AVOGADRO CORP.. William Hertling

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу AVOGADRO CORP. - William Hertling страница 11

AVOGADRO CORP. - William Hertling Singularity

Скачать книгу

aus jedem Blickwinkel schrecklich war, so war sie doch vorhersehbar schrecklich. Im Laufe der Versuche, die Effizienz während der letzten Monate zu verbessern, hatte Mike festgestellt, dass jede neue Mail, die an ELOPe verfüttert wurde immer die gleiche Menge an Rechenzyklen verbrauchte. An diesem Morgen war gar nichts vorhersehbar gewesen. Dem System-Log nach hatte letzte Nacht niemand ELOPe genutzt und dennoch war die Last nach oben gegangen – ein sicherer Hinweis darauf, dass eine Menge Rechenzeit auf etwas verwendet wurde. Aber auf was? ELOPe war im geschlossenen Prototypmodus. Nur die Mitglieder des Entwicklerteams hatten Zugang. Das bedeutete, die Softwareentwickler, die Designer und die Sprachexperten, die zum Projekt gehörten. Alle Aktivitäten wurden aufgezeichnet. Aber irgendjemand oder irgendetwas erzeugte Serverlast, obwohl die Logs keine Aktivitäten verzeichneten. Mike hoffte, dass die frische Luft und ein Spaziergang um die Plaza ihm bei der Lösung des Problems helfen würden. Das Letzte, was er jetzt noch brauchte, waren zusätzliche Leistungseinbußen, während sie nach massiven Verbesserungen suchten. Er setzte sich auf die Stufen des Amphitheaters und legte den Kopf in seine Hände. Er beobachtete eine weitere Gruppe vorbeilaufender Jogger. Für jemanden, der stolz darauf war, die Dinge leicht zu nehmen, lag die Welt zurzeit ziemlich schwer auf seinen Schultern.

      

      Kapitel 4

      Pete Wong war mit sich selbst zufrieden. Er hatte nicht einmal einen Tag gebraucht, um die gewünschte E-Mail-Internet-Verknüpfung zu implementieren. Nun ja, implementieren war womöglich eine Übertreibung. Nach dem Copy&Paste-Prinzip hatte er Programmcodes von einem Dutzend verschiedener Webseiten heruntergeladen und sie quasi mit virtuellem Klebeband zusammengeschustert. Es war ein schlampiger Schnellschuss, nichts, womit man einen Programmierwettbewerb gewinnen konnte. Aber auf der anderen Seite funktionierte es ganz ordentlich. Er hatte es mit dem IA-Netzwerkdienst gegengecheckt ebenso mit der Intranetapplikation der Beschaffungsabteilung und einem halben Dutzend anderer Webseiten. Es schien mit allen zu arbeiten.

      Er trommelte begeistert mit den Daumen auf dem Tisch. Durch die Nutzung von Programmbibliotheken, die andere für Ruby on Rails entwickelt hatten, war er in der Lage gewesen, die notwendigen Bestandteile zügig zusammenzufügen. Die Fähigkeit etwas in Stunden zu erledigen, was in einer älteren Programmiersprache wie Java Wochen gedauert hätte, war die Magie moderner Programmumgebungen wie Ruby. Es war leicht zu erklären, wie Start-up-Unternehmen Produkte an einem einzigen Wochenende bauten und mit einem lächerlich zu nennenden Budget veröffentlichten, jetzt wo ihnen so mächtige Werkzeuge zur Verfügung standen. Er fragte sich zum hundertsten Mal, ob er Avogadro nicht verlassen und seine eigene Firma gründen sollte.

      Pete zog seine Tastatur näher zu sich heran und schrieb eine Mail an John Anderson, dem Kerl aus der Beschaffung, von dem die ursprüngliche Anfrage gekommen war. In einem Anfall von Größenwahn leitete er sie auch an Sean Leonov weiter, sodass Sean sofort sehen würde, wer das Tool geschrieben hatte. In der Mail erklärte Pete auch, was er da eingebunden hatte und wie es benutzt wurde. Als er damit fertig war, hatte er fünf Seiten detaillierter Anweisungen verfasst. Vielleicht war das ein wenig zu kompliziert für die Jungs im Außendienst. Pete kannte niemanden von den Vertretern, aber er vermutete, dass sie technisch nicht versiert waren. Aber zumindest war das, was er ihnen bot, bereits voll funktionsfähig, auch wenn es noch ein bisschen ungeschliffen war, was das Benutzerinterface anging.

      Er klickte auf »versenden«, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und nippte an seinem Kaffee. Er sonnte sich im Glanz seines eigenen Erfolges und grinste über beide Ohren. Er hatte es einfach drauf.

      Pete überlegte gerade, bei wem er mit seinem Erfolg angeben konnte, als ihm ein schrecklicher Gedanke kam. Möglicherweise entsprach das, was er gerade gemacht hatte, nicht ganz den Regeln. Er setzte sich auf und ließ seinen Becher auf den Tisch knallen, als ihm klar wurde, dass er niemanden aus seinem Team in Kenntnis gesetzt hatte, was er da tat. Diese Anfrage hätte wie alles andere auch den normalen Dienstweg nehmen sollen. Nicht nur das, das Tool hätte auch von seinen Teamkollegen gegengecheckt werden müssen, bevor es implementiert wurde, in jedem Falle aber vor der Programmfreigabe. Aber er war so damit beschäftigt gewesen Sean zu beeindrucken, dass er sich keine Gedanken über die Einhaltung der Standardprozedur gemacht hatte. Aber niemand würde ihm einen Vorwurf machen, nur weil er ein wenig Initiative zeigte, oder?

      Darüber hinaus beschäftigte ihn aber noch ein weiteres Problem. Was war es nur? Plötzlich sprang er von seinem Stuhl hoch. Verdammt, er hatte gerade ein ungeprüftes Tool eingebunden, das mit einem Dutzend geschäftsrelevanter Webdienste innerhalb des Unternehmens interagieren konnte. Er hatte vermutlich alle möglichen Sicherheitsstandards verletzt. Nicht nur vermutlich, sondern mit Sicherheit. Plötzlich schien es sehr heiß in seinem engen Büro zu sein.

      Aber so schnell wie er sich aufgeregt hatte, beruhigte er sich auch wieder und setzte sich. Wenn Sean Leonov gedacht hatte, dass das IA-Team die Anfrage innerhalb von 24 Stunden erledigen konnte, dann war er sicher einverstanden, wenn sie ohne Netz und doppelten Boden arbeiteten. Pete konnte jetzt nicht zurückrudern und die Applikation wieder von den Servern nehmen. Nicht nachdem er John Anderson und Sean Leonov mitgeteilt hatte, dass alles einsatzbereit war. Er schüttelte den Kopf. Vermutlich regte er sich grundlos auf. Das System war sicher. Sein Tool verließ sich auf die Daten der E-Mail-Accounts, um die Benutzer-Log-ins zu verifizieren, und wenn ein Produkt in dieser Firma sicher war, dann handelte es sich dabei um AvoMail.

      Wenn er die Sache jetzt seinem Chef und dem Rest des Teams beichtete, würde man ihm sicher auf die Finger klopfen. Es war besser abzuwarten, bis er per Mail ein Dankesschreiben von Sean erhielt. Wenn er das dann seinem Team zeigte, wäre jede Abweichung von der Standardprozedur sofort vergeben. Mit diesem Bild vor seinem geistigen Auge, bei dem er keinen Ärger zu fürchten hatte, entspannte er sich gleich ein wenig mehr.

      Dann aber hörte er einen Aufruhr auf dem Korridor, der sich schnell näherte. Er wurde unsicher. Hatten sie schon bemerkt, was er angestellt hatte? Eine Gruppe von Kollegen ging an seiner offenen Bürotür vorbei. Ein paar Sekunden später steckte der technische Leiter der IA-Abteilung sein kahl werdendes Haupt in Petes Büro und sagte: »Wir haben gerade einen heißen Tipp bekommen, dass der Billardraum im 4. Stock von Gebäude 2 aufgetaucht ist. Willst du uns beim Suchen helfen?«

      Mit einem erleichterten Lächeln sprang Pete von seinem Tisch auf. Er hatte den mysteriösen Billardraum, der angeblich von Gebäude zu Gebäude wanderte, noch nie gesehen. »Aber sicher«, rief er, als er aus seinem Büro rannte, um der Gruppe von Nerds zu folgen.

      Pete schloss sich der fröhlichen Jagd an, wobei er seine Arbeit vorübergehend vergaß. Gelächter erklang, als andere Gruppen von dem Gerücht erfuhren und sich der Suche anschlossen. Der Billardraum würde nur die Zugangskarten der ersten paar Dutzend Leute akzeptieren, die den neuen Standort des Raumes zuerst entdeckten. Während die Teams durch die Korridore hetzten, erzählten sie sich gegenseitig dreiste Lügen über mögliche Standorte, all das war Teil des Spiels, das das Geheimnis umgab. Während die Mitarbeiter suchten und lachten, summten tausende von Servern und tauschten Daten aus. Ein paar wenige Server, die der IA-Abteilung zugeordnet waren, hatten Leistungsspitzen, aber es war niemand in der Nähe, der es hätte bemerken können.

      Gene Keyes ging mit einer neuen Tasse Kaffee zu seinem Büro zurück, dankbar, dass der Campus nach der Wahnsinnsjagd nach dem Billardraum wieder zur Normalität zurückgekehrt war. In gewisser Weise war er selbst neugierig, was das Mysterium des wandernden Raumes anging, aber er hasste die Art, wie die jungen Leute das Rätsel in ein oberflächliches Spiel verwandelten, so wie sie es mit allem taten.

      In den Taschen seines Anzugs suchte er nach einem Notizzettel. Mit seiner verknitterten Anzugjacke und mit seinem wirren, grau werdenden Haar, war er ein auffälliger Kontrast zu den jungen, modebewussten Mitarbeitern in den neuesten Designerjeans oder den gerade wieder modernen Retroklamotten aus den Sechzigern. Zu den jungen Nerds in ihren karierten Hemden oder T-Shirts mit obskuren Logos wollte er auch nicht

Скачать книгу