Hexenherz. Goldener Tod. Monika Loerchner

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Hexenherz. Goldener Tod - Monika Loerchner Hexenherz

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allerdings aussehen und welche Teile genau davon benötigt werden, ist mir ein Buch mit sieben Siegeln. Wenn Kire und Selym krank waren, hat sich immer mein Vater um sie gekümmert, oder eben die Ärztin aus dem Nachbarinnnenort. Jetzt wünschte ich, ich wüsste mehr über so etwas.

      »Na ja«, Désirée seufzt, »weißt du was? Dann mache ich eben mal frei. Wenn man das bei all dem Chaos hier so nennen kann. Ich hole mir Frühstück – soll ich dir etwas mitbringen?«

      »Nein, danke!« Obwohl … »Ja, bitte! Rieche ich da Speck?« Das wäre ja mal was! »Falls ja, bitte eine doppelte Portion, bevor wieder alles weg ist!«

      Ein Rascheln lässt mich herumfahren: Kolja ist aufgewacht.

      Ich krieche in das Zelt. Mein Sohn hat sich ein Stück weit aufgerichtet und blinzelt verschlafen umher.

      »Guten Morgen, Mama«, sagt er heiser und räuspert sich dann. »Wie spät ist es?«

      »Egal«, bescheide ich und würde am liebsten losheulen, weil er so verdammt normal klingt. »Du hast heute frei und die nächsten Tage auch. Keine Widerrede, ich habe Désirée schon Bescheid gegeben. Sie ist übrigens ganz auf meiner Seite. Sie kann eine Pause auch gut gebrauchen, also keine Sorge.«

      Seufzend lässt er sich wieder auf das Fell sinken, das ihm als Matratze dient.

      »Willst du noch liegen bleiben?«

      »Geht das denn?«

      »Alles, was du willst!«

      »Ach nein«, er rappelt sich wieder auf. »Wir müssen doch sicher weiter.«

      »Das hat Adrian nicht allein zu bestimmen. Alle sind müde und erschöpft.« Außer mir, versteht sich. »Ich werde ihn fragen und wenn er was dagegen hat, dann kann er mich mal im Ar–«

      »Mama!«

      »Na ist doch wahr!«

      Ich krieche rückwärts aus dem Zelt. Da Désirée noch nicht wieder da ist, scheint das mit dem Speck noch etwas zu dauern. Also kläre ich die Sache mit Adrian am besten gleich. So wie ich ihn kenne, ist er vermutlich sogar froh darüber, einen Grund zu haben, seinen Leuten eine Pause zu verschaffen. In seiner Brust schlagen zwei Herzen: Eigentlich will er nur in Ruhe gelassen werden und mit Gleichgesinntinnen ein Leben führen, wie sie alle es für richtig halten, fern der Goldenen Gesetze. Andererseits ist er aber intelligent genug um zu wissen, dass die Goldene Frau dies nie zulassen wird. Und dass er seine Leute daher auf den Ernstfall vorbereiten muss.

      »Ein Leben auf der Flucht ist nur dann etwas wert, wenn du es auch Leben nennen kannst«, hatte er mir einmal anvertraut und so auf die Diskrepanz hingewiesen, die ihm jeden Tag zu schaffen macht. Nie hat er eine daran gehindert, wieder in die Gesellschaft zurückzukehren, wenn sie es wollte, und immer haben diejenige Adrians beste Wünsche begleitet.

      Ich gehe Richtung Marzenas und Adrians Zelt. Noch bevor ich es erreiche, ruft der Anführer meinen Namen.

      »Helena!«

      Keuchend kommt er von hinten auf mich zu gerannt. Hinter ihm Marzena, Franko und Julian, einer von Martinas Leuten.

      Adrian packt mich am Arm. »Wir müssen weg hier, Helena! Die Südgarde! Stufe 5! Treffpunkt Sumpfeiche!«

      Mehr sagt er nicht, sondern rennt weiter und gibt dabei hektisch Kommandos. Stufe 5, da muss die Garde verdammt nah an uns dran sein.

      Kolja!

      Ich renne zurück zu unserem Zelt. Göttin sei Dank, dass es nichts Ernstes ist und mein Sohn anscheinend wirklich nur etwas Schlaf gebraucht hat!

      Obwohl ich nicht gerade leise bin, rührt sich nichts, als ich ins Zelt krabbele.

      »Mojserce? Steh auf, wir müssen weg hier. Stufe 5, Treffpunkt Sumpfeiche!«

      Zu wissen, wo wir alle wieder zusammenkommen würden, ist fast so wichtig, wie die Flucht an sich.

      »Komm schon, Kolja, steh auf!«

      Er rührt sich nicht. Neben ihm auf dem Boden liegt ein leerer Becher. Offenbar hat er sich mit Hilfe von Magie etwas Wasser hergeholt.

      »Ach komm schon«, sage ich und beginne, meine nötigsten Sachen zusammen zu packen. Das ist schnell erledigt, denn bei Alarmstufe 5 darf jeder nur exakt drei Dinge mitnehmen. Die meisten hier haben auf die harte Tour gelernt, dass die meisten Gegenstände ersetzt werden können, Freiheit oder gar das eigenen Leben aber nicht. Nun ja, oder sie haben es eben nicht gelernt.

      »Kolja!« Langsam werde ich wütend. »Ich find`s ja schön, dass es dir wieder gut genug geht, dass du mich hier veräppeln kannst. Aber ich mache keine Scherze, hörst du? Alarmstufe 5, es ist die Südgarde. Also beweg gefälligst deinen kleinen Hintern!«

      Ich stupse ihn an. Nichts. Wahrscheinlich hat dieser Schlingel nur irgendwelchen Kram unter seine Decke gestopft und hat sich weggeschlichen, um mir den Frühstücksspeck wegzufressen. Na warte!

      Mit einem Ruck ziehe ich die Decke weg. Mir stockt der Atem. Da liegt Kolja. Das Blut, das aus seinem Mund geflossen ist, gerinnt bereits. Seine Augen sind auf mich gerichtet, aber er sieht mich nicht.

      »Kolja!«

      »Kolja!«

      Ich lasse mich auf die Knie fallen und rüttele an seiner Schulter. Nichts. Göttin, das darf nicht wahr sein!

      »Adrian!«, schreie ich, »Hilfe!«

      Wieder rüttele ich an Koljas Schultern, weiß nicht, ob ich zuerst nach seinem Herzschlag tasten oder seinem Atmen fühlen soll. Dann endlich, nach den längsten Sekunden meines Lebens, blinzelt er.

      »Mojserce!«

      »Mama?«

      Er hustet und weiteres Blut quillt aus seinem Mund. Vor einer Sekunde war ich noch erleichtert, dass er nicht tot ist. Jetzt legt sich die Angst wieder wie eine Klammer um mein Herz, schnürt mir die Kehle zu. »Kolja, was ist denn mit dir?«

      Er hustet weiter. Ich habe nichts hier, nichtmal ein verdammtes Glas Wasser, wenn ich doch nur Magie hätte …

      »Komm, setz dich auf, dann bekommst du besser Luft!« Behutsam helfe ich ihm, seinen Oberkörper aufzurichten. Schwer lehnt sich Kolja an mich. Ich greife mir das nächstbeste Ding aus Stoff – ein Oberteil? – und tupfe ihm damit das Blut vom Kinn.

      Kolja hustet weiter, doch zu meiner unendlichen Erleichterung erscheint kein neues Blut mehr.

      Eine kommt ins Zelt, ich drehe mich kurz um. Adrian.

      »Was ist los?«

      »Wasser«, antworte ich knapp. Er gibt den Befehl nach hinten weiter.

      »Irgendwas ist mit meinem Jungen!«

      »Kolja?« Wie kann Adrian in dieser Situation so besonnen klingen? »Kolja, Junge, schau mich an!«

      Der tut, wie ihm befohlen.

      Adrian mustert ihn, registriert das Blut, das ich nicht ganz abbekommen habe.

      »Bekommst

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