, ich wusste gar nicht, dass jemand immer noch … wow, sieh sich einer all diese Papiere an.«

      Gene sah sich wider besseres Wissen um. Ja, es stimmte, dass sein Büro mit Ausdrucken vollgestopft war. Stapel von gutem, altem DIN A4 Papier lagen überall herum. Übergroße Plotterausdrucke mit enormen Tabellen und Diagrammen hingen an den Wänden. Der Mittelpunkt seines Büros war der Tisch, an dem er gerade saß, ein Holzschreibtisch aus den Fünfzigern, der fast die gesamte Breite des Büros in Anspruch nahm. Er mochte das einzige Möbelstück im gesamten Gebäudekomplex sein, das noch im vorigen Jahrhundert hergestellt worden war. Erstaunlicherweise war der Tisch in jeder Richtung breiter als die Tür. Bei schlauen Köpfen, die sein Büro betraten, für gewöhnlich die von Technikern und gelegentlich dem eines cleveren Managers, der noch seinem Bauchgefühl vertraute und nicht alles für selbstverständlich nahm, würden die Augen immer zwischen Tisch und Tür hin und herspringen, während ihre Gehirne versuchten, das Rätsel zu lösen. Leider gehörte sie nicht in diese Kategorie.

      »Wow, ist das etwa Endlospapier für Nadeldrucker?«, fragte sie und kam um den Tisch herum. Sie strich über einen Stapel grün und weiß gestreiftes Papier auf einem Beistelltisch. Ihre Augenbrauen hoben sich und ihr Kinn fiel ein wenig herunter. »Ich hab das mal in einem Film gesehen! Hey, haben Sie auch noch Lochkarten?«

      Es nervte Gene, dass er von jedem der jungen Leute, die durch seine Tür kamen, dieselben Kommentare hörte. Er setzte sich ein wenig aufrechter auf seinen hölzernen Schreibtischstuhl, eben jenen, den er der Army am Tag seiner Entlassung entwendet hatte.

      »Manche Dinge sind auf Papier besser aufgehoben«, erklärte er ruhig und das nicht zum ersten Mal.

      »Papier ist beständig. Es behauptet nicht eine Sache an einem und etwas anderes an einem anderen Tag. Und nein, ich habe keine Lochkarten. Ich hebe diese Dinge nicht fürs Museum auf. Es ist nur die Art, wie ich meinen Job mache.« Gene versuchte etwas Gift in seine Stimme zu legen, aber was herauskam, klang einfach nur müde. Gene wusste, was sie als Nächstes sagen würde, weil er es schon in vielen Variationen von jedem gehört hatte, der hier hereingekommen war.

      »Aber Sie wissen schon, dass wir für Avogadro arbeiten, nicht wahr?« Maggie lächelte, als sie es sagte.

      Gene wusste es. Er wusste auch, dass er für die Abteilung Audit arbeitete, das was man früher die Interne Revision genannt hatte. Wenn es hart auf hart kam, log Papier nie.

      »Äh ja«, grunzte er und ignorierte die gesamte Gedankenkette. »Womit kann ich Ihnen helfen?«

      »Also, ich habe folgendes Problem. Sehen Sie, unsere Finanzdaten besagen, dass wir eigentlich für dieses Quartal noch vier Millionen Dollar in unserem Budget haben müssten, aber unsere Bestellanforderungen werden immer wieder abgelehnt. Die Buchhaltung behauptet, wir hätten unseren Etat erschöpft, aber wir wissen, dass das nicht stimmt. Man sagte mir, dass Sie mir da weiterhelfen könnten.«

      Gene deutete mit beiden Händen auf die Papierstapel, die ihn umgaben. »Sehen Sie, dafür ist das ganze Papier gut. Ob Sie es glauben oder nicht, aber ich habe einen monatlichen Ausdruck vom Budget jeder Abteilung. So können wir uns Ihren Etat vorher und nachher ansehen und herausfinden, was da passiert ist. Lassen Sie uns einen Blick auf …«

      »Endlich bist du da, David.« Mike entdeckte David in seinem Büro, nachdem er ihn den ganzen Tag über gesucht hatte. Mike hatte immer wieder in seinem Raum vorbeigeschaut und ihn sogar online gesucht, aber David hatte sich rar gemacht. Wenn man in Betracht zog, dass sie in benachbarten Büros arbeiteten, dann war das schon eine ziemliche Leistung. Mike ließ sich in einen freien Stuhl fallen. »Wo warst du den ganzen Morgen? Ich konnte dich nirgendwo finden. Ich muss unbedingt mit dir über das seltsame Verhalten von ELOPe reden. Ganz davon zu schweigen, dass du die Jagd nach dem Billardraum komplett versäumt hast.«

      »Welche Art von seltsamem Verhalten?« David starrte in die Ferne. Er ignorierte Mikes ursprüngliche Frage und klang abgelenkt.

      »Ich weiß, dass ich dir gesagt hatte, wir würden keine Performanceverbesserungen erreichen, aber ich wollte es trotzdem versuchen. Ich begann, indem ich eine Durchschnittsauslastung basierend auf dem aktuellen Programmcode berechnete, um einen Basiswert zu haben. Ich korrelierte den Import der zu berechnenden Daten mit den dafür notwendigen Serverzyklen und …«

      Mike verstummte, denn David starrte immer noch aus dem Fenster und schien ihm keine Aufmerksamkeit zu schenken. Mike sah selbst aus dem Fenster. Es war ein angenehm sonniger Tag, ungewöhnlich für Portland im Dezember, aber er sah nichts außer den üblichen Menschenmassen, die sich auf den Straßen bewegten. Er wandte sich wieder David zu. »Hörst du mir überhaupt zu? Ist es wichtig, dass wir die Sache vor dem Ablauf von Garys Ultimatum in Ordnung bringen oder nicht?«

      »Nun ja, ich habe ein paar gute Nachrichten, aber fahre ruhig fort.«

      »Ich versuchte, eine Korrelation herzustellen, konnte aber keine finden. Du weißt, dass man die Serverlast ganz gut schätzen kann, die es braucht, um Mails zu analysieren. Das war jedenfalls bis vor zwei Tagen so. Jetzt kann ich überhaupt keinen Zusammenhang mehr sehen. Die Serverlast geht durch die Decke, obwohl die System-Logs besagen, dass niemand irgendwelche Tests laufen lässt. Es ist, als ob das System an irgendetwas arbeiten würde, aber es wird nirgendwo dokumentiert.«

      David starrte wieder aus dem Fenster. Mike spürte, wie es in seinen Schläfen pochte. Er kämpfte seit Tagen mit diesem verdammten Performanceproblem. »Also, was soll ich sagen, David. Ich habe mit deiner Frau geschlafen und sie hat gesagt, es würde dir nichts ausmachen.«

      »Ja, alles in Ordnung. Warte mal. Was hast du gerade gesagt?«

      Mike platzierte sich vor dem Fenster, um David die Aussicht zu versperren.

      »Na gut«, sagte er ärgerlich, »warum erzählst du mir nicht einfach, was los ist, da du offensichtlich an der Lösung unseres Problems nicht mehr interessiert bist.«

      »Oh, sieh dir einfach diese E-Mail von Gary an«, antwortete David, wobei er den Zorn in Mikes Stimme komplett ignorierte. Zum ersten Mal seit Mike sein Büro betreten hatte, wirkte er lebendig. »Sie kam vor ein paar Minuten rein. Uns wurden gerade 5000 dezidierte Server per Ausnahmegenehmigung zugeteilt. Wegen der Ausnahmeregelung kriegen wir Server, die bereits für ein anderes Produkt in Vorbereitung waren. Wir werden also bereits morgen früh Zugang zu der gesamten Rechenleistung haben.«

      Mike kam um den Tisch herum um über Davids Schulter hinweg auf den Bildschirm zu schauen und stieß ein leises Pfeifen aus. »Donnerwetter, 5000 Server. Wie hast du Gary nur dazu überreden können?«

      »Ich schickte ihm eine Mail, in der ich anfragte, ob wir dezidierte Server für ELOPe erhalten könnten, sodass wir nicht mit den AvoMail-Servern in Konflikt geraten.« Die Aussage war nur zum Teil gelogen,

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