Nach Dem Fall (Gefallener Engel #2). L. G. Castillo

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Nach Dem Fall (Gefallener Engel #2) - L. G. Castillo

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sank sie in Gabrielles Armen zusammen, als sie durch den eiskalten Tunnel zurückflogen. Die Kälte breitete sich auf ihrem Gesicht aus, auf ihren Händen. Dann kroch sie in ihr Herz und den tiefsten Teil ihrer Seele, bis nichts mehr übrig war als dunkle Taubheit. Es war nicht wichtig. Nichts war mehr wichtig.

      Als sie aus dem Wasserfall heraus ins Sonnenlicht flogen, starrte sie gleichgültig die Wolken an, die über ihnen dahinzogen. Und obwohl ihr die Sonne ins Gesicht schien, konnte sie die Wärme nicht spüren. Sie bezweifelte, dass sie sie jemals wieder fühlen würde. Die kalte Leere in ihrem Herzen würde dort für immer herrschen, denn Uriel war tot.

      »Moment mal! Uri war tot? Du meinst so tot, dass er nicht mehr existiert hat?« Naomi starrte Rachel an und warf dann einen Blick auf Uri. Sein Grübchen vertiefte sich, als er grinste. »Aber du bist… du bist hier.«

      Rachels Blick verlor sich in der Ferne und ihr Gesicht nahm einen so traurigen Ausdruck an, als befände sie sich noch in der Höhle.

      »Rachel? Geht’s dir gut?« Naomi rüttelte an ihrer Schulter und runzelte besorgt die Stirn. Sie war es nicht gewohnt, ihre Freundin so traurig zu sehen. Von all den Engeln, die sie während ihrer kurzen Zeit im Himmel kennengelernt hatte, war Rachel die Fröhlichste und hatte immer Engel-Tratsch zu teilen. Sie wünschte, sie hätte Rachel nicht danach gefragt, wie sie und Uri sich begegnet waren. Naomi hatte keine Ahnung von ihrer tragischen Vergangenheit gehabt oder davon, dass Rachel und Uri jemals von einander getrennt gewesen waren. Uri, der seinen Namen Uriel verkürzt hatte, war immer an Rachels Seite.

      Als Naomi Uri zum ersten Mal begegnet war, hatte die Art und Weise wie er ihr zuzwinkerte und sich über sie lustig machte, sie abgeschreckt. Und er war jemand, der gern Umarmungen austeilte, genau wie Rachel. Sie hatte erwartet, dass Lash eifersüchtig darauf sein würde, wie Uri mit ihr flirtete. Aber dann war ihr aufgefallen, dass er sich allen gegenüber so verhielt, sogar gegenüber Gabrielle.

      Im Himmel herrschte kein Mangel an umwerfend gutaussehenden Engeln. Obwohl Lashs dunkler, schweigsamer Typ mehr ihr Fall war, musste sie zugeben, dass Uri attraktiv war. Sein dunkelblondes Haar trug er kurz mit einem langen Pony, der ihm in die Stirn fiel und spöttische blaue Augen hervorhob. Das Bestaussehende an ihm waren seine vollen Lippen, die ständig leicht vorgeschoben zu sein schienen. Viele der weiblichen Engel begannen jedes Mal zu sabbern, wenn Uri ihnen zum Gruß die Hand küsste oder schmolzen dahin, wenn er sie anlächelte. Und wenn Uri sie wirklich in den Wahnsinn treiben wollte, legte er für gewöhnlich seinen schweren russischen Akzent auf.

      Trotz all der Aufmerksamkeit, die er auf sich zog, war es offensichtlich, dass sein Herz Rachel gehörte. Jedes Mal, wenn sie den Raum betrat, leuchtete sein Gesicht auf und wurde noch atemberaubender. Es war, als käme all die Energie, die er verströmte, von ihr.

      Rachel blinzelte ein paarmal und schüttelte den Kopf, als ob sie mühsam wieder in die Gegenwart zurückfinden müsste. »Oh, sorry. Ich habe mich kurz in Erinnerungen verloren. Was hast du gesagt?«

      »Ah, mein Schatz, lass mich Naomi meine wundersame Auferstehung erklären«, wandte sich Uri an Rachel.

      Er lehnte sich über den Tisch und ergriff Naomis Hand. Er hielt kurz inne und warf dann Lash einen Blick zu. »Darf ich?«

      Lash nickte und lehnte sich auf seinem Sitz zurück. »So lange du nicht ganz so viel von deinem Charme spielen lässt.«

      Naomi verdrehte die Augen. »Er hält einfach nur meine Hand. Wieso hältst du meine Hand, Uri?«

      »Sag mir, meine liebreizende Naomi - was fühlst du?« Uri zwinkerte Rachel zu.

      Naomi blinzelte verwirrt. »Ich...na ja… ich fühle deine Hand.«

      »Ja, du fühlst Uris Hand«, bestätigte er und rollte das »R«, als er sprach. »Aber wer ist Uri?«

      »Was?« Sie sah kurz zu Lash hinüber und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Er zuckte mit den Schultern.

      »Ist das hier Uri, in Fleisch und Blut?« Er strich mit ihrer Hand seinen muskulösen Arm hinauf. »Oder ist das hier Uri?« Damit legte er ihre Hand auf seine wie gemeißelte Brust.

      Lash fuhr von seinem Platz hoch. »Hey, jetzt pass bloß auf.«

      »Schhhh.« Naomi winkte ab. »Ich glaube, ich fange an zu begreifen.«

      »Sieht für mich aus, als ob du Uri befummelst«, murmelte er.

      Rachel kicherte und nahm die Karten von der Mitte des Tischs. »Naomi hat recht. Du bist niedlich, wenn du eifersüchtig bist.«

      »Ich bin nicht… ach, jetzt gib die Karten schon her.« Er schnappte sich das Kartenspiel von ihr.

      Naomi konnte fühlen, wie Lash schmollte, während er die Karten mischte. Sie wollte seine Bedenken zerstreuen, aber andererseits stand sie kurz davor, herauszubekommen, was Uri ihr zu erklären versuchte. Es wollte sich ihr ins Bewusstsein drängen.

      »Willst du damit sagen, dass sich nur dein Körper verändert hat?«

      Uri grinste. »Sehr gut. Das hier – «, er schlug ihre Hand sanft gegen seine Brust, »ist ein neuer und verbesserter Uri. Gefällt’s dir?« Er zwinkerte ihr zu.

      »Ja.«

      Er strahlte und sie hörte ein ersticktes Kichern von Rachel.

      Naomi fühlte, wie ihr Gesicht zu glühen begann, als sie ihre Hand von seinem Oberkörper wegzog. »Ich meine… du bist ein… ein guter Freund«, stammelte sie.

      Sie holte tief Luft und versuchte, das Gespräch wieder aufs Thema zu lenken. »Also, was du sagen willst, ist, dass dein wahres Ich, deine Seele, nicht gestorben ist. Es hat immer noch gelebt.«

      »Sie ist schnell von Begriff, was?«, sagte Uri zu Lash.

      Der grunzte.

      »Ich werte das mal als ein ›Ja‹.« Naomi wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Spiel zu, das sie spielten. Sie wischte die Pintobohnen von der Bingokarte und suchte nach einer anderen. Ihre momentane musste verhext sein. Sie hatte den gesamten Abend über nicht eine einzige Runde gewonnen.

      Vor einigen Wochen hatte sie Uri und Rachel mexikanisches Bingo beigebracht in der Hoffnung, sich in ihrer Freizeit vom Training ein bisschen zu amüsieren. Es gefiel Rachel so gut – wahrscheinlich, weil sie fast immer gewann – dass sie und Uri jeden Abend zum Spielen vorbeikamen.

      »Ich lerne jeden Tag was Neues dazu«, sagte Naomi. »Ich wusste nicht, dass Engel sterben können – oder zumindest ihre Körper. Es muss eine Erleichterung gewesen sein zu wissen, dass Uri zurückkommen würde.«

      Es wurde still im Raum.

      »Nicht jeder kommt zurück«, sagte Rachel leise. Ihr gewohntes Lächeln verschwand.

      »Oh, aber ich bin zurückgekommen.« Uri erhob sich vom Tisch, hob Rachel von ihrem Stuhl und setzte sie auf seinen Schoß. »Es hat viele Jahre gedauert, aber ich bin zu dir zurückgekehrt, mein Schatz.«

      »Dreitausenddreihundertsechsundachtzig Jahre, fünf Monate, zwei Tage, zwölf Stunden, achtundvierzig Minuten und dreiundzwanzig Sekunden«, flüsterte Rachel.

      Naomi

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