Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle. Astrid Rauner

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Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner Von keltischer Götterdämmerung

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bereits vor dem Wald aufziehen sah, bestärkten ihn in seinem Beschluss. Als er die Palisaden erreicht hatte, wollte er bereits ohne große Fragen zu stellen das Tor öffnen. Doch auf einmal zog ihn der feste Griff einer Hand rückwärts.

      „Aigonn!“ Die scharfe Stimme einer Torwache ließ Aigonn aufsehen. „Was soll das werden?“

      Erstaunt hielt Aigonn inne. Ohne sich einen Reim darauf machen zu können, welchen Fehler er soeben begangen hatte, fragte er den Mann, der nur undeutlich zu erkennen war: „Was? Ich möchte hinaus, das ist alles! Hat Behlenos jetzt eine nächtliche Ausgangssperre erteilt, weil er fürchtet, die Geister der Anderen Welt könnten uns bei Dunkelheit in den Wäldern besser zu fassen kriegen?“

      Aigonn hatte die Worte halb im Spaß gemeint. Doch als sich der Griff auf seiner Schulter versteifte, spürte er, dass er zu weit gegangen war. Strenge schwang in der Stimme des Wachpostens mit, als er Aigonn anwies: „Spotte nicht über unseren Fürsten! Jeder kann gehen, wohin er will! Jedoch hat Behlenos kurzfristig beschlossen, dass er dich außerhalb des Dorfes ausschließlich in seiner oder Rowilans Nähe wissen will.“

      Aigonn traute seinen Ohren nicht. Er hätte beinahe gelacht, so unsinnig erschienen ihm die Worte des Wachpostens. Doch als er diesen mit voller Beharrlichkeit seine Stellung wahren sah, überkam ihn die unfassbare Wahrheit. „Das meint er doch nicht ernst! Mit welchem Recht sperrt Behlenos mich im Dorf ein!“

      Das Krächzen hatte Aigonns Ausruf in eine heisere Fistelstimme gekleidet. Nur einen Atemzug lang kam ihm der Gedanke, wie ungeheuer albern er gerade eben geklungen haben musste. Doch dafür blieb ihm keine Zeit. Wut wallte ungebremst in ihm auf. Vorausschauend baute der Wachposten sich in seiner vollen Körperstärke vor Aigonn auf, sodass es ihm wenigstens ansatzweise gelang, diesen einzuschüchtern. Flüche lagen Aigonn auf der Zunge. Ein Teil von ihm hätte sie am liebsten herausgeschrien, doch die drohende Gestalt der Wache mahnte ihn eines Besseren.

      Ein unkenntlicher Laut entkam seinen Lippen, als er sich umwandte und zum Dorf zurückstampfte. Aigonn kochte vor Wut. Am liebsten wäre er unversehens ins Haus seines Fürsten – oder noch besser zu Rowilan – gestürzt und hätte dort all seinem Zorn Ausdruck verliehen. Doch die Vernunft in ihm mahnte ihn schreiend zur Ruhe. Und sie hatte Recht. Wenn er so seinem Fürsten gegenübertrat, würde alles noch schlimmer werden. Die Menschen des Dorfes vertrauten ihm nicht mehr. Warum auch? Wäre er ein anderer, er hätte nicht besser gehandelt. Vielleicht würde Behlenos mit sich reden lassen. Aber nicht jetzt – und nicht in der Verfassung, in welcher Aigonn sich befand.

      Tief atmend versuchte er sich zu bremsen, während er den Weg zurück in Richtung seines Hauses suchte. Es dauerte einen Augenblick, bis er feststellte, dass der Wachposten, der ihm schon bis zum Tor gefolgt war, noch immer hinter ihm herlief. Eine neue Zorneswelle überkam Aigonn. Ließ Rowilan ihn jetzt schon bespitzeln? War er so gefährlich, dass er Bewachung bedurfte? Zweimal wandte Aigonn sich herum. Am liebsten hätte er seine Wut an der Wache ausgelassen, aber ihm war klar, dass diese wohl von allen am wenigsten Schuld trug.

      Somit besänftigte Aigonn sich ein zweites Mal und steuerte zielgerecht auf das Haus seiner Mutter zu. Er musste mit der Nebelfrau reden. Aigonn war bewusst, dass sie ihm noch kein einziges Mal innerhalb der Palisaden erschienen war. Womöglich gab es sogar einen Spruch, einen Bann – irgendetwas, das Rowilan gesprochen hatte, um böse Geister außerhalb des Dorfes zu halten, der die Nebelfrauen abschreckte, Gestalt anzunehmen – gewollt oder nicht. Aber er musste es versuchen. Sie wusste die Antworten auf seine Fragen. Dessen war Aigonn sich sicher.

      Als er das Haus seiner Mutter erreicht hatte, stürmte er zur Tür herein, ohne sich noch einmal umzusehen. Efoh war erstaunt, seinen Bruder zornesrot wiederzusehen – so schnell. Der junge Mann legte den abgenutzten Korb beiseite, den er auszubessern begonnen hatte, und beobachtete fragend, wie Aigonn zu seinem Schlaflager stampfte und sich dort hinfallen ließ.

      „Was ist dir denn widerfahren? Hast du versucht, mit Lhenia zu sprechen?“

      „Nein! Nein, nein, hab ich nicht!“ Aigonns Wut war nur zum Teil abgeklungen.

      „Was denn dann?“

      „Was? Ach …, vergiss es! Vergiss es, ich werde es dir morgen erzählen! Ich glaube, ich lege mich noch einmal hin!“

      Efohs Augen wurden groß. Selbst in Aigonns Ohren hatten diese Worte unglaubwürdig geklungen, doch als er auf einmal schwieg und mit dem Kopf an die Lehmwand gelegt nach draußen horchte, hörte er nichts.

      Fragend zog Efoh seine Augenbrauen in die Höhe. Er spürte, dass sein Bruder mit diesen Worten etwas ganz anderes zu bezwecken versuchte. Und als Aigonn einen Moment nach draußen gelauscht hatte, ohne ein Geräusch ausmachen zu können, flüsterte er Efoh zu: „Rowilan lässt mich bespitzeln! Was auch immer er vorhat, ob er mir Druck machen will, ich weiß es nicht. Sicher ist nur, dass ich das Dorf ohne ihn oder Behlenos nicht mehr verlassen darf!“

      Efoh fiel alles aus dem Gesicht. Er musste zweimal ansetzen, bis er die

      Frage über die Lippen brachte: „Er hat was verordnet?“

      „Sei leise!“

      Efoh bremste seinen Ausruf, bevor er im Flüsterton wiederholte: „Rowilan will dich hier einsperren?“

      „Er hat es scheinbar schon getan. Aber ich muss nach draußen. Ohne meine persönliche Leibwache. Er muss glauben, dass ich mich schlafen gelegt habe!“

      Einen Moment hielt Efoh inne, schien setzen lassen zu müssen, was er soeben erfahren hatte. Dann holte er Luft, sah von Aigonn zu ihrer beider Mutter, danach die Decke hinauf, bevor er sich sammelte und mit bemüht gelassenem Ton aussprach: „Willst du wirklich nichts mehr essen, bevor du dich schlafen legst?“

      „Nein.“ Aigonn hatte den mürrischen Ton angeschlagen, mit dem er diese Auseinandersetzung begonnen hatte. Sein Schmunzeln auf den Lippen dankte Efoh jedoch dafür, dass der junge Mann dieses Spiel mitspielte. Die beiden Brüder wechselten noch einige belanglose Sätze, begannen Pläne für den kommenden Tag zu machen – zwei der Kühe müssten wieder gemolken werden, es wäre an der Zeit, neue Bäume im Wald zu schlagen. Dann verstummten sie und gaben vor, Aigonn würde sich schlafen legen.

      Lange, schier unerträgliche Augenblicke vergingen, in welchen Aigonn mit dem Ohr an einer Ritze in der Lehmwand lag und nach draußen horchte. Er wollte sicher gehen, dass der Wachposten wirklich die Aufmerksamkeit auf andere Dinge gelenkt hatte, als er sich erhob und so leise wie möglich den zum Wohnraum hin offenen Stall ansteuerte.

      Es schabte leicht auf den Strohmatten, als er einen der Pferche öffnete. Reflexartig sandte Aigonn ein Stoßgebet gen Himmel, die Götter mochten verhüten, dass die Kühe in erschrockenes Muhen ausbrachen. Doch im Grunde war es unnötig. Ein einziger fragender Ton erklang vom anderen Ende des Stalles – mehr so, als wollten die Tiere ihn willkommen heißen. Beruhigend strich Aigonn den Kühen über Hinterteil und Kopf, während er sich zwischen ihnen einen Weg hindurch suchte. Der Geruch von Stroh, Tier und Gülle hing in der Luft. Er fuhr erschrocken zusammen, als ein Kalb verschreckt aufsprang. Es hatte auf dem Boden gelegen. Aigonn hatte es getreten. Ein unverständlicher Fluch entrang sich seinen Lippen, während seine Stirn noch tiefere Falten bildete. Die Düsternis machte es fast unmöglich, die liegenden Tiere zwischen dem Stroh auf dem Boden zu erkennen.

      Es dauerte lange, fast endlose Herzschläge, bis Aigonn endlich am rückwärtigen Tor des Stalles angelangt war. Einige Schafe, die in einem separaten Teil des Raumes untergebracht waren, gaben verschlafene Laute von sich. Als Aigonn innehielt und sich einen Moment Zeit ließ, fanden die Tiere den gewohnten Rhythmus des Abends wieder. Ihre Stimmen pendelten sich auf die gleichmäßige Geräuschkulisse ein, die für

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