Nach Dem Fall (Gefallener Engel #2). L. G. Castillo

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Nach Dem Fall (Gefallener Engel #2) - L. G. Castillo

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und sicherzustellen, dass er Naomi zum Shiprock brachte – dass war es, was man ihm aufgetragen hatte. Und das hatte er getan. Er hatte seine Anweisungen genauestens befolgt. Was war also das Problem, wenn er ein wenig öfter nach ihnen gesehen hatte, als von ihm verlangt worden war? Es hatte niemandem geschadet. Und er mochte ein klein wenig Eifersucht empfunden haben – nein, Besorgnis. Ja, das war es. Er war besorgt gewesen, als er die offensichtliche Anziehungskraft zwischen den beiden wahrgenommen hatte. Er hatte Lash warnen müssen, sie in Ruhe zu lassen. Er hatte geglaubt, es würde Lashs Chance, nachhause zurückzukehren, ruinieren.

      Jeremy erstarrte, als er sich an die Worte erinnerte, die er zu Lash gesagt hatte.

       Sie ist nicht für dich bestimmt.

      Weshalb hatte er das zu ihm gesagt?

      Du weißt weshalb, flüsterte eine leise Stimme in seinem Kopf.

      Er schlug mit der Hand gegen das Geländer. Er wusste ganz genau, weshalb. Er wünschte, er könnte alles vergessen und mit Lash und Naomi einfach nochmal neu anfangen. Aber das konnte er eben nicht.

      Er kämpfte gegen seine Erinnerungen an sie an und umklammerte das Geländer so fest, das seine Fingerknöchel weiß wurden. Vorher war es einfacher gewesen, als sein einziger Fokus darauf gelegen hatte, eine Mission zu erfüllen. Jetzt fiel es ihm schwer, aus seinen Gedanken zu vertreiben, was er empfunden hatte, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte: langes dunkles Haar, das ihr wunderschönes Gesicht einrahmte, während sie sich über die sterbende Deborah beugte. Es war gewesen, als ob ein Blitz in seine Brust eingeschlagen hätte und ein Herz erneut zum Schlagen brachte, von dem er nicht gewusst hatte, dass es zuvor stillgestanden hatte. Erst als Lash sich offensichtlich von der Art bedroht fühlte, in der er sie ansah, war er in der Lage gewesen, sich von dem Ganzen loszureißen und sich auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren. Seitdem hatte er die wachsenden Gefühle abgeschüttelt, Gefühle bei denen er keine Ahnung hatte, woher sie kamen, bis Raphael es ihm erklärt hatte – er war sein Sohn und war vor langer Zeit mit Naomi verlobt gewesen.

      »Bist du bereit?«

      Jeremy fuhr beim Klang der Stimme herum. »Gabrielle. Ich dachte, ich wäre allein.«

      Sie trat aus den Schatten heraus. Ein Windhauch wehte weiche blonde Wellen um ein strenges Gesicht. »Du hast dich wochenlang zurückgezogen. Hast du dich auf deine neue Aufgabe vorbereitet?«

      Jeremy war von ihrem Ton überrascht. Hatte er geträumt, dass es Gabrielle gewesen war, die erst vor wenigen Wochen vorgeschlagen hatte, dass er fortgehen sollte, um etwas Abstand von allem zu bekommen, was zwischen ihm und Lash geschehen war? Sie hatte so freundlich und geduldig gewirkt.

      Er sah wieder zum Berg hinauf und fragte sich, ob Lash noch böse auf ihn war. Und so sehr er auch versuchte, es nicht zu tun, er dachte an Naomi. »Könnte man damit nicht Lash damit beauftragen? Er ist besser geeignet.«

      »Michael hat darauf bestanden, dass dieser Auftrag von dir beaufsichtigt wird. Außerdem hast du auf der Erde deine eigene Aufgabe zu erfüllen.« Ihre Stimme klang streng und sie musterte ihn aufmerksam. Etwas musste sie in seinem Gesicht gelesen haben, denn ihre Züge wurden weicher. Es war derselbe Ausdruck, mit dem sie ihn nach seinem Streit mit Lash angesehen hatte. »Hat dir die Auszeit nicht geholfen, dich vorzubereiten?«

      »Gabrielle, kannst du nicht eine Ausnahme machen? Ich habe immer meine Pflicht erfüllt und ich habe dich oder Michael nie ausgefragt wegen der Aufträge, die ihr beide mir erteilt habt… nicht einmal, als ihr von mir erwartet habt, meinen besten Freund niederzuschlagen.«

      »Deinen treuen Diensten in all diesen Jahren hast du es zu verdanken, dass du im Rang aufgestiegen bist, um ein Erzengel zu werden«, erklärte sie. »Du weißt, dass mit dieser Rolle eine größere Verantwortung einhergeht. Wenn Lash so gehorsam gewesen wäre wie du… na, das spielt jetzt keine Rolle. Er ist ein hoffnungsloser Fall.«

      »Wieso hasst du ihn?«

      Gabrielle hob eine Augenbraue. »Ich sage es nur, wie es ist. Hat sein Verhalten in der Vergangenheit das nicht bewiesen?«

      Jeremy schüttelte den Kopf. Er konnte ihre Feindschaft Lash gegenüber nicht nachvollziehen. Er hatte angenommen, dass sie ihm gegenüber verständnisvoller sein würde, sobald er seine Treue endlich unter Beweis gestellt hätte. Er war zurückgekehrt, nur um festzustellen, dass sie noch genau dieselbe war wie zu dem Zeitpunkt, an dem er fortgegangen war.

      »Wenn du dir wegen Lash Sorgen machst, kann ich dir versichern, dass es keine Einmischung seinerseits geben wird. Dafür werde ich sorgen.«

      »Mir Sorgen machen? Das kann man wohl sagen. Wenn er herausfindet, dass ich derjenige bin, der mit der Liebe seines Lebens zusammen ihren ersten Auftrag ausführen soll, verdammt – «

      Bei seiner Wortwahl wurde ihr Blick stechend.

      »Äh, was ich meine, ist...« Er räusperte sich. »Du weißt doch, er ist nicht gerade der Vernünftigste aller Engel. Und seit unserem Streit steht da so einiges zwischen uns.«

      »Ich hatte vorgeschlagen, dass du dir eine Auszeit nimmst, damit du, und hoffentlich auch Lash, Gelegenheit findet, über alles Geschehene nachzudenken.« Gabrielle sah zum Berg hinauf und dann wieder zurück zu Jeremy. »Und um etwaige Gefühle aufzulösen, die vielleicht noch… vorhanden sind.«

      Jeremy schluckte bei ihrer Andeutung nervös. »Ich verstehe nicht ganz, was du meinst.«

      Ihre Stimme war leise und sanft, als sie fortfuhr. »Du bist dir bewusst, dass du in dem Ruf stehst, ein ausgezeichneter Pokerspieler zu sein. Deine Fähigkeiten wären in dieser Situation nützlich, meinst du nicht?«

      Er runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht.«

      Gabrielle seufzte. »Obwohl ich das Spiel verabscheue, bin ich ziemlich gut darin, das zu bewahren, was man ein Pokerface nennt. Ich würde sagen, ich bin bisher recht erfolgreich damit gewesen.«

      Ihr Gesicht veränderte sich, als ob eine Maske von ihr abgenommen würde, und das strenge Auftreten, für das sie bekannt war, wurde durch das einer sanften und verletzlichen Frau ersetzt. »Du hast Gefühle für das Mädchen. Das war offensichtlich, als du an ihrem Bett gesessen und darauf gewartet hast, dass sie aufwacht. Tatsächlich stand es dir deutlich ins Gesicht geschrieben, als du sie das erste Mal gesehen hast, damals, als du deinen Auftrag mit Deborah und Nathan ausgeführt hast.«

      »Das hast du gesehen?«

      »Ja.« Ihre Stimme war leise.

      »Wieso? Wieso hast du über mich gewacht?«

      »Weil ich wusste, was du vor langer Zeit für sie empfunden hast, als sie deine Frau werden sollte. Und ich weiß, dass solche Gefühle nicht verschwinden – selbst, wenn Erinnerungen unterdrückt werden.«

      Er trat einen Schritt nach vorn und packte sie am Arm. »Was weißt du noch? Sag es mir.« Er musste mehr erfahren. Vielleicht, wenn er wusste, was in seiner Vergangenheit geschehen war – vielleicht konnte er seine wachsenden Gefühle dann loswerden.

      Sie schrak zurück und sah auf seine Hand hinunter.

      »Entschuldige.« Er ließ seine Hand sinken. Er ging zu weit. Er musste sich besser kontrollieren.

      » Es ist nicht an mir, die Geschichte zu erzählen.« Sie rieb sich die Stelle ihres Arms, an der er sie gepackt hatte. »Das ist etwas, das Raphael mit dir, Lash und Naomi teilen

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