Arnulf. Kampf um Bayern. Robert Focken

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Arnulf. Kampf um Bayern - Robert Focken

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Würde eines Königs. Sie trank einen kleinen Schluck. »Es war heikel, diese Heirat gegen den Vaterwillen zu beschließen«, fuhr sie fort, nun deutlich lauter und mit einem bösen Blick auf den langhaarigen Mann in der braunen Tunika, der sich von der anderen Seite Karl genähert hatte. »Ihr hättet anderswo freien können, Sachsengraf! Wegen Euch wäre der König fast umgebracht worden!«

      Kaum jemand außer der Königin hätte solche Worte an den Grafen Udalrich richten können. Der Fürst der Wesersachsen, die man auch Engern nannte, berührte mit zwei Fingern die von einer Flechte zerfressene Haut über der rechten Wange, dann die kleinen Goldkugeln, in denen ein halbes Dutzend der Bartsträhnen zusammenliefen. Sein Blick durchbohrte die Königin und war mindestens so respektlos wie ihre Worte. Die tief liegenden Augenhöhlen, an die die Flechte heranzuwachsen schien, gaben diesem Blick etwas, das den meisten Menschen Angst gemacht hätte. Er zischte den Leibdienern etwas zu und nun wanderten seine Finger, als hätte er sich auf etwas besonnen, zum goldenen Kreuzanhänger, der zusammen mit einem Bernsteinklumpen an seinem Hals hing. »Erstens, regina«, knurrte er, während ihm Wein eingeschenkt wurde, »dieser Brautplan war Eurer so viel wie meiner – die Thüringer Edlen mit den besten Geschlechtern Sachsens zu verschmelzen, so hattet Ihr selbst gesprochen! Zweitens …«

      »Ich?«, rief sie schrill. »Die Treulosen mit den Unzuverlässigen zu verbinden, das war nicht meine Idee!«

      »Das reicht«, sagte Karl. »Jammern wir nicht über zerschlagene Töpfe! Sagt mir lieber, welchen Nutzen wir aus der Sache ziehen können. Hat Hardrad diese Sache allein ausgeheckt? Ich kann’s mir nicht vorstellen!«

      »Selbst wenn«, platzte Udalrich heraus, »ich kann tausende von Kriegern aufbieten. Ich brauche nicht mal Euren Heerbann, um die thüringischen Gaue kurz und klein zu hauen!«

      »Das trauen wir Euch durchaus zu, schließlich seid Ihr unser Statthalter in den nördlichen Marken«, schnaufte Fulrad. »Nur leider« – nun schwang ein Hauch von Sarkasmus mit – »leider hätten wir herzlich wenig von solch einer Verwüstung. Es gibt aber ein viel lohnenderes Ziel, ihr Herren: Bayern!« Schwer lehnte er sich nun mit beiden Händen auf die Tischplatte. Ein Diener platzierte einen Wasserbecher vor ihm, den er mit lauten Schlucken zur Hälfte leerte. Alle blickten ihn an. »Hardrad ist nur ein Aufwiegler«, fuhr der Hofkapellan fort. »Die wirklichen Verschwörer stehen hinter ihm! Seitdem der Bayernherzog Tassilo die Heidenstämme der Südalpen unterworfen hat, hält er sich selbst für einen König. Selbst die gottlosen Awaren aus den östlichen Steppen dienern jetzt vor ihm! Und niemand anders als seine böse, hinterhältige Frau flüstert ihm täglich ein, dass er zu Höherem berufen ist. Kein Mensch unter Gottes Himmel hasst Euch, Carolus Rex, mehr als dieses Weib!«

      »Warum?«, fragte Udalrich rau, den Becher an den Lippen. »Sie stammt nicht einmal aus Bayern, oder?«

      »Eben drum«, sagte der König mit einem kalten Lächeln. »Sie ist eine langobardische Königstochter. Wir haben das Reich ihres Vaters in Norditalien zerstört und ihn ins Kloster gesteckt, damals, als Ihr selbst noch gegen uns gekämpft habt. Tassilo hätte uns bei dem Krieg leicht in den Rücken fallen können. Er hat’s nicht getan, weil ich ihm versprach, sein hübsches kleines Herzogtum in Ruhe zu lassen …«

      Udalrichs Lächeln wirkte gezwungen. Er ruckelte an seinem Waffengurt, ein klickerndes Geräusch entstand – da war ein kleiner Beutel, in dem einige Knochen seiner Ahnen steckten, hieß es. »Auf die neue Zeit!«, prostete er dem König zu.

      Der König erhob ebenfalls den Becher. »Weiter, Euer Gnaden! Ihr führt meine Gedanken gleichsam wie einen Jagdhund zur Wolfshatz … Also?!«

      »Tassilos Weib will ihren Vater, ihre Eltern rächen«, stieß Fulrad aus. »Ich lege mein Hand dafür ins Feuer, Herr: Sie und Tassilo wussten von Hardrads Anschlag! Wie oft war der Thüringer im letzten Jahr in Regensburg? Mindestens zweimal, sagen meine Spione! Und mindestens einmal hat er sich mit Beratern des Bayern an einem Mainübergang getroffen, vor unserer Haustür.«

      Karl nahm ein Messer auf, das die Diener mit Brot, Schmalz und Joghurt gebracht hatten. Seine Augen hatten einen kämpferischen Glanz. »Das taucht die Dinge in ein anderes Licht. Seien wir ehrlich: Allein dafür, dass Tassilo dem Hoftag fern blieb, verdient er Züchtigung!«

      »So ist es, mein König«, pflichtete Fulrad eilig bei. »Ihr seid das Oberhaupt der Christenheit, Ihr seid Gottes Stellvertreter. Der Herzog der Bayern hat kein Recht, Euch zu trotzen! Gerade weil er Euer Vetter ist, der Sohn Eurer Tante, hat er das Knie vor Euch zu beugen.«

      Karl prüfte mit dem Daumen die Spitze des Messers. »Seine Verwandten kann man sich nicht aussuchen, nicht wahr?« Ein Lächeln glomm auf und verschwand wieder. »Aber früher oder später muss diese Sache entschieden werden. Probleme aufzuschieben, heißt, sie wachsen zu lassen, sagte mein Vater, König Pippin, gerne. Also …« Sein Blick streifte sein Weib, den Sachsengrafen und den Kanzler, der mit geräuschlosen Schritten an den Tisch getreten war. »Eines freilich ist wichtig: Wir dürfen nicht wie die Angreifer aussehen, verstanden? Wenn der consiliarius Einhard meine vita fertiggeschrieben hat, dann muss deutlich werden, dass … «

      Der König brach ab und sah sich abrupt nach links und rechts um. »Heilige Mutter Gottes – wo ist Einhard abgeblieben?«

      Alle sahen einander an. Der Kanzler räusperte sich. »Ich glaube, mein König, er wollte zum Kloster Lorsch.«

      Der Hofkapellan nickte und etwas Hämisches erschien in seinen Mundwinkeln. »Richtig, er suchte ein paar Bände eines alten Griechen über … über unchristlichen Geistesschwulst. Wir kennen ja seine Vorlieben.«

      Kapitel III

      Wormser Rheinufer, Mai 787

      Die Wachen am Stadttor hatten Hardrad zum Rhein reiten sehen, zusammen mit einem halben Hundert Bewaffneter, die sich unterhalb der Stadt bereitgehalten hatten. Arnulf schlug mit seinen Leuten die Straße zur Rheinbrücke ein, einem sehr langen Bohlenweg, der sich wie auf hohen Stelzen über den mächtigen Strom dehnte. Doch was sie am anderen Ufer sahen, war wie ein Schlag in die Magengrube: Über dem Ende der Brücke hing eine dunkle Wolke. »Die Schweine haben Feuer hinter sich gelegt«, rief Sigfrid aus und zügelte sein Pferd neben Arnulfs Apfelschimmel. Er fuhr sich durch den Bart, fluchte und sah Arnulf herausfordernd an. »Vielleicht kommen wir trotzdem durch. Zu Fuß, die Pferde am Zügel?!«

      Arnulf richtete sich in den Steigbügeln auf und kniff die Augen zusammen. Ein leichter Wind ging, die Rauchwolken trieben gen Osten. Die Flammen im Zentrum des Qualms waren mehr zu ahnen als zu sehen. »Versucht es, Sigfrid! Aber bringt Euch nicht um, hört Ihr?«

      Der Sachse grinste, machte zwei Kriegern ein Zeichen und ritt mit ihnen im leichten Trab auf die Brücke. Ein weiterer Kampfgefährte Arnulfs brachte sein Pferd neben ihm zum Stehen, und allein durch den Weingeruch wusste Arnulf, dass es sein zweiter Truppführer war.

      »Schwätzer«, presste Arnulf hervor, was der Welsche in keinster Weise übel zu nehmen schien. Er wischte dicke, schwarze Haarsträhnen aus der Stirn und löste einen Trinkbeutel vom Sattelhorn. »Von hundert Leuten, hamar, kommen genau zwei auf so eine Idee: Sigfrid

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