Wundersame Geschichten II. Detlev Stäcker

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Wundersame Geschichten II - Detlev Stäcker

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Inschriften jedoch die Namen der Begrabenen identifizieren können.

      Sie kamen in einen Abschnitt, wo sich das Tal weitete.

      »Hier und in unmittelbarer Nähe sind besonders viele Gräber, unter anderem das von Tutanchamun, das den Grabräubern entging und, wie schon gesagt, erst 1922 von Carter entdeckt wurde. Es erhielt die trockene Bezeichnung KV62 und war eine Sensation. Die Schätze, die in dem Grab gefunden wurden, einer Anlage, die über eine steile Treppe in eine verwinkelte Anlage mehrerer Kammern führte, waren spektakulär. Es dauerte Jahre, sie zu bergen und zu katalogisieren. Sie kennen sicher Bilder, zum Beispiel von der goldenen Totenmaske, dem berühmten Alabastergefäß, dem Totemwagen und andere. Zu ihnen gehörte übrigens auch eine große Statue des Anubis in der Gestalt eines Hundes. Sie werden sehen. Allerdings sind die originalen Fundstücke in keinem der Gräber mehr verblieben. Nur noch einige Nachbildungen.«

      Sie waren inzwischen vor dem Eingang zur Grabkammer KV62 angekommen. Der Mitarbeiter, der sie begleitete, schloss die Außentür auf, schaltete die Beleuchtung ein und sie begannen ihren Abstieg. Blackie war ohne Aufforderung vor dem Eingang liegen geblieben.

      »Wir können sicher sein, dass uns niemand, jedenfalls kein hiesiger Ägypter, stören wird, solange der Hund in der Pose vor dem Eingang liegt«, hatte Ernest Graham gemeint.

      Nachdem sie die erste Türöffnung hinter sich gelassen hatten, ging es einen Gang schräg abwärts zur nächsten Türöffnung, zur sogenannten Vorkammer, in der es bei der Öffnung des Grabes angeblich ein Durcheinander von Dingen gab, die bei den Grablegungen gebraucht worden waren.

      Die Räume der Grabanlage waren gut ausgeleuchtet. Es herrschte die sprichwörtliche Grabesstille, sodass jeder seinen eigenen Atem, das Herzklopfen, die Schritte und das Rascheln der Kleidung zu hören meinte. Im Vorraum begann Graham wieder mit seinen Erläuterungen. Unwillkürlich dämpfte er seine Stimme und auch die Burgess wagten kein lautes Wort, wenn sie Fragen hatten. Die Wände waren mit Ausnahme einiger Schriftzeichen undekoriert, nur ein paar Kultgefäße standen davor. Durch eine weitere Türöffnung, die, wie Graham betonte, ursprünglich geschlossen und vom Entdecker Carter trotz der berühmten Verfluchung aller Eindringlinge gewaltsam geöffnet worden war, kam man dann in die eigentliche Grabkammer, in der ursprünglich die Mumie des Pharaos bestattet gewesen war.

      »Hier stand sozusagen sein Totenhaus. Sie kennen ja die prominente goldene, zum Teil blau emaillierte Totenmaske des Tutanchamun, die den Kopf der Mumie bedeckte. Die Mumie war eingeschlossen von mehreren bemalten Särgen, die ihrerseits in den granitenen Sarkophag eingeschlossen waren. Und der wiederum war seinerseits von vier immer größeren hölzernen und bemalten Truhen umschlossen. Der ganze Raum war damit ausgefüllt. Erst jetzt, da sich dies alles, einschließlich der Mumie selbst, im Ägyptischen Museum in Kairo befindet, kann man die Ausmalung der Grabkammer richtig erkennen und würdigen.«

      Die Farben leuchteten im Licht der gut platzierten Lampen. Besonders eindrucksvoll war die Gruppe an der Nordwand, die darstellt, wie der Pharao, gefolgt von seinem Ka, dem ihm identischen Abbild seiner Seele, vom Gott der Unterwelt Osiris empfangen wird.

      »Warum ist Osiris denn ganz in Weiß mit grüner Gesichtsfarbe dargestellt?«, wollte Amy wissen.

      »Weiß war für die alten Ägypter die Farbe der Unterwelt und die grüne Gesichtsfarbe deutete an, dass Osiris nach ihrer Vorstellung immer wiedergeboren wurde.«

      Graham las ihnen einige Grabinschriften vor und übersetzte sie, dann wies er auf die Südwand, wo die Bemalung Reste weiterer Götter darstellten, die Tutanchamun begleiteten, unter anderem auch der Gott Anubis, von dem allerdings nur noch Teile zu sehen waren.

      Er zeigte ihnen einen kleinen Annexraum, in dem ursprünglich Grabbeigaben aller Art gestapelt waren und schließlich den sogenannten ungeschmückten Tresorraum, der durch eine Wandöffnung betreten werden konnte. In ihm stand eine Abbildung des Anubis als liegender Hund, eine Nachbildung des Originals im Ägyptischen Museum.

      »Hier ist Ihr Blackie, Miss Burgess. Vielleicht etwas schlanker dargestellt, als Ihr Hund es ist. Aber er ist es, typisch. Im Übrigen enthielt dieser Raum bei seiner Öffnung durch Carter Hunderte von Objekten aller Art, einige von unschätzbarem Wert, andere typische Gerätschaften, die der junge König geliebt hatte, mehrere Wagen zum Beispiel, mit denen er zur Jagd fuhr.«

      Sie verbrachten fast eine ganze Stunde in dem berühmtesten aller Pharaonengräber. Dann stiegen sie wieder an die Oberwelt, wanderten ihren Weg hinauf ins Tal und besichtigten eine weitere ausgedehnte Grabstelle, KV11, das Grab vom Pharao Ramesses III., mit wunderschönen Ausmalungen. Danach kamen sie an das Ende eines der Seitentäler des weitverzweigten Tals der Könige. Die letzte, etwas abgelegene Grabstelle KV15 dort, die des Pharao Sethos II. aus der 19. Dynastie, brachte, wie es bei längeren Museumsbesuchen zumeist vorkommt, nichts aufregend Neues. Die ersten Zeichen der Ermüdung machten sich bemerkbar, insbesondere bei Amy, die mit ihrem Handstock bisher brav mitgehalten hatte.

      »Ich glaube, wir sollten uns auf den Rückweg machen, Mr Graham. Sie haben uns einen außerordentlichen Morgen beschert, der uns sicherlich lange beschäftigen wird«, sagte der Oberst.

      »Es war mir ein besonderes Vergnügen. Vielleicht können wir heute Nachmittag einen kurzen Abstecher ins Tal der Königinnen machen, wo ich Ihnen ein paar interessante Einzelheiten zeigen kann.«

      Amy hatte sich nach Blackie umgedreht, der ihr plötzlich nicht mehr bei Fuß folgte.

      Blackie war vom Wege ab etwa dreißig Meter weit bergan gestiegen und stand wie erstarrt zwischen zwei Felsblöcken, die offenbar von den dahinter aufsteigenden Klippen heruntergestürzt waren. Er scharrte erst mit der rechten Pfote im Geröll, hob seinen Fang, als wenn er den Wind in verschiedenen Richtungen prüfen wolle und setzte sich dann auf seine Keulen und ließ zweimal kurz nacheinander seinen Klagegesang hören. Dann sah er zu Amy hin. Auf ihre Aufforderung, zu kommen, reagierte er nicht, sondern heulte noch einmal kurz auf.

      Nun waren auch die Männer aufmerksam geworden.

      »Ich kann mir nicht helfen, Mr Graham. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Blackie meint, genau an der Stelle eine Grabstelle mit Toten gefunden zu haben«, erklärte Amy.

      Graham sah sie überrascht und ratlos an.

      »Also, liebe Miss Burgess, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich kann Ihnen versichern, dass wir die ganze Gegend hier nach weiteren Grabstellen fast umgepflügt haben. Und wir haben inzwischen ziemlich neuartiges Gerät für diese Untersuchungen.«

      Graham sah mit einem Ausdruck des Zweifels zu Blackie hin, der keine Anstalten machte, seinen Platz zwischen den Steinblöcken aufzugeben.

      »Ich gebe ja zu, dass wir auch in den letzten Jahren laufend etwas Neues gefunden haben. Denken Sie nur an KV5 und dass wir immer noch nicht wissen, wo die Gräber verschiedener Pharaonen oder ihrer Konsorten aus der fraglichen Periode der ägyptischen Geschichte sind, nach denen wir ja bereits gesucht haben. Aber hier? Vielleicht doch eher in einem der weniger untersuchten Nebentälern.«

      »Wir können Ihnen da nicht raten, Mr Graham. Ich kann Ihnen nur sagen, dass sich der Hund zum Beispiel damals in den Resten des Augustinerklosters bei Ramsgate genau so verhalten hat. Und die Untersuchung hat ihm recht gegeben. Natürlich können Sie hier und jetzt nichts unternehmen. Bewahren Sie es eventuell als eine Anregung für Ihre Untersuchungen auf.«

      Amy verließ den Weg, stieg mit ihrem Stock etwas mühsam die Steigung hinauf und nahm den Hund am Halsband. Er folgte ihr willig.

       Als die Grahams und Burgess’ abends im Winter Palace Hotel beim Dinner saßen, galt das Gespräch den Erlebnissen

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