Aareschwimmen. Tony Dreher
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Читать онлайн книгу Aareschwimmen - Tony Dreher страница 13
»Wir vertreten eine neue Import- und Exportfirma und suchen ein Logistikunternehmen für Warentransporte. Es geht um ein lukratives Geschäft.«
»Da müssen Sie schon ins Hauptgebäude und mit unseren Verkäufertypen verhandeln. Aber da sind Sie noch viel zu früh, denn die arbeiten ja nicht vor neun Uhr.«
»Nein, wir möchten mit jemandem sprechen, der weiß, was es wirklich heißt, Ware zu verladen. Die Herren dort in ihren gemütlichen Büros mit ihren dicken Salären haben doch keine Ahnung, wie wirklich gearbeitet wird, oder ist es etwa nicht so?«, mischte sich Rick ein und punktete bei den Männern mit seiner Einstellung.
Ein Mann, noch keine 30, mit dunklen Haaren und einem Dreitagebart nahm einen Schritt auf David und Rick zu. »Ich bin Nikola Petrovic, ich bin der Schichtleiter. Was kann ich für Sie tun?«
»Hätten Sie einen Moment Zeit für uns?«, fragte David.
Petrovic wandte sich an seine Männer. »Geht schon mal, ich komme gleich nach.«
Die Männer schlenderten weiter zur Eingangspforte in das Flughafenareal. Rick und David schauten ihnen nach, wie sie ihre Ausweise zogen und das Sicherheitstor passierten. Als sie außer Reichweite waren, schaute sich David um. Sie standen alleine, und niemand konnte ihr Gespräch mithören.
»Herr Petrovic, wir sind von der amerikanischen Botschaft. Vor einigen Tagen hat uns jemand angerufen und Ihre Firma und Kunstschmuggel im selben Satz erwähnt. Was wissen Sie über den Schmuggel von Kunstgegenständen hier am Flughafen Zürich?«
Petrovic reagierte gelassen und blickte zur Sicherheitspforte ins Flughafenareal.
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen. Auf Wiedersehen.«
Er begann zu gehen, doch David stellte sich provokativ vor ihn.
»Der Mann, der anrief, hatte große Angst. Jemand hatte soeben versucht, ihn umzubringen. Vorgestern sollten wir uns treffen, er ist aber nicht erschienen. Ich frage Sie ein letztes Mal höflich, was wissen Sie über den Kunstschmuggel hier?«
»Wie bereits gesagt, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
»Vielleicht sollten wir Ihre Vorgesetzten dort im Hauptgebäude fragen.«
Petrovic schaute David und dann Rick lange an, dann lehnte er sich zu ihnen und sprach leise.
»Nehmen wir an, ich wüsste etwas. Was wäre Ihnen meine Antwort denn wert?«
Rick antwortete: »Das kommt auf den Inhalt Ihrer Antwort an.«
Jetzt war es Petrovic, der sich umschaute, um sicher zu sein, dass niemand ihn hören konnte.
»Sie sind also von der amerikanischen Botschaft, was? Da hätte ich nämlich eine Idee. Mein Bruder lebt seit einigen Jahren in Chicago. Um legal arbeiten zu können, braucht er Papiere, eine Green Card.«
Petrovic blickte die Amerikaner erwartungsvoll an und wartete auf eine Reaktion, die nicht kam.
»Wenn Sie meinem Bruder helfen, so kommen wir möglicherweise ins Geschäft.«
»Das ist ein hoher Preis für Antworten, die vielleicht nichts wert sind«, erwiderte David kalt.
»Ihr Risiko, mein Deal. Wenn Sie daran interessiert sind, so kommen Sie heute um 17 Uhr in das Flughafengebäude. Ich werde in der Halle im Terminal drei vor den Restaurants zehn Minuten auf Sie warten. Ich bin zwar kein Schweizer, aber ich weiß, pünktlich zu sein. Wenn Sie den Deal wollen, dann schauen Sie am Nachmittag genau auf Ihre Uhren.«
»Vielleicht sind Ihre Antworten ja nichts wert.«
Die Sonne war inzwischen über den Gebäuden aufgestiegen und schien auf das ganze Areal mit einem warmen Sommer-Morgenlicht. Petrovic schaute hoch zu einer der ersten abhebenden Maschinen. Im Takt startete eine nach der anderen.
»Motivieren Sie vielleicht die Worte ›Hercules C-130‹, meinen Deal positiv zu betrachten?«
Er drehte sich um und verließ die beiden Agenten.
Rick folgte David zurück zu ihrem SUV, wo David ein Satellitentelefon aus dem Handschuhfach holte.
»Ich schalte auf laut«, erklärte er und wählte eine Nummer.
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die verschlüsselte Verbindung stand.
»Sam? Dave hier. Ich brauche einen Gefallen. Kontaktiere Washington und verlange eine Analyse von Satellitenbildern des Flughafens Zürich der letzten vier Wochen. Jemand hat hier soeben von einer Hercules C-130 gesprochen. Möglicherweise wurde sie für den Transport von Schmuggelware benutzt. In Washington sollen sie auf allen verfügbaren Satellitenbildern von Zürich nach ihr suchen. Vielleicht haben wir Glück.«
»So etwas muss Branson absegnen, das weißt du, Dave.«
»Sorry, aber Branson darf nichts davon erfahren. Ich weiß, dass du für einen solchen Auftrag keine Genehmigung hast. Erfinde einen Grund! Ich brauche deine Hilfe!«
»Das wird nicht einfach sein, aber ich werde es versuchen. Du schuldest mir was, einmal mehr!«
»Ich weiß, ich weiß.«
»Washington hat übrigens nichts über deinen fehlenden Mann Larry gefunden. Die Telefonnummer, die er benutzte, als er dich anrief, war tatsächlich gestohlen, und ohne seine echte Telefonnummer oder Namen oder E-Mail-Adresse kommen sie in Washington nicht weiter. Wir wissen also noch nichts über Larry.«
»Das ist schlecht für uns. Ich hoffe aber weiterhin, dass er sich noch einmal bei mir meldet. Ich habe ihn noch nicht aufgegeben. Rufe mich sofort an, wenn Washington doch etwas finden sollte.«
»Okay, Dave. Bis später.«
David verstaute das Telefon im Handschuhfach.
»Wie machst du das? Wenn Sam erwischt wird, wie sie in Washington Satellitenbilder für dich analysieren lässt, ist sie ihren Job los. Wir übrigens auch!«
»Glaube mir, Rick, es muss sein. Jetzt haben wir Zeit bis fünf. Komm, wir fahren ins Konsulat in die Stadt. Kennst du die beiden Mädels dort im Büro?«
»Nein.«
»Dann schuldest du mir ein Sixpack Bier dafür, dass ich sie dir vorstellen werde. Komm, du wirst es nicht bereuen.«
David zeigte Rick sein wärmstes Lächeln und startete den Motor.
Petrovics Drohung, nur zehn Minuten auf sie zu warten, war den beiden Agenten eingefahren. Sie waren um 16.45 Uhr bereits in der Flughafenhalle und beobachteten vom Geländer der Terrasse des zweiten Stocks herab das hektische Treiben unter ihnen. Tausende von Menschen kamen und gingen, gestresst von der Anreise zum Flughafen oder gestresst vom Flug nach Zürich. Gepäck wurde getragen, gezogen oder auf Wagen gefahren. Tausende Augen blickten mit Sehnsucht auf die Tafeln mit den Abflug- und Ankunftszeiten, und regelmäßig erklangen die Ankündigungen über Lautsprecher, gesprochen von einem seelenlosen Computer, der nie selbst reisen würde.
Pünktlich