Der Fluch der goldenen Möwe. Peter Gerdes

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Der Fluch der goldenen Möwe - Peter Gerdes

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abwehrenden Lanzenspitze. Gleich wird er mich fragen, was mich das eigentlich angeht, dachte Stahnke und suchte schon nach einer passenden Replik. Dann aber entspannte sich die Miene des Arztes, und seine Antwort fiel anders aus als befürchtet.

      »Die Idee ist von Dietz«, sagte er. »Ziemlich ungewöhnlich, muss ich schon sagen, und zuerst wollte ich überhaupt nicht darauf eingehen. Schließlich sind wir auf medizinische Projekte spezialisiert, damit kennen wir uns aus. Warum uns also auf unbekanntes Terrain wagen? Nun ist es aber heutzutage nicht mehr so einfach, mit Kliniken aller Art Geld zu machen, ich meine, so richtig im großen Stil. In unserem Stammhaus in Leer bieten wir jetzt zum Beispiel auch kosmetische Operationen an, das ist ein interessanter Markt, da wird viel von privat investiert, da geht noch was. Mit den Kassen sind doch heutzutage kaum noch lukrative Deals zu machen! Streuung der Investitionen ist also an sich schon mal keine schlechte Idee, das musste ich zugeben.«

      Van der Werft strich sich mit beiden Handflächen über Wangen und Stirn, als gelte es, sein Profil noch weiter zuzuspitzen. »Und als Dietz mir dann mal seine Kalkulationen vorgelegt hat, wurde mir klar, dass sein Plan durchaus Hand und Fuß hat. Alles gut durchdacht, für die Lage hier durchaus innovativ. Und die Umsatz- und Gewinnprognosen, die er sich von Fachleuten hat erstellen lassen, sind absolut stattlich.«

      »Obwohl die Gastronomie als Branche doch auch ganz schön zu kämpfen hat?«, warf Stahnke ein. Dabei musterte er seine Fingernägel, als interessiere ihn dieses Thema nur am Rande.

      Van der Werft lächelte breit; aufgrund seiner Physiognomie erinnerte er dabei zwangsläufig an einen angreifenden Hai. »Das wissen Sie also auch schon. Aber vielleicht kennen Sie die Antwort auf Ihre Frage ja noch nicht. Die lautet: nicht obwohl, sondern gerade deswegen! Die Fressbranche muss kämpfen, weil sie es überwiegend verpasst hat, sich den Erfordernissen der Zeit anzupassen! Teils aus mangelnder Flexibilität, teils aus freiem Entschluss. Anpassen aber muss sich jeder. Die Zeit bleibt nicht stehen, neue Generationen rücken nach und werden marktrelevant. Und diese neuen Kunden haben andere Erwartungen und stellen andere Ansprüche. Nur wer das erkennt und richtig darauf reagiert, hat eine Chance. Und zwar eine große. Die anderen können ruhig kämpfen – für die meisten von ihnen wird es der letzte Kampf sein.«

      Stahnke ließ vor seinem geistigen Auge all die verschiedenen Lokale Revue passieren, die er auf Langeoog schon frequentiert hatte oder noch zu frequentieren gedachte. Wie würde die Restaurant-Szene hier aussehen, wenn der Schnellfraß-Hai erst wütete und einen Konkurrenten nach dem anderen vertilgte? Eine schauerliche Vorstellung, trübe, fade, fettig und eintönig. Für einen wie ihn. Für ein gieriges Raubtier hatte solch eine Vision natürlich ihre eigenen Reize, und die waren nicht unbeträchtlich.

      »Marktchancen und Zeitgeist schön und gut«, erwiderte der Hauptkommissar. »Aber ganz ohne Fachverstand ist ja auch solch ein Projekt kaum erfolgreich durchzuziehen. Restaurantfachmann ist jedoch keiner von Ihnen, wie Sie schon richtig sagten. Trauen Sie es denn Ihrem Kollegen Dietz Lichterfeld zu, sich auf die Schnelle ausreichend kundig zu machen, um sein Konzept auch profitabel umzusetzen?«

      »Natürlich nicht.« Van der Werft schnaubte verächtlich. »Ich werde doch mein sauer verdientes Geld für kein Laientheater aufs Spiel setzen! Selbstverständlich haben wir vor, einen Fachmann mit ins Boot zu nehmen. Einen, der über ausreichend Erfahrung verfügt und sich vor allem auch mit den örtlichen Gegebenheiten auskennt.«

      »Und wer wird das sein?«

      Wieder ein Zögern, ein lauernder Blick. Offenbar versuchte der Klinikbetreiber einzuschätzen, ob Stahnke auch über diese Information bereits verfügte, er sie also freimütig äußern konnte, oder ob er den Namen besser für sich behielt. Dann aber irrte sein Blick ab, und seine Augen weiteten sich. »Grendel!«, stieß er hervor.

      Stahnke fuhr herum. Die Tür des Polizeibüros hatte sich geöffnet, und im Türrahmen stand ein Gespenst.

      Wachsbleiches Gesicht, wirre Haare, weit aufgerissene, wie irre starrende Augen, hängende Unterlippe. Klaffende Platzwunde diagonal über die Stirn, Blutkrusten auf Nase und Wangen. Hose zerrissen, Hände und Knie aufgeschürft. Das Gesamtbild, da fühlte sich Stahnke in seinem ersten Eindruck bestätigt, war wirklich gespenstisch. Geradezu monströs.

      Gab es nicht auch in der Welt der Nordischen Sagen einen Grendel? War der nicht ein Monster gewesen? Um nicht zu sagen: ebenfalls ein Monster?

      »Mensch, Heiko.« Lüppo Buss reagierte als Erster. »Was ist denn mit dir passiert? Etwa ein Fahrradunfall?« Eine Annahme, der die Wirkung von Grendels Auftritt etwas dämpfte und für einen Anflug von Normalität im Polizeibüro an der Kaapdüne sorgte.

      Grendel aber starrte den Inselpolizisten weiter aus weit aufgerissenen Augen an. »Überfall«, krächzte er. »Gerade eben. Bin überfallen worden.« Sein starrer Blick wanderte zu Stahnke, dann weiter zu van der Werft, wo er verharrte. »Die haben mich überfallen«, wiederholte er. »Haben mir was vor den Kopf geballert, das ging so schnell, ich konnte überhaupt nichts machen, nicht einmal was erkennen. Kam vom Strand, war nur schnell im Klohäuschen, und wie ich da rauskomme – bäng! Ich sag euch, die wollen mich fertigmachen. Die wollen mich umbringen. Die gehen bis zum Äußersten.«

      »Wer sind denn die, bitteschön?«, fragte Stahnke.

      Grendel aber beachtete ihn gar nicht, schien nur Augen für den Leeraner Arzt zu haben. »Sie auch?«, murmelte er; anscheinend hatte er van der Werfts Kopfverband jetzt erst bemerkt. »Dann sind die also hinter uns beiden her! Verdammt, die meinen es ernst.«

      »Uns beiden?«, fragte Stahnke. »Was hat denn das zu bedeuten?« Keiner der beiden Verletzten reagierte.

      »Heiko Grendel hier ist der Partner, von dem Herr van der Werft vorhin sprach«, erläuterte Lüppo Buss. »Er soll das Schnellrestaurant-Konzept auf Langeoog umsetzen. Dr. van der Werft und Dr. Lichterfeld wollen dabei als Geldgeber und Teilhaber fungieren.«

      Endlich löste Grendel seinen Blick von seinem Finanzier, zeigte Reaktion auf die Worte des Inselpolizisten, schaute ihn an. »Was ist mit Dr. Lichterfeld?«, fragte er stockend. »Geht es ihm gut? Oder ist dem auch etwas … zugestoßen?«

      Lüppo Buss setzte zu einer beruhigenden Verneinung an, die er aber sofort abbrach, als er Stahnkes Miene bemerkte. Fragend hob er die borstigen Augenbrauen.

      »Dietz Lichterfeld«, sagte der Hauptkommissar leise, »ist als vermisst gemeldet. Sein letzter bekannter Aufenthaltsort soll Langeoog gewesen sein.«

      Lüppo Buss runzelte die Stirn. Van der Werft sank tief in seinen Stuhl zurück. Heiko Grendel schrie auf. »Alle drei!« Er glotzte Stahnke an, auf den er sich offenbar keinen Reim machen konnte, wandte sich dann wieder dem Inselpolizisten zu. Schrie noch einmal: »Alle drei! Die wollen uns vernichten!«

      »Wer sind denn die?«, griff Lüppo Buss Stahnkes Frage auf.

      »Wer die sind?« Grendel schnappte nach Luft. »Na, die sind die, die uns hier nicht haben wollen! Die wollen, dass sich nie etwas ändert, dass immer alles so bleibt wie Anno moder! Das sind die, Mensch! Allen voran Renko Heidergott und Bea Wulff. Wer denn sonst?«

      Bea Wulff und Grendel, dachte Stahnke. Himmel, wo bin ich hier nur reingeraten!

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