Kurz und schmerzlos. Peter Gerdes

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Kurz und schmerzlos - Peter Gerdes

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sich seitdem hier um den Garten und alles andere.«

      »Das kann man wohl sagen«, bestätigte Kramer, den Blick auf die Zaunlücke gerichtet. Als Stahnke sich umwandte, war bereits nur noch das sich entfernende Quietschen der Schubkarre zu hören.

      Tuck, tuck, tuck ertönte es von der anderen Seite. Das Geräusch schien von den Häuserwänden widerzuhallen. Vielleicht aber waren das auch nur andere Nachbarn, die ebenfalls pflasterten.

      »Frau Janssen ist also als vermisst gemeldet«, nahm Kramer den Faden wieder auf. »Wie lange noch gleich?«

      »Seit über einer Woche«, sagte Stahnke. »Auto, Pass, Handy, Koffer, Kleidung – alles noch da, in ihrer Wohnung. Sehr unwahrscheinlich, dass sie einfach nur verreist ist.«

      »Du meinst, jemand hat sie verschwinden lassen?«

      »Das meine nicht nur ich«, antwortete Stahnke.

      »Und der Hauptverdächtige ist der mit dem stärksten Motiv.« Kramer machte eine Kopfbewegung über die Schulter, dorthin, wo es weiterhin tuck, tuck, tuck machte. »Also der Sohn, Ortwin Globisch.« Er fixierte seinen Vorgesetzten. »Meinst du, dass er sie hier …?« Vorsicht tippte er mit der Fußspitze auf das frisch verlegte Pflaster, dessen Fugen noch nicht einmal verschlämmt waren. »Hier? Auf seinem eigenen Grund und Boden?«

      Stahnke zuckte die Achseln. »Warum nicht? Wenn er doch sowieso gerade pflastert … Was könnte unauffälliger sein?«

      »Aber dann hätte er das Grab seiner Mutter doch stets und ständig vor Augen!« Kramer breitete seine Arme aus: »Er würde sogar förmlich … darauf herumtrampeln!«

      Stahnke schmunzelte. »So, wie ich Globisch und sein Verhältnis zu seiner Mutter einschätze, würde ihn das nicht weiter stören.«

      Kramer schüttelte nur den Kopf.

      Endlich einmal entgleisen ihm seine Gesichtszüge, freute sich Stahnke innerlich. Endlich einmal kann man von seiner Miene etwas ablesen. Und wenn es auch nur Verständnislosigkeit ist.

      »Sagtest du nicht, Globisch hätte sein geerbtes Haus vermietet?«, fragte Kramer nach einer Pause.

      Stahnke nickte. »Er hatte. Aber sein Mieter hat inzwischen gekündigt. Kann man ja auch verstehen nach dem ganzen Ärger. Zwar haben Globisch und er vor Gericht gesiegt, aber das Verhältnis zu seinem direkten Nachbarn war danach natürlich zerstört. Wer will schon neben solch einem Streithammel wohnen?«

      Kramer blickte sich demonstrativ um. »Tja, ganz schön ländlich, die Gegend. Ziegen gibt es hier. Und jetzt auch noch Hammel!« Der Oberkommissar fixierte seinen Vorgesetzten: »Fehlt nur noch ein Hund.«

      Jetzt war es an Stahnke, ratlos zu gucken: »Hä?«

      Kramer lächelte zufrieden. »Ein Leichenspürhund natürlich, was sonst? Anscheinend bis du dir deiner Sache ja schon sicher und hast mich nur mit hierher geschleift, um Globisch nach vollendeter Überführung einzusacken. Also, was ist, wo bleibt der Leichenhund?«

      Stahnke seufzte ergeben. Hatte er wirklich gedacht, Kramer länger als ein paar Sekunden hinters Licht führen zu können? Er schaute auf seine Armbanduhr. »Hundeführer und Hund sind bestellt«, sagte der Hauptkommissar. »Es kann sich nur noch um Minuten handeln, bis sie eintreffen.«

      »So.« Kramer verschränkte seine Hände hinter dem Rücken und wippte auf seinen Fußballen auf und ab. »Der Sohn also. Erbt er?«

      »Natürlich nicht«, erwiderte Stahnke. »Globisch und seine Mutter haben sich doch gehasst und zuletzt bis aufs Messer bekämpft. Klar, dass sie ihn enterbt hat. Bis auf den Pflichtteil.«

      »Aha.« Kramer wippte weiter. »Als Motiv bliebe also Hass, nicht aber Gewinnsucht. Ein starkes Motiv, aber nicht so stark wie beides zusammen. Du sagtest, Frau Janssen sei verwitwet gewesen?«

      »Ja, in der Tat. Aber …«

      »Lebte sie allein?«

      »Keine Ahnung.« Stahnke brauste auf: »Sag mal, wird das hier ein Verhör?«

      Kramer ging nicht darauf ein. »Ich habe das Foto gesehen, das die Vermisstenstelle von ihr hat. Nicht mehr die Jüngste, aber doch ansehnlich restauriert. Die lebte bestimmt nicht allein, habe ich mir gedacht. Wozu sonst dieser Aufwand?«

      Stahnke zuckte stumm die Achseln. Kramers Auftritt verschlug ihm die Sprache.

      »Und tatsächlich hatte sie einen neuen Lebenspartner. Ein Anruf hat genügt, um das herauszufinden. Vorhin, als du mich losgeschickt hast, einen Wagen holen. Per Handy.« Er schnippte mit den Fingern. »Mal eben so.«

      Jetzt sackte dem Hauptkommissar auch noch der Unterkiefer weg.

      »Bei Frau Janssen ging die Liebe nicht durch den Magen, sondern durchs Portemonnaie«, fuhr Kramer fort. »Sie war schon seit ihrer ersten Ehe nicht arm, aber als durch den Tod ihrer Mutter noch ein weiteres Haus samt Grundstück und Mieteinnahmen dazu kam, suchte sie sich professionelle Hilfe. Denn nichts war ihr verhasster, als Steuern zu zahlen. Zum Glück fand sich schnell jemand, der ebenso wenig Skrupel hatte wie sie und sie davor bewahrte. Ebenfalls schon angegraut, aber noch gut erhalten. Zum Dank ließ sie ihn nicht nur an ihr Geld, sondern auch in ihr Bett.« Einmal noch wippte Kramer, und seine Augenbrauen schienen dabei oben zu bleiben. »Der Mann ließ sich nicht lange bitten und griff zu. Allerdings etwas gründlicher, als Frau Janssen erwartet hatte, denn er war ebenso habgierig wie sie.«

      Stahnke klappte den Mund wieder zu. Er ahnte, wen Kramer angerufen hatte.

      »Er nahm sie regelrecht aus, brachte Teile ihres Besitzes in die eigene Hand und hatte das wohl mit dem Rest noch vor. Frau Janssen aber kam dahinter«, fuhr der Oberkommissar fort. »Es gab eine Auseinandersetzung, eine lautstarke, wie mein Telefonpartner berichtete. Seitdem ist Frau Janssen verschwunden.«

      Über die Auffahrt des vorderen Grundstücks näherten sich Schritte. Ein uniformierter Polizeibeamter erschien in der Zaunlücke, einen erwartungsvoll hechelnden Schäferhund an der Leine, und grüßte. »Wo fangen wir an? Das neue Pflaster hier?«, fragte er.

      Kramer öffnete den Mund, aber Stahnke schnitt ihm das Wort ab. »Nein«, sagte er. »Eher doch nicht. Sondern im Garten des vorderen Hauses. Am besten beim Komposthaufen.«

      Ein quietschendes Geräusch näherte sich. Stahnke drängte sich am Hundeführer vorbei. »Herr Becker, bleiben Sie doch einmal stehen.«

      Der Mann mit dem eisengrauen Haarschopf riss erschrocken die Augen auf, ließ die Karrengriffe los und begann zu laufen. Ehe Stahnke reagiert hatte, war Kramer schon an ihm vorbei gesprintet. Becker senior schaffte es nicht einmal vom Grundstück herunter. So sehr er sich auch sträubte, gegen Kramers routinierten Griff hatte er keine Chance.

      »Platz«, sagte der Hundeführer, nachdem sein Leichenhund neben dem frisch aufgehäuften Kompost angeschlagen hatte, und: »Brav.« Zur Belohnung ließ er das Tier an einem bunten Knotentau zerren. »Klarer Fall, die Leiche ist da drin.« Zu Stahnke gewandt, fügte er hinzu: »Aber das wusstet ihr natürlich schon wieder mal vorher, was?«

      Der Hauptkommissar nickte versonnen. »Tja. Älterer, gieriger Liebhaber nimmt reiche Witwe aus, packt seinem eigenen Sohn die Leiche in den Garten, während der Verdacht auf den Sohn der Ermordeten fällt. Clever. Aber nicht clever genug.«

      Kramer

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