... denn alles ist Vorherbestimmt. Elisabeth Schmitz

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... denn alles ist Vorherbestimmt - Elisabeth Schmitz

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solle. Sie wollte ihn nie wiedersehen.

      Sie stieg zu Marie ins Auto und endlich kamen die Tränen. So ein Schuft! Marie schlug vor, dass Tina mit zu ihr kommen sollte, aber so einfach würde sie das Feld nicht räumen. So ein gemeiner Kerl!

      Nach einiger Zeit gingen die beiden Frauen dann ins Haus und gossen sich erst mal einen Cognac ein. Im Magen breitete sich sofort eine wohlige Wärme aus. Marie sagte zu Tina, dass sie diesen Windhund noch nie leiden konnte. Aber das war kein Trost. Sie liebte Markus und diese Situation tat so weh. Er stand nun in der Tür wie ein begossener Pudel und bat Marie zu gehen.

      »Marie bleibt!«, schrie Tina und putzte ihre rote Nase.

      »Du gehst!«

      »Tina bitte. Lass uns doch reden. Ich weiß ja, dass es ein Fehler war. Es war ja nur einmal und es tut mir so leid. Sie hat mich völlig überrumpelt. Bitte Tina.«

      Marie zog es vor zu gehen. Sie merkte, hier war sie im Weg. Sie sagte Tina, dass sie am Abend anrufen würde, und sie zu jeder Zeit bei ihr willkommen wäre.

      Die beiden Frauen umarmten sich innig, und Marie fuhr los. Am liebsten hätte sie dem Blödmann eine runtergehauen, aber es war gut, dass sie es nicht getan hatte. Dieses musste Tina alleine entscheiden. Und wie sie entschied, das war dann für Marie okay.

      Als sie am Abend anrief, hatte Tina noch einige Cognac auf und lallte, dass der Fremdgänger im Wohnzimmer auf dem Sofa liege und sie im Bett. Nie mehr würde sie mit ihm reden. Nie!

      Aber dennoch war am nächsten Tag eine Aussprache. Tina ging es sehr schlecht. Entweder vom Alkohol oder von dem Anblick der Sexpraktiken. Sie wusste es nicht.

      Markus versprach hoch und heilig, dass er diese Frau nie wiedersehen wolle. Er würde doch nur Tina lieben und dass er mit ihr alt werden möchte.

      Nur zu gern wollte sie dieses glauben, aber sauer war sie noch immer. Am Abend musste er wieder aufs Sofa. Aber er war noch da, und das wunderte sie selber.

      Tina bat Marie, die zwei Mal angerufen hatte, sie doch bitte bei der Arbeit krank zu melden. So konnte sie unmöglich die Kunden bedienen. Markus ging zu seiner Arbeit, und Tina konnte sich ganz ihrem Selbstmitleid hingeben. Sie saß stundenlang am Fenster und grübelte über ihre Zukunft nach. Wie gerne würde sie Markus verzeihen. Wie gerne!

      Und dann sah sie plötzlich die Ursache des ganzen Übels aus dem Nachbarhaus kommen. Diese widerliche Person, die ihr ganzes Glück zerstören wollte.

      Tina stürzte aus dem Haus auf die erschrockene Frau zu.

      »Kannst du dir keinen eigenen Kerl suchen!«, schrie sie.

      »Wage dich bloß nie mehr in die Nähe meines Markus. Verschwinde von hier. Du hast mein Leben zerstört. Markus will nie wieder was von dir hören!«

      Diese Katrin schaute betreten zu Boden und meinte: »Das wird schlecht machbar sein. Ich bin im 3. Monat schwanger. Markus ist der Vater.«

      Da sackte Tina der Boden unter den Füßen weg.

      Markus zog noch am gleichen Tag aus. Er hatte mit Tina kein Wort mehr gewechselt. Anscheinend wusste er schon alles von Katrin. Er holte am Abend seine Sachen und kam nie wieder.

      Vier Wochen später sind sie dann aus Negnil weggezogen, hatten gute Bekannte Tina erzählt. Aber ihr war es egal. Es tat so weh!

      Zuerst wollte Tina wieder nach Roderstadt ziehen, aber sie hatte die Wohnung so hübsch eingerichtet, und hatte dort eine wundervolle Kräuterküche. Es gab hier wunderschöne Wiesen, und die Heilkräuter sammelte sie im Morgentau. Sie verarbeitete sie zu Tees oder Salben. In ihrem kleinen Garten wuchsen Salbei und Thymian, Ringelblumen und Kapuzinerkresse und so vieles mehr.

      Viele Leute kamen zu ihr, wenn sie etwas für ihre Gesundheit benötigten. Geld nahm sie nicht dafür. Sie bat die Leute, ihr kleine Tiegel und Fläschchen zu bringen. Das taten sie gern und brachten ihr Marmelade, Honig, Kuchen oder selbstgebackenes Brot. Alles hätte so schön sein können.

      Noch schlimmer als der Betrug von Markus war aber der Tod von Marie.

      Sie, Tina Braune, 42 Jahre alt, war ein Verlierer. Sie verlor immer alles.

      Am besten ist es wohl, wenn man kein großes Glück mehr erlebt. Je höher man steigt, umso tiefer fällt man dann, dachte sie.

      Tina hatte Stiefmütterchen gekauft, die sie auf das Grab ihrer verstorbenen Freundin pflanzen wollte. Blaue und gelbe hatte sie ausgesucht. Die kleinen Gesichter der Blüten schauten sie an.

      Sie streichelte sie und sagte: »Wir fahren zu Marie. Sie wird sich sehr freuen, denn ihr seid wunderschön. Und dann fahre ich zu Frau Heidemann. Es wird ein langer Tag.«

      Sie packte eine kleine Schaufel und eine Harke zu den Blumen ins Auto. Eine Kerze hatte sie auch gekauft, und einen kleinen Kranz aus Gundermann, anderen Wildkräutern und Gänseblümchen hatte sie gebunden. Frau Heidemann hatte ein Kreuz mit Maries Namen darauf bestellt. Ob es wohl schon da war? Dann würde sie den Kranz über das Kreuz hängen.

      Als Tina in Roderstadt ankam, kam sie an der Orchideengärtnerei vorbei, in der sie und Marie gearbeitet hatten. Nach Maries Tod hatte sie gekündigt, denn sie konnte dort nicht mehr sein und wusste, dass jede Orchidee eine Züchtung von Marie war. Manchmal waren die beiden Freundinnen sogar zusammen im Treibhaus und hatten pikiert oder getopft. Diese Arbeit von Marie hätte Tina auch weiter machen können, hatte ihr der Chef, Herr Kisten, angeboten. Er sah auch selber ein, dass sie mit dem verheulten Gesicht nicht hinter der Verkaufstheke stehen konnte.

      Aber Tina konnte hier nicht mehr sein. Sie war zum Arbeitsamt gegangen und hatte sich arbeitslos gemeldet. Ihr Chef war so freundlich und hatte ihr eine Kündigung gegeben, sodass sie sofort Anspruch auf Arbeitslosengeld hatte.

      Tja, dachte sie, schon wieder etwas verloren. Aber sie hatte das Angebot, zu jeder Zeit wieder anfangen zu können. Für Tina einen Ersatz zu bekommen, war nicht so schwer. Wenn jemand Blumen liebt und ein Händchen dafür hat, dann macht es Freude, und die Arbeit ist schnell erlernbar. Aber Marie im Labor zu ersetzen, das war sehr schwer. Sie hatte selbst einen Nährboden entwickelt, und jeder Same ging auf.

      Sie bestäubte die Mutterpflanzen mit so viel Liebe, als wären es ihre Kinder, die hier auf die Welt kommen sollten.

      Vor ein paar Monaten hatte Tina versehentlich eine Mutterpflanze verkauft. Marie hatte sonst immer ein Schild an ihren Prachtexemplaren angebracht. Aber hier hatte sie es vergessen. Gott sei Dank kannte Tina die Kundin und holte die wertvolle Pflanze, die schon viele Samen gebildet hatte, wieder. Noch am Tag vor Maries Tod hatten die beiden herzlich darüber gelacht.

      Beim Anblick ihres Blumenladens kamen ihr schon wieder die Tränen.

      Leise sang sie vor sich her: »All kinds of everything reminds me of you«. Sie schnäuzte sich die Nase und wischte sich die Augen. Immer dieses Heulen. Schluss damit! Jammern bringt sowieso nichts.

      Buddha sagt: »Verweile nicht in der Vergangenheit, träume nicht von der Zukunft. Konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment.«

      Jawoll, das wollte sie nun auch tun.

      Als sie beim Friedhof ankam, bekam sie einen guten Parkplatz direkt neben dem schönen schmiedeeisernen Tor. Gut, dann brauchte sie wenigstens nicht so weit zu laufen mit ihrer Kiste mit den Stiefmütterchen darin.

      Sie

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