Hexenherz. Goldener Tod. Monika Loerchner

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Hexenherz. Goldener Tod - Monika Loerchner Hexenherz

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Sohn hat als erster Mann überhaupt wochenlang Magie angewandt. Er hat mir alles erzählt und doch kommt es mir unwirklich vor. Widernatürlich.

      Und jetzt sitze ich hier und bin die verdammte Beraterin eines verdammten Anführers von Aufständischen und soll ihm helfen, die ganze verdammte Welt auf den Kopf zu stellen und eine Veränderung herbeizuführen, an die ich nicht glaube und von der ich nicht weiß, ob ich sie überhaupt will. Bei den Sieben Finsterhexen, da habe ich mir ja was Schönes eingebrockt –

      »Was soll das denn sein?« Wieder einmal hat es Adrian geschafft, sich unbemerkt an mich heranzuschleichen. Sollte sich mein Körper nicht langsam mal daran gewöhnt haben, dass ich keine Magie mehr habe? Ist immerhin schon drei Jahre her, dass sie mir in der Hauptstadt alles genommen haben, was mich zur Frau gemacht hat. Sollten sich nicht meine anderen Sinne schärfen, um das auszugleichen? Anscheinend nicht.

      »Erschreck mich nicht immer so«, grummele ich den Anführer der Rebellinnengruppe an. »Und was soll das heißen, was soll das sein? Du wolltest doch, dass ich alles aufschreibe, was dieser Tage vor sich geht.«

      Adrian lacht. »Ich habe dich gebeten, eine Art Chronik zu verfassen, ja. Aber ein Blick über deine Schultern und schon lese ich zigmal das Wort ›verdammt‹. Willst du wirklich damit in die Geschichte eingehen, dass du in so einer wichtigen Aufzeichnung ständig fluchst?«

      »Ich fluche, wann und wie es mir passt«, zische ich ihn an, »Du solltest lieber dankbar sein, dass du eine Dumme für das hier gefunden hast!«

      Er hebt die Hände. »Ich meine ja nur, dass für eine Beschreibung dieser, nun, geschichtsträchtigen Ereignisse vielleicht eine etwas nüchternere Wortwahl angemessener wäre.«

      »Ich gebe dir gleich ›geschichtsträchtige Ereignisse‹! Da ist einer aber ganz schön von sich eingenommen!«

      Wie immer, wenn sich Adrian amüsiert, tanzen goldene Funken in seinen Augen. »Es ist, wie es ist, meine liebe Helena! Aber bitte, mach du mal.«

      Im Gehen dreht er sich noch einmal um.

      »Und glaub nicht, dass ich das mit dem ›verdammten Anführer‹ nicht gesehen hätte!«

      Kaum ist er draußen, stehe ich auf und werfe die Tür hinter ihm zu, schiebe den Riegel vor. Als er draußen an meinem Fenster vorbei geht, lacht er immer noch.

      Es kommt nicht allzu häufig vor, dass wir in einem Dorf lagern. Zu gefährlich. Mangelnde Sesshaftigkeit ist unsere Stärke – und unsere Schwäche. »Unsere«, bei den Sieben Finsterhexen, jetzt sehe ich mich schon als eine von ihnen an! Aber egal, ob mir das passt oder nicht, mitgefangen, mitgehangen. Auf jeden Fall genieße ich den zusätzlichen Luxus, den mir diese Hütte hier bietet: Ein richtiges Bett. Ein ganzer, warmer Raum, und das Tag und Nacht. Eine Tür, die ich hinter mir zuknallen kann. Ein bisschen riecht es nach alter Frau hier drin, steht ja nicht umsonst leer das Ding. Aber ich habe es für Kolja und mich allein. Alle anderen sind bei den Dorfbewohnern untergebracht.

      Schreiben – Göttin, ist es das, wozu ich auf dieser Welt bin? Hier dumm rumzusitzen und zuzuschauen, wie mein Hintern immer breiter wird, während all die anderen da draußen für ihre Überzeugung kämpfen? Ich könnte nur noch gegen Männer antreten und müsste dafür zu Waffen greifen. Mit dem Messer kann ich ganz gut. Nicht so gut wie Mirja, aber … Und mit einem Schwert? Werde ich wohl nie so gut wie Glenna. Tot, sie sind alle tot, und ich lebe noch, zwar ohne Magie, aber dafür voller Selbstmitleid, bei den Sieben Finsterhexen! Ich sitze hier und gehe mir selbst auf die Nerven. Kein Wunder, dass keine zu uns ins Haus wollte. Das Einzige, worauf ich mich derzeit freue, ist, dass es sicher nicht mehr allzu lange dauern wird, bis Kolja eine Frau mit nach Hause bringt. Die kann ich dann … Aber nein, natürlich nicht, ich bleibe brav. Das würde ich ihm nie antun. Er ist immer noch viel zu ernst für sein Alter. Ist ganz schön erwachsen geworden, während er in Annaburg war. Er braucht mich nicht mehr lange. Dann ist das auch wieder vorbei.

      Verdammt.

      Ich muss mir etwas Neues suchen.

      Es klopft.

      »Ja, bitte?«

      Marzena kommt herein. Adrians Gefährtin und ich waren sehr lange sehr gut befreundet. Nun sind wir … immer noch Freundinnen. Aber ich kann nicht leugnen, dass es mir einen kleinen Stich gibt, wenn ich die beiden zusammen sehe. Was natürlich völliger Blödsinn ist.

      »Hallo, komm rein. Was kann ich für dich tun?«

      Marzena deutet auf den freien Stuhl neben mir.

      »Darf ich?«

      »Ja, klar!«

      Sie setzt sich hin, steht aber sofort wieder auf und dreht den Stuhl so, dass wir einander schräg gegenübersitzen. Einmal Gardistin, immer Gardistin: Sie hat etwas mit mir zu besprechen.

      Die Ereignisse der letzten Jahre haben ihre Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen. Auf ihrer Stirn zeichnen sich Falten ab, die vorher noch nicht da waren. Oder doch? Ich kann mich nicht erinnern, mir je Zeit genommen zu haben, meine Freundinnen eingehender zu betrachten. Sie waren immer da, verdammt, und mehr war nicht wichtig.

      Marzena wendet den Kopf ab und starrt in das Kaminfeuer.

      »Willst du etwas trinken? Ich weiß allerdings nicht, ob wir was hier haben.«

      Sie lächelt, ohne mich anzuschauen.

      »Als Gastgeberin taugst du echt nicht.«

      »Sehe ich aus wie ein Hausväterchen?«

      »Nee. Sag ich ja.«

      Jetzt sieht sie mich an und ich sehe den Schalk in ihren Augen. Marzena ist – im Gegensatz zu mir – eigentlich immer gut gelaunt. Sie hat auch mal schlechte Tage, klar, doch sie hat diese optimistische Grundeinstellung: Hey, das Leben macht Spaß!

      Das habe ich immer schon an ihr geliebt – und kann es Adrian nicht verübeln, dass es ihm genau so geht.

      »Helena, wir müssen reden.«

      Ja, da ist sie, die ernste Marzena.

      »Dann mal los. Was gibt es?«

      Sie mustert mich aus ruhigen, freundlichen Augen.

      »Hand aufs Herz, Helena, nervt es dich, dass Adrian und ich zusammen sind?«

      »Nein.« Aber ihre Frage nervt mich. »Adrian und ich sind nie zusammen gewesen. Ein Kuss, und da war ich hackendicht. Nicht, dass ich ihn sonst nicht geküsst hätte, aber … Egal. Wir waren nie ein Paar, ihr dagegen seid eins, Fall erledigt.«

      »Gut.« Marzena nickt, doch ich höre ihr an, dass sie ihre Zweifel hat.

      »Und jetzt du Hand aufs Herz!« Ich grinse extra breit. »Nervt es dich, dass Adrian mit mir zusammen sein wollte und ich ihn weggeschickt habe?«

      »Nein.« Marzena verdreht die Augen und schnauft. »Nicht im Geringsten. Ich meine, damals kannten wir uns ja kaum. Es ist ja auch nicht so, dass ich die Zweitbesetzung oder sowas wäre, also … «

      Sie zuckt mit den Schultern. Das reicht: Ich lache los.

      Marzena zuckt kurz und fällt dann in mein Lachen ein.

      »So viel

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