AVOGADRO CORP.. William Hertling

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AVOGADRO CORP. - William Hertling Singularity

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starrte David an. »Einen Augenblick. Wenn es um Verabredungen geht, dann geht es um eine Frau, die sich mit jemandem trifft, mit dem sie sich sonst nicht abgeben würde. Das klingt manipulativ und riskant.«

      Kenneth wirkte von Rebeccas Einwand überrascht und begann leise mit Sean zu reden, der neben ihm saß.

      Davids innere Gefahrenskala schoss in den roten Bereich und sein Magen krampfte sich zusammen. Das Beispiel mit dem Dating war wirklich verdammt kontrovers. Die nächsten Minuten würden über das Schicksal seines Projekts entscheiden. Wenn Kenneth und Rebecca sich gegen ihn entschieden, war es auch für Sean unmöglich, ihm die Unterstützung für die Fertigstellung von ELOPe zu gewähren.

      »Einen Augenblick. Das war womöglich ein schlechtes Beispiel.« David hatte beide Hände erhoben. »Wer hat schon mal an einem Myers-Briggs Persönlichkeitsworkshop teilgenommen?«

      Jeder hob die Hand oder nickte zur Bestätigung, ganz wie David es erwartet hatte. Myers-Briggs Seminare waren in großen Firmen quasi Standardveranstaltungen für das gehobene Management. »Nun, was war der Sinn des Workshops«, fuhr er fort. »Es ging ja nicht nur darum herauszufinden, ob Sie eine introvertierte oder extrovertierte Persönlichkeit sind, nicht wahr?«

      »Nein, es geht darum, zu erfahren, wie man effektiver mit anderen zusammenarbeitet«, sagte Sean.

      »Besser zusammenarbeiten bedeutet was?« David machte eine bedeutungsvolle Pause. »Es bedeutet zu erfahren, wie andere Menschen kommunizieren und denken. Es bedeutet zu erkennen, wer eine datenbasierte Argumentation einer emotionalen vorzieht. Es bedeutet zu wissen, wer gerne laut denkt und wer alles lieber schwarz auf weiß lesen will, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.«

      David beobachtete die Zuhörer, zwang sich selbst enthusiastisch und locker zu bleiben, auch wenn er Gefahr lief, dass sich die Gruppenmeinung gegen ihn und sein Projekt wenden konnte. »Ist das etwa manipulativ? Benutzen wir das Wissen aus dem Workshop, um Menschen zu manipulieren, oder werden wir nur befähigt, besser mit anderen zu arbeiten und weniger Zeit mit Diskussionen und Streit zu verschwenden?«

      Einige der Abteilungsleiter wandten sich Rebecca zu, warteten auf eine Antwort der Firmenchefin. Rebecca nickte langsam und zustimmend. »Es ist hilfreich. Das ist offensichtlich. Ich habe selbst einige dieser Seminare besucht.«

      »Wenn also zwei Personen einen dieser Workshops gemeinsam besuchen«, sagte David, »dann erfahren sie sehr viel voneinander. Ich weiß nicht, ob das erforscht wurde, aber vermutlich werden zwei Menschen, die an einem Myers-Briggs-Seminar teilgenommen haben, sich mit höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreich verabreden. ELOPe tut also nichts weiter, als jeden mit denselben Vorteilen auszustatten, die er sich durch eines der Seminare erworben hätte. Wir ermöglichen es diesen Menschen, bessere Gesprächspartner und Mitarbeiter zu werden. Wer möchte nicht ein interessanter Gesprächspartner sein? Und wer möchte nicht, dass seine Mitarbeiter bessere Kommunikatoren sind?« David sah mit Erleichterung, wie die Anspannung in der Gruppe langsam nachließ.

      »Denken Sie daran, dass wir die Grundstimmung dieser Mails auswerten«, fuhr er fort, wobei er vor dem Großbildschirm auf und ab lief. »Es ist nicht nur eine halbherzige Zugabe: Menschen erhalten und erreichen einen anhaltend besseren und kooperativeren Informationsaustausch, wenn unsere Software aktiviert ist. Wir stärken Menschen den Rücken, geben jedem das, was er sonst nur in einem teuren Managementseminar erlernen könnte. Zunächst war es die Rechtschreibkorrektur, die den Graben zwischen Menschen mit guter und schlechter Allgemeinbildung überbrückte. Nun schaffen wir die gleichen Voraussetzungen auch beim Schreiben – wir ermöglichen es allen Menschen, wirkungsvolle, gut formulierte Texte zu erstellen.«

      Für eine Minute war es ruhig, dann fragte einer der Abteilungsleiter: »Für wann ist die Veröffentlichung geplant?«

      Mit dieser Frage löste sich alle verbliebene Anspannung im Raum. Es wurde für weitere fünfzehn Minuten diskutiert, aber die Themen waren die Details der Implementierung und Fragen zu den Umsatzprognosen. Nach Davids Präsentation führte Sean ihn zur Tür des Konferenzraums, während die Führungskräfte plauderten und sich mit einer weiteren Runde Kaffee und Häppchen versorgten. »Gute Arbeit«, sagte er im vertraulichen Ton, als er ihm die Tür aufhielt. »Ich bin zuversichtlich, dass sie die nächste Phase unterstützen.«

      Als die Tür sich hinter ihm schloss, sank David gegen die Wand vor dem Konferenzraum. Die Präsentation hatte ihn ausgelaugt. Dann lachte er leise. Das Beispiel mit der Verabredung war riskant gewesen, aber es war besser, gleich damit anzukommen, anstatt es später zu einem Problem werden zu lassen. Er war sicher, mit der Präsentation das Management auf seine Seite gezogen zu haben. Die Sprachanalyse, die er gestern Nacht mit ELOPe am Text seiner Präsentation gemacht hatte, sagte mit einer Wahrscheinlichkeit von 93% Zustimmung voraus.

      »Hören Sie Gary, Sie wissen genauso gut wie ich, dass Optimieren keinen Sinn macht, bis wir wirklich fertig sind.«

      Während David in seiner ach so wichtigen Präsentation war, sah sich Mike gezwungen, ihren Ressourcenbedarf Gary Mitchell gegenüber zu verteidigen. Mike fragte sich (und das nicht zum ersten Mal) ob David die Zeit des Meetings mit Gary bewusst so gelegt hatte, dass es mit der Konferenz der Abteilungsleiter kollidierte, damit er zu diesem Termin nicht erscheinen musste. Mike seufzte.

      Man konnte ihn jederzeit mit einem schadhaften Programmcode oder einer neuen Datenarchitektur konfrontieren, damit kam er klar. Man konnte ihn vor ein Entwicklerteam setzen, das es zu motivieren galt und alles würde gut werden. Aber er hasste die Abgründe der Firmenpolitik. David schuldete ihm etwas für diese Nummer.

      »Wir werden natürlich nur noch einen Bruchteil der Serverleistung benötigen, wenn wir erst optimiert haben. Allerdings können wir es erst dann tun, wenn der Algorithmus komplettiert ist. Wenn wir jetzt versuchen zu optimieren, dann wird das auf Kosten der Effizienz gehen. Das ist das Einmaleins der Informatik.« Es war, als spräche er gegen eine Wand. Die Worte prallten einfach ab.

      »Mike, Mike, Mike.«

      Mike rollte mit den Augen wegen Garys herablassendem Ton, was nicht weiter auffiel, da Gary sich nicht die Mühe machte, ihn anzuschauen. Mike studierte Gary über den großen Tisch hinweg. Er war in seinen Stuhl zurückgelehnt, die Arme hinter dem Kopf, das weiße Hemd spannte über seinem Bauch, die Backen hingen ihm bis zum Kinn. Er schien die Zimmerdecke ausgiebig zu studieren. Mike vermutete, dass Gary als Abteilungsleiter bei General Motors besser aufgehoben gewesen wäre. Es fehlte nur ein großer Aschenbecher mit einer Zigarre. Er fragte sich einmal mehr, wie in aller Welt Gary bei Avogadro gelandet war.

      »Ich weiß, dass euer Projekt eine Sonderfreigabe von Sean für die Produktionsserver hat«, sagte Gary. »Die Server, die Avogadros Tagesgeschäft am Laufen halten, wie ich dich erinnern muss.« Gary mühte sich schließlich in eine aufrechte Position und sah Mike an. Er zeigte mit einem dicken Finger auf ihn, bevor er fortfuhr. »Ihr zieht so verdammt viel Speicher und Bandbreite von den AvoMail Servern ab, dass ich zusätzliche Ressourcen anfordern musste. Ihr denkt vielleicht, dass euer Projekt ein Geschenk des Himmels ist, aber das denkt jedes Forschungs- und Entwicklungsteam. Währenddessen muss ich die Dinge hier am Laufen halten und euer armseliges Experiment frisst unsere Reserven auf.«

      »Gary, wir …«

      Gary übertönte ihn einfach. »Ganz gleich, was Sean sagt, ich habe das Sagen in dieser Abteilung und ich trage die Verantwortung dafür, dass es keinerlei Ausfälle gibt. Ich sage euch, dass ihr zwei Wochen habt, um eure Serverlast zu reduzieren, oder ich werfe euch von den Produktionsservern runter.«

      »Hören Sie, Gary, wir können …«, begann Mike, aber Gary unterbrach ihn sofort wieder.

      »Ich will kein Wort

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