Hexenherz. Goldener Tod. Monika Loerchner

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Hexenherz. Goldener Tod - Monika Loerchner Hexenherz

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fasse dann mal zusammen: Klar nervt es dich, dass wir zusammen sind. Nicht, dass du noch in ihn verknallt wärst. Aber ab und zu fragst du dich sicher, was gewesen wäre, wenn du damals Ja zu ihm gesagt hättest.«

      »Und dir«, erkläre ich, »wäre es tausendmal lieber, wenn zwischen uns nie etwas gewesen wäre. Du weißt, dass er dich liebt, aber ab und zu fragst du dich sicher, ob du doch nur … «

      Verlegen breche ich ab. Es ist nicht nötig, alles auszusprechen.

      Marzena zuckt mit den Schultern und für einen Moment kann ich Schmerz in ihren Augen sehen. Dann wischt sie ihn jedoch beiseite und lächelt wieder, ganz so, wie es ihrer Persönlichkeit entspricht. Bei den Sieben Finsterhexen, wie gut, dass nicht jede so eine alte Grantlerin ist wie ich!

      »Nachdem wir das nun geklärt haben, muss ich dir etwas sagen.«

      »Aha? Jetzt bin ich neugierig. Andererseits war das für meinen Geschmack schon recht viel an Enthüllungen«, ich schüttele den Kopf, »du könntest mich ruhig in der nächsten Zeit damit verschonen. Oder besser gleich für den Rest meines Lebens. Können wir nicht einfach übers Wetter plaudern?«

      »Das könnten wir tun«, lautet ihre ruhige Antwort, »aber aus diversen Gründen halte ich es für ratsam, dich vorzuwarnen.«

      »Mich vorzuwarnen?« Mit einem Schlag ist mein Kopf leer. Und doch nicht: Nebelschwaden verdicken sich darin, trüben mir die Sicht und greifen kalt nach meinem Herzen. Früher, als ich noch Eismagie hatte, hat mich das immer getröstet und mir geholfen, die Fassung zu bewahren. Ohne Magie ist der Effekt von Kälte – sei sie nun echt oder eingebildet – nichtmal annähernd so gut. Vielmehr kleistert sie mir den Mund zu, verlangsamt meine Bewegungen, mein Denken.

      »Mich vorzuwarnen?«, wiederhole ich krächzend. »Wieso?« In meinen Ohren rauscht es. »Ihr wollt doch nicht weggehen oder sowas, oder?« Göttin, das könnte ich nicht ertragen, nicht noch eine Veränderung!

      Kapitel 2

      »Aber nein.« Sie lächelt. »Im doppelten Gegenteil.«

      »Was ist denn bitte das doppelte Gegenteil von nicht weggehen?«

      Marzena lächelt schief, holt tief Luft, strafft ihre Schultern.

      »Meine Magie hat sich nicht erneuert.«

      »Und?« Die Göttin weiß, wieso, aber es ist, als könnte ich auf mich selbst schauen, wie ich Marzena anglotze, die Augen fragend aufgerissen, den Mund offen stehend, während es in meinem Kopf rattert und rattert. Ich habe wirklich schonmal intelligenter ausgesehen.

      »Du bist 31 Jahre alt, also … noch etwas früh für das Ende deiner Magiejahre.«

      »Das denke ich auch.«

      »Bist du krank? Brauchst du eine Ärztin?«

      »Nein und ja, Helena.«

      »Also … « Ich fühle mich unschlüssig. »Könnte das vielleicht noch mit damals zu tun haben, mit der Magiesperre, die die Gardistinnen in Annaburg in dich gelegt haben?«

      »Helena … «

      »Ich meine, du hast ja nie den Schlüssel dafür bekommen oder so. Ja ich weiß, du sagst, die Sperre wäre während der nächsten Magieerneuerung einfach abgefallen. Aber wer weiß, ob das nicht doch jetzt irgendeine Langzeitnebenwirkung ist?«

      »Ach Helena.« Marzena schüttelt den Kopf, in ihren Augen mischen sich Belustigung und Sorge.

      Ich stehe auf. Muss mich bewegen. Gehe im Zimmer hin und her. Starre erst in die Flammen, dann aus dem Fenster. Irgendwo da draußen ist Adrian, sicher damit beschäftigt, irgendwelche Pläne zu schmieden, irgendwem Feuer unterm Hintern zu machen, irgendwo bei irgendetwas mit anzupacken.

      »Mein Adrian«, durchzuckt es kurz und vollkommen schwachsinnig meine Gedanken. Er war nie mein Adrian. Er hätte meiner werden können, aber das ist längst vorbei. Dennoch, wie ich mir gnadenlos eingestehen muss, hatte ich immer das Gefühl, dass ich mir ihn – trotz Marzena – immer noch hätte nehmen können, wenn ich nur gewollt hätte. Diese Einsicht ist schmerzhaft und so gar nicht schmeichelhaft. Marzena ist meine Freundin und hat es nicht verdient, dass ich so fühle. Aber sie muss es ja nie erfahren. Oder weiß sie es schon?

      Der Schmerz hat sich angeschlichen und stößt jetzt mit aller Brutalität zu. Fährt mir direkt ins Herz und ich flehe die Göttin an, mir wieder Eis zu schicken. Ich kann das nicht ertragen!

      »Helena?«

      Komm schon, Helena, reiß dich zusammen! Bring das hier hinter dich und lass Marzena gehen. Danach kannst du von mir aus wie ein kleiner Junge rum heulen!

      Ich drehe mich zu ihr um und bemühe mich, so etwas wie ein Lächeln zustande zu bringen. Ich weiß nicht, warum ich ihr unbedingt etwas vormachen will. Bei den Sieben Finsterhexen, wir waren gemeinsam in der Ostgarde, haben Blut vergossen und um gefallene Schwestern getrauert. Haben um unser eigenes Leben gefürchtet und allen Unbilden getrotzt. Als mich die Umstände auf die falsche Seite des Lebens katapultiert hatten, kam sie und kämpfte an meiner Seite. Riskierte alles für Menschen, die sie nicht kannte, die, im Gegenteil, für sie Verräterinnen waren. Und das alles nur aus Freundschaft zu mir. Ich muss ihr nichts vormachen, denn so sehr ich mich auch dagegen sperre: sie kennt mich. Sie hat mich längst durchschaut und weiß, wie ich mich fühle. Deshalb ist sie hier, vermutlich war sie noch nicht einmal bei Adrian, das wäre genau ihre Art.

      Und wie es ebenfalls ihre Art ist, zieht sie sich angesichts meines Zustandes taktvoll zurück.

      »Ich muss jetzt mal wieder los, Helena. Wir sehen uns ja sicher später.«

      Es ist verführerisch, dass sie es mir so einfach macht. Doch bei meiner Ehre, ich kann sie so nicht gehen lassen.

      »Marzena?«

      »Ja?« Ihr Lächeln, als sie sich in der bereits offenen Tür zu mir umdreht, ist voll aufrichtiger Freude.

      »Herzlichen Glückwunsch!«

      Sie legt eine Hand auf ihren Unterbauch.

      »Danke.«

      Marzena ist schwanger. Adrian hat ihr also ein Kind geschenkt und sie werden eine Familie sein. Eine Familie, von der er schon immer geträumt hat. Damals mit Mirja wollte er kein Kind, das Leben eines Rebellen auf der Flucht verträgt sich nicht mit einem Säugling. Das hatte er damals gesagt, ruhig und vernünftig, natürlich. Dabei hatte er seinen Schmerz darüber nicht vor mir verborgen. Überhaupt ist Adrian immer so offen zu mir, dass ich nicht begreifen kann, wieso ihn das nicht verletzlich macht.

      Ich stehe mitten im Raum und weiß nicht so recht, wohin mit mir. Ich könnte wahlweise in den Kamin oder aus dem Fenster starren, doch würde das meiner Stimmung ganz gewiss nicht gut tun. Trinken wäre eine Möglichkeit, wenn es Abend wäre. Nicht in einer Million Jahre würde ich es wagen, um diese Uhrzeit Apfelwein zu trinken; ich bin 32 Jahre alt, doch ein Teil von mir ist noch immer fest davon überzeugt, dass mein Vater das mitbekommen und mich tüchtig ausschimpfen würde. Ob das jemals aufhört?

      Nichts hilft so gut gegen Kummer, wie sich zu beschäftigen. Nur womit? Ich

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