Langeooger Dampfer. Peter Gerdes

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Langeooger Dampfer - Peter Gerdes

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tierische Fäkalien nicht mit diesen Stoffen behandelt werden.«

      »Sondern menschliche.« Stahnke nickte. »Es handelt sich um die Bestandteile einer Sanitärflüssigkeit, wie man sie zum Beispiel für Campingtoiletten verwendet, stimmt’s?«

      »Exakt.«

      »Und diese Flüssigkeit wurde dem Opfer also nicht pur eingeflößt, sondern … äh …«

      »Quasi nach Gebrauch«, bestätigte Mergner ungerührt. »Und in Mischung mit teils halbfesten Bestandteilen. Das genaue Mischverhältnis …«

      Ein Knall unterbrach ihn. Lüppo Buss hatte seine Teetasse hart auf der polierten Platte seines Schreibtisches abgestellt. »Was für eine Sauerei. Eine Riesensauerei! Wer macht denn sowas?« Seine Gesichtsfarbe, sonst eine gesunde Mischung aus braun und rot, spielte ins Grünliche.

      »Genau das müssen wir herausfinden«, sagte Stahnke ruhig, aber nachdrücklich. »Denn das ist unser Beruf.« Er fixierte seinen Kollegen unter zusammengezogenen Augenbrauen.

      Der Inselpolizist ließ sich gegen die Lehne seines Drehstuhls sinken. Auch sein Blick senkte sich.

      Stahnke wandte sich dem Gerichtsmediziner zu: »Sagt Ihnen der Begriff Schwedentrunk etwas?«

      Dr. Mergner zuckte die Achseln. »Klingt nach Magenbitter. Nicht gerade meine Geschmacksrichtung.«

      Stahnke schüttelte den Kopf. »Was ist bloß aus dem schönen Studium generale geworden? Ein Minimum an Geschichtskenntnissen steht doch jedem gut zu Gesicht, auch einem Mediziner.« Jetzt war er es, der leicht herablassend grinste: »Dabei waren Sie mit Magen doch schon auf der richtigen Fährte.«

      Mergner war nicht halb so weltfremd, wie er aussah, und Kombinieren gehörte zu seinen Stärken. Er schnippte mit den Fingern. »Na klar, Schweden, protestantische Partei im Dreißigjährigen Krieg! Einem der grausamsten und verheerendsten Kriege aller Zeiten. Obwohl es doch angeblich ein Religionskrieg war. Unter Christen.«

      »Vielleicht gerade deshalb«, warf der Hauptkommissar ein.

      »Wie auch immer.« Der Mediziner winkte ab. »Jedenfalls praktizierten die Schweden seinerzeit eine neue Folter- und Tötungstechnik, indem sie ihre Gefangenen mit Jauche und Gülle vollpumpten. So entstand die Bezeichnung Schwedentrunk.Tja, ich muss sagen, die Übereinstimmung ist evident. Bis auf den beigemischten Chemiecocktail natürlich.«

      »Ein Schwede?« Lüppo Buss hatte seine Übelkeit niedergekämpft. »Ein Mörder aus Schweden? Hier auf Langeoog? Ist das euer Ernst?« Er breitete die Arme aus: »Ich meine, in den Schwedenkrimis wimmelt es von wahnsinnigen Serienmördern der grausamsten Sorte. Aber das hat doch mit der Realität nichts zu tun, schon gar nicht bei uns!«

      Der Hauptkommissar schüttelte unwillig den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Aber das, was sich hinter dem Begriff verbirgt, ist allein schon ungewöhnlich genug. Mord mit Hilfe des Inhalts der Kassette eines mobilen Camping-WCs! Wer kommt denn auf sowas!«

      »Genau das müssen Sie herausfinden«, sagte Mergner. »Denn das ist Ihr Beruf.« Seine Stimme klang betont ruhig, und seine Miene war undurchdringlich.

      Stahnke war einen Moment perplex, aber der Inselpolizist sprang in die Bresche: »Apropos herausfinden: Wie haben Sie denn in der Kürze der Zeit die genaue Zusammensetzung dieser Sanitärflüssigkeit herausgefunden? Ich wüsste nicht, dass wir auf Langeoog ein entsprechend eingerichtetes Labor hätten.«

      »Oh.« Der Gerichtsmediziner spitzte die Lippen: »Erwischt! Natürlich habe ich noch keine Analyse, sondern nur Beobachtungen. Der Geruch, nicht wahr, und die blaue Farbe. Kennt man. Ich habe schließlich auch eine Camping-Vergangenheit.« Er zückte sein Smartphone: »Die Liste der Inhaltsstoffe habe ich dann gegoogelt. Ist alles online zu finden.«

      »Nicht nur online, sondern auch in der realen Welt.« Lüppo Buss verschränkte seine imposanten Unterarme. »Allerdings nicht hier auf Langeoog.«

      »Nicht?« Stahnke schien noch einen Schluck Tee trinken zu wollen, zögerte jedoch und stellte die Tasse dann ab. »Wieso nicht? Dieser blaue Cocktail wird allgemein in Campingtoiletten verwendet. Und einen Campingplatz gibt es doch auf der Insel. Bei der Jugendherberge, richtig?«

      »Richtig. Mit 150 Plätzen – aber ausschließlich für Zelte! Wer zeltet, geht aufs Gemeinschaftsklo, nicht auf die Chemietoilette. Das tun Wohnwagencamper oder Wohnmobilisten. Und die gibt es auf Langeoog nicht. Autofreie Insel, du erinnerst dich?«

      Stahnkes Blick kreuzte den von Dr. Mergner. Der Mediziner deutete erneut auf sein Smartphone. »Wenn man Langeoog plus Wohnwagen googelt, bekommt man Bensersiel angezeigt«, sagte er. »Da steht jede Menge von den Dingern, keine 40 Fährminuten von hier entfernt.«

      »Jeder Einzelne davon mit Chemietoilette«, ergänzte Stahnke. »Da kommt eine Menge von dem Zeug zusammen.« Er schob seine Teetasse weiter von sich weg.

      »Und was schwebt dir jetzt vor? Rüberfahren und Proben nehmen? Von jeder verdammten Klokassette in Bensersiel? Um dann Gentests machen zu lassen und die Resultate mit dem Mageninhalt des Toten zu vergleichen?« Er schüttelte heftig den Kopf. »Also ehrlich! Ich weiß noch nicht einmal, ob das überhaupt möglich ist.«

      »Ach, das ginge durchaus«, erklärte Dr. Mergner. »Zunächst müsste gesichert festgestellt werden, inwieweit der Chemiecocktail die Struktur des enthaltenen Genmaterials womöglich verändert. Was wiederum abhängig von Menge und Verweildauer im Mischungsverhältnis sein dürfte. Das ist echtes Neuland, damit kämen wir in die einschlägige Fachliteratur!« Der Mediziner lächelte beseelt: »Und was den Umfang solch einer Maßnahme angeht, die Unmengen von Arbeitsstunden für Polizei und Labore und die damit verbundenen Kosten – damit kämen wir todsicher in die Zeitung!«

      »Die Zeitung!« Lüppo Buss sprang auf, so plötzlich, dass Stahnke, der zu einer Erwiderung angesetzt hatte, das Wort im Halse stecken blieb. »Na klar, die Meldung in der Zeitung! Hab ich doch selbst dorthin geschickt. Jetzt fällt es mir wieder ein.«

      »Was?«, stieß Stahnke hervor.

      Der Inselpolizist schaute auf seine Armbanduhr. »Wenn wir uns beeilen, schaffen wir die Inselbahn zur Fähre noch. Infos bekommst du unterwegs. Herr Doktor, Sie halten die Stellung! In ein paar Stunden sind wir zurück.«

      Dr. Mergner bekam den Mund erst wieder zu, als die Tür längst hinter den beiden Kommissaren ins Schloss gefallen war. Er stemmte die Fäuste in die mageren Hüften und schüttelte missbilligend den Kopf. Dann aber stahl sich ein spitzbübisches Lächeln auf seine dünnen Lippen. »Hilfssheriff wollte ich immer schon mal sein«, murmelte er vor sich hin. »Aber einen Sheriffstern hätte er mir wenigstens dalassen können!«

      6.

      »Himmel nochmal, nun guck dir den an!« Bea Wulf stand breitbeinig vor dem Schaukasten mit Veranstaltungsankündigungen der Kurverwaltung. »Das ist doch mal was! Wird dir da nicht auch gleich ganz anders, wenn du den siehst?«

      »Kann ich dir nicht sagen. Dazu müsste ich ihn ja erstmal sehen können.« Sina Gersema drängelte ihre Freundin etwas beiseite, um einen Blick auf das ausgehängte Plakat werfen zu können. Was nicht gerade leicht war, denn Bea Wulf war deutlich größer und breiter als sie; ihre walkürenhafte Weiblichkeit war raumgreifend und gewichtig.

      Das Plakat zeigte fünf Kerle. Fünf nackte Kerle. Nackte Kerle in Seestiefeln. Und mit Matrosenmützen auf dem Kopf.

      Sina

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