Gesammelte Erzählungen und Gedichte. Joachim Ringelnatz

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Gesammelte Erzählungen und Gedichte - Joachim  Ringelnatz

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style="font-size:15px;">       Hier sitze ich; forme Menschen nach meinem Bilde.

       Wehe euch, Göttern, wenn ihr uns drüben erweckt!

       Beine streckt!

      *****

      Zum Bockspringen

      (Nach einer Fabel Ae-sops)

      Wie war die Geschichte mit Bobs Wauwau?

       Ich erinnere mich nicht ganz genau,

       Ob dieser Hund Bobs

       – Eins, zwei, drei – hops! –

      Ob dieser Hund ein Rebhuhn gebar?

       Auf welcher Seite er schwanger war,

       Und inwiefern und ob’s

       – Eins, zwei, drei – hops! –

      Ein Dackel war, der das Rebhuhn erzeugte,

       Und ob er das arme Geflügel dann säugte. –

       Ich glaube, der Dackel war ein Mops. –

       – Eins, zwei, drei – hops! –

      Jedenfalls fraß er zu jedermanns Ärger

       Nur Wickelgamaschen und Königsberger,

       Auch Danziger Klops.

       – Eins, zwei, drei – hops! –

      Ein seltsamer Mops war Bobs Wauwau.

       – Eins, zwei, drei – hops! – au! au!

      *****

      Felgeaufschwung

      Die wir im Felgeaufschwung uns befinden,

       Schwer wie das Eisen, das der Ristgriff faßt,

       Und wurde uns der eigne Leib zur Last.

       Und langsam sehen wir den Tag entschwinden.

      Ein abgerissenes Sichvorwärtsschwingen –

       Ein seelenloses Steigen über nichts. –

       Von Leiden spricht das Zucken des Gesichts.

       Nur in der Ferne tönt ein Vesperklingen.

      Nun sinkt das Haupt herab, und wie zum Schwören

       Hebt sich der Füße zages Doppelspiel.

       Und abermals erlahmt die Kraft am Ziel,

       Um wieder sich von neuem zu betören.

      Und werden doch den toten • überwinden,

       Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist weich,

       Sitzwellend einst, dem Wellensittich gleich,

       So werden wir uns droben wiederfinden.

      *****

      Zum Keulenschwingen

      Die Merowinger sind weit verzweigt.

       Es lebte ein Merowinger,

       Den die Geschichte uns leider verschweigt,

       Ein wackerer Keulenschwinger.

      Mit beiden Händen und Leidenschaft

       Schwang er die Keulen, die schönen.

       Er schwang sie mit barbarischer Kraft

       Unter leisem teutonischen Stöhnen.

      Er teilte die Lüfte und teilte vorbei

       Mit seiner gewuchtigen Keule.

       Er schlug seiner Mutter die Backe entzwei,

       Erschlug seine Kinder und Gäule.

      Erschlug mit übernatürlicher Kraft

       Des Königs wieherndes Vollblut.

       Da wurde er aber fortgeschafft

       In eine Zelle für Tollwut.

      Man nahm ihm die Keule, er konnte nicht mehr

       Sie schwingen in sausenden Kurven.

       Die Zelle ward still und nahezu leer,

       Man hörte nur Schritte schlurfen.

      Doch eines Tages dröhnte es dumpf.

       Der Wächter tät sich beeilen.

       Da sah er einen niedrigen Rumpf

       Mit seinen leibeigenen Keulen

       Die Wände der Zelle verbeulen.

       Da fing der Mann an zu heulen.

      Das Turngedicht am Pferd

      (Schon den Römern bekannt)

      Es lebte an der Mündung der Dobrudscha

       Ein Roll- und Bier- und Leichenwagenkutscher.

       Der riß lebendigem Getier – o Graus! –

       Mit kaltem Blut die Pferdeschwänze aus.

       Hopla!

      Jedoch verscherzte er mit solchen Streichen

       Sich den Verkehr mit Roll und Bier und Leichen

       Und frönte nun dem Trunk, auch nebenbei

       Der Kunst, speziell der Pferdeschlächterei.

       Hopla!

      Man traf ihn manchmal unter Viadukten

       Mit Pferdeköpfen, die noch lebhaft zuckten,

       Und fragte man dann nach dem Preis pro Pfund,

       Dann brüllte er und hatte Schaum vorm Mund:

       „Hopla!“

      Doch abermals aus dem Beruf gestoßen,

       Ergab er sich dem Schicksal aller Großen

       Und wurde – solches traf sich eben gut –

       Pedell an einem Turninstitut.

       Hopla!

      Schon im Begriff, sein Leben umzuwandeln,

       Besoff er sich und stürzte

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