Ostfriesenspieß. Wolfgang Santjer

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Ostfriesenspieß - Wolfgang Santjer

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komme gerade aus dem Bett. »Alles okay, sieh zu, dass du nach Hause kommst. Danke, dass du gewartet hast, aber nun ist es gut gewesen. Ab in die Klappe.«

      Die Spurensicherer Stefan Gastmann und Albert Brede hatten inzwischen ihre Overalls angezogen, die eine Übertragung von Fremdspuren vermeiden sollten, und die Ausrüstung zum Fundort der Leiche transportiert. Stefan fotografierte sich von außen nach innen heran. Albert suchte nach Spuren auf der Leiche. Der Täter konnte Haare oder Kleidungsfasern zurückgelassen haben.

      Der Himmel hatte sich verdunkelt. Besorgt sahen die Beamten immer wieder in die Wolken. Sie waren noch nicht fertig, als die ersten Regentropfen fielen.

      Jan Broning ging zurück zum Parkplatz und sprach den Bestatter an. »Herr Erdmann, wir haben ein Problem. Es fängt an zu regnen und die Spurensicherung hat ihre Arbeit noch nicht beendet.«

      »Herr Broning, ich kann mir denken, was Sie von mir wollen: Einen sicheren, trockenen Platz, wo Sie die Leiche deponieren können, um ihre Arbeit zu beenden. Ich darf Ihnen versichern, dass in meinem Institut alles vorhanden ist, was Sie benötigen. Sie werden zufrieden sein.«

      Jan Broning glaubte, da ein wenig Stolz herausgehört zu haben. Er war froh, dass der Bestatter ihnen aus der Patsche half. »Okay, Herr Erdmann, das Angebot nehmen wir gerne an.«

      Er erklärte den beiden Kollegen, die inzwischen die Leiche provisorisch abgedeckt hatten, was er mit dem Bestatter vereinbart hatte. Der direkte Weg vom Parkplatz bis zum Fundort der Leiche war inzwischen auch abgesucht worden, und Erdmann musste mit dem Sarg keinen Umweg machen.

      *

      Broning hatte sich in den weißen Bulli der Spurensicherung gesetzt. Der Bestatter sah sich suchend auf dem Parkplatz um und kam dann lächelnd auf die beiden Autobahnpolizisten zu. Er legte die Hände flehentlich zusammen. »Bitte, kann mir einer von Ihnen zur Hand gehen?«

      Onno sah Klaas skeptisch von der Seite an. Der verzog das Gesicht und zeigte auf seinen Rücken.

      »Scheiße«, murmelte Onno und zog sich Einmalhandschuhe über. Er zog gemeinsam mit Erdmann den Sarg aus dem Kombi und ging mit ihm zum Fundort.

      Auf halbem Weg kam ihnen Stefan Gastmann entgegen. »Onno? Ich denk du bist auf See und jetzt schlurfst du hier mit ’nem Zinksarg durch die Botanik …«

      Trotz der unangenehmen Situation lachte Onno kurz auf. »Ja, da kannste mal sehen, Stefan. Das Leben hält doch immer eine Überraschung bereit.«

      Albert Brede kniete neben der abgedeckten Leiche vor einem offenen Aluminiumkoffer und fluchte vor sich hin, weil Teile der empfindlichen Geräte im Regen nass geworden waren. Mit mürrischem Gesichtsausdruck verstaute er seine Ausrüstung und fragte mit einem Blick auf den Bestatter schlecht gelaunt: »Leichensack neu?«

      »Natürlich«, sagte Erdmann empört, »alles mit Herrn Broning abgesprochen.«

      Am Fußende des Toten sprachen sie ein kurzes Gebet. Albert Brede half dem Bestatter, die Leiche vorsichtig in einen länglichen Sack mit Reißverschluss zu legen. Onno befestigte mit Erdmann den Sargdeckel. Hinter sich hörte er Albert stöhnen, der inzwischen den Spurensicherungskoffer geschlossen hatte und aufstand.

      »Können wir dann?«, fragte der Bestatter mit Blick auf Albert Brede.

      »Abtransport zu Ihrem Institut, 15 Uhr Treffen.«

      Für einen Moment sah Erdmann Albert Brede sprachlos an, dann nickte er kurz und wandte sich wieder zu Onno um. Der packte die hinteren, Erdmann die vorderen Griffe des Sarges. Sie hoben ihn gleichzeitig hoch und gingen zum Parkplatz zurück.

      Onno begann unterwegs zu schwitzen. Der Regen trommelte einen gleichmäßigen Takt auf den Sarg. Das Schlimmste war die Singsangstimme des Bestatters. Erdmann summte einen Choral.

      Onno war froh, als sie den Zinksarg mit dem Toten im Kombi des Bestatters verstaut hatten. Erdmann bedankte sich artig und gab Onno seine Visitenkarte. »Sie dürfen ja nichts annehmen, aber Sie wissen ja, steht der Sensenmann vor der Tür, ruf Erdmann und …«

      »Tschüss, Herr Erdmann«, unterbrach Onno. Er wollte nur weg.

      Er setzte sich in den Streifenwagen.

      Klaas zog die Nase kraus und wollte etwas sagen.

      Onno sah ihn grimmig von der Seite an. »Ein Spruch und du kannst laufen!«

      »Ent-schul-di-gung!« Klaas konnte dieses Wort auf eine besondere Art aussprechen, mit der er die Bedeutung auf den Kopf stellte. Dazu hob er beide Hände mit der Innenfläche nach oben, verdrehte die Augen und wackelte mit dem Kopf.

      Kapitel 3

      Tag 3, nachmittags

      Stadt Leer, Beerdigungsinstitut Erdmann

      Der weiße Bulli der Spurensicherung hielt auf dem Parkplatz vor dem Beerdigungsinstitut. Jan Broning und Stefan Gastmann stiegen aus, nahmen ihre Ausrüstung und klingelten an der Eingangstür.

      Erdmann öffnete. »Ah, die Herren von der Kriminalpolizei. Ehrlich gesagt, Ihren Kollegen hatte ich heute Morgen irgendwie nicht so recht verstanden … Aber kommen Sie doch rein.«

      Gemeinsam gingen sie in den kleinen Andachtssaal. Jan Broning sah sich um. Rund 50 Stühle standen in Reihen vor einem Rednerpult, dahinter große Kerzenhalter und eine alte Heimorgel.

      Erdmann bemerkte Bronings Interesse. »Viele Menschen sind aus der Kirche ausgetreten«, erklärte er mit seiner Singsang-Stimme. »Hier geschieht im Prinzip aber nichts anderes als bei einer Trauerzeremonie in der Kirche. Wir bieten Voll-Service an. Das bedeutet, wir kümmern um alles. Vom Abtransport bis zur Beerdigung. Ich führe hier die Andachten durch. Je nachdem, wie es gewünscht wird. Sie können Musik von der Orgel oder von einer CD bestellen. Ich habe extra an Kursen für die Andachten teilgenommen und meine feierliche Stimme … sagen wir mal: trainiert.«

      Daher die Singsangstimme, dachte Broning.

      Erdmann ging weiter und öffnete eine Tür. »Meine Herren, bitte folgen Sie mir in den Behandlungsraum!«

      Durch einen langen Flur gelangten sie schließlich in einen kühlen Raum. In der Mitte lag der offene Leichensack auf einem Chromtisch mit Lichtstrahlern darüber. Die beiden Kriminalbeamten waren beeindruckt. Die starken Strahler, der etwas höher angebrachte Organtisch und die Ablage mit den Instrumenten sahen exakt so aus wie in der Gerichtsmedizin.

      Erdmann entging ihre Reaktion nicht. Nun wollte er noch einen draufsetzen und schaltete die Lichtstrahler und ein spezielles Belüftungssystem an. Der Ventilator brummte leise.

      Der Bestatter konnte sich etwas Stolz in der Stimme nicht verkneifen. »Meine Herren, Sie sehen, hier ist alles vorhanden, was man für eine Außensektion benötigt. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie dieses neue Angebot einmal wahrnehmen würden. Sie können die Räume anmieten. Das Team der Rechtsmediziner könnte hier ohne Probleme arbeiten. Unnötige Transportwege könnten

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