AVOGADRO CORP.. William Hertling
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»Du hattest doch Leute darauf angesetzt, richtig?« David sah aus dem Fenster, das auf dem Boden liegende Papier ignorierte er.
Mike seufzte und hob es selbst auf. »Ja«, sagte er. »Ein paar Möglichkeiten habe ich selbst durchgespielt und ich hatte vier weitere Softwareentwickler auf die Performanceverbesserung angesetzt. Alles was wir machten, hatte entweder keinen Effekt oder es verschlimmerte das Problem. Die meisten Änderungen haben wir zurückgenommen und nur ein paar kleinere Verbesserungen behalten. Alles in allem brachte das weniger als ein Prozent. Tut mir leid. Wir rennen da seit Monaten gegen eine Wand. Ich weiß, dass du auf ein Wunder wartest, aber das ist wahrscheinlich vergebens.«
»Verdammt«, seufzte David und drehte sich zur anderen Seite, um auf Mikes Whiteboard zu starren, das genau wie sein eigenes, eine ganze Wand einnahm. An einem Ende hatte die Tafel eine Checkliste mit Programmeigenschaften, Verbesserungen und Erweiterungen, die für die aktuelle Version geplant waren. Verteilt über den Rest der Tafel waren Diagramme der Programmarchitektur, Teile des Codes und unsortierte Ideen. David starrte intensiv darauf, als läge die Lösung für ihre Probleme irgendwo auf dieser Tafel.
»Da ist es nicht. Ich habe schon nachgeschaut«, sagte Mike in einem depressiven Tonfall. David grunzte und musste sich eingestehen, dass Mike seine Gedanken erraten hatte. »Ich hoffe, du denkst nicht darüber nach, unseren Snowboard-Tag abzusagen«, sagte Mike dann. »Bei jeder neuen Version hatten wir einen. Und es ist frischer Schnee gefallen.«
David warf einen Blick aus dem Fenster. Ein Dezembertag mit Nieselregen. Das bedeutete Pulverschnee in den Bergen. Verdammt. Das Projekt war zu wichtig, um allen einen freien Tag zu geben. »Wir müssen …« Er drehte sich um, sah Mikes Gesichtsausdruck und verstummte mitten im Satz.
»Das Team erwartet es«, sagte Mike. »Ein paar der Jungs waren gestern bis zwei Uhr morgens hier um ihre Arbeit zu beenden. Sie verdienen einen freien Tag und sie werden frisch und munter zurückkehren und das Performanceproblem knacken. Du kannst nicht alles von ihnen verlangen, wenn du ihnen nichts dafür zurückgibst.«
David fühlte sich krank angesichts seines Mangels an Kontrolle über die augenblickliche Situation. Er fühlte den ungeheuren Druck von Garys Ultimatum auf sich lasten, aber er wusste auch, dass Mike recht hatte. Außerdem machte er sich klar, dass ein einziger Tag auch keinen Unterschied bei einem Problem machte, mit dem sie sich seit einem halben Jahr herumschlugen. »Also gut, aber wenn wir zurück sind, erwarte ich von jedem, sich mit einhundertzehn Prozent auf die Programmeffizienz zu konzentrieren. Nimm alles von der To-do-Liste außer den Performanceverbesserungen.«
David lehnte sich aus dem Bett und schlug auf die Taste des Weckers. Dann rollte er sich auf seine andere Seite und sah nach Christine, die noch schlief. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und beobachtete für eine Minute, wie sie atmete, bevor er aus dem Bett glitt. Er zog sich schnell im Dunklen an und schlich die Treppe herunter, wo seine Sporttasche und sein Snowboard neben der Tür auf ihn warteten.
Ein paar Minuten später fuhr Mike seinen Jetta leise in die Einfahrt, die Abgase aus seinem Auspuff kondensierten dampfend in der kalten Morgenluft. David ging mit seiner Ausrüstung nach draußen und schloss die Vordertür ab. Wortlos öffnete Mike den Kofferraum und half David seine Sachen zu verstauen. David stieg auf der Beifahrerseite ein und lächelte sofort. Im Schimmer der Armaturenbeleuchtung konnte er sehen, dass Mike bereits zwei Isolierbecher mit dampfendem Kaffee besorgt hatte.
»Du bist verdammt genial«, sagte David, griff nach einem Becher und nippte an seinem Kaffee.
»Nichts zu danken. Der Schneereport sagt fünfzehn Zentimeter frischen Pulverschnee für den Mount Hood voraus. Das sollte gut werden.«
»Wo ist der Rest des Teams?«
»Ach, die meisten von ihnen fahren mit Melanies neuem Pick-up rauf«, antwortete Mike. »Ich dachte, wir zwei fahren zusammen und gönnen ihnen so eine Pause von ihrem Boss und ihrem Chefprogrammierer.«
David grinste. »Du lernst noch Menschenführung auf deine alten Tage.«
»Na, so alt bin ich noch nicht. Ich bin kein verheirateter alter Sack, so wie du.«
Mike fuhr in Richtung Mount Hood, der ungefähr eine Stunde entfernt lag. Für eine Weile fuhren sie in einträchtiger Stille, blieben auf der nach Osten führenden I-84 und genossen den Kaffee und den Sonnenaufgang.
»Wo siehst du dich in ein paar Jahren?«, fragte David plötzlich, die Stille unterbrechend.
Mike warf ihm einen Seitenblick zu. »Wow, Mann. Das ist eine tiefgründige Frage am frühen Morgen.« Er überlegte kurz. »Weißt du, ich bin gerade glücklich. Ich arbeite gemeinsam mit tollen Leuten an dem spannendsten Projekt, das ich mir vorstellen kann. Ich habe einen guten Chef, auch wenn ich ihn von Zeit zu Zeit auf Kurs bringen muss.«
David grinste angesichts des Kompliments.
»Mir gefällt, was ich tue«, sagte Mike. Ich glaube, mehr kann man nicht verlangen. Außer mehr Servern vielleicht.«
Darüber mussten sie beide schmunzeln.
»Wie sieht es bei dir aus?«
»Ich habe schon darüber nachgedacht.« David schwieg für einen Augenblick. »Die Sorgen über Gary und sein Ultimatum rauben mir den Schlaf.«
»Mann, tu' dir das nicht an. Wir kriegen das in den Griff. Oder eben nicht und dann wird uns Sean irgendwoher zusätzliche Server verschaffen. Es ist nichts, weswegen man schlaflose Nächte haben müsste. Wir brauchen alle unsere Ruhepausen.«
»Es ist nicht nur das. Klar, natürlich will ich ELOPe veröffentlicht sehen und das Projekt zu einem Erfolg machen. Für die Entwicklung von ELOPe rekrutiert zu werden, war für mich der große Wurf.« David machte eine Pause und schüttelte den Kopf. »Nein, die Wahrheit ist, dass ich nicht mehr unter der Fuchtel von jemandem stehen will, so wie es jetzt mit Gary ist. Wir machen all die Arbeit und bekommen sicher auch ein wenig Anerkennung, aber unter dem Strich kommt es eigentlich Gary Mitchell und seiner Abteilung zu Gute. Währenddessen müssen wir uns von ihm jeden Mist gefallen lassen.«
Mike ließ das sacken. »Was hast du vor?«
»Wir nehmen den Vertrauensvorschuss, den wir nach der Veröffentlichung von ELOPe erhalten würden. Darauf aufbauend kriegen wir die Unterstützung für etwas Großes, von Grund auf Neues. Ein brandneues Produkt für Avogadro. Etwas, das nicht jemandem wie Gary unterstellt ist. Etwas, das die Welt verändern kann.«
Mike nickte. »Klar, das wäre nett, aber …«
»Nicht nur einfach nett«, unterbrach ihn David. »Das ist, wofür ich geboren wurde. Ich spüre es tief in meinem Herzen.«
Mike warf einen Blick zu David hinüber und hoffte, dass da nur das Koffein aus ihm sprach, fürchtete aber schlimmeres.
Sechzig Meilen weiter östlich und eine Stunde später glitt Mike von der Liftrampe und ließ seine Bindungen zuschnappen. David war bereits auf dem Weg nach unten. Mike machte einen Sprung, um Fahrt aufzunehmen, und folgte ihm den Berg hinunter.
Manchmal verstand er David einfach nicht. David war einerseits unglaublich intelligent und es machte Spaß, mit ihm befreundet zu sein. Auf der anderen Seite war er ein getriebener Mensch, immer auf etwas jenseits des Horizonts fixiert, was ihn den Blick für das Hier und Jetzt verlieren ließ.
Verdammt, David war ihm zu weit voraus. Mike