Together. Katrin Gindele

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Together - Katrin Gindele

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mir verlangt wurde. Was meine Mutter jedoch nicht daran hinderte, mich weiterhin sinnlos vollzustopfen.

      Unser Treffen endete viel schneller, als mir lieb war – und schon standen wir wieder vor dem Haus meiner Freundin.

      Der Abschied nahte.

      Dennoch fühlte ich mich leicht beschwingt, was eindeutig an dem Wein lag. Um meine Angst niederzukämpfen, hatte ich wohl den einen oder andern Schluck zu viel genommen.

      Natea drückte mich fest an sich.

      »Wir sehen uns bald wieder«, sagte sie lächelnd. »Ich vermisse dich jetzt schon.«

      »Du wirst nicht einmal merken, dass ich weg bin«, witzelte ich. »Weil du tief und fest schläfst. Genau wie ich.«

      Sie grinste schief. »Du weißt, was ich meine«, winkte sie ab. »Richte deiner Familie liebe Grüße aus.«

      Schmunzelnd erwiderte ich ihre Umarmung. »Mache ich. Bis später«, verabschiedete ich mich von ihr, winkte noch einmal kurz und machte mich auf den Weg.

      Die Fackeln an den Häusern brannten bereits, als ich endlich Zuhause ankam.

      Vater empfing mich an der Haustür.

      »Du kommst spät«, tadelte er mich. Als ich nichts erwiderte, stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen. »Wie war dein Abend?«

      Schulterzuckend folgte ich ihm ins Haus. »Ganz nett. Natea lässt schön grüßen.«

      Mein Vater verriegelte die Tür hinter uns, kaum, dass wir unser Haus betreten hatten.

      Ich mochte das Geräusch der einzelnen Schlösser nicht, wenn sie einrasteten. Ein Gefühl von Platzangst überkam mich.

      »Das wurde aber auch Zeit«, erreichte mich die wütende Stimme meiner Mutter hinter mir.

      Erschrocken wirbelte ich herum, murmelte eine Entschuldigung und machte mich sogleich daran, den Tisch für das Abendessen zu decken, um sie zu beschwichtigen.

      Niemand sagte etwas, die letzte üppige Mahlzeit wurde größtenteils schweigend eingenommen. Nur Flo plapperte hin und wieder etwas Belangloses, was mich jedoch kaum interessierte, weil ich mit meinen Gedanken schon längst woanders war.

      »Du hast schon wieder kaum etwas gegessen«, warf mir meine Mutter vor.

      »Kein Hunger«, gab ich ohne Blickkontakt zurück.

      Es machte ohnehin keinen Sinn, mit meiner Mutter darüber zu diskutieren. Ganz egal, wie viel ich in mich hineinstopfen würde, für sie wäre es noch immer zu wenig.

      »Du weißt einfach nicht zu schätzen, wie gut du es hast«, stieß Mutter mit einem Seufzer hervor. »Du solltest wirklich glücklich sein, weil du ein solch privilegiertes Leben führst.«

      Von wegen. Mein Leben war vielleicht privilegiert, aber alles andere als glücklich. Das schien außer mir nur niemandem aufzufallen.

      Um meine Mutter nicht noch mehr zu provozieren, tat ich einfach so, als hätte ich sie nicht gehört.

      Während der Lehrzeit hatten wir das Thema Ernährung vor der Winterruhe zu Genüge ausdiskutiert, deshalb wusste ich auch, was passieren konnte, wenn ich nicht genug Nahrung zu mir nahm.

      Unser Körper folgte einem inneren Zeitgefühl, das dafür sorgte, dass wir zu Beginn des Frühlings wach wurden. Allem Anschein nach bestand durchaus die Gefahr etwas früher wach zu werden, wenn dem Körper die Energiereserven ausgingen. In diesem Fall gab es nur zwei Möglichkeiten: etwas Essbares auftreiben oder den Hungertod sterben – so stand es zumindest in den Büchern.

      So ein Schwachsinn.

      Auf die Tiere im Wald mochte das eventuell zutreffen, aber doch nicht auf uns. Im eigenen Haus aufzuwachen, vor der Zeit, was sollte da schon passieren, schließlich gab es reichlich Nahrung. Außerdem hatte ich noch nie von jemandem gehört, der tatsächlich zu früh aufgewacht war.

      Vielleicht, grübelte ich weiter, war das auch wieder nur so eine Geschichte, die man den Kindern erzählte, um sie folgsam zu machen.

      Meine Mutter ließ jedenfalls keine Gelegenheit aus, um mich daran zu erinnern, wie wichtig es war, vor der Winterruhe reichlich zu essen.

      Flo hatte bereits ihr Nachthemd angezogen und lag im Bett, als ich mit meiner Arbeit endlich fertig wurde.

      »Ich muss mal«, erklärte sie kurz darauf und warf die Bettdecke zur Seite.

      »Vorhin habe ich dich dreimal gefragt«, schimpfte Mutter mit erhobenem Zeigefinger.

      Flo rannte an ihr vorbei. »Da musste ich aber noch nicht.«

      Schnurstracks schlug sie den Weg zum Abort ein.

      Ich schaute ihr hinterher und lächelte über ihre Unbeschwertheit.

      Und während sich Flo wenige Augenblicke später wieder in ihr Bett kuschelte, beobachtete ich in Gedanken versunken das prasselnde Feuer in unserem Kamin.

      Unser Haus verfügte über zwei Stockwerke. Unten befand sich die Küche, mit dem Essplatz, der aus einem großen Tisch und vier Stühlen bestand. Dann gab es noch eine große Wohnstube mit einem wunderschönen Kamin und einer Leseecke, die ich abends sehr gerne für mich beanspruchte. Zwischen der Abstellkammer und einem Raum, der von meinem Vater vorwiegend für geschäftliche Arbeiten genutzt wurde, befanden sich die Badestube, in der eine große Holzwanne stand und ein kleiner Raum für den Abort.

      Außer unserer Familie gab es noch nicht sehr viele Leute im Dorf, die schon einen Abort im Haus ihr Eigen nennen durften. Die meisten mussten noch immer nach draußen auf den Hof gehen, wenn sie ihre Notdurft verrichten wollten. Für uns brachte es natürlich einige Annehmlichkeiten mit sich, ihn direkt im Haus zu haben, wenn es in Strömen regnete. Dafür musste Vater zwar täglich mehrere Eimer Wasser ins Haus tragen, zum Nachspülen, aber das war allemal besser als nachts in die Dunkelheit hinaus zu müssen.

      In der oberen Etage befanden sich unsere Schlafräume. Helle, große Zimmer mit allen Bequemlichkeiten, die man sich vorstellen konnte: Jeder Raum verfügte über einen eigenen Kamin, ein großes weiches Bett, einen geräumigen Kleiderschrank und für uns Frauen gab es Frisierkommoden. Wir hatten sogar Vorhänge an den Fenstern und dicke Teppiche in jedem Schlafzimmer. Eine sehr kostspielige Annehmlichkeit.

      Doch heute, in der Nacht vor der großen Winterruhe, standen vier provisorische Betten bei Vater im Arbeitsraum. Auf diese Weise blieb die Familie zusammen und ich fühlte mich in der Nähe meiner Eltern wesentlich wohler – in dem Wissen, für die nächsten sechs vollen Monde die Winterruhe nicht ganz allein in meinem eigenen Zimmer verbringen zu müssen.

      Später, nachdem wir schon längst in unseren Betten lagen und die Tür von innen fest verriegelt worden war, starrte ich pausenlos an die Decke und wartete darauf, dass mich der Schlaf übermannte und damit endlich meine innere Unruhe auslöschte.

      Mutter hatte bereits die letzte Kerze gelöscht, sie schlummerte friedlich neben meinem Vater. Selbst Flo war inzwischen eingeschlafen.

      Während ich noch darüber nachdachte, ob ich wohl auch diesmal hören würde, wenn die Wölfe kamen, fielen mir die Augen zu ...

      2

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