Schlemmen am Eifelsteig. Hubert vom Venn

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Schlemmen am Eifelsteig - Hubert vom Venn страница 5

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Schlemmen am Eifelsteig - Hubert vom Venn

Скачать книгу

und war kurze Zeit später verschwunden.

      Bild 9: Das hohe Venn

      Wir machen uns nun auf den Weg nach Mützenich, zugegeben das lange gerade Stück gehört für mich zu den langweiligsten Strecken des Eifelsteigs. Ich gebe allerdings zu, dass ich als Jugendlicher diese Strecke fast jeden Abend mit dem Fahrrad abgefeiert habe. Ich sehe eben nur den Horizont, andere Wanderer die Schönheiten des Hohen Venn links und rechts am Wegesrand.

      Und da wir uns letztmalig in Belgien und – wie vernommen – somit in der Provinz Lüttich befinden, hier noch ein typisches Gericht dieser Region.

      Boulet à la liégeoise

      Bild 10: Boulet à la liégeoise

      Im dreisprachigen Belgien heißt dieses Gericht auch »Lütticher Bulette« oder »Gehaktballen met luikse Saus« und die Tunke: »Soße Lapin«.

      Halt, halt: Die Soße hat nichts mit Kaninchen zu tun, sondern vielmehr mit Madame Géraldine Lapin, die sie erfunden hat: »Kaninchensoße ohne Kaninchen«, sagt man in Belgien dazu. Leider ist wenig von der guten Frau überliefert. Da ihr Mann aber ein »Poète amateur« war, also so etwas wie ein Heimatdichter, wissen wir, dass der gute Ehemann von 1868 bis 1922 gelebt hat und Steuereintreiber in den Vororten von Lüttich war. Es gibt sogar einen Verein in Lüttich »D’une certaine gaieté«, der gefordert hat, dass die Boulet in das Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen wird.

      Daraus ist aber nichts geworden.

      Die Boulet sind schnell gemacht – ähnlich der deutschen Frikadelle.

      Gehacktes halb und halb, ein Ei, eingeweichtes Toastbrot, Salz, Pfeffer, Muskat und viele Kräuter dazu. Daraus runde Klöße formen und anbraten. Anschließend die Buletten in einen Topf geben, mit etwas Wasser begießen und die Soße zubereiten: Diese erinnert ein wenig an rheinischen Sauerbraten. Mein Vorschlag – probieren Sie diese nach ihrem ureigenen Geschmack aus. Gerade beim Mönchsbier scheiden sich nämlich oft die Geister.

      Zutaten für die Soße:

      Zwiebeln, Knoblauch, Butter, meinen geliebten Sirop d‘Aubel, Rinderbrühe, Rosinen, Thymian, Lorbeerblatt, Nelken, belgisches, dunkles Trappistenbier, Rohrzucker, Essig, Salz, Pfeffer, Mehl.

      Da am Horizont bereits die Grenze erscheint, hier noch schnell eine Spezialität, bevor wir Belgien wieder verlassen.

      Reisfladen

      Bild 11: Ein Stück Reisfladen

      Reisfladen selbst herzustellen, erfordert schon jede Menge Talent und einen Backofen bis 300 Grad. Wichtig ist dabei die Produktion mit Rohmilch statt pasteurisierter Milch. Da gab es vor Jahren einen Sturm der Entrüstung, als das belgische »Bundesamt für Sicherheit der Lebensmittelkette (AFSCA-FASNK)« dem Fladen an die Rohmilch gehen wollte. Auch die Lagerung bei Zimmertemperatur war den Prüfern ein Reiskorn im Auge. Daher wollten sie den Fladen in den Kühlschrank verbannen. Beides – da waren sich die Fladen-Fans mit den belgischen Bäckern einig – hätte eine Beeinträchtigung des typischen Fladen-Geschmacks mit sich gebracht. Man ging also auf die Fladen-Barrikaden, an vielen Autos (auch an meinem) pappte der Aufkleber »Touche pas ma tarte« (Hände weg von meinem Fladen).

      In Deutschland – da beruft man sich auf die EU – ist der Verkauf von »… unverändertem Gemelk von Nutztieren, das nicht über 40 °C erhitzt und keiner Behandlung mit ähnlicher Wirkung unterzogen wurde« verboten. Darauf berief man sich wohl auch bei der belgischen Behörde. Doch nach mehreren – vor allen Dingen politischen – Machtwörtern, verkündete am 21. September 2016 der Belgische Rundfunk: »Studie bestätigt Haltbarkeit: Der Reisfladen ist gerettet« und das Eupener GrenzEcho: »Reisfladen darf weiter traditionell hergestellt und gelagert werden.«

      In derselben Zeitung verriet der ostbelgische Bäckermeister Bernd Kockartz die wichtigsten Bestandteile eines echten belgischen Reisfladens – natürlich Rohmilch für den intensiven Geschmack, Rundkornreis statt Langkorn, nur frische Eier vom Bauernhof, Vanillestangen statt Aromen, Backtemperatur von 280 Grad und Lagerung bei Raumtemperatur.

      Für dem Teig, der der Milchreismasse Halt, Grund und Boden gibt, benötigen wir Mehl, Hefe, Rohmilch, Salz, Zucker, 1 Eigelb und Butter, kneten, gehen lassen und ab damit in den Ofen. Auf der Oberfläche müssen sich schwarzen Flecken bilden, die der Bäcker »Blume« nennt.

      So, jetzt haben wir aber genug über Essen gesprochen, wir überqueren die Grenze und sind auf dem Steling, dem höchsten Berg der Städteregion Aachen mit 658,3 Metern (Amsterdamer Pegel). Da Belgien, das wir soeben verlassen haben, seine Höhen nach Ostende ausrichtet, müssen wir dort noch 1,7 Meter drauflegen und kommen somit auf 660 Meter.

      Noch eine von vielen Grenz-Kuriositäten.

      Alte Eifeler erzählen, dass man in den dreißiger Jahren vom Steling die Fenster von Schloss Benrath bei Düsseldorf sowie den Kölner Dom sehen konnte. Das ist heute kaum noch möglich. Bei gutem Wetter kann man allerdings Teile des Siebengebirges sowie die Hohe Acht am Nürburgring ausmachen. Den Motorenlärm der Formel 1 halte ich aber für mehr als eine Mär.

      Bevor wir uns nun aber Richtung Tal und somit Monschau aufmachen, noch schnell einen Blick auf einen riesigen Felsen, der »Kaiser Karls Bettstatt« genannt wird. Im Hohen Venn soll sich dieser einmal bei der Jagd verirrt und zum Schlafen auf diesen Felsen gelegt haben. Dabei sollen Ortsnamen im Umfeld seines Trosses entstanden sein: »Ich finde meine Mütze nicht«, »Ist das eine kalte Herberge«, »Da konze« und »Da simmer at«. So etwas erzählte man uns tatsächlich in den Schulen bei »Heimatkunde«, sprachlich und historisch wenden wir uns ab mit Grauen.

      Bild 12: In Monschau

      Von der Schlafstätte des Kaisers geben wir uns nun langsam hinunter nach Monschau. Noch schnell einen Blick auf den Kalterherberger Eifeldom, der von hier oben wirkt, als würde er in einem Tal liegen. Durch Mützenich und das kleine Laufenbachtal erreichen wir schließlich Monschau, das auch »Perle der Eifel« genannt wird. Nun ja – ohne anderen nahe zu treten: Perlen tauchen an einer Kette oft zu mehreren auf …

      Monschaus Sehenswürdigkeiten sind oft beschrieben worden. Dabei wird immer wieder die Senfmühle genannt. Und aus diesem Hause gibt es nun eine Neuigkeit. Müllerin Ruth Breuer eröffnete im Herzen der Stadt einen Escape-Room, in dem man sich auf die Suche nach einem geheimnisvollen Senfrezept ihres Großvaters Clemens machen kann.

      Doch Senf wollen wir nicht selbst herstellen, daher hat Ruth Breuer bei unserem Treffen eines der typischen Rezepte mit Monschauer Senf für uns bereit.

      Monschauer Senf-Süppchen

      Vier Esslöffel Monschauer Ur-Senf, zwei Esslöffel Butter, 2 EL Mehl oder Kartoffelmehl, 0,25 ltr. Milch, 0,75 ltr. Kraftbrühe (ersatzweise gekörnte Brühe), 125 g süße Sahne, 1 Eigelb, 4 kleine Zwiebeln, 2 Knoblauchzehen, 0,2 ltr. Weißwein, einige Senfkörner, Salz und Pfeffer

      Zubereitung: Feingewürfelte kleine Zwiebeln und feingehackter Knoblauch in der Butter leicht anschwitzen, die nötige Menge Mehl darüber stäuben, ein wenig mitschwitzen lassen, die kochende

Скачать книгу