Together. Katrin Gindele

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sich dagegen, mich auf den dreckigen Haufen Lumpen zu legen, der wahrscheinlich auch noch feucht war – weshalb ich den umgedrehten Tisch vorzog, obwohl ich das sicher schon sehr bald bereuen würde.

      Weil mir ohnehin nichts anders übrig blieb, gab ich der Versuchung nach, schloss die Augen und alle Anspannung fiel nun endgültig von mir ab.

      Nur einen kurzen Augenblick, mahnte ich mich zur Vorsicht.

      Als ich hinter mir ein Geräusch wahrnahm, schreckte ich hoch.

      Wie lange ich tatsächlich weggedämmert war, konnte ich nicht einschätzen. Dennoch hoffte ich inständig, dass es nur kurz gewesen war.

      Da bemerkte ich unweit der Tür einen Schatten, zu weit vom Feuer entfernt, um Genaueres ausmachen zu können.

      »Wer ist da?«, fragte ich erschrocken und rappelte mich hastig auf. Beinahe im gleichen Augenblick durchzuckte mich ein stechender Schmerz. Meine Beine waren eingeschlafen und kribbelten nun, als würde ich mitten in einem Ameisenhaufen stehen.

      Ich fluchte innerlich und versuchte den Schmerz zu unterdrücken. Um so viel Abstand wie irgend möglich zwischen den Schatten und mich zu bringen, humpelte ich bis zum anderen Ende der Hütte.

      »Was machst du da?«, fragte mich eine dünne Stimme.

      Wie angewurzelt blieb ich stehen.

      »Meine Beine tun weh«, gab ich zögernd Auskunft, denn diese Stimme gehörte zu keinem der Männer, die ich bis jetzt hatte kennenlernen müssen. Meine Angst legte sich sogleich.

      Die Stimme gehörte einem Kind.

      Einem Mädchen, wie sich kurz darauf herausstellte, als es zaghaft aus seinem Versteck kam.

      »Warum tun deine Beine weh?«, wollte sie wissen und kam noch ein Stückchen näher. »Bist du verletzt?«

      Die Kleine war kaum älter als sechs oder allerhöchstens sieben Sommer. Sie hatte in ihrem Leben noch nie einen reich gedeckten Tisch gesehen, so wirkte ihre zierliche Gestalt auf mich. Bleich war sie und definitiv unterernährt. Die dunklen Augen wirkten viel zu groß für das schmale Gesicht, welches von langen schwarzen Haaren umrahmt wurde, die glanzlos und strähnig ihre schmächtigen Schultern bedeckten.

      Ich versuchte mich zusammenzureißen und sie nicht merken zu lassen, dass mich ihr erbärmlicher Anblick erschreckte.

      »Körperlich bin ich nicht verletzt«, antwortete ich mit ruhiger Stimme. »Mein Stolz hingegen, der hat mächtig was abbekommen.«

      Sie schien nicht zu verstehen, was ich meinte. Ratlos schaute sie mich mit ihren großen Kulleraugen an.

      »Dein Gesicht«, hauchte sie kaum hörbar, scheinbar aus Angst mich darauf hinzuweisen.

      Kaum zu Ende gesprochen, wurde ihr zarter Körper von einem Hustenanfall gepackt. Sie hustete mit aller Anstrengung, sodass sich winzige Tränen in ihren Augen sammelten.

      Ich hielt kurz inne, die Gedanken zu meinem Gesicht erschienen mir in Gegenwart des armen kleinen Mädchens überflüssig. Doch sie sah mich erwartungsvoll an, also versuchte ich unser Gespräch aufrecht zu erhalten.

      »Mein Gesicht«, fragte ich leise. »Ist es sehr schlimm?«

      Die Kleine bewegte sich auf mich zu, ganz langsam, bis sie nur noch wenige Schritte von mir entfernt stehen blieb. Langsam hob sie ihren rechten Arm und schaute dabei zu mir auf, also ging ich bereitwillig in die Hocke.

      Eine schmutzige zierliche Hand legte sich an meine Wange, strich leicht wie eine Feder über die Schwellung unter meinem Auge und verharrt kurz über dem Riss an meiner aufgeplatzten Lippe.

      »Tut das weh?«, wollte sie wissen und hustete erneut.

      Kopfschüttelnd antwortete ich: »Nicht sehr. Ist auszuhalten.«

      Sie schenkte mir ein stummes Nicken, nachdem der Hustenanfall abgeebbt war.

      Ich lächelte aufmunternd, um ihr die Scheu zu nehmen. Irgendwie erinnerte sie mich an meine kleine Schwester, obwohl sie keinerlei Ähnlichkeit mit Flo besaß. Vielleicht lag es auch nur daran, dass sie so klein und zierlich war. Mit Gewissheit konnte ich nicht sagen, was mich dazu veranlasste, doch ich mochte sie auf Anhieb.

      »Wie ist dein Name?«, fragte ich behutsam. Sie ließ ihre kleine Hand sinken und wich einen Schritt zurück.

      Offenbar wusste sie nicht genau, ob sie mir ihren Namen verraten sollte. Wahrscheinlich durfte sie nicht einmal mit mir sprechen.

      »Ich bin Solea«, machte ich den Anfang. »Meine Freunde nennen mich Lea.«

      »Hast du viele Freunde?«, fragte sie prompt.

      »Ja. Sehr viele.«

      Aufmerksam betrachtete sie mein Gesicht.

      »Hast du auch ...«, weiter kam sie nicht, da wurde ihr Körper abermals von einem Hustenanfall erfasst. Bei genauerem Hinhören erkannte ich das typische bellende Geräusch, welches Unheilvolles ankündigte.

      Ungewollt begann ich, mir Sorgen zu machen.

      »Das hört sich gar nicht gut an«, bemerkte ich, während ich mich aufrichtete. »Ich glaube, du hast ein Lungenleiden.«

      Mit feuchten Augen schaute sie zu mir hoch.

      »Was ist ein Lungenleiden?«

      Nun war guter Rat teuer. Wie sollte ich einem Kind erklären, was genau ein Lungenleiden bedeutete? Bei uns gab es solch eine Krankheit kaum, ich kannte die Symptome lediglich aus dem Lehrbuch im Heilkundeunterricht und von Hela, unserer Heilerin, die mich hin und wieder unterrichtete. Dennoch war ich mir der Diagnose sicher.

      »Der Husten macht dich krank«, vereinfachte ich die Sache. »Deine Mutter sollte dir ganz dringend einen Tee aus frischem oder getrocknetem Toramuskraut kochen, der wird dir helfen.«

      Auch das wusste ich von Hela und noch viel mehr, denn mein Wissensdurst, was die Heilkunst betraf, war unersättlich. Später einmal wollte ich eine Heilerin werden, das hatte ich mir fest vorgenommen.

      Falls ich Mutter dazu überreden konnte.

      »So etwas haben wir nicht«, riss mich die Kleine aus meinen Gedanken. »Hier ist es immer kalt, da wächst nicht viel.«

      Verdutzt schaute ich sie an.

      »Und wie heilt ihr eure Kranken?«

      Gleichgültig zuckte sie mit den Schultern. »Einige Bäume haben Heilkräfte. Unser Heiler hat Rinde und Blätter gesammelt, wenn er noch welche fand. Aber meistens sind die Bäume schon kahl, wenn unsere Sommerruhe endet. Da gibt es nicht mehr viel, was man zusammentragen könnte.«

      Ein ungutes Gefühl beschlich mich.

      Natürlich verbarg sich in der Baumrinde bestimmter Bäume eine hohe Heilkraft. Hela nutzte die Rinde der Marugaweide zum Beispiel bei Entzündungen oder Schwellungen. Sie kochte daraus einen Sud, der sich innerlich wie äußerlich anwenden ließ. Aber eine Baumart, deren Rinde bei Lungenleiden half, kannte ich nicht. Dagegen half nur Toramuskraut.

      »Warte

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