Ostfriesenspieß. Wolfgang Santjer

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Ostfriesenspieß - Wolfgang Santjer

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ängstlich betrat es das Innere. Das Erste, was er wahrnahm, waren das schwere Parfüm und die intime, leicht rötliche Beleuchtung.

      Als sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah er das Bett im hinteren Bereich. Sie saß, nur mit Lackstiefeln und Reizwäsche bekleidet, auf der Kante und winkte ihn zu sich. »Du kannst mir beim Ausziehen helfen.«

      Die Eurostücke klimperten, als Karls Hose herunterfiel. Sie lächelte. »Nicht so stürmisch. Wir haben doch Zeit. Hilf mir erst bei den Stiefeln.«

      Karl stieg aus der Hose und kniete sich hin. Er griff nach einem ihrer Lackstiefel und zog.

      Hinter ihm ging eine kleine Tür auf, und eine schwarze Gestalt rief: »Jetzt!« Karl sah gerade noch, dass die Frau nach hinten rutschte, dann kam blitzartig der Schmerz, als der Elektroschocker gegen seinen Nacken gedrückt wurde und der Stromstoß durch seinen Körper raste. Die Muskeln blockierten und Karl sackte bewusstlos in sich zusammen.

      *

      »Gut gemacht«, sagte Gerd Hasler. »Zieh dich an, ich hol den Transporter.« Er nahm die Handschellen aus der Hosentasche und legte sie dem Bewusstlosen an.

      Als er mit dem Transporter seitlich an das Wohnmobil heranfuhr, erwartete sie ihn schon. Sie trug einen Overall.

      Im Laderaum räumte er die längliche Kiste frei. Sie lösten die Scharniere und legten den schweren Deckel zur Seite.

      Jetzt kam der schwere Teil der Arbeit. Auf dem Parkplatz war alles ruhig. Gemeinsam trugen sie ihr immer noch bewusstloses Opfer aus dem Wohnmobil und legten es in die Kiste. Schweißperlen liefen ihnen über die Stirn.

      Atemlos stöhnte er: »Hast du die Schlüssel vom Bulli?«

      Sie klopfte auf eine Seitentasche ihrer Overalls.

      »Okay, dann schnell den Deckel drauf, bevor er zu sich kommt.«

      Der Deckel knallte auf die Kiste. Die schweren Scharniere schnappten zu.

      Gerd Hasler warf die Schiebetür zu. »Du fährst jetzt mit dem Zigaretten-Bulli zu unserer Halle. Aber fahr vorsichtig und fall nicht auf. Ich folge dir mit dem Transporter, für alle Fälle.«

      Sie wollte nur weg. Ein Kloß steckte in ihrem Hals. Ihre Stimme hätte ihm ihr Entsetzen vor dem bevorstehenden Mord verraten. Deshalb nickte sie nur.

      Gerd ging neben dem Transporter in die Knie, legte das Ventil der Abgasleitung um.

      Tag 3, 23.30 Uhr

      Unterwegs auf der Autobahn von Brinkum-Leer-Emstunnel-Weener-Rhede.

      In der Kiste erwachte Karl Klein langsam.

      Er versuchte, sich zu orientieren. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war dieses geile Weib in dem Wohnmobil. Er wollte sich aufrichten, stieß aber mit dem Kopf an. Dann fühlte er die Handschellen. Und überall stieß er mit den Füßen oder mit der Schulter gegen eine Wand.

      Langsam begriff er, was das bedeutete. Er lag in einem Sarg. Dieser warme Luftzug von der Seite benebelte ihn.

      Seine Hilfeschreie blieben ungehört. Die Panik wich schließlich einer gnädigen Ohnmacht.

      Tag 4, 00.30 Uhr

      Gerd Hasler öffnete die Schiebetür, danach löste er die Verriegelungen. Eine Wolke von Abgasen schlug ihm entgegen, als er den Deckel anhob. Ein rascher Blick über den Parkplatz: alles ruhig.

      Den Elektroschocker konnte er zur Seite legen. Ihr Opfer lag mit rotem Gesicht tot in der Kiste. Mit einem speziellen Bergungsgriff zog Gerd den Toten heraus und schleppte ihn in das dunkle Dickicht des Parkplatzes.

      Er öffnete mit dem Schlüssel die Handschellen. Die Schmuckkette legte er dem Opfer um den Hals. Mit einem knackenden Geräusch trennte seine Schere den Zeigefinger von der rechten Hand des Toten.

      Alles lief wie geplant. Der Transporter verließ den Parkplatz. Er drehte an der Anschlussstelle Rhede, fuhr zurück Richtung Bunde.

      Tag 4, 01.45 Uhr

      Im Industriegebiet Bunde-West stellte Gerd Hasler sein Fahrzeug hinter die alte Halle eines abgelegenen Firmengeländes. Beim Aussteigen überprüfte er die Umgebung. Alles war ruhig.

      Die alte Halle war etwa 20 Meter breit und 50 lang. Vorne befand sich ein breites Tor. Das massive Tor bei der Einfahrt sicherte das Grundstück zusammen mit einem stabilen Zaun. Das Gelände war von hohen Büschen umgeben. Ideal für ihre Zwecke. Hinter diesem älteren Gebäude befand sich das neue Firmengelände.

      Gerd betrat die Halle durch die Seitentür. In einem Nebenraum, von der Halle durch eine Plane getrennt, standen der Mercedes des ersten Opfers und daneben der Zigaretten-Bulli.

      Lisa kam ihm entgegen.

      »Braves Mädchen! Hast du nachgesehen, ob da noch ein Handy vom Fahrer drin ist?«

      Sie holte ein zerlegtes Handy aus der Tasche ihres Overalls.

      Gerd klemmte die Batterie des Bullis ab, genau wie die beim Mercedes. Dann verschlossen sie gemeinsam das Tor zum Nebenraum und verließen die Halle.

      Als Nächstes stand der Abtransport des Wohnmobils auf dem Plan.

      Lisa saß neben Gerd auf dem Beifahrersitz. Nervös fragte sie: »Ist er tot?«

      »Ja, ich habe ihn auf dem Parkplatz Rhede entsorgt. Dort findet man ihn nicht so schnell.«

      Eine Zeitlang blieb es still. Dann sagte sie: »Weißt du, diesmal war es irgendwie anders. Ich hab gedacht, beim Zweiten wird es einfacher, aber irgendwie tat mir der junge Mann leid.«

      Zornig entgegnete er: »Du weißt doch, dass sie es verdient haben. Sie hatten doch die Wahl. Sie hätten auch brav nach Hause fahren können.«

      Beide schwiegen. Gerd erzählte ihr nicht, dass er den Toten den Zeigefinger abschnitten hatte, und sprach auch nicht über die Sache mit dem Schmuck, den er hinterließ.

      Lisa erzählte ihm nicht, dass sie im Bulli ein Foto von einem jungen Paar am Armaturenbrett gesehen hatte. Vermutlich der Fahrer und seine Frau. Beide sahen darauf so glücklich aus.

      Sie fuhren durch den Emstunnel, weiter bis zur AS Filsum, drehten dort. Nach einigen Kilometern in Richtung Westen waren sie zurück am Parkplatz Brinkum. Das Wohnmobil stand so, wie sie es verlassen hatten, auf dem dunklen Parkplatz.

      Tag 4, 02.45 Uhr

      PP Brinkum, Rtg. Leer/Mep.

      Gerd Hasler sah Lisa besorgt an. »Alles in Ordnung mit dir? Bleib cool, jetzt fährst du das Wohnmobil zurück und

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