Einführung in die germanistische Linguistik. Karin Pittner

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Einführung in die germanistische Linguistik - Karin Pittner

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      – Spannung: Sind die Muskeln im Mundtrakt angespannt oder eher nicht?

      Position der Zunge

      Die Zungenhöhe kann (nach der Vokalklassifikation der IPA) hoch (bzw. geschlossen), obermittelhoch (bzw. halbgeschlossen), untermittelhoch (bzw. halb offen) oder tief (bzw. offen) sein. Die Zungenlage meint die horizontale Lage des höchsten Zungenpunkts: Sie kann vorne, zentral oder hinten sein.

      Vokaltrapez

      Der Artikulationsort der Vokale wird meist in einem Vokalviereck oder Vokaltrapez dargestellt, das den Mundraum schematisch abbildet. Die Vokale sind an der Stelle eingezeichnet, an der die höchste Hebung der Zunge lokalisiert ist:

image

      Abb. 4 Die Vokale im Deutschen (nach Ramers 2015:79)

      Beispiele:

      [i:] Lid, Lied

      [image] Wippe

      [u:] Mus

      [image] muss

      [y:] Wüste

      [image] müsste

      [e:] Ehre

      [ε:] Ähre

      [ε] Wette

      [image] Suppe

      [ø:] Möhre

      [œ] Plörre

      [o:] groß

      [image] Ross

      [image] Tür

      [a] in Massen

      [image] in Maßen

      Rundung

      Gerundete Vokale liegen etwas zentraler im Mundraum als ihre ungerundeten Pendants. Vgl. die folgenden Beispiele für ungerundete und gerundete Vokale:

      liegen [i:]

      missen [image]

      Besen [e:]

      Helle [ε]

      lügen [y:]

      müssen [image]

      bösen [ø:]

      Hölle [œ]

      Gespanntheit

      Umstritten ist die Rolle der Spannung der Zunge. Sie gilt häufig als eines der zentralen Merkmale von Vokalen, das an die Stelle der Unterscheidung nach der Quantität in lange und kurze Vokale tritt, da lange Vokale meist gespannt seien, d. h. dass bei gespannten Vokalen ein größerer Grad der Muskelanspannung im Mundraum vorliegen soll, wofür bislang allerdings kein überzeugendes phonetisches Korrelat nachgewiesen werden konnte (Pompino-Marschall 32009:227). Ungespannte Vokale liegen zentraler im Mundraum, sie tragen das Merkmal [zentralisiert], während gespannte Vokale eine periphere Position einnehmen. In der Abbildung des Vokalvierecks finden sich die zentralisierten Vokale innerhalb des Kreises.

      Länge und Gespanntheit

      Bezüglich der Zahl der Vokale im Deutschen und bezüglich ihrer Beschreibung besteht keine Einigkeit. Manchen gilt die Unterscheidung zwischen langen und kurzen Vokalen als grundlegend, andere halten die Unterscheidung zwischen gespannten und ungespannten Vokalen für zentral. Einig ist man sich darin, dass ungespannte Vokale kurz ausgesprochen werden, mit der Ausnahme von [ε:] wie in Ähre image, das einen langen ungespannten Vokal darstellt. In unbetonten Silben werden gespannte Vokale kurz realisiert. Wir halten daher sowohl die Länge als auch die Gespanntheit für unverzichtbar für die Beschreibung der Vokale.

      Beispiele für Gespanntheit vs. Ungespanntheit bei Vokalen:

Miete [i:]Mitte [image]
Hüte [y:]Hütte [image]
Beet [e:]Bett [ε]
Höhle [ø:]Hölle [œ]
Pute [u:]Putte [image]
Ofen [o:]offen [image]
Bahn [image]Bann [a]

      Zentralvokale

      Alle kurzen Vokale sind ungespannt und daher zentralisiert. Der zentralste Vokal ist [image], der sogenannte Schwa-Laut. Er wird auch als Reduktionsvokal oder Murmelvokal bezeichnet, da er den geringsten artikulatorischen Aufwand bedingt. Etwas tiefer liegt der Vokal [image], der als r-Variante auftritt.

      Bei [a] und [image] besteht keine Einigkeit darüber, wo diese beiden Vokale zu lokalisieren sind. [image] wird gelegentlich als hinterer Vokal, [a] als vorderer Vokal eingeordnet, andere sehen beide als mittlere Vokale an. Die Lokalisation dieser Laute ist aus phonetischer Sicht wenig eindeutig, weswegen hier vor allem die Länge zur Unterscheidung dient. Daher verwenden einige Autoren nur eines der beiden Transkriptionszeichen, meist [a].

      Diphthonge

      Diphthonge sind Kombinationen von zwei Vokalen, die innerhalb einer Silbe auftreten:

image

      Die Artikulationsbewegung bei diesen Diphthongen im Standarddeutschen führt von einem niedrigeren zu einem höheren Vokal hin, man spricht von schließenden Diphthongen. Fallende (oder öffnende) Diphthonge treten in deutschen Dialekten auf, wie z.B. im Bairischen image lieb oder

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