... denn alles ist Vorherbestimmt. Elisabeth Schmitz

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... denn alles ist Vorherbestimmt - Elisabeth Schmitz

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zum Grab mitnehmen wollte, schloss ihr Auto ab und ging die Wege durch die gepflegten Gräber entlang. Schon von weitem sah sie den Baum, wo sich das Grab ihrer allerbesten Freundin befand.

      Erstaunt stellte sie fest, dass ein Mann bei Maries Grab am Arbeiten war. Er trug einen dunklen Mantel und hatte dunkles, schütteres Haar. Aber als sie näher kam sah sie, dass er bei dem Grab neben dem von Marie beschäftigt war.

      Sie sagte: »Guten Tag« zu dem Mann, aber der reagierte nicht.

      Auch gut, dachte Tina, dann eben nicht. Das Kreuz mit Maries Namen war bereits da. Wunderschön sah es aus.

      Schnell pflanzte Tina die blauen und gelben Blumen ein. Es wurde Zeit, denn sie waren schon fast eine Stunde im Auto. Sie wollte sich eine Gießkanne holen, damit die durstigen Pflanzen auch anwachsen konnten. Aber an so einem warmen Tag waren alle Friedhofskannen in Gebrauch. Tina hatte zwei Kannen zu Hause. Hätte sie doch nur eine mitgenommen!

       4.

      

      

      

      

      Tina ging zurück zu dem Grab und sah, dass der Mann, der bei dem Nachbargrab war, zwei Gießkannen vor dem Grab stehen hatte. Er drapierte gerade einen großen Blumenstrauß in einer silbernen Vase.

      Tina fragte ihn höflich, ob sie wohl eine Kanne nehmen dürfe, denn es sei keine an dem Haken bei den Wasserhähnen.

      »Nein!« Das war das einzige, was der Mann ihr in einem frechen Ton ins Gesicht schleuderte.

      Marie blieb die Luft weg. Das war ja wohl die Höhe! Die Kannen waren Eigentum des Friedhofs und nicht seine. Der konnte doch nicht einfach zwei nehmen, und sie hatte keine!

      Tina wurde sauer.

      In demselben Ton wie der von ihm blaffte sie: »Sie haben zwei Wasserkannen und ich keine. Was bilden Sie sich ein?«

      Sie ging zu einer gefüllten Plastikkanne und nahm sie ihm einfach weg.

      Zunächst bemerkte es der Mann gar nicht. Er war wohl in Gedanken vertieft.

      Aber als er aufschaute schrie er: »Das ist ja eine Frechheit! Sofort geben Sie mir das Wasser!«

      Tina goss einfach weiter.

      Der Mann im schwarzen Mantel kam mit einem Satz auf sie zu und schubste heftig gegen ihre Schulter. Sie stolperte über die Grabeinfassung, schlug mit dem Knöchel auf die spitze Kante und fiel auf den Weg vor Maries Grab.

      Die Gießkanne flog auf das Grab, und das Wasser spritzte auf Tinas Blazer.

      Der Mann nahm die leeren Kannen und ging noch mal Wasser holen, ohne Tina aufzuhelfen. Sie rappelte sich hoch, und ein bestialischer Schmerz durchzuckte ihren Fuß. Sie setzte sich auf die Grabumrandung und Tränen stiegen ihr in die Augen. Es tat so weh!

      Vorsichtig zog sie ihre Sandale aus und dann das dünne Söckchen. Der Mann war mittlerweile zurückgekommen und ignorierte Tina. Endlich waren Schuh und Socke aus. Ein Seufzer des Entsetzens kam Tina über die Lippen.

      Ihr Fuß war ein einziger Klumpen und feuerrot! Am Knöchel blutete es. Nun wurde der Mann auf den geschwollenen Fuß aufmerksam und begriff endlich, was er da angerichtet hatte.

      »Das habe ich nicht gewollt«, stammelte er. »Bitte verzeihen Sie.«

      Tina wollte aufstehen, denn dass dieser arrogante Typ nun auch noch auf sie herab blickte, das war zu viel.

      Er wollte ihr helfen, aber Tina zischte: »Wehe, Sie fassen mich an, Sie Verbrecher! Gleich schlagen Sie mir auch noch die Harke über den Schädel!«

      Das Aufstehen ging nicht, und sie jammerte und stöhnte vor Schmerz. So sitzenbleiben konnte sie auch nicht. Tina war völlig verzweifelt. Nicht mal ein Taschentuch hatte sie.

      Der Mann bemerkte dieses und gab ihr ein weißes Stofftaschentuch. Tina schnäuzte sich sofort die Nase und wischte sich die Tränen ab. Was sollte sie bloß tun? Das Telefon lag im Auto. Aber wen sollte sie denn auch anrufen? Vielleicht ihren ehemaligen Chef?

      Der Mann sagte nun leise zu Tina: »Mein Name ist Peter Weber. Ich bin Arzt. Bitte lassen Sie mich doch nach Ihrem Fuß sehen. Bitte!«

      »Arzt? Sie sind Arzt? Das darf ja wohl nicht wahr sein. Ärzte heilen, aber sie verletzen doch nicht!«

      Aber was blieb ihr schon übrig? Widerwillig und ganz vorsichtig streckte sie ihm den geschwollenen Fuß hin. Und erneut durchzuckte sie ein schneidender Schmerz.

      »Ich werde einen Krankenwagen rufen. Er muss geröntgt werden. Ich vermute, Ihr Außenknöchel ist gebrochen.«

      Tina schaute ihn mit offenem Mund an. Krankenwagen?

      »Nein«, sagte sie. »Das geht nicht. Ich muss das hier noch fertig machen.«

      Sie zeigte auf die Kerze und die Blumen.

      »Und ich muss mir eine Gießkanne holen, sonst können die Blumen nicht anwachsen. Danach muss ich zu der Mutter meiner verstorbenen Freundin.«

      Tina schluchzte bitterlich. »Gehen Sie weg! Lassen Sie mich in Ruhe!«

      Sie wollte ihre Sandale wieder anziehen, aber die passte nicht mehr.

      Tina verzweifelte immer mehr.

      »Was soll ich denn bloß tun? Wie komme ich zu meinem Auto?«, fragte sie sich selber. Der Mann im dunklen Mantel fuhr sich nervös durchs Haar.

      »Sie können mit dem Fuß kein Auto fahren. Bitte lassen Sie sich doch helfen.«

      Tina sah ein, dass es keinen anderen Ausweg gab. Sie nickte unter Tränen, und der Mann holte sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer.

      »Hallo Andreas«, sagte er, »schicke mir bitte einen Rettungswagen. Wenn es geht, dann komme auch mit. Ich habe etwas Schlimmes getan. Ich habe eine Frau verletzt. Bitte hilf mir. Ja. Ja. Ich erkläre es dir nachher. Auf dem Friedhof. Bitte kommt zum Grab meiner Frau. Nein, sie kann nicht laufen. Ich denke, es ist eine distale Fibulafraktur. Ja, gut. Ich danke dir. Bis gleich.«

      Er nahm die Gießkannen und stellte sie vor Maries Grab.

      »Ich werde Ihren Blumen reichlich Wasser geben und auch die Kerze anzünden. Wir müssen das Bein hochlagern.«

      Er zog seinen Mantel aus und wickelte ihn dann umständlich um Tinas Blumenkiste.

      »Versuchen Sie, das Bein dort hinauf zu bekommen.«

      Aber es war, als ob jemand mit einem Messer in den Fuß stach. Es ging nicht, obwohl sie sich die größte Mühe gab.

      In der Ferne hörten sie nun schon die Sirene des Krankenwagens.

       5.

      

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