Den Oridongo hinauf. Ingvar Ambjørnsen
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Er gibt sich Feuer. »Nein. Komm nicht rein.«
Er steigt vom Traktor und macht sich an die Inspektion der Ladung, die er angeliefert hat. Schiebt mit dem Fuß zwei Scheite zurecht. Dann entdeckt er das Holzlager, das ich aufgeschichtet habe, und schnalzt auf eine Weise mit der Zunge, die ich als Anerkennung deute. Und von mir aus gern. Es hat seine Zeit gebraucht, um alles so zu legen, wie er es jetzt sieht, und die einzige Hilfe, die ich dabei bekam, stammte von meinen eigenen Händen. Ich zeige und erkläre. Zuerst zwei Bretter, parallel durch die gesamte Länge des Raumes gelegt, das innere dicht vor die Wand. Ich habe sie, mit einem Zwischenraum von zwanzig Zentimetern, an den Boden genagelt, sicherheitshalber, nicht zweiundzwanzig und nicht fünfundzwanzig, sondern zwanzig. Dann muss man die Sache mit der Wasserwaage überprüfen, kleine Keile dazwischenschieben, zurechtrücken und begradigen, bis es an diesem Fundament, dieser Unterlage, nicht auch nur eine Abweichung von einem Millimeter von Kante zu Kante gibt, oder, wenn man so will – von Wand zu Wand, es dauert einige Tage, aber es ist ein gutes Gefühl, wenn alles stimmt und wenn man anfangen kann, das Holz zu legen. So nenne ich das. Das Holz legen. Langsam. Vorsichtig. Schieben. Herausziehen. Eine Schicht nach der anderen an der ganzen Länge der Wand entlang legen, mit so wenig Zwischenraum wie möglich zwischen den Scheiten, die wegnehmen, die nicht hineinpassen, sie durch neue ersetzen, die hier nicht passen, passen anderswo, probieren, sich irren, wieder und wieder, bis das Holzlager fast als massive Wand daliegt. Und dann? War das eine Kunst? Nein, das vielleicht nicht, aber jetzt zeige ich Reinert von Neset den Hammer. Hebe ihn hoch. Schlage vorsichtig auf ein Holzscheit, sodass es die notwendigen drei Millimeter nach innen rutscht und damit in besserer Harmonie mit dem restlichen Lager daliegt. Ich habe jedes einzelne Holzscheit hier angepasst, und deshalb kann man am Lager vorbeigehen und mit der Hand über die Endscheite fahren, mit dem Gefühl, über die glatte Wand zu streichen, und ich gebe zu, wenn auch nur insgeheim und nicht anderen gegenüber, das wage ich nicht, das traue ich mich nicht, aber wenn ich allein hier wäre, ja, dann würde ich den weißen Enden zwei Lackschichten verpassen. Denn das wäre noch ein wenig schöner.
Er sieht mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten kann. Ist das Ver- oder Bewunderung?
Berit kommt mit einem dampfenden Becher Kaffee in der Hand über den gefrorenen Kies. In der anderen Hand hält sie das vollgestopfte Portemonnaie. Der Boden knirscht unter ihren großen Holzschuhen. Sie hat sich rote Wollsocken über die Hose gezogen.
Sie reicht Reinert den Becher und fängt an, die Geldscheine abzuzählen.
Du dürftest nicht hier draußen in der Kälte stehen, denke ich, sage es aber nicht.
Ich müsste die Arme um dich legen und dich vor dem Wind beschützen. Ich bringe das nicht über mich, solange dieser Trottel da steht und glotzt. Jetzt fangen sie an, eine Art Gespräch zu führen, es besteht aus Räuspern und halben Sätzen. Ein Gespräch von der Sorte, die die Leute aus den entlegenen Gebieten wütend macht, wenn es in einem norwegischen Spielfilm vorkommt. Ich versuche mich ebenfalls an einigen amputierten Sätzen, aber das ist irgendwie … nicht … da gehe ich lieber zum Birkenholz hinüber und fange an, die Stücke in die Scheune zu werfen, damit wir die Tür schließen können, wenn die Nacht sich über uns hereinsenkt.
Ich höre, wie Reinert den Motor anlässt und losfährt.
»Lass es liegen!«, sagt sie. »Komm jetzt ins Haus.«
»Du dürftest nicht hier draußen in der Kälte stehen«, sage ich.
Dann drehe ich mich um und lege die Arme um sie.
2
Am nächsten Tag haben wir fünf Grad über null, trockenen Asphalt, hohen Himmel und fast keinen Wind. Ich ziehe in der Garage die Plane vom Moped und schiebe es hinaus auf den Hofplatz. Die fünf Farbeimer zu je zehn Litern hebe ich auf den Gepäckträger. Denke, dass es wohl so kommen sollte. Wie so vieles andere. Ein Dreirad mit Ladefläche in meinem Besitz.
Ich fahre am Meer entlang. An einzelnen Stellen führt der Weg fast zu den Ebbesteinen hinunter, an anderen schlängelt er sich durch Felder und windschiefe Wäldchen, ich komme an Höfen und einsamen Häusern vorbei, und ich weiß, dass ich gesehen werde und dass an den Küchentischen über mich gesprochen wird, dass jemand hinter Wohnzimmervorhängen und in Türspalten auf der Lauer liegt; das macht mir nicht das Allergeringste aus, und ab und zu ist es sogar so, dass ich einen Arm hebe, ich winke Menschen zu, die ich zu kennen glaube, und die ihrerseits glauben, mich zu kennen. Und über uns allen das große blaue Himmelsgewölbe, ich war so total unvorbereitet darauf, dass der Himmel so hoch sein kann wie hier oben, ich werde mich wohl nicht daran gewöhnen, und was könnte besser sein als ein Entzücken, das dauert und dauert? Draußen auf dem Sund gleitet ein Krabbentrawler in einer Wolke aus anfeuernden Möwen vorbei.
Unten bei Nivangen biege ich von der Hauptstraße ab und folge dem Kiesweg, der den Hang hochführt, zum Holländerhaus am Waldrand unter dem schwarzen Berg. Es ist die alte Schule der Insel, aber Algebra und Choräle liegen jetzt schon lange zurück.
Ellen Svendsen tritt in die Tür, sowie ich den Motor ausschalte. Sie trägt einen blauen Overall und hat ihre rote Mähne zu einem Pferdeschwanz gebunden. »Komm rein! Wir essen gerade!«
Auf dem Gang riecht es nach Farbe und Öl. Mitten im Zimmer steht eine Trittleiter, und unter der Decke hängt ein einsames Stromkabel mit einer gespaltenen Zunge aus Kupfer.
In dem Zimmer, in dem früher der Unterricht abgehalten wurde, sitzen Ellen und Arne und frühstücken an einem Tisch, der aus einer über zwei Böcke gelegten Tür besteht. Der Tisch ist auf der einen Seite übersät von Lebensmitteln und Tassen und Tellern, auf der anderen von Werkzeug und Farbbeuteln. Auf dem Boden steht ein Propankocher mit einer Bratpfanne; Schweinefett und Eier zischen.
»Schön, dass du kommen konntest!« Arne redet mit vollem Mund, er grüßt mit einem Messer mit kurzer Klinge, das in seiner großen Hand teilweise versteckt ist. Er benutzt dieses Messer zu allem Möglichen. Jetzt schneidet er damit Hammelwurst. Und begrüßt mich. »Ich hoffe, du musst nicht gleich wieder los?«
Ich ziere mich ein wenig. Sage etwas über eine Aufsichtsratssitzung.
Sie lachen.
Ich finde, das hier läuft ziemlich gut.
»Aber jetzt setz dich doch, Mann! Eier? Oder Speck?«
Ich setze mich auf einen alten Hocker. »Warum oder? Und vielleicht eine winzigkleine Tasse Kaffee.«
Davon habe ich ein halbes Leben lang geträumt. Dem lockeren Tonfall. Den Scherzen unter Ebenbürtigen. Jetzt lebe ich den Traum aus. Ich nehme das große Graubrot und schneide mit dem samischen Messer eine schiefe Scheibe ab, während Ellen Eier und Speck auf einen gelben Plastikteller schaufelt.
»Wir wollen heute das große Doppelfenster einsetzen. Den alten Dreck könnten wir einfach runterwerfen. Aber wir müssen zu dritt sein, um den neuen Rahmen hochzuhieven und zu sichern.«
Ich nicke und spachtele Eier und kross gebratenen Speck. Aber sicher doch. Wenn sie einen Mann brauchen, dann haben sie einen Mann. Ich habe keine Erfahrung mit solchen Dingen, und das wissen sie. Keine Verstellung. Keine Lügen. Ich bin der gelehrige Bursche aus der Stadt. Der, der nie so tut als ob. Der, der die offenen Bürolandschaften und die wechselnden Winde an der Börse am Ende satt hatte. Der, der alles gegen das hier eingetauscht hat.
»Wie geht es Berit?« Ellens grüne Augen mustern mich.
»Der geht’s gut«, sagte ich. »Sie