Lucy Gray. William Wordsworth

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Lucy Gray - William Wordsworth

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Gefangene schreit dann zum

      Fenster hinaus:

      Hey! Lebt ihr da oben noch?!

      2. Kutscher

      Ja!

      1. Kutscher (zum 2. Kutscher)

      ... aber wahrscheinlich nicht mehr lange. Die Pferde werden immer unruhiger. Ich werde sie mehr antreiben!

      Der Wagen fährt nun in schnellem Tempo weiter ... und auf eine Waldlichtung zu ... und wie wir diese erreicht haben, schlägt in einen nahen Baum vor uns ein Blitz ein. Die Pferde bäumen sich auf ... preschen dann zur Seite ... stürzen ... und der Wagen überschlägt sich. Alles dreht sich und dann bleiben der Wagen und die Pferde im Unterholz liegen. Der Kopf eines Pferdes bäumt sich immer wieder auf ... und es schlägt auch mit den Hufen um sich ... letzte Regungen in einem Todeskampf.

      Drei Pferde sind bereits tot ...

      Die Wagentür ist offen ... und im Laub liegen die Kutscher und Elisabeth Bunn, deren Augen tot zum Himmel starren. In ihren Pupillen spiegelt sich ein weiterer Blitz und erste Regentropfen fallen dann auf ihr Gesicht.

      Im Wagen hören wir nun ein Stöhnen ... Mr Colley klettert heraus und schleppt sich auf dem Boden kriechend zur Seite, um nicht von den Hufen des um sich schlagenden Pferdes getroffen zu werden.

      Ein weiteres Stöhnen dringt aus dem Wagen. Mr Colley richtet sich langsam und mühsam auf ... kommt dann auf die Beine ... und geht zum Wagen ... und schaut hinein.

      Im Wagen kauert der jüngste Verbrecher und wimmert und stöhnt.

      Mr Colley

      Komm raus! ... Komm! Gib mir die Hand, ich helfe dir!

      Er klettert nun mit Mr Colleys Hilfe aus dem Wagen.

      Mr Colley

      Wir müssen sehen, ob die andern noch leben!

      Mittlerweile regnet es in Strömen ... und der jüngste der Verbrecher legt sich unter Stöhnen langsam auf den Boden ... und betastet sorgenvoll seinen Körper ...

      Mr Colley

      Hast du Schmerzen?! –

      Der Jüngste gibt keine Antwort ... er jammert nur ... und starrt mit großen Augen auf seinen Bauch, an dem wir jedoch keine äußere Verletzung erkennen können.

      Mr Colley

      Versuch aufzustehen ... und zu gehen, denn wir müssen hier weg! – Ich werde jetzt nach den andern sehen!

      Mr Colley geht schwankend zu Elisabeth Bunn. Der Anblick ist noch immer der gleiche. Mit starren Augen liegt sie zwischen den Pferden und rührt sich nicht. Mr Colley fühlt ihren Puls, legt dann aber ihren Arm wieder auf den Boden ... und schließt ihr die Augen.

      Er geht zum 2. Kutscher ... und auch dieser liegt mit offenen und starren Augen da. Auch ihm schließt er diese. Den 1. Kutscher muss Mr Colley zuerst suchen ... und er findet ihn schließlich einige Meter entfernt mit blutüberströmtem Schädel neben einem Stein liegen.

      Mr Colley schwankt zum Wagen zurück. Der Jüngste sitzt noch immer weinend und wimmernd auf dem Boden.

      Mr Colley

      Alle tot! – Hast du nach den andern gesehen?

      Doch der Jüngste gibt ihm keine Antwort. Mr Colley fragt ihn gar nicht erst nochmal, sondern hält sich am Wagen fest, nimmt dann alle seine Kraft zusammen, und klettert wieder hinein.

      Er berührt zuerst den einen dann den andern Verbrecher am Hals. Er ist sich jedoch nicht sicher und berührt dann beide nochmals und schaut ihnen auch in die Augen. Dann klettert er wieder hinaus.

      Sowie Mr Colley mit seinem Kopf wieder draußen ist, ruft er zum jüngsten Gefangenen:

      Tot! Beide tot! Wir müssen zurück zur Stadt und alles melden! Vielleicht bekommen wir dann sogar Straferlass!

      Der Jüngste schaut nun zu Mr Colley ... und seine Augen haben plötzlich etwas Starres an sich ... und dann rappelt er sich so gut es geht auf die Beine ... und macht sich auf und davon.

      Er rennt so gut es geht, doch er scheint Schmerzen zu haben ... und während er sich durchs Unterholz schleppt, hält er seinen Bauch.

      Mr Colley

      Hey! – Verdammt nochmal! ... komm zurück! Die finden dich! Du hast keine Chance! Man wird dich hängen!

      Mr Colley klettert nun ganz aus dem Wagen und rennt dem Jüngsten hinterher. Er holt ihn langsam ein ... und kann ihn an der Jacke fassen. Und im selben Augenblick dreht sich der junge Mann um ... und beginnt wild auf den alten Mann einzuschlagen ... solange, bis dieser regungslos am Boden liegen bleibt. Noch immer regnet es in Strömen ... und so heftig, dass Mr Colley mit seinem Kopf im Morast versinkt und erstickt.

      Dann macht sich der Jüngste auf und davon.

      Wald

      William Gray geht zügig durch den peitschenden Regen und ruft währenddessen nach Lucy. William sucht aber nicht ziellos, sondern er geht geradewegs zur Ruine der Rievaulx-Abbey.

      Rievaulx-Abbey

      William kommt darauf zu, bleibt stehen, schaut sich kurz um, und geht dann unter den hohen Säulenbogen hindurch in eine noch vollständig erhaltene, und somit überdachte Ecke. Lucy sitzt dort ... und sie sieht nun ihren Vater ... und rennt zu ihm hin.

      Lucy

      Papa! –

      William

      Lucy, komm zurück in die Ecke ... wir warten, vielleicht lässt der Regen bald nach.

      Sie setzen sich auf einen gut erhaltenen Sims ... und William hilft seiner Tochter in ihr Mäntelchen, das er mitgebracht hat.

      William

      Wir dachten, du wärst im Haus geblieben. Wann bist du denn fort gegangen?

      Lucy

      Als ihr euch gestritten habt. Mama hat dich angeschrien.

      William

      Hast du Angst gehabt?

      Lucy

      Ja.

      William

      Es tut mir leid, dass Mama und ich uns angeschrien haben. Wir sind uns aber jetzt nicht mehr böse. Wir haben einen Weg gefunden. Wir wollen uns Mühe geben, damit es nicht wieder vorkommt. – Bist du oft hier?

      Lucy

      Ja.

      William

      Dann gefällt es dir hier.

      Lucy

      Ja.

      William

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