Krimi Sammelband 12001: Riesen Mords-Paket November 2019 - 1000 kriminelle Seiten. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Krimi Sammelband 12001: Riesen Mords-Paket November 2019 - 1000 kriminelle Seiten - A. F. Morland страница 26
Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis ein Trio erschien und sich energisch einen Weg durch die Neugierigen bahnte. Der Arzt hatte sich schon die Handschuhe angezogen und kniete neben der Leiche nieder. Der Polizeifotograf begann mit seiner Arbeit. Eine schlanke, energische Frau, gefolgt von einem großen, breitschultrigen Mann, wandte sich an die Neugierigen. „Kennt jemand die Tote?“
„Ja.“ Ein älterer Mann mit einem Dreitagebart hob die Hand. „Sie heißt Gunda Harsfeld.“
„Und wer hat die Leiche gefunden?“
„Ich.“
„Darf ich nach Ihrem Namen fragen?“
„Ich heiße Peter Schröder.“
„Und woher kennen Sie Frau Harsfeld?“
„Ich bin Inspizient drüben in einer Studiofirma.“ Mit dem Daumen deutete er über die Schulter auf die Gebäude in seinem Rücken. „Frau Harsfeld war eine Kleindarstellerin.“ Aus der Gruppe ertönte zustimmendes Gemurmel. „Gunda hat gelegentlich bei uns gedreht.“
„Und wo wohnte Frau Harsfeld?“
Jetzt antwortete eine mollige Frau. „Da unten im Wöschenhof.“
Die Kriminalbeamtin runzelte die Stirn. „Wer oder was ist der Wöschenhof?“
Schröder lachte gutmütig. „Sagen Sie bloß, Sie kennen den Wöschenhof nicht. Die stadtberühmte Verlängerung der Tonndorfer Schulstraße?“
„Nein“, antwortete Lisaweta Koschwitz gereizt.
„Wie gut, dass Sie nicht bei der Feuerwehr arbeiten“, pflaumte der Mann sie gutmütig an.
„Dann hätten wir längst die Schläuche eingekuppelt und Sie alle abgeduscht.“
Der Arzt richtete sich auf. Vielleicht wollte er ein Blutbad verhindern; er kannte Lisaweta Koschwitz und ihr Temperament, das sehr oft im falschen Moment überschäumte. „Ein einziger Stich, genau ins Herz, Lisa.“
„Und wann?“
„Gestern gegen siebzehn Uhr. Pi mal Daumen geschätzt. Sie hat aber nicht die ganze Zeit hier gelegen. Schau dir mal die Leichenflecken an! Die Wunde muss außerdem scheußlich geblutet haben. Aber hier ist kaum Blut in den Boden gesickert.“
„Wann ist die Leiche hier abgelegt worden?“
„Ich würde denken, gegen Mitternacht, als der Regen noch nicht begonnen hatte. Aber Näheres …“
„… erst nach der Obduktion“, ergänzt Lisa Koschwitz ergeben. „Anzeichen für eine Sexualtat?“
„Nix. Es sieht nach einem sauberen Mord aus.“
„Na dann. Mögliche Fußspuren auf dem Rasen und auf dem Weg haben die freundlichen Gaffer zertreten. Ihr dürft sie haben.“ Der Fotograf packte seine Kamera ein, nachdem er sie sorgfältig abgetrocknet hatte.
Zwei Männer mit einer Art Bahre traten heran und legten die Leiche auf das Segeltuch. Einer deckte endlich ein Tuch über den nackten Frauenkörper, und für die Mehrheit schien das eine Art Kommando zu sein. Die Gruppe zerstreute sich und Lisa winkte Schröder heran. „Wo finde ich Sie nachher?“
„Gebäude L wie Ludwig, achter Stock. Ordania-Film.“
„Okay, dann bis nachher.“
Lisas Begleiter hatte schon mit dem Präsidium telefoniert.
„Harsfeld, Wöschenhof 39. Die Saling ist zuständig und kommt, wenn ihre Verhandlung nicht so lange dauert.“
„Die Kollegen sollen sich mal nach der Kleidung, Handtasche und den Schuhen umsehen. Bei der Temperatur müsste es eigentlich auch einen Mantel oder eine dicke Jacke geben.“
Der Polizeitrupp rückte ab, und Lisa Koschwitz winkte Kai Ringel heran. „Du musst Klinken putzen, Kai. Tut mir leid, aber vielleicht ist einem Nachbarn heute Nacht etwas aufgefallen.“
„Und du?“
„Ich rede mit diesem Schröder. Wer zuerst fertig ist, ruft an, damit wir uns die Wohnung anschauen. Die Spurensicherung soll so lange warten.“
2
In der Ordania-Film herrschte gedämpfte Aufregung. Männer und Frauen standen auf dem Flur und tuschelten hastig miteinander. Heute würde es dauern, bis von regulärer Arbeit die Rede sein konnte.
Schröder bot Lisa einen bequemen Stuhl und einen großen Becher Kaffee an, verzog allerdings das Gesicht, als Lisa Koschwitz ihr kleines batteriebetriebenes Aufnahmegerät aus der Handtasche puhlte.
„Danke für den Kaffee. Bei diesem Scheißwetter …“
Schröder holte aus einem Stahlschrank mit Hängefächern eine Akte heraus. Rechts oben war ein Portraitfoto aufgeklebt, darunter eine Reihe von Daten getippt, mehrere gefaltete DIN-A4-Blätter waren mit einer farbigen Büroklammer an der Personalkarte befestigt. „Die Filmtitel, Produktionsdaten und -nummern, außerdem Szenendauer und die dazugehörigen Szenennummern, in denen Gunda aufgetreten ist.“ Schröder begegnete Lisas Blick. „Ja, das sind alle Auftritte Gundas in unseren Filmen.“
„Können Sie mir bitte die Akte kopieren? Die Liste darf ich doch mitnehmen?“
„Dafür habe ich sie aus dem Computer geleiert.“
„Du meine Güte, mehr nicht? Hat sie sich bei dieser Menge nicht verzettelt?“
„Tja, wer Gunda kannte, konnte sie fast jede Woche in einer Fernsehproduktion bewundern.“
„Aber alles Miniszenen – oder?“
„In der Regel – ja.“
„Das würde ich mir gerne mal anschauen.“
„Kein Problem.“
3
Er kam schnell mit den Kopien zurück und Lisa faltete erleichtert seufzend die Blätter zusammen. Sie hasste Abschreiben, bei dem man sich keinen Fehler erlauben durfte.
„Es sieht aber nicht so aus, als habe Gunda Harsfeld jemals eine Hauptrolle gespielt.“
„Ganz richtig, das hat sie nie. Obwohl sie viel dafür gegeben hätte.“
„Was hat sie denn so gespielt?“
„Platzanweiserin im Kino. Verkäuferin im Süßwarengeschäft. Kellnerin in einem Restaurant.